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Aktuelle Version vom 14. November 2024, 12:25 Uhr
Wladimir Iljitsch Lenin Владимир Ильич Ленин | |
---|---|
Geboren | Wladimir Iljitsch Uljanow 22. April 1870 Simbirsk, Russisches Reich |
Gestorben | 21. Januar 1924 (53 Jahre alt) Gorki, RSFSR, Sowjetunion |
Todesursache | Schlaganfall |
Nationalität | Russisch |
Politische Überzeugung | Marxismus |
Partei | Sozialdemokratische Arbeiterpartei Russlands |
Wladimir Iljitsch Lenin war ein russischer Revolutionär, politischer und wirtschaftlicher Theoretiker, Philosoph und Staatsmann. Er war der führende Kopf der Oktoberrevolution, die zur Gründung der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken führte, der ersten erfolgreichen Diktatur des Proletariats.
Lenins bedeutendster Beitrag zur marxistischen Theorie war seine Imperialismustheorie, die die Dominanz von Monopolen und Kartellen beschreibt. In zahlreichen Schriften trug er zudem wesentlich zur Entwicklung einer marxistischen Praxis bei, welche die Strategie und Taktik der Revolution, die marxistische Staatstheorie und die Strukturierung einer proletarischen Organisation durch den demokratischen Zentralismus umfasste.
Lenins politische und theoretische Aktivitäten, seine Schriften der 1890er Jahre und des frühen 20. Jahrhunderts, sein entschlossener Kampf gegen Opportunismus und revisionistische Verzerrungen der marxistischen Theorie sowie sein Engagement für die Schaffung einer revolutionären politischen Partei gelten als spezifische Beiträge Lenins zum Marxismus. Diese Beiträge werden heute als Marxismus-Leninismus bezeichnet.
Frühe Jahre (1870–1888)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Wladimir Iljitsch Uljanow wurde am 22. April 1870 in Simbirsk geboren und war das vierte von acht Kindern von Ilja Uljanow, einem angesehenen Pädagogen und Sohn eines ehemaligen Leibeigenen, und Maria Alexandrowna, die aus einer adligen Familie stammte.[1] Lenins Vater war zwar selbst kein Revolutionär, teilte jedoch progressive Ansichten und lehnte die autokratische Staatsform ab. Sowohl sein Vater als auch seine Mutter prägten Lenins intellektuelle Erziehung stark. Neben seinen Eltern übte auch sein Bruder Alexander großen intellektuellen Einfluss auf ihn aus, da er Lenin erstmals mit marxistischer Literatur vertraut machte.[2]
Lenins Kindheit und Jugend fielen in eine reaktionäre Phase der russischen Geschichte, in der Zivilpersonen häufig für ihre Kritik am zaristischen Regime verhaftet wurden.[3] Im Mai 1887, als Lenin 17 Jahre alt war, wurde sein Bruder Alexander Uljanow öffentlich hingerichtet, da er an einem Attentatsversuch auf Zar Alexander III. beteiligt gewesen war. Dieses Ereignis trug maßgeblich zu Lenins Radikalisierung und seinem späteren revolutionären Engagement bei.[4]
Am 13. August 1886 wurde Lenin an der juristischen Fakultät der Universität Kasan zugelassen und trat einen Monat später der Samara-Simbirsk-Bruderschaft bei, einer damals verbotenen Studentenvereinigung, was gemäß der Universitätsstatuten zur Exmatrikulation führen konnte.[3][5] Ein Jahr nach Beginn seines Studiums beteiligte sich Lenin an studentischen Kampagnen und Demonstrationen, die das Recht auf studentische Vereinigungen forderten und die Wiedereinsetzung zuvor exmatrikulierter Studenten verlangten.[3] Aufgrund seiner Teilnahme an diesen Protesten wurde Lenin im Dezember 1887 verhaftet, von der Universität verwiesen und für ein Jahr in ein nahegelegenes Dorf verbannt, wo er fortan unter strenger Polizeiaufsicht stand.[3]
