Antwort auf eine Frage des Leiters der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo Tsushin (Kim Jong-Il)
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Antwort auf eine Frage des Leiters der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo Tsushin | |
|---|---|
| Autor*in | Kim Jong-Il |
| Verfasst in | 14. September 2002, Juche 91 |
| Verlag | Verlag für Fremdsprachige Literatur DVR Korea |
Ich danke Ihnen, dass Sie mir vor dem Besuch des Ministerpräsidenten Koizumi Junichiro in unserem Land einige Fragen schriftlich eingereicht haben. Verschiedene in Ihren Fragen angesprochene Probleme stehen zur Erörterung bei meinen bevorstehenden Begegnungen und Verhandlungen mit Ministerpräsident Koizumi, weshalb ich nur die Frage bezüglich der koreanisch-japanischen Beziehungen beantworten möchte. Das Augenmerk der Welt konzentriert sich gegenwärtig auf Korea, und große Aufmerksamkeit wird den kommenden Begegnungen und Gesprächen zwischen mir und Herrn Koizumi geschenkt. Korea und Japan sind geografische Nachbarn und stehen seit undenklichen Zeiten miteinander in Kontakt und Verbindung. Aber im verflossenen Jahrhundert befanden sich die koreanisch-japanischen Beziehungen aufgrund von Zwist und Konfrontation in einem äußerst anormalen Zustand.
Die über 50 Jahre nach dem Krieg andauernde anormale Beziehung zwischen Korea und Japan bringt in jeder Hinsicht beiden nur Nachteile ohne einen einzigen Vorteil. Die Normalisierung dieser Beziehungen und die Entwicklung einer Beziehung gutnachbarlicher Freundschaft entsprechen den Wünschen und Interessen der Völker beider Länder und erweisen sich als eine unaufschiebbare Forderung der Zeit. Korea und Japan dürfen als asiatische Länder nicht nahe oder ferne Länder sein, sondern müssen in Frieden und Eintracht als nahe und vertraute Nachbarländer leben und koexistieren und gemeinsames Gedeihen anstreben. Das ist unser Wille und unveränderter Standpunkt. Die Normalisierung der anormalen Beziehungen zwischen Korea und Japan ist eine historische Aufgabe, die heute den Politikern beider Länder auferlegt ist. Zwischen beiden Ländern wird es keine unlösbaren Probleme geben, wenn die verantwortlichen Politiker für die Wünsche und Interessen ihrer Völker und die Erfüllung ihrer hehren Mission vor der Geschichte von hoher Warte aus mit Entschlossenheit zupacken. Demnächst wird Ministerpräsident Koizumi Pyongyang besuchen.
Das wird zu einem Epoche machenden Anlass für die Normalisierung der koreanisch-japanischen Beziehungen werden. Ich begrüße Ministerpräsident Koizumis Besuch in unserem Land und bin davon überzeugt, dass unsere bevorstehenden Begegnungen und Verhandlungen gute Resultate bringen werden. Wir sollten durch den gemeinsamen Willen und gemeinsame Anstrengungen, die koreanischjapanischen Beziehungen egal auf welche Weise zu verbessern, ein neues Kapitel in der Geschichte der Beziehungen zwischen beiden Ländern aufschlagen. Das Hauptproblem, das bei der Normalisierung dieser Beziehungen zu klären ist, besteht darin, die unangenehme Vergangenheit, die zwischen beiden Ländern ziemlich verwickelt ist, völlig zu bereinigen. Wenn wir die Geschichte des Grolls, der sich über ein ganzes Jahrhundert angehäuft hat, unter den Teppich kehren, kann weder die Normalisierung der zwischenstaatlichen Beziehungen verwirklicht noch eine Beziehung der gutnachbarlichen Freundschaft aufgenommen werden. Zum Zweck der Vergangenheitsbewältigung muss Japan mit Rücksicht auf das Unglück, das es über unser Volk gebracht hat, und die Schäden, die es ihm zugefügt hat, aufrichtig Abbitte leisten und auch die Frage der Entschädigung angemessen klären.
Weil eben diese Hauptfragen bisher keine Lösung fanden, konnten die Beziehungen zwischen beiden Ländern keine Verbesserung erfahren, wodurch verschiedene komplizierte Probleme entstanden. Gegenwärtig verleumden beide Staaten einander wegen kleinlicher Probleme und treten auf der Stelle, aber diese Fragen werden mühelos gelöst werden können, wenn sie die Beziehungen zueinander verbessern und sich gegenseitig vertrauen. Lassen sich die anormalen Beziehungen zwischen Korea und Japan regeln, kann u. a. auch die Sicherheitsfrage, um die die Japaner besorgt sind, nicht zu einem Problem werden. Allem Anschein nach strapazieren sie angesichts der erstarkenden Verteidigungskraft unseres Landes sehr ihre Nerven, aber unsere Verteidigungspolitik ist durch und durch auf den Selbstschutz ausgerichtet. Unsere Streitkräfte sind gegenüber jenen, die uns antasten, erbarmungslos, aber wir wenden niemals gegen jene, die uns nicht anrühren, egal wer sie sind, Waffengewalt an. Wenn Japan uns nicht anfeindet und sich uns gegenüber freundschaftlich verhält, braucht es über die Verstärkung unserer Landesverteidigungskraft nicht im Geringsten besorgt zu sein. Abschließend fragten Sie mich danach, ob ich die Absicht hätte, Japan einen Besuch abzustatten. Meines Erachtens kann es keinen Grund dafür geben, Japan nicht zu besuchen, wenn die Beziehungen zwischen beiden Ländern normalisiert werden und sich gut entwickeln. Bei dieser Gelegenheit bitte ich Sie, dem japanischen Volk meinen Gruß zu übermitteln, nämlich, dass ich ihm Frieden und Gedeihen wünsche.