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Der Kapitalismus ist sowohl eine Produktionsweise als auch ein soziales System, das durch den Privatbesitz an Produktionsmitteln und Ausbeutung von Lohnarbeit charakterisiert wird. Im Kapitalismus besitzen und kontrollieren Privatunternehmen und reiche Individuen den Großteil an Rohstoffen und Werkzeugen, die zur Produktion notwendig sind, während die Mehrheit der Bevölkerung kaum im Besitz von Produktionsmitteln ist und deshalb ihre Arbeitskraft als Ware an die Kapitalisten verkaufen muss, um zu überleben.
Der Aufstieg des Kapitalismus ab dem 16. Jahrhundert ist mit einem Rückgang der Löhne bis unter das Existenzminimum, einer Verschlechterung der menschlichen Statur und einem Anstieg der verfrühten Sterblichkeit verbunden. Vor dem Kapitalismus war extreme Armut in der Weltgeschichte sehr ungewöhnlich, außer möglicherweise in Fällen von Naturkatastrophen. Wo immer sich der Kapitalismus entwickelte, entweder durch Kolonialismus oder durch erzwungene Enteignung von Land, erzeugte er Massenarmut und eine allgemeine Verschlechterung der Lebensgrundlagen der arbeitenden Bevölkerung.
Haupterscheinungen
Die Haupterscheinungen des Kapitalismus sind im Folgenden aufgelistet:
- Die Mehrheit der Produktionsmittel befindet sich im Besitz der Kapitalisten (auch Bourgeoisie genannt), die in jeder Bevölkerung lediglich eine Minderheit repräsentieren.
- Die Mehrheit der Menschen lebt, rein rechtlich gesehen, in Freiheit, muss jedoch für eine Lohn arbeiten, um jene Waren erwerben zu können, die sie zum Überleben benötigen.
- Markthegemonie: Die Mehrheit der von der arbeitenden Bevölkerung hergestellten Produkte wird verkauft, und die meisten Dinge, die man konsumiert, werden durch Kauf erworben. Dies steht im Gegensatz zu früheren Wirtschaftsformen, in denen die meisten Produkte des Einzelnen oder der Familie innerhalb derselben Familie konsumiert wurden; oder wo das Produkt nach Gewohnheitsregeln vertrieben wurde, z.B. feudale Abgaben oder der Zehnt. Im Kapitalismus gibt es neben der grundlegenden Tatsache, dass Produkte so oft ausgetauscht werden, auch die Besonderheit, dass der Austausch normalerweise gegen Geld erfolgt: Tauschhandel kommt nur noch selten vor.
- Vorteile der Kapitalisten: wegen ihres größeren Reichtums und der damit einhergehenden höheren Stellung in der Gesellschaft haben die Kapitalisten ein Ausmaß an Macht über die Arbeiter, das es ihnen ermöglicht:
- den Produktionsprozess zu kontrollieren und zu bestimmen, was produziert wird und wie es produziert wird
- sich die hergestellten Produkte anzueignen, ohne selbst gearbeitet zu haben (private Aneignung des vom Arbeiter geschaffenen Mehrwerts)
- Durchdringung des Wettbewerbs: Einzelne Kapitalisten operieren in einem Umfeld der Konkurrenz mit anderen Kapitalisten, die die gleiche Ware oder einen Ersatz produzieren und um Märkte oder Kredite kämpfen. Dies zwingt die Kapitalisten unter anderem dazu, neue Techniken und Praktiken anzuwenden, die die Produktionskosten senken, und zu versuchen, ihre Stellung auf dem Markt zu verbessern, damit sie ihre Konkurrenten dominieren und Größenvorteile erreichen können.
Geschichte
Im Kontext des historischen Materialismus, als die Leibeigenschaft und die geringe Warenproduktion durch Handwerker in feudalen Zeiten zunehmend von der aufkommenden kaufmännischen Klasse abgelöst wurde, ermöglichte die Steigerung der Produktivkräfte eine Veränderung der Produktionsverhältnisse, die zur Verdrängung der feudalen Aristokratie als dominierende Wirtschaftsklasse zugunsten der Bourgeoisie führte. Dies geschah durch mehrere bürgerliche Revolutionen. In diesem Zusammenhang betrachtet der historische Materialismus den Kapitalismus als eine fortschrittliche Entwicklung im Vergleich zum Feudalismus.