Rede bei der ersten Internationalen Konferenz Sozialistischer Frauen (Alexandra Kollontai)
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Rede bei der ersten Internationalen Konferenz Sozialistischer Frauen | |
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Autor | Alexandra Kollontai |
Veröffentlicht | 1907 Stuttgart |
Typus | Rede |
Quelle | Marxist Internet Archive |
Die ganze Welt weiß, was die russische Arbeiterin für die Befreiung Rußlands von zarischer Gewalt getan hat; und es wird deshalb vielleicht nicht verstanden, daß sie ihren proletarischen Schwestern nicht einmal eine eigene Vertreterin gesandt hat. Aber wir hatten eben bis jetzt in Rußland keine besondere Arbeiterinnen= oder Frauenbewegung. Die klassenbewußte Arbeiterin hat Reihe an Reihe im Befreiungskampfe an der Seite des Mannes gestanden. Die russische Sozialdemokratie hat auch stets das Interesse der Arbeiterin vertreten, und in großer Zahl haben sich die russischen aufgeklärten Frauen der sozialdemokratischen Partei und den Gewerkschaften angeschlossen, von allen den Gewerkschaften, die sehr rasch gewachsen sind. Jetzt allerdings haben auch wir in Rüßland eine schwere Zeit zu überstehen. Der proletarischen Frauenbewegung ist in der bürgerlichen Frauenbewegung ein neuer Feind erstanden, von dem vor drei Jahren noch keine Spur vorhanden war. Jetzt ist sie wie ein Pilz nach dem Regen aufgeschossen. Es gibt kadettisch-radikale Frauen, die politisch ganz entschieden, in der sozialen Gesetzgebung aber rückständig sind. Es gibt auch fortschrittliche Frauen, und schließlich auch einen Verband echt russischer Frauen (Pfui! Rufe), die gierig sind, das Blut unserer opferwilligsten revolutionären Kämpfer zu trinken. Eine schöne Organisation für das schöne Geschlecht! Mit allen diesen bürgerlichen Frauen müssen wir jetzt die Klinge kreuzen, und so führen wir weiter den blutigen Kampf gegen den Absolutismus, Männer und Frauen gemeinsam. Wir werden ihn niederzwingen, und dieser Sieg wird ein Sieg für die ganze Welt sein.