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Eine Untersuchung über Natur und Wesen des Volkswohlstandes. Erster Band  (Adam Smith)

Aus ProleWiki


Eine Untersuchung über Natur und Wesen des Volkswohlstandes. Erster Band
Autor*inAdam Smith
VerlagVerlag von Gustav Fischer, Dritte, unveränderte Auflage
Veröffentlicht1923
Jena


Unter Zugrundelegung der Übersetzung Max Stirners, aus dem englischen Original nach der Ausgabe letzter Hand (4. Aufl. 1786) ins Deutsche übertragen von Professor Dr. Ernst Grünfeld und eingeleitet von Professor Dr. Heinrich Waentig in Halle a. S.

Vorreden Über den Autor

Vorrede zur dritten Auflage.

Daß in verhältnismäßig kurzer Frist eine dritte Auflage des ersten Bandes dieser neuen Übersetzung von Adam Smith's Untersuchung über Natur und Wesen des Volkswohlstandes notwendig geworden ist, beweist, daß das große Werk seine Anziehungskraft in den Kreisen der akademischen Jugend bewahrt hat. Der Text ist unverändert geblieben, die Einleitung einer Überarbeitung unterzogen worden. Ich freue mich, bei dieser Gelegenheit mitteilen zu dürfen, daß auch der noch ausstehende dritte Band dieser Ausgabe in Kürze wird erscheinen können.

W.

Smith.

Adam Smith wurde am 5. Juni 1723 zu Kirkcaldy in Schottland als einziges Kind seiner Eltern geboren. Der Vater, ein Mann in öffentlicher Stellung und von mäßigem Wohlstand, starb vor seiner Geburt. So mußte die Mutter, eine geborene Douglas aus Strathenry, die Erziehung des begabten Sohnes allein übernehmen, der ihr die treue Sorge mit zärtlicher Liebe vergalt. Immer und immer wieder ist er aus dem Getriebe der Welt an ihre Seite zurückgeflüchtet.

Smith absolvierte die Elementarschule seiner Vaterstadt und bezog 1737 die Universität Glasgow. Hier saß er zu Hutcheson's Füßen und, wenn irgendeines, ist er sein Schüler gewesen. Damals vernahm er auch zuerst jene Lehre von der wirtschaftlichen Freiheit, deren vornehmster Herold er später geworden ist. Im Jahre 1740 siedelte er nach Oxford über, wo er als Mitglied des Balliol College etwa sechs Jahre verblieb. Zum Theologen bestimmt, studierte er hauptsächlich Moralphilosophie, faßte jedoch nach Beendigung seines Studiums den Entschluß, sich dem akademischen Berufe zu widmen.

Nachdem er die Jahre 1746-48 auf der Suche nach einer passenden Stellung tatenlos im Hause der Mutter verbracht, begann er im Winter 1748/49 in Edinburgh außerhalb der Universität vielbesuchte Vorlesungen zu halten. Literaturgeschichte und Ästhetik hatten es ihm angetan, eine Passion, deren Spuren wir auch in seinen Werken bis in die späten Tage verfolgen können. Ja, er soll sich damals sogar mit der Hoffnung getragen haben, ein Dichter zu werden. Bald aber traten ganz andere Interessen in den Vordergrund. Vorträge über Volkswirtschaftslehre, die er im Winter 1750/51 hielt, weisen auf neue Ziele. Doch nur auf Umwegen hat er sich ihnen nähern können.

Im Jahre 1751 zum Professor der Logik an der Universität Glasgow ernannt, übernahm er im Herbste desselben Jahres an des erkrankten Professors Thomas Craigie Stelle auch die Vorlesungen über Moralphilosophie, um nach dessen bald darauf erfolgtem Tode schon im Dezember sein und Hutcheson's Nachfolger zu werden. Hier in Glasgow ist er bis zum Beginn des Jahres 1764 verblieben, ohne jedoch seine Beziehungen zum Geistesleben Edinburghs völlig abzubrechen. Als Freund der Ferguson, Robertson und Hume, als Mitbegründer jener Select Society, die schließlich alles umfaßte, was damals in der schottischen Gesellschaft an Geist und Rang hervorragte, hat er weit über die Grenzen seiner Lehrtätigkeit hinaus eine einflußreiche Rolle gespielt. Im Jahre 1759 erschien sein philosophisches Hauptwerk, die Theory of moral sentiments, und 1762 ernannte ihn die Universität Glasgow als äußere Anerkennung seiner wissenschaftlichen Leistungen zum Doctor legum. Dennoch sollte er ihr binnen kurzem untreu werden.

Ob eine Reise nach London im Jahre 1761, die erste größere, die er unternahm, seinen Wandertrieb weckte? Genug, wir sehen ihn 1764 seine Professur niederlegen, um den jungen Herzog von Buccleugh als Erzieher auf seinen Fahrten zu begleiten. Sie wandten sich zunächst nach Toulouse zu längerem Verweilen, durchstreiften dann Südfrankreich bis in die westliche Schweiz und ließen sich Ende 1765 in Paris nieder, wo Smith Gelegenheit hatte, mit den führenden Philosophen und Nationalökonomen Frankreichs in nähere Berührung zu kommen. Im Herbst 1766 nach England zurückgekehrt, nahm er nach flüchtigem Aufenthalt in London seinen dauernden Wohnsitz in Kirkcaldy. Hier scheint er, in seine nationalökonomischen Studien vertieft, mit kurzen Unterbrechungen bis 1773 gelebt zu haben. Erst die herannahende Vollendung seines großen volkswirtschaftlichen Werkes, der Inquiry into the nature and causes of the wealth of nations, erregt in ihm das Verlangen nach einer anderen Umgebung. In London beginnt er Ende 1775 den Druck seines Buches, um ihn schon im März des folgenden Jahres glücklich zu vollenden.

War der früher erwogene Plan, dem verdienten Manne einen einträglichen Posten im Dienste der ostindischen Kompagnie zu verschaffen, an äußeren Umständen gescheitert, so gelangte ein ähnlicher 1778 schließlich zur Ausführung. Als Mitglied der aus drei Beamten bestehenden obersten Zollbehörde Schottlands kehrte er zu Beginn dieses Jahres nach Edinburgh zurück, das bis zu seinem Ableben sein Wohnsitz geblieben ist. Die alte Mutter und seine Base, Jane Douglas, die ihm schon in Glasgow seinen Hausstand geführt, folgten ihm dahin. Sie sind ihm beide im Tode vorausgegangen.

Die reiche Muße, die ihm seine Amtsgeschäfte ließen, war wiederum wissenschaftlichen Studien gewidmet. Neben der Herausgabe der Neuauflagen seiner beiden Hauptwerke beschäftigten ihn die Vorarbeiten zu einer allgemeinen Literaturgeschichte und einer allgemeinen Rechts- und Staatslehre. Keines von beiden hat er vollenden können. Frühzeitig von Altersbeschwerden geplagt, hat er noch in seinen letzten Lebenstagen alle seine Manuskripte bis auf die wenigen 1795 von Joseph Black und James Hutton veröffentlichten Essays on philosophical subjects verbrennen lassen. Nur durch einen Zufall sind uns seine Lectures on justice, police, revenue and arms aus früher Zeit wenigstens in einer Nachschrift erhalten geblieben, deren Druck wir Edwin Cannan verdanken. Smith starb am 17. Juli 1790. Er ist auf dem Canongatefriedhof in Edinburgh beigesetzt.

Die Schriften, die uns der Meister hinterlassen hat, sind unmittelbar aus seiner Lehrtätigkeit hervorgegangen. Von den vier Abschnitten seiner Vorlesung über Moralphilosophie, der natürlichen Theologie, der Ethik, dem Naturrecht und der Politik, ist mit Umgehung der natürlichen Theologie, der Smith keinen rechten Geschmack abgewinnen konnte, zunächst die Ethik, dann die Politik zum Thema eines eigenen Werkes geworden. Eine ebenfalls geplante Abhandlung über das Naturrecht ist nicht mehr völlig zur Reife gelangt. Dürftige Spuren seiner Gedanken hierüber sind uns in den Lectures on justice erhalten, während die Essays teils auf kunstwissenschaftliche, teils auf philosophische Studien hindeuten, wie sie späterhin durch Comte und Spencer fortgeführt worden sind.

Die Theory of moral sentiments, sagt Schmoller, sei die erheblichste und eigentümlichste Schrift Adam Smith's. Er wisse sich kaum eines Buches zu erinnern, das ihm bei der ersten Lektüre einen so großen und nachhaltigen Eindruck gemacht. Allerdings sei es mehr ein psychologisches als ein moralphilosophisches Buch; und in diesem besonderen Sinne kann man sich Schmollers Urteil wohl anschließen. Denn diese Psychologie war in der Tat das Mittel, um »die Anfänge einer wissenschaftlichen Gesellschaftslehre zu begründen, eine Summe von gesellschaftlichen Vorgängen und Prozessen psychologisch zu erklären und damit über die hohlen Konstruktionen des Naturrechts hinauszukommen«. Kritischer wird man sich gegenüber seiner Ethik zu verhalten haben.

Mit Smith, meint Wundt, habe die ältere Entwicklung der englischen Moralphilosophie ihren Abschluß und zugleich ihren Höhepunkt erreicht. Die von Hume begonnene psychologische Analyse des Sittlichen sei von ihm mit einer für den Zustand der Psychologie seiner Zeit bewundernswerten Meisterschaft zu Ende geführt und von den heterogenen Bestandteilen der Verstandesmoral befreit worden, die Hume selbst nicht überwunden habe. Den innersten Kern der ethischen Frage jedoch habe auch Smith nicht aufgeschlossen. Wenn er erfolgreich bemüht gewesen, den Wertunterschied der sittlichen Urteile vor anderen klar zu legen, so sei es ihm dennoch nicht gelungen, den Hauptgrund dieses Wertunterschiedes, nämlich den normativen Charakter des Ethischen an sich, darzutun. Als der letzte einer langen Reihe hervorragender, in der gleichen Richtung arbeitender Denker, erscheint Smith wohl als der Vollender der britischen Moralphilosophie, ohne daß man jedoch von ihm sagen könnte, er habe der Ethik seiner Zeit grundsätzlich neue Bahnen gewiesen.

Von besonderer Bedeutung nun war die allgemeine Weltanschauung, wie sie in diesem philosophischen Werke zutage tritt. Denn sie mußte auf Smith's nationalökonomische Lehren hinüberwirken. Zwei Züge, so betont Leser, treten darin namentlich hervor. In erster Linie ein hoher Optimismus. Überall bekenne er sich zu dem Glauben, daß eine planvolle Weltordnung in allen Erscheinungen und wirkenden Kräften ihren Ausdruck finde, daß alles Einzelne, möge es auch klein und unvollkommen sein, für die Verwirklichung allgemeiner Zwecke bestimmt und an seiner Stelle dienlich sei, daß sogar die Stärke der wirkenden Ursachen und Reize mit ihrer Nützlichkeit im Verhältnis stehe. Damit hänge dann die zweite charakteristische Vorstellung zusammen, daß alles Schlimme und Unerfreuliche in einer Störung bestehe. Das Ungünstige habe nach Smith einen positiven Grund, während schon das Fehlen unerfreulicher Verhältnisse einen befriedigenden Zustand bewirke. Wie er nun das individuelle Glück in der Freiheit von ernstlicherem Leiden erblicke, so scheine ihm auch das Gedeihen der Gesellschaft nicht so sehr ein tätiges Vorgehen als die Entfernung jener Hemmnisse zu erfordern, welche »die Bewegung der schön geordneten Triebwerke« aufhalten.

Wie für die Ethik seiner Zeit zum Vollender, ist Smith für die Nationalökonomie zum Bahnbrecher geworden. Das Erscheinen seines Buches leitet in der Tat eine neue Epoche volkswirtschaftlichen Denkens ein. Nicht etwa wegen der darin in so glänzender Weise verfochtenen Theorie von der wirtschaftlichen Freiheit, welche die Wirtschaftspolitik Westeuropas eine Zeit lang mit der Kraft eines Axioms beherrschte und seinen Namen in alle Lande trug. Gewiß steht heute endgültig fest, daß er sie nicht von den Physiokraten entlehnte, wie man uns früher glauben machen wollte. Denn er hat sie bereits in seinen Vorlesungen vertreten. Anderseits aber hat man erkannt, daß sie in der Allgemeinheit, wie er sie lehrte, selbst in der bloßen Theorie nicht haltbar ist. Aus einem bestimmten Milieu heraus geboren, ward sie die wirksamste Waffe im Kampfe gegen die blöde Vielregiererei des bureaukratischen Polizeistaates, genau wie das problematische Dogma von der menschlichen Gleichheit es im Kampfe gegen die dreiste Überhebung politischer Machthaber geworden ist. Bestimmt, den Boden für eine Neuordnung der Volkswirtschaft vorzubereiten, mußte sie einer anderen Auffassung weichen, nachdem sie diese ihre geschichtliche Aufgabe erfüllt.

Vielmehr liegt das unvergängliche Verdienst der Inquiry into the nature and causes of the wealth of nations in dem, wenn auch unvollkommen gelungenen, Versuch, das besondere Forschungsgebiet der Sozialökonomik abzugrenzen, das eigentliche Wesen der modernen Volkswirtschaft als kapitalistischer Verkehrswirtschaft zu bestimmen und damit die soziologische Struktur der bürgerlichen Gesellschaft wissenschaftlich zu erschließen. Es genügt in dieser Hinsicht vollauf, Smith's Werk mit dem James Steuart's vom Jahre 1767 zu vergleichen, um sich sofort seiner überragenden Stellung bewußt zu werden. Bewegte sich nämlich alles merkantilistische Denken, und zwar auch auf seiner höheren Stufe, noch wesentlich im allbeherrschenden Bannkreise der Finanztheorie, so tritt bei Steuart, dem die Wirtschaft freilich noch immer »die Kunst« ist, »für alle Bedürfnisse eines Haushaltes in kluger und sparsamer Weise vorzusorgen«, besonders in den ersten beiden »Bevölkerung und Landwirtschaft«, »Handel und Gewerbe« betitelten Büchern seiner Inquiry into the principles of Political Economy, being an essay on the science of domestic policy in free nations die Volkswirtschaftspolitik wohl schon einigermaßen selbständig auf den Plan. Aber erst bei Smith wird den die Volkswirtschaftspolitik und die Finanzen behandelnden letzten drei Büchern seines Werkes eine allgemeine Wirtschaftstheorie vorausgeschickt, die in einem ersten Buche »die Ursachen einer Vervollkommnung der Produktivkräfte der Arbeit und die Ordnung, nach welcher ihr Erzeugnis sich naturgemäß unter die verschiedenen Stände und Klassen der Gesellschaft verteilt«, in einem zweiten »die Natur des Kapitals« untersucht, sowie »die Art, in welcher es sich stufenweise anhäuft, und die Arbeitsmenge, die es je nach der verschiedenen Weise seiner Anwendung in Gang bringt«. Ein gewaltiger Fortschritt!

Allerdings verdankt er, wie Cannan nachgewiesen, gerade in dieser Beziehung gar vieles den Physiokraten. Quesnay's Tableau économique von 1758 ist ihm bekannt geworden, wohl nicht Turgots geniale Réflexions sur la formation et la distribution des richesses von 1766, die manche seiner wichtigsten Gedankengänge über die Gestaltung des kapitalistischen Wirtschaftsprozesses im wesentlichen vorwegnehmen. Aber selbst diesem Werke gegenüber könnte Smith für sich den Ruhm beanspruchen, den physiokratischen Grundirrtum von der alleinigen Produktivität des Bodens, wie er selbst Turgot noch anhaftet, mit allen seinen bedenklichen Konsequenzen endgültig überwunden zu haben.

Jedenfalls ist Smiths Einfluß auf die theoretische Sozialökonomik epochemachend gewesen. War doch die Literatur der nächsten Jahrzehnte bis weit in die Mitte des 19. Jahrhunderts hinein im wesentlichen der kritischen Auseinandersetzung mit seinem Werke gewidmet. Dabei hat allerdings die Art seiner Darstellung bis zu einem gewissen Grade verwirrend gewirkt. Schon Marx hat bemerkt, Smith habe sich seinerzeit eine doppelte Aufgabe gestellt: einerseits in die »innere Physiologie« der bürgerlichen Gesellschaft einzudringen, anderseits aber erst ihre »äußerlich erscheinenden Lebensformen« zu beschreiben. Diese beiden Aufgaben, grundsätzlich gleichberechtigt, seien von ihm leider nicht immer klar auseinander gehalten worden; vielmehr liefen ihre Lösungen nicht nur unbefangen nebeneinander, sondern durcheinander, und widersprächen sich bei ihm fortwährend. Hier liegen wohl auch die Wurzeln jenes unfruchtbaren Methodenstreits, der in den erbitterten Kämpfen zwischen Schmoller und Menger seinen Höhepunkt erreichte und mit dem vorläufigen Siege des »Historismus« endete. Daß sich dabei mit einigem Rechte beide Teile auf den Altmeister der Wissenschaft berufen konnten, hat die Klärung des Problemes gewiß nicht gefördert.

Wenn es nun trotz alledem richtig ist, daß die fast verschollene Theory of moral sentiments so manchem Leser heute unmittelbar reicheren Gewinn verspricht als der weltberühmte Wealth of nations, so liegt das daran, daß der Kern jenes Werkes, seine Psychologie, großenteils auch jetzt noch vor der wissenschaftlichen Kritik bestehen kann, während die soziologischen Grundlagen ökonomischen Denkens doch wesentlich andere geworden sind, als sie Smith's Untersuchungen über Natur und Wesen des Volkswohlstandes bestimmten. Die für ihn wie sein ganzes Zeitalter charakteristische Idee einer unveränderlichen Naturordnung des Wirtschaftslebens, als deren mehr oder weniger gelungene Erscheinungsformen die geschichtlich gegebenen Arten wirtschaftlichen Daseins sich darstellen, hat jener anderen eines in ewigem Flusse befindlichen Entwicklungsprozesses weichen müssen. Demgemäß mußten sich dann auch Ziel und Methode der sozialökonomischen Forschung wandeln. Es genügte nicht mehr, die Grundsätze jener angeblich unveränderlichen Naturordnung zu erfassen, die sich, bei Lichte besehen, nur als die einer bestimmten Art der Sozialwirtschaft, nämlich des Systems der kapitalistischen Verkehrswirtschaft auf einer bestimmten Stufe ihrer Entwicklung, entpuppten, einzig die vergleichend geschichtliche Betrachtung aller konkreten Phasen jenes ökonomischen Entwicklungsprozesses konnte über die letzten Prinzipien der Sozialwirtschaft Aufschluß geben.

Indes auch heute noch wird der Student Smith's Werk mit Nutzen studieren können. Einmal, weil viele seiner Einzelheiten von dem Wandel der Zeiten unberührt geblieben sind, ihren ursprünglichen Wert also ungeschmälert behalten haben, mehr noch, weil der wissenschaftliche Geist, der den Wealth of nations als das ausgereifte Werk eines reifen Denkers beseelt, ihm schier unverlierbare Jugendkraft verleiht. Erst ganz allmählich, – gerade das ist bezeichnend, – hat sich das tiefere Verständnis für Smith's Bedeutung auch in weiteren Kreisen Bahn zu brechen vermocht. Sein Tod, sagt John Rae, machte geringeres Aufsehen in der Welt, als viele seiner Bewunderer erwarteten. Selbst in Edinburgh schien er viel weniger Eindruck zu machen, als der Tod irgendeines rührigen Geistlichen gemacht haben würde, sicherlich weit weniger als der Tod des vortrefflichen, aber viel weniger glänzenden, Dugald Stewart ein Menschenalter später. Dann freilich begann sein Stern nur um so heller zu erstrahlen. Aber nicht die schwankende Zahl seiner Jünger gibt den rechten Maßstab für seine Größe ab, sondern die Menge von Geistesarbeit, die zu leisten war, um seine Irrtümer zu überwinden. An diesem Maßstabe gemessen, scheint mir, kann ihm nur ein ökonomischer Denker als ebenbürtig zur Seite gestellt werden: Karl Marx.

W.

Vorwort zur dritten Auflage.

Die erste Auflage des folgenden Werks wurde zu Ende des Jahres 1775 und zu Beginn des Jahres 1776 gedruckt. Daher ist, wenn im größten Teil des Buches vom gegenwärtigen Zustande der Dinge gesprochen wird, das von ihrem Zustande um die Zeit, oder etwas vor der Zeit zu verstehen, während deren ich mit der Abfassung des Buches beschäftigt war. Doch habe ich zur 3. Auflage einige Zusätze gemacht, insbesondere zu dem Kapitel über Rückzölle und zu dem über Prämien, ferner ein neues Kapitel unter dem Titel: Das Ende des Merkantil-Systems, und einen neuen Teil zu dem Kapitel über die Ausgaben des Landesherrn. In allen diesen Zusätzen bedeutet der gegenwärtige Zustand der Dinge stets den Zustand, in dem sie sich während des Jahres 1783 und zu Beginn des Jahres 1784 befanden.

Vorwort zur vierten Auflage.

In dieser vierten Auflage habe ich keine Abänderungen irgendwelcher Art gemacht. Doch finde ich jetzt Gelegenheit, Herrn Henry Hop in Amsterdam öffentlich meinen besten Dank zu sagen. Ich verdanke diesem Herrn sowohl sehr genaue als auch sehr ausführliche Nachricht über eine sehr interessante und wichtige Sache, die Bank von Amsterdam, über die kein gedruckter Bericht mir je ausreichend oder auch nur verständlich erschien. Der Name dieses Herrn ist in Europa so gut bekannt, die Nachrichten, die von ihm stammen, müssen jeden, dem sie zukamen, so sehr auszeichnen, und meine Eitelkeit ist so sehr daran interessiert, dies zu bekennen, daß ich mir nicht länger das Vergnügen versagen kann, dieser neuen Auflage meines Buches dieses Vorwort vorauszuschicken.

Einleitung und Plan des Werkes.

Die jährliche Arbeit eines Volkes ist der Fonds, der es ursprünglich mit allen Lebensbedarfs- und Genußgütern versorgt, die es jährlich konsumiert, und die immer aus dem unmittelbaren Erzeugnis dieser Arbeit oder aus dem bestehen, was für dieses Erzeugnis von anderen Völkern gekauft wird.

Je nach dem Verhältnis, in dem dieses Erzeugnis, oder das, was damit gekauft wird, zur Zahl derjenigen steht, welche es konsumieren sollen, wird daher auch das Volk mit allen Lebensbedarfs- und Genußgütern, die es braucht, besser oder schlechter versorgt sein.

Es muß jedoch dieses Verhältnis bei jedem Volke von zwei verschiedenen Umständen abhängen, nämlich erstens von der Geschicklichkeit, Fertigkeit und Einsicht, mit der seine Arbeit im allgemeinen verrichtet wird, und zweitens von dem Verhältnis zwischen der Anzahl derer, die einer nützlichen Arbeit obliegen, und derer, die dies nicht tun. Wie auch immer der Boden, das Klima oder die Ausdehnung des Landes eines bestimmten Volkes beschaffen sein mag, so wird doch stets der Überfluß oder die Unzulänglichkeit seiner jährlichen Güterversorgung bei dieser bestimmten Beschaffenheit von jenen beiden Umständen abhängen.

Auch scheint der Überfluß oder die Unzulänglichkeit dieser Güterversorgung mehr von dem ersteren Umstande abzuhängen, als von dem zweiten. Unter den wilden Fischer- und Jägervölkern ist jedes arbeitsfähige Individuum mehr oder weniger mit einer nützlichen Arbeit beschäftigt und sucht nach Kräften die Lebensbedarfs- und Genußgütern für sich selbst oder für solche Glieder seiner Familie oder seines Stammes herbeizuschaffen, die zu alt, zu jung oder zu schwach sind, um auf die Jagd und den Fischfang auszugehen. Solche Völkerschaften sind jedoch so jämmerlich arm, daß sie aus reinem Mangel häufig gezwungen sind, oder sich wenigstens für gezwungen halten, ihre Kinder, ihre Alten und die mit langwierigen Krankheiten Behafteten entweder geradezu umzubringen oder sie zu verlassen, so daß sie verhungern oder von wilden Tieren gefressen werden. Unter zivilisierten und blühenden Völkern hingegen ist, wenn auch eine große Menge Menschen gar nicht arbeiten und viele derselben das Produkt von zehn, ja hundertmal mehr Arbeit verzehren, als der größte Teil der Arbeiter, dennoch das Produkt der ganzen Arbeit der Gesellschaft so groß, daß oft alle reichlich versorgt werden, und ein Arbeitsmann, selbst aus der niedrigsten und ärmsten Klasse, wenn er nur mäßig und fleißig ist, an Lebensbedarfs- und Genußgütern einen größeren Teil verbrauchen kann, als irgend ein Wilder sich zu verschaffen imstande ist.

Die Ursachen dieser Vervollkommnung der Produktivkräfte der Arbeit und die Ordnung, nach welcher ihr Erzeugnis sich naturgemäß unter die verschiedenen Stände und Klassen der Gesellschaft verteilt, macht den Gegenstand des ersten Buches dieser Untersuchung aus.

In was immer für einem Zustande sich auch die Geschicklichkeit, Fertigkeit und Einsicht befinde, mit welcher die Arbeit von einem Volke verrichtet wird, so muß doch während der Dauer dieses Zustandes der Überfluß oder die Unzulänglichkeit seines jährlichen Gütererzeugnisses von dem Verhältnisse abhängen, in welchem die Anzahl derer, die das Jahr hindurch mit nützlicher Arbeit beschäftigt sind, zur Zahl derjenigen steht, welche es nicht sind. Die Zahl der nützlichen und produktiven Arbeiter steht, wie sich später zeigen wird, überall im Verhältnis zu der Größe des Kapitals, welches dazu verwendet wird, sie anzustellen, und zu der besonderen Art, in welcher es dazu verwendet wird. Das zweite Buch handelt daher von der Natur des Kapitals, von der Art, in welcher es stufenweise sich anhäuft, und von der Arbeitsmenge, die es je nach der verschiedenen Weise seiner Anwendung in Gang bringt.

Völker, die es in der Geschicklichkeit, Fertigkeit und Einsicht bei Verrichtung der Arbeit ziemlich weit gebracht haben, folgten in der allgemeinen Leitung oder Richtung derselben sehr verschiedenen Plänen, und diese sind nicht alle der Größe des Arbeitserzeugnisses günstig gewesen. Die Wirtschaftspolitik mancher Völker ermunterte außerordentlich zu ländlichen, die anderer zu städtischen Gewerben. Kaum irgend ein Volk hat sich gegen jede Art des Gewerbes gleich und unparteiisch verhalten. Seit dem Untergang des römischen Reiches ist die Wirtschaftspolitik in Europa den Künsten, den Manufakturen und dem Handel, mithin den städtischen Gewerben, günstiger gewesen als der Agrikultur, d. h. den ländlichen Gewerben. Die Umstände, welche diese Politik eingeführt und befestigt zu haben scheinen, werden im dritten Buche auseinander gesetzt.

Obgleich diese Pläne vielleicht zuerst aus den privaten Interessen und Vorurteilen einzelner Stände, ohne alle Beachtung und Voraussicht der Folgen, welche sie für die allgemeine Wohlfahrt der Gesellschaft haben mußten, entsprangen, so gaben sie doch zu sehr verschiedenen Theorien der politischen Ökonomie Veranlassung, die entweder die Wichtigkeit der städtischen oder die der ländlichen Gewerbe in den Vordergrund stellten. Diese Theorien hatten nicht bloß auf die Meinungen der Gelehrten, sondern auch auf die öffentliche Verwaltung der Fürsten und Staaten einen starken Einfluß. Im vierten Buche habe ich mich bemüht, diese entgegengesetzten Theorien samt ihren hauptsächlichsten Wirkungen in verschiedenen Zeiten und Völkern so klar und vollständig, als ich's vermag, auseinanderzusetzen.

Darzutun, worin das Einkommen des gesammten Volkes bestand, oder welche die Natur jener Fonds war, die zu verschiedenen Zeiten und bei verschiedenen Völkern den jährlichen Bedarf gedeckt haben: das ist der Gegenstand dieser vier ersten Bücher. Das fünfte und letzte Buch handelt von dem Einkommen des Herrschers oder Staates. In diesem Buche bin ich bemüht gewesen, zu zeigen, erstens, welche die notwendigen Ausgaben des Herrschers oder Staates sind, welche dieser Ausgaben allgemein von der ganzen Gesellschaft bestritten, und welche nur von einem einzelnen Teile oder von einigen Gliedern derselben getragen werden müssen; zweitens, nach welchen verschiedenen Methoden die ganze Gesellschaft zur Bestreitung der ihr obliegenden Ausgaben herangezogen werden kann, und welche besonderen Vorteile oder Nachteile jede dieser Methoden mit sich führt; drittens endlich, welche Gründe und Ursachen beinahe alle neueren Regierungen dazu vermocht haben, einen Teil dieses Einkommens zu verpfänden oder Schulden zu machen, und welche Wirkung diese Schulden auf das wirkliche Vermögen, das jährliche Produkt des Bodens und der Arbeit der Gesellschaft hatten.

Erstes Buch.

Die Ursachen der Vervollkommnung der Produktivkräfte der Arbeit und die Ordnung, nach welcher ihr Produkt sich naturgemäß unter die verschiedenen Volksklassen verteilt.

1. Kapitel: Die Arbeitsteilung.

Die größte Vervollkommnung der Produktivkräfte der Arbeit und die vermehrte Geschicklichkeit, Fertigkeit und Einsicht, womit die Arbeit überall geleitet oder verrichtet wird, scheint eine Wirkung der Arbeitsteilung gewesen zu sein.

Die Wirkungen der Arbeitsteilung in der allgemeinen Gewerbstätigkeit der Gesellschaft lassen sich leichter verstehen, wenn man beachtet, in welcher Weise jene Teilung in einzelnen Manufakturen auftritt. Man nimmt gewöhnlich an, daß sie in einigen recht unbedeutenden am weitesten getrieben werde. Nicht etwa, weil sie hier wirklich weiter getrieben würde, als in anderen von größerem Belang; sondern, da diese nur eine kleine Zahl von Menschen mit geringfügigen Bedürfnissen zu versorgen haben, so muß die Zahl der Arbeiter notwendigerweise gering sein, und es können oft alle, die mit den verschiedenen Zweigen der Arbeit beschäftigt sind, in derselben Werkstatt versammelt sein und von einem Beobachter mit einem Blicke übersehen werden. Dagegen beschäftigt in jenen großen Manufakturen, welche das große Ganze des Volkes mit seinem großen Bedarf zu versorgen haben, jeder einzelne Arbeitszweig eine so große Zahl von Arbeitern, daß es unmöglich ist, sie alle in einer Werkstatt zu versammeln. Man sieht da selten zu gleicher Zeit mehr als diejenigen, welche in einem einzelnen Zweige tätig sind. Obgleich daher in solchen Betrieben die Arbeit wirklich in viel mehr Teile zerfällt, als in denen von geringerem Belang, so ist die Teilung doch nicht so augenfällig und deshalb auch weniger bemerkt worden.

Um ein Beispiel von einem wenig belangreichen Gewerbe zu geben, bei welchem man jedoch sehr oft von der Arbeitsteilung Notiz genommen hat, nämlich von der Stecknadelfabrikation, so könnte ein für dies Geschäft (woraus die Arbeitsteilung ein eigenes Gewerbe gemacht hat) nicht angelernter Arbeiter, der mit dem Gebrauch der dazu verwendeten Maschine (zu deren Erfindung wahrscheinlich dieselbe Arbeitsteilung Gelegenheit gegeben hat) nicht vertraut wäre, vielleicht mit dem äußersten Fleiße täglich kaum eine, gewiß aber keine 20 Nadeln machen. In der Art aber, wie dies Geschäft jetzt betrieben wird, ist es nicht nur ein eigenes Gewerbe, sondern teilt sich in eine Zahl von Zweigen, von denen die meisten gewissermaßen wieder eigene Gewerbe sind. Einer zieht den Draht, ein anderer richtet ihn, ein dritter schrotet ihn ab, ein vierter spitzt ihn zu, ein fünfter schleift ihn am oberen Ende, damit der Kopf angesetzt werde; die Verfertigung des Kopfes erfordert zwei oder drei verschiedene Verrichtungen; das Ansetzen desselben ist ein eigenes Geschäft, das Weißglühen der Nadeln ein anderes; ja sogar das Einstecken der Nadeln in Papier bildet ein Gewerbe für sich. So ist das wichtige Geschäft der Stecknadelfabrikation in ungefähr 18 verschiedene Verrichtungen geteilt, die in manchen Fabriken alle von verschiedenen Händen vollbracht werden, während in anderen ein einziger Mensch zwei oder drei derselben auf sich nimmt. Ich habe eine kleine Fabrik dieser Art gesehen, wo nur zehn Menschen beschäftigt waren, und manche daher zwei oder drei verschiedene Verrichtungen zu erfüllen hatten. Obgleich nun diese Menschen sehr arm und darum nur leidlich mit den nötigen Maschinen versehen waren, so konnten sie doch, wenn sie sich tüchtig daran hielten, zusammen zwölf Pfund Stecknadeln täglich liefern. Ein Pfund enthält über 4000 Nadeln von mittlerer Größe. Es konnten demnach diese zehn Menschen täglich über 48 000 Nadeln machen. Da jeder den zehnten Teil von 48 000 Nadeln machte, so läßt sich's so ansehen, als machte er 4800 Nadeln an einem Tage. Hätten sie dagegen alle einzeln und unabhängig gearbeitet und wäre keiner für dies besondere Geschäft angelernt worden, so hätte gewiß keiner 20, vielleicht nicht eine Nadel täglich machen können, d. h. nicht den zweihundertvierzigsten, vielleicht nicht den viertausendachthundertsten Teil von dem, was sie jetzt infolge einer geeigneten Teilung und Verbindung ihrer verschiedenen Verrichtungen zu leisten imstande sind.

In jeder anderen Kunst und jedem anderen Gewerbe sind die Wirkungen der Arbeitsteilung denen, welche dieses so wenig belangreiche Gewerbe darbietet, ähnlich, obgleich in vielen derselben die Arbeit weder in so viele Unterabteilungen zerlegt, noch auf eine so große Einfachheit in der Verrichtung zurückgeführt werden kann. Doch bringt die Arbeitsteilung, soweit sie sich einführen läßt, in jedem Gewerbe eine verhältnismäßige Vermehrung der Produktivkräfte der Arbeit zuwege. Die Trennung der verschiedenen Gewerbe und Beschäftigungen scheint infolge dieses Vorteils entstanden zu sein. Auch geht diese Trennung gewöhnlich in denjenigen Gegenden am weitesten, welche sich auf der höchsten Stufe der Industrie und Kultur befinden: was in einem rohen Gesellschaftszustande das Werk eines einzigen Menschen ist, pflegt in einem fortgeschrittenen die Sache mehrerer zu sein. In jeder zivilisierten Gesellschaft ist der Landmann gewöhnlich nichts als Landmann, der Handwerker nichts als Handwerker. Selbst diejenige Arbeit, welche zur Herstellung eines vollständigen Fabrikates nötig ist, wird fast immer auf eine Menge von Händen verteilt. Wie viele verschiedene Beschäftigungen sind nicht in jedem einzelnen Zweig der Leinen- und Wollenmanufaktur wirksam, von den Produzenten des Flachses und der Wolle an bis zu den Bleichern und Mangern der Leinwand oder zu den Färbern und Tuchbereitern! Dagegen läßt die Natur der Landwirtschaft nicht so viele Unterabteilungen der Arbeit oder eine so vollständige Trennung eines Geschäftes vom anderen zu, als die Manufaktur. Es ist unmöglich, das Geschäft des Viehmästers von dem des Kornbauers so gänzlich zu trennen, wie das Gewerbe des Zimmermanns gewöhnlich von dem des Schmiedes getrennt ist. Der Spinner ist fast immer eine vom Weber verschiedene Person, aber der Pflüger, der Egger, der Sämann und der Schnitter sind oft ein und dieselbe. Da die Gelegenheiten zu diesen verschiedenen Arbeitsarten mit den verschiedenen Jahreszeiten eintreten, so ist es unmöglich, daß ein Mensch mit einer derselben fortwährend beschäftigt sein kann. Diese Unmöglichkeit einer so gänzlichen Trennung aller in der Landwirtschaft vorkommenden Arbeitszweige ist vielleicht der Grund, warum die Vervollkommnung der Produktivkräfte der Arbeit in diesem Gewerbe nicht immer mit ihrer Vervollkommnung in den Manufakturen gleichen Schritt hält. Die reichsten Nationen übertreffen allerdings gewöhnlich alle ihre Nachbarn ebensowohl in der Landwirtschaft als in den Manufakturen; allein sie sind in der Regel mehr durch die Überlegenheit in den letzteren, als in der ersteren ausgezeichnet. Ihre Ländereien sind im allgemeinen besser kultiviert und bringen, da mehr Arbeit und Kosten darauf verwendet sind, im Verhältnis zur Ausdehnung und natürlichen Fruchtbarkeit ihres Bodens mehr hervor. Aber dieses Mehr geht selten viel über das Verhältnis hinaus, welches durch das Mehr von Arbeit und Kosten gegeben ist. In der Landwirtschaft ist die Arbeit des reichen Landes nicht immer viel produktiver, als die des armen, oder sie ist wenigstens niemals um so vieles produktiver, als dies gemeiniglich bei den Manufakturen der Fall ist. Es wird daher das Korn des reichen Landes – bei derselben Güte – nicht immer wohlfeiler zu Markte kommen, als das des armen. Das Korn Polens ist bei derselben Güte ebenso wohlfeil, als das Frankreichs, trotz des höheren Reichtums und der höheren Kultur des letzteren Landes. Das französische Korn ist in den Kornprovinzen ganz ebensogut und hat in den meisten Jahren ziemlich denselben Preis, wie das englische Korn, obgleich Frankreich vielleicht an Reichtum und Fortschritt gegen England zurücksteht. Gleichwohl sind die englischen Getreidegegenden besser kultiviert, als die französischen, und die französischen wieder sollen viel besser kultiviert sein, als die polnischen. Obgleich aber das arme Land ungeachtet des geringeren Standes seines Landbaues mit dem reichen so ziemlich in der Wohlfeilheit und Güte seines Getreides wetteifern kann, so kann es doch mit seinen Manufakturen sich keinen solchen Wettbewerb anmaßen, wenigstens dann nicht, wenn diese Gewerbe dem Boden, dem Klima und der Lage des reichen Landes angemessen sind. Die französischen Seidenwaren sind besser als die englischen, weil die Seidenmanufaktur wenigstens unter den jetzigen auf die Einfuhr der Rohseide gelegten hohen Zöllen zum englischen Klima nicht so gut paßt als zum französischen. Aber die englischen Stahl- und groben Wollwaren sind ohne allen Vergleich besser als die französischen, und noch dazu bei gleicher Güte viel wohlfeiler. In Polen soll es kaum irgendwelche Manufakturen geben, wenn man einige, für den einfachen Haushalt nötige abrechnet, ohne die ein Land nicht bestehen kann.

Diese große Vermehrung in der Quantität des Erarbeiteten, die infolge der Arbeitsteilung die nämliche Zahl Leute herzustellen imstande ist, verdankt man dreierlei verschiedenen Umständen: erstens der gesteigerten Geschicklichkeit bei jedem einzelnen Arbeiter, zweitens der ersparten Zeit, welche gewöhnlich bei dem Übergange von einer Arbeit zur anderen verloren geht, und endlich der Erfindung einer Menge von Maschinen, welche die Arbeit erleichtern und abkürzen und einen einzigen Menschen in stand setzen, die Arbeit vieler zu verrichten.

Erstens. Die gesteigerte Geschicklichkeit des Arbeiters vergrößert notwendig das Arbeitsquantum, das er leisten kann, und da die Arbeitsteilung das Geschäft eines jeden auf eine einfache Verrichtung einschränkt und diese Verrichtung zur alleinigen Beschäftigung seines Lebens macht, so steigert sie unausbleiblich die Geschicklichkeit des Arbeiters zu einem hohen Grade. Ein gewöhnlicher Schmied, der, wenn er auch den Hammer zu führen gewohnt ist, doch niemals im Nägelmachen Übung hatte, wird, – davon bin ich überzeugt, – wenn er in einem besonderen Falle sich daran machen muß, kaum imstande sein, über 200 bis 300 Nägel im Tage zu verfertigen, und diese noch dazu herzlich schlecht. Ein Schmied, der zwar gewohnt ist Nägel zu machen, dessen alleiniges oder hauptsächliches Geschäft aber nicht das des Nagelschmieds war, kann selten bei äußerstem Fleiße mehr als 800 bis 1000 Nägel im Tage machen. Ich habe Burschen unter 20 Jahren gesehen, welche niemals eine andere Beschäftigung, als die des Nägelmachens gehabt hatten, und die, wenn sie sich tüchtig daran hielten, je über 2300 Nägel an einem Tage machen konnten. Dennoch ist das Verfertigen eines Nagels keineswegs eine der einfachsten Verrichtungen. Ein und derselbe Mensch bläst die Bälge, schürt an oder legt, wenn's nötig wird, Feuerung zu, glüht das Eisen und schmiedet die einzelnen Teile des Nagels; beim Schmieden des Kopfes ist er sogar genötigt, mit den Werkzeugen zu wechseln. Die verschiedenen Operationen, in welche die Verfertigung einer Stecknadel oder eines Metallknopfes zerfällt, sind sämtlich viel einfacher, und die Geschicklichkeit desjenigen, der sein Leben mit diesem einen Geschäfte zugebracht hat, ist gewöhnlich weit größer. Die außerordentliche Geschwindigkeit, mit welcher einige Operationen dieser Manufakturen gemacht werden, übertrifft alles, dessen man die menschliche Hand für fähig hält, solange man nicht Augenzeuge davon war.

Zweitens. Der Vorteil, welcher durch Ersparnis der im Übergange von einer zur anderen Arbeit gewöhnlich verlorenen Zeit gewonnen wird, ist bei weitem größer, als man sich's beim ersten Anblick vorstellen kann. Es ist unmöglich, sehr schnell von einer Art Arbeit zur anderen überzugehen, wenn sie an verschiedenen Orten und mit ganz anderen Werkzeugen ausgeführt werden. Ein Weber auf dem Lande, der ein kleines Gütchen zu bestellen hat, muß ein gut Teil Zeit damit verlieren, daß er von seinem Webstuhl aufs Feld und vom Felde zum Webstuhl wandert. Wenn die beiden Gewerbe in derselben Werkstätte betrieben werden können, so ist der Zeitverlust ohne Zweifel weit geringer; doch ist er auch in diesem Falle sehr ansehnlich. Es pflegt der Mensch ein wenig zu zaudern, wenn er eine Art der Beschäftigung verläßt, um sich zu einer anderen zu wenden. Wenn er an die neue Arbeit geht, ist er selten recht rührig und herzhaft: sein Geist ist, wie man zu sagen pflegt, noch nicht dabei, und er vertrödelt eher einige Zeit, als daß er sich wacker daran hält. Die Gewohnheit des Trödelns und der sorglosen, nachlässigen Arbeitsweise, die natürlich oder vielmehr notwendig jeder Arbeiter auf dem Lande annimmt, der mit Arbeit und Werkzeugen alle halben Stunden wechseln und alle Tage seines Lebens auf zwanzigerlei Art sich beschäftigen muß, macht ihn fast durchgehends träge, lässig und selbst in den dringendsten Fällen jedes angestrengten Fleißes unfähig. Daher muß, auch abgesehen von seinem Mangel an Geschicklichkeit, schon dieser Grund allein das Arbeitsquantum, welches er herzustellen vermag, immer beträchtlich heruntersetzen.

Drittens. Jedermann muß erkennen, wie sehr die Arbeit durch Anwendung geeigneter Maschinen erleichtert und abgekürzt wird. Es ist unnötig, ein Beispiel anzuführen. Ich will daher nur bemerken, daß die Erfindung aller jener Maschinen, durch welche die Arbeit so sehr erleichtert und abgekürzt wird, ursprünglich, wie es scheint, der Arbeitsteilung zu verdanken ist. Es ist viel wahrscheinlicher, daß man leichtere und bequemere Methoden, eine Sache zu erreichen, dann entdeckt, wenn die ganze Aufmerksamkeit auf diese Sache gerichtet ist, als wenn sie auf eine große Mannigfaltigkeit von Dingen zersplittert wird. Durch die Arbeitsteilung kommt es aber dahin, daß die ganze Aufmerksamkeit eines Menschen sich auf irgend einen höchst einfachen Gegenstand richtet. Es ist daher natürlich zu erwarten, daß einer oder der andere unter denen, welche es mit einem besonderen Arbeitszweige zu tun haben, bald leichtere und bequemere Methoden, seine eigene, besondere Arbeit zu verrichten, ausfindig machen wird, wenn anders die Natur derselben eine solche Vervollkommnung zuläßt. Gar viele Maschinen, die in denjenigen Gewerben gebraucht werden, in welchen die Arbeit am meisten geteilt ist, waren ursprünglich Erfindungen gemeiner Arbeitsleute, die, da sie bei irgend einer sehr einfachen Operation beschäftigt waren, natürlich ihre Gedanken darauf richteten, leichtere und bequemere Herstellungsarten herauszufinden. Wer solche Manufakturen häufig besucht hat, dem müssen oft sehr schöne Maschinen zu Gesicht gekommen sein, die Erfindungen solcher Arbeiter waren, zu dem Zwecke, ihre eigene Arbeitsaufgabe zu erleichtern und zu beschleunigen. Bei den ersten Dampfmaschinen war ein Knabe fortwährend damit beschäftigt, die Verbindung zwischen dem Kessel und Zylinder, sowie der Stempel hinauf- oder hinunterging, wechselweise zu öffnen und zu schließen. Einer dieser Knaben, der Lust hatte mit seinen Kameraden zu spielen, bemerkte, daß, wenn man eine Schnur von dem Griff des Ventils, welches diese Verbindung öffnete, nach einem anderen Teil der Maschine zöge, das Ventil sich ohne sein Zutun öffnen und schließen und ihm Freiheit lassen würde, sich mit seinen Spielgenossen zu belustigen. Eine der größten Vervollkommnungen, die an dieser Maschine seit ihrer Erfindung gemacht wurden, war so die Entdeckung eines Knabens, der sich Arbeit sparen wollte.

Doch sind keineswegs alle Vervollkommnungen im Maschinenwesen Erfindungen derjenigen gewesen, welche die Maschinen nötig hatten. Viele Verbesserungen wurden durch die Erfindsamkeit der Maschinenbauer gemacht, als das Bauen der Maschinen ein eigenes Gewerbe wurde; andere kamen durch diejenigen zustande, welche wir Philosophen oder Theoretiker nennen, und deren Aufgabe es ist, nicht etwas zu machen, sondern alles zu beobachten: sie sind deswegen oft imstande, die Kräfte der entferntesten und unähnlichsten Dinge miteinander zu kombinieren. Bei dem Fortschritte der Gesellschaft wird aus der Philosophie oder Theorie, wie aus jeder anderen Beschäftigung, das Haupt- oder einzige Gewerbe und Geschäft einer besonderen Klasse von Bürgern. Auch ist dieses, wie jeder andere Betrieb, in eine große Anzahl verschiedener Zweige geteilt, deren jeder einer besonderen Abteilung oder Klasse von Philosophen zu tun gibt; und diese ins einzelne gehende Geschäftsteilung vergrößert ebenso in der Philosophie, wie in jedem anderen Berufe, die Geschicklichkeit und hilft Zeit sparen. Dadurch wird jeder Einzelne in seinem besonderen Geschäftszweige erfahrener, mehr Arbeit im ganzen verrichtet und der Umfang des Wissens ansehnlich vermehrt.

Diese große, durch die Arbeitsteilung herbeigeführte Vervielfältigung der Produkte in allen verschiedenen Künsten bewirkt in einer gut regierten Gesellschaft jene allgemeine Wohlhabenheit, die sich bis zu den untersten Klassen des Volkes erstreckt. Jeder Arbeiter hat über das Quantum seiner eigenen Arbeit hinaus, welches er selbst braucht, noch einen großen Teil zur Verfügung, und da jeder andere Arbeiter sich völlig in derselben Lage befindet, so ist er imstande einen großen Teil seiner eigenen Waren gegen einen großen Teil, oder, was auf dasselbe hinauskommt, gegen den Preis eines großen Teils der ihrigen zu vertauschen. Er versorgt sie reichlich mit dem, was sie brauchen, und sie helfen ihm ebenso vollkommen mit dem aus, was er bedarf, und es verbreitet sich allgemeiner Wohlstand über die verschiedenen Stände der Gesellschaft.

Man betrachte nur die Habe des gemeinsten Handwerkers oder Tagelöhners in einem zivilisierten, blühenden Lande, und man wird gewahr werden, daß die Zahl der Menschen, von deren Fleiß ein Teil, wiewohl nur ein kleiner Teil, dazu gebraucht wurde, ihm diese Habe zu verschaffen, alle Berechnung übersteigt. Der wollene Rock z. B., der den Tagelöhner bekleidet, ist, so grob und gemein er auch aussehen mag, doch das Produkt der vereinigten Arbeit von einer großen Menge Arbeiter. Der Schäfer, der Wollsortierer, der Wollkämmer oder Krempler, der Färber, der Hechler, der Spinner, der Weber, der Walker, der Wollbereiter samt vielen anderen, sie alle müssen ihre verschiedenen Künste vereinigen, um auch nur dies einfache Produkt herzustellen. Wie viele Kaufleute und Fuhrleute hatten außerdem damit zu tun, das Material von den einen Arbeitern zu den anderen, die oft in einem sehr entfernten Teile des Landes wohnen, zu schaffen! Wieviel Handel und Schiffahrt insbesondere, wie viel Schiffbauer, Seeleute, Segelmacher, Seiler waren nötig, um die verschiedenen für den Färber erforderlichen Drogen, die oft von den entlegensten Enden der Welt kommen, zusammenzubringen! Welch eine Mannigfaltigkeit der Arbeit ist ferner nötig, um die Werkzeuge des geringsten unter diesen Arbeitern hervorzubringen! Von so komplizierten Maschinen, wie ein Schiff, eine Walkmühle oder auch ein Webstuhl ist, gar nicht zu reden, wollen wir nur betrachten, welch mannigfaltige Arbeit dazu erfordert wird, jene höchst einfache Maschine, die Schafschere, mit welcher der Schäfer die Wolle abschert, zu verfertigen. Der Bergmann, der Setzer des Ofens zur Metallschmelzung, der Holzfäller, der Köhler, welcher Kohlen für die Schmelzhütte bereitet, der Ziegelstreicher, der Maurer, die Arbeiter, welche den Ofen zu besorgen haben, der Mühlenbauer, der Metallarbeiter, der Schmied müssen ihre verschiedenen Arbeiten zu deren Hervorbringung vereinigen. Wollten wir auf dieselbe Weise alle verschiedenen Teile seines Anzuges und Hausrates untersuchen, das grobe, leinene Hemde, welches er auf dem Leibe trägt, die Schuhe, die seine Füße bedecken, das Bett, worauf er liegt, und alle Teile, woraus es besteht, den Rost in der Küche, auf dem er seine Speisen zurecht macht, die Kohlen, die er dazu braucht und die aus den Schächten gegraben und ihm vielleicht durch eine lange Land- und Seefahrt zugeführt worden sind, alle anderen Gerätschaften seiner Küche, alles Tischzeug, die Messer und Gabeln, die irdenen oder zinnernen Teller, auf denen er seine Gerichte aufträgt und schneidet, die verschiedenen Hände, welche mit Bereitung seines Brotes und Bieres beschäftigt sind, die Glasfenster, die Wärme und Licht hereinlassen, Wind und Regen abhalten, samt aller Kenntnis und Kunst, welche erforderlich war, diese schöne, glückliche Erfindung vorzubereiten, ohne die diese nördlichen Teile der Erde kaum eine sonderlich bequeme Wohnung erhalten konnten, dazu endlich die Werkzeuge all der verschiedenen mit Hervorbringung der verschiedenen Genußmittel beschäftigten Arbeiter: – wenn wir, sage ich, alle diese Dinge betrachten und erwägen, welche Mannigfaltigkeit der Arbeit an jedes von ihnen verwendet wird, so werden wir gewahr werden, daß ohne den Beistand und die Mitwirkung von vielen Tausenden nicht der allergeringste Mensch in einem zivilisierten Lande auch nur in der, wie wir fälschlich glauben, leichten und einfachen Art versorgt werden kann, in der er gewöhnlich ausgestattet ist. Verglichen freilich mit dem ausschweifenderen Luxus der Großen muß seine Habe ohne Zweifel außerordentlich einfach und leicht erscheinen; dennoch ist es vielleicht wahr, daß die Versorgung eines europäischen Fürsten nicht immer die eines fleißigen und dürftigen Bauern in dem Grade übertrifft, als die Versorgung des letzteren über die so manches afrikanischen Königs, des absoluten Herrn über Leben und Freiheit von zehntausend nackten Sklaven, hinausgeht.

2. Kapitel: Das Prinzip, welches zur Arbeitsteilung führt.

Diese Arbeitsteilung, aus welcher so viele Vorteile sich ergeben, ist nicht ursprünglich das Werk menschlicher Weisheit, welche die allgemeine Wohlhabenheit, zu der es führt, vorhergesehen und bezweckt hätte. Sie ist die notwendige, wiewohl sehr langsame und allmähliche Folge eines gewissen Hanges der menschlichen Natur, der keinen solch ausgiebigen Nutzen erstrebt, des Hanges zu tauschen, zu handeln und eine Sache gegen eine andere auszuwechseln.

Ob dieser Hang eines jener Urelemente der menschlichen Natur ist, von denen sich weiter keine Rechenschaft geben läßt, oder ob er, was mehr Wahrscheinlichkeit für sich hat, die notwendige Folge des Denk- und des Sprachvermögens ist, das gehört nicht zu unserer Untersuchung. Er ist allen Menschen gemein und findet sich bei keiner Art von Tieren, die weder diese noch andere Verträge zu kennen scheinen. Zwei Windhunde, welche zusammen einen Hasen jagen, haben zuweilen den Anschein, als handelten sie nach einer Art von Einverständnis. Jeder jagt ihn seinem Gefährten zu, oder sucht, wenn ihn sein Gefährte ihm zutreibt, ihn abzufangen. Das ist jedoch nicht die Wirkung eines Vertrages, sondern kommt von dem zufälligen Zusammentreffen ihrer gleichzeitigen Begierden bei demselben Objekte. Kein Mensch sah jemals einen Hund mit einem anderen einen gütlichen und wohlbedachten Austausch eines Knochens gegen einen anderen machen. Kein Mensch sah jemals ein Tier durch seine Geberden und Naturlaute einem anderen andeuten: »Dies ist mein, jenes dein; ich bin willens, dies für jenes zu geben«. Wenn ein Tier von einem Menschen oder einem anderen Tiere etwas erlangen will, so hat es keine anderen Mittel, sie dazu zu bewegen, als daß es die Gunst derer gewinnt, deren Dienst es begehrt. Ein junger Hund liebkost seine Mutter, und ein Hühnerhund sucht auf tausenderlei Weise sich seinem bei Tische sitzenden Herrn bemerklich zu machen, wenn er von ihm etwas zu fressen haben will. Der Mensch bedient sich bisweilen derselben Mittel bei seinen Mitmenschen, und wenn er kein anderes Mittel kennt, um sie zu bewegen, nach seinem Wunsche zu handeln, so sucht er durch alle möglichen knechtischen und kriecherischen Aufmerksamkeiten ihre Willfährigkeit zu gewinnen. Er hat jedoch nicht Zeit, dies in jedem einzelnen Falle zu tun. In einer zivilisierten Gesellschaft befindet er sich jederzeit in der Zwangslage, die Mitwirkung und den Beistand einer großen Menge von Menschen zu brauchen, während sein ganzes Leben kaum hinreicht, die Freundschaft von einigen wenigen Personen zu gewinnen. Fast bei jeder anderen Tiergattung ist das Individuum, wenn es reif geworden ist, ganz unabhängig und hat in seinem Naturzustande den Beistand keines anderen lebenden Wesens nötig; der Mensch dagegen braucht fortwährend die Hilfe seiner Mitmenschen, und er würde diese vergeblich von ihrem Wohlwollen allein erwarten. Er wird viel eher zum Ziele kommen, wenn er ihre Eigenliebe zu seinen Gunsten interessieren und ihnen zeigen kann, daß sie selbst Vorteil davon haben, wenn sie für ihn tun, was er von ihnen haben will. Wer einem anderen einen Handel anträgt, macht ihm den folgenden Vorschlag: Gib mir, was ich will, und du sollst haben, was du willst, – das ist der Sinn jedes derartigen Anerbietens; und so erhalten wir voneinander den bei weitem größeren Teil der guten Dienste, die wir benötigen. Nicht von dem Wohlwollen des Fleischers, Brauers oder Bäckers erwarten wir unsere Mahlzeit, sondern von ihrer Bedachtnahme auf ihr eigenes Interesse. Wir wenden uns nicht an ihre Humanität, sondern an ihre Eigenliebe, und sprechen ihnen nie von unseren Bedürfnissen, sondern von ihren Vorteilen. Nur einem Bettler kann es passen, fast ganz von dem Wohlwollen seiner Mitbürger abzuhängen. Und selbst ein Bettler hängt nicht völlig davon ab. Die Mildtätigkeit gutherziger Leute verschafft ihm allerdings den ganzen Fonds seiner Subsistenz. Aber obgleich aus dieser Quelle alle seine Lebensbedürfnisse im ganzen befriedigt werden, so kann und will sie ihn doch nicht so versorgen, wie die Bedürfnisse sich gerade zeigen. Der größte Teil seines gelegentlichen Bedarfs wird bei ihm ebenso wie bei anderen Leuten beschafft, durch Übereinkommen, Tausch und Kauf. Mit dem Gelde, das man ihm gibt, kauft er Speise; die alten Kleider, die man ihm schenkt, vertauscht er gegen andere alte Kleider, die ihm besser passen, oder gegen Wohnung, Lebensmittel oder Geld, mit dem er Lebensmittel, Kleider, Wohnung, je nachdem er's braucht, sich kaufen kann.

Wie wir durch Übereinkommen, Tausch und Kauf den größten Teil der gegenseitigen guten Dienste, die uns nötig sind, gewinnen, so führt dieselbe Neigung zum Tausche ursprünglich