Während seines Exils im Dorf Kokuschkino widmete sich Lenin intensiv dem Studium der politischen Ökonomie und anderer wissenschaftlicher Werke. Später schrieb er über diese Zeit: „Ich glaube nicht, dass ich jemals in meinem Leben so viel gelesen habe, nicht einmal während meiner Gefangenschaft in St. Petersburg oder meines Exils in Sibirien, wie in dem Jahr, als ich aus Kasan in das Dorf verbannt war; ich las gierig von frühmorgens bis spätabends.“[3]
Im Herbst 1888 wurde Lenin die Rückkehr nach Kasan gestattet, jedoch ohne die Möglichkeit, sein Studium wieder aufzunehmen oder an ausländischen Universitäten zu studieren. Zurück in Kasan schloss er sich einem von Nikolai Fedossejew organisierten marxistischen Studienkreis an und begann mit seinen ersten politischen und revolutionären Aktivitäten. In dieser Zeit, 1888–1889, studierte Lenin erstmals das erste Buch von Karl Marx „Das Kapital“.[3]
Frühe revolutionäre Aktivitäten (1889–1895)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Im Mai 1889 zog die Familie Uljanow in ein Dorf nahe der Stadt Samara, wo Lenin nur knapp einer erneuten Verhaftung durch die Geheimpolizei entging, die kurz darauf Mitglieder der marxistischen Studienkreise von Fedossejew in Kasan verhaftete und inhaftierte. In Samara verdiente Lenin seinen Lebensunterhalt durch Nachhilfe. Da ihm der Besuch der Universität untersagt war, stellte er mehrfach Anträge, die Universitätsprüfungen ohne Vorlesungsbesuch abzulegen. 1890 erhielt er die Genehmigung, sich 18 Monate lang autodidaktisch vorzubereiten. Nach intensivem Studium legte er 1891 die Prüfungen mit Bestnoten in allen Fächern ab und erhielt ein Diplom erster Klasse.[6]
Lenin begann, als Anwalt am Regionalgericht in Samara zu arbeiten und trat 1892–93 etwa zwanzigmal als Verteidiger vor Gericht auf. Sein juristisches Engagement blieb jedoch zweitrangig, da er sich intensiv dem Studium des Marxismus widmete, um sich auf seine revolutionäre Arbeit vorzubereiten. 1892 gründete Lenin den ersten marxistischen Zirkel in Samara, der sich auf Werke von Marx, Engels und Plekhanow konzentrierte.[6] Die juristische Praxis bereicherte Lenins Verständnis der realen Welt, da er so aus der Perspektive der wirtschaftlich Benachteiligten konkrete Beispiele des Klassenkampfes und die Grenzen der bürgerlichen Rechtsordnung erlebte.[5]
1893 verfasste Lenin seine erste theoretische Arbeit unter dem Titel Neue ökonomische Entwicklungen im Leben der Bäuer*innen, eine Analyse der russischen Wirtschaft basierend auf Daten und Statistiken über die bäuerliche Landwirtschaft.[6] Während dieser Zeit korrespondierte er mit Nikolai Fedossejew und tauschte Ansichten über marxistische Theorie sowie über die wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen Russlands aus. Lenin erinnerte sich später mit großer Wertschätzung an diese Freundschaft und schrieb: „Fedossejew spielte in der Wolgaregion und in Teilen Zentralrusslands eine sehr wichtige Rolle; die damalige Hinwendung zum Marxismus war zweifellos maßgeblich seinem außerordentlichen Talent und seiner Hingabe als Revolutionär zu verdanken.“[7]
