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'''''Die | '''''Die Niederlage der Piemontesen''''' war ein Zeitungsartikel von [[Friedrich Engels]] über der [[Schlacht bei Novara (1849)|Schlacht bei Novara]], der erstmals am 31. März 1849 in der [[Neue Rheinische Zeitung|''Neuen Rheinischen Zeitung'']] veröffentlicht wurde. | ||
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Version vom 30. September 2024, 01:22 Uhr
Die Niederlage der Piemontesen war ein Zeitungsartikel von Friedrich Engels über der Schlacht bei Novara, der erstmals am 31. März 1849 in der Neuen Rheinischen Zeitung veröffentlicht wurde.
Volltext
Neue Rheinische Zeitung Nr. 260, 31. März 1849, Seite 1
Deutſchland.
* Köln, 30. März. Der Verrath Ramorino's hat ſeine Früchte getragen. Die piemonteſiſche Armee iſt bei Novara vollſtändig geſchlagen und nach Borgomanero, an den Fuß der Alpen, zurückgetrieben. Die Oeſtreicher haben Novara, Vercelli und Trino beſetzt und die Straße nach Turin ſteht ihnen offen.
Es fehlen bis jetzt alle näheren Angaben. So viel aber ſteht feſt, daß ohne Ramorino, der den Oeſtreichern erlaubte, ſich zwiſchen die verſchiedenen piemonteſiſchen Diviſionen zu drängen und einen Theil derſelben, zu iſoliren, der Sieg unmöglich war.
Daß Karl Albert ebenfalls Verrath geübt hat, kann nicht bezweifelt werden. Ob aber bloß durch Vermittelung Ramorino's oder auch ſonſt noch, werden wir erſt ſpäter erfahren.
Ramorino iſt derſelbe Abenteurer, der, nach einer mehr als zweideutigen Laufbahn im polnſchen Tage, wo die Sache einen ernſthaſten Charakter annahm, mit der ganzen Kriegskaſſe verſschwand, und der ſpäter in London dem Er-Herzog von Braunſchweig für 1200 Pf. Sterl. einen Plan zur Eroberung Deutſchland's machte.
Daß ein ſolcher Induſtrieller nur angeſtellt werden konnte, beweiſt, wie ſehr Karl Albert, der die Republikaner von Genua und Turin mehr fürchtet als die Oeſtreicher, von vorn herein schon auf Verrath ſann.
Daß man nach dieſer Niederlage eine Revolution und die Proklamierung der Republik in Turin erwartet, geht daraus hervor, daß man ihr durch die Abdankung Karl Albert's zu Gunſten ſeines älteſten Sohnes vorzubeugen verſucht.
Die Niederlage der Piemonteſen iſt wichtiger als alle deutſchen Kaiſerpoſſen zuſammen. Sie iſt die Niederlage der geſammten italieniſchen Revolution. Nach der Beſiegung Piemonts kommt die Reihe an Rom und Florenz.
Aber wenn nicht alle Zeichen trügen, ſo wird gerade dieſe Niederlage der italieniſchen Revolution das Signal ſein zum Losbruch der europäiſchen Revolution. Das franzöſiſche Volk ſieht in demſelben Verhältniß, als es im Innern des Landes von der eigenen Kontrerrevolution mehr und mehr geknechtet wird, die bewaffnete Kontrerrevolution des Auslandes ſeinen Gränzen näher rücken. Dem Juniſieg und der Diktatur Cavaignac in Paris entſprach der ſiegreiche Marſch Radetzky's bis an den Mincio; der Präſidentschaft Bonaparte, Barrot und dem Clubgeſetz entſpricht der Sieg bei Novara und der Marſch der Oeſterreicher an die Alpen. Paris iſt reiſ zu einer neuen Revolution. Savoyen, das ſeit einem Jahr ſeinen Abfall von Piemont und ſeinen Anſchluß an Frankreich vorbereitet, das ſich Frankreich in die Arme werfen wollen; Barrot und Bonaparte müſſen es zurückweiſen. Genua, vielleicht Turin, wenn es noch Zeit iſt, werden die Republik proklamieren und Frankreichs Hülfe anrufen; und Odilon-Barrot wird ihnen gravitätiſch zur Antwort geben, er werde die Integrität des fardiniſchen Gebiets zu ſchützen wiſſen.
Aber wenn das Miniſterium es nicht wiſſen will, das Volk von Paris weiß es, Frankreich die Oeſtreicher in Turin und Genua nicht dulden darf. Und das Volk von Paris wird ſie dort nicht dulden. Es wird auf die Italiener durch eine ſiegreiche Erhebung antworten, und die franzöſiſche Armee, die einzige in Europa, die ſeit dem 24. Februar nicht auf offenem Schlachtfelde ſtand, wird ſich ihm anſchließen.
Die franzöſiſche Armee brennt vor Begierde, die Alpen zu überſchreiten und ſich mit den Oeſtreichern zu meſſen. Sie iſt nicht gewohnt, einer Revolution entgegenzutreten, die ihr neuen Ruhm und neue Lorbeeren verheißt, die mit der Fahne des Kriegs gegen die Coalition auftritt. Die franzöſiſche Armee iſt nicht "Mein herrliches Kriegsheer".
Die Niederlage der Italiener iſt bitter. Kein Volk, außer den Polen, iſt ſo ſchmählich von der Gewalt übermächtiger Nachbarn erdrückt worden, ſeins hat ſo oft und ſo muthig verſucht, den Druck abzuſchütteln. Und jedesmal muß dies unglückliche Volk ſeinen Unterdrückern wieder erliegen; das Ziel aller Anſtrengungen, aller Kämpfe iſt nichts als neue Niederlagen! Aber wenn dieſe Niederlage eine Revolution in Paris zur Folge hat und den europäiſchen Krieg zum Ausbruch bringt, deſſen Vorzeichen an allen neuen Bewegung über den ganzen Kontinent, einer Bewegung, die diesmal einen andern Charakter haben wird als die des vorigen Jahres — dann haben ſelbſt die Italiener Urſache ſich dazu Glück zu wünſchen.