Im August 1893 ging Lenin nach St. Petersburg, wo er an mehreren Treffen marxistischer Kreise teilnahm. Dort übte er scharfe Kritik an den liberalen Narodniki und legte so die Grundlage für sein 1894 veröffentlichtes Werk Was die ‚Freunde des Volkes‘ sind und wie sie die Sozialdemokrat*innen bekämpfen. Diese Schrift, die in drei Teilen illegal in russischen Städten verbreitet wurde, schuf das theoretische Fundament für das Programm und die Taktik der russischen revolutionären Sozialdemokratie.[8][5] In dieser Zeit lernte Lenin auch Nadeschda Krupskaja kennen, die kostenlos Arbeitende unterrichtete.[9]
Gründung einer vereinten marxistischen Organisation und Verhaftung (1895–1897)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Im März 1895 nahm Lenin an einer Konferenz sozialdemokratischer Gruppen aus St. Petersburg, Moskau, Kiew und Wilno teil.[10] Die Konferenz diskutierte den Übergang von der marxistischen Propaganda in kleinen Zirkeln zu einer breit angelegten politischen Agitation, die Veröffentlichung populärer Literatur für die Arbeitsklasse und die Schaffung engerer Kontakte zu diesen. Man beschloss, zwei Vertretende ins Ausland zu senden, darunter Lenin.[11]
Von Mai bis September 1895 reiste Lenin ins Ausland, um im Exil lebende Sozialdemokraten zu treffen, insbesondere Plekhanow. In Berlin begegnete er erstmals Wilhelm Liebknecht, einem deutschen Sozialdemokraten, und in Paris traf er Paul Lafargue, den Schwiegersohn von Karl Marx und sozialistischen Aktivisten.[12][13][5] Anlässlich des Todes von Friedrich Engels am 05. August 1895 verfasste Lenin eine kleine Broschüre, die Engels' Beitrag zur proletarischen Sache würdigte.[14] Im selben Jahr vereinten sich die marxistischen Zirkel von St. Petersburg zu einer einzigen politischen Organisation unter Lenins Führung. Im Dezember nahm diese Organisation den Namen Bund für den Kampf zur Befreiung der Arbeitsklasse an.[11] Die Gruppe hatte bereits Monate zuvor die Arbeitenden durch Flugblätter aufgewiegelt und sich an Streiks beteiligt, was zur Verhaftung Lenins und anderer Führer des Bundes am 20. Dezember 1895 führte. Lenin wurde wegen „staatsfeindlicher Verbrechen“ angeklagt und zu vierzehn Monaten Einzelhaft sowie drei Jahren Verbannung nach Sibirien verurteilt.[11][5]
Während seiner Haftzeit setzte Lenin seine revolutionäre Arbeit fort und fand schnell Mittel und Wege, mit nicht inhaftierten Genoss*innen in Kontakt zu treten, um die Aktivitäten des Bundes zu koordinieren. In seiner Zelle schrieb er das Entwurfsprogramm für den ersten Kongress des Bundes und begann mit den Recherchen und dem Verfassen seines Buches Die Entwicklung des Kapitalismus in Russland. Um die Zensur zu umgehen, nutzte er Milch als unsichtbare Tinte, die erst durch Erwärmung oder in heißem Wasser sichtbar wurde.[11][15] Über Krupskaja, die sich als Lenins Verlobte ausgab, konnte er weiterhin mit den Mitgliedern des Bundes korrespondieren.[16]
Verweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Tamás Krausz (2015). Reconstructing Lenin: an intellectual biography: 'Family'. ISBN 9781583674499 [LG]
- ↑ “Lenin war auch stark von seinem älteren Bruder Alexander beeinflusst, der für ihn eine unbestrittene Autorität darstellte. Der junge Wladimir orientierte sich an seinem Bruder, und wann immer er eine Entscheidung treffen sollte, antwortete er: „Ich würde tun, was Alexander tun würde.“ Dieses Bestreben, sein Verhalten nach dem seines älteren Bruders zu richten, verlor sich nicht, sondern vertiefte sich mit der Zeit und gewann an Bedeutung. Von Alexander erfuhr Wladimir erstmals von marxistischer Literatur, und es war in den Händen seines Bruders, dass er zum ersten Mal Das Kapital von Karl Marx sah.”
Pyotr Pospelov & Institute of Marxism-Leninism (1965). Lenin: a biography: 'Childhood and youth. The beginning of revolutionary activity; The shaping of revolutionary views' (p. 15). Moscow: Progress Publishers, CC CPSU. [LG] - ↑ 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 Pyotr Pospelov & Institute of Marxism-Leninism (1965). Lenin: a biography: 'Childhood and youth. The beginning of revolutionary activity; The shaping of revolutionary views'. Moscow: Progress Publishers, CC CPSU. [LG]
- ↑ Robert Service (2000). A biography of Lenin: 'Deaths in the family'. ISBN 9780333726259 [LG]
- ↑ 5,0 5,1 5,2 5,3 5,4 Tamás Krausz (2015). Reconstructing Lenin: an intellectual biography: 'Who was Lenin?; Education'. ISBN 9781583674499 [LG]
- ↑ 6,0 6,1 6,2 Pyotr Pospelov & Institute of Marxism-Leninism (1965). Lenin: a biography: 'Childhood and youth. The beginning of revolutionary activity; The Samara period'. Moscow: Progress Publishers, CC CPSU. [LG]
- ↑ Vladimir Lenin (1922). A few words about N. Y. Fedoseyev. [MIA]
- ↑ Pyotr Pospelov & Institute of Marxism-Leninism (1965). Lenin: a biography: 'Leader of the revolutionary proletariat of Russia; The ideological defeat of Narodism'. Moscow: Progress Publishers, CC CPSU. [LG]
- ↑ Pyotr Pospelov & Institute of Marxism-Leninism (1965). Lenin: a biography: 'Leader of the revolutionary proletariat of Russia; Among the St. Petersburg Proletariat'. Moscow: Progress Publishers, CC CPSU. [LG]
- ↑ “2 or 3 March: Lenin takes part in a meeting of members of social democratic groups from St Petersburg, Moscow, Kiev and Vilno. Passing from propaganda work in Marxist circles to mass agitation work is debated.”
Gerda Weber & Hermann Weber (1974). Lenin: life and works: '1895' (p. 7). [LG] - ↑ 11,0 11,1 11,2 11,3 Pyotr Pospelov & Institute of Marxism-Leninism (1965). Lenin: a biography: 'Leader of the revolutionary proletariat of Russia; The League of Struggle for the Emancipation of the Working Class'. Moscow: Progress Publishers, CC CPSU. [LG]
- ↑ “15 May-8 June: Lenin travels to Switzerland; he meets Potresov in Geneva and travels with him to see Plekhanov who is on holiday in the mountain village of Les Ormonts, near Les Diablerets. [...]
Before 8 June: Lenin travels to Paris and gets to know Paul Lafargue, Karl Marx's son-in-law, there. [...]
14 September: In a letter to Wilhelm Liebknecht, Plekhanov recommends Lenin as 'one of our best Russian friends' and requests that Lenin be received because of an 'important matter' as he is returning to Russia. Lenin visits Wilhelm Liebknecht in Charlottenburg between 14-19 September.”
Gerda Weber & Hermann Weber (1974). Lenin: life and works: '1895' (pp. 7-9). [LG] - ↑ “In Europe in 1895, he met the elders of Russian Marxism: Plekhanov and Axelrod in Switzerland, Paul Lafargue (Marx’s son-in-law) in Paris and Wilhelm Liebknecht in Berlin.”
Tariq Ali (2017). The dilemmas of Lenin: 'Terrorism and utopia; The younger brother' (pp. 44-45). [LG] - ↑ Vladimir Lenin (1895). Friedrich Engels. [MIA]
- ↑ “Sie kamen jeden Samstag mit Milch geschrieben – dem Tag, an dem Bücher verteilt wurden. Ein kurzer Blick auf das geheime Zeichen zeigte, dass das Buch eine Botschaft enthielt. Um sechs Uhr wurde heißes Wasser für Tee verteilt, und die Aufseherin führte die unpolitischen Strafgefangenen zur Kirche. Zu diesem Zeitpunkt hatte man den Brief bereits in Streifen geschnitten und den Tee zubereitet. Sobald die Aufseherin den Raum verließ, begann man, die Papierstreifen in den heißen Tee zu tauchen, um den Text sichtbar zu machen.”
Nadezhda Krupskaya (1933). Reminiscences of Lenin: 'St. Petersburg'. [MIA] - ↑ “So-and-so had no one coming to visit him – it was necessary to get him a "fiancee": or so-and-so had to be told through visiting relatives to look for letters in such-and-such a book in the prison library, on such-and-such a page; another needed warm boots, and so on.”
Nadezhda Krupskaya (1933). Reminiscences of Lenin: 'St. Petersburg'. [MIA]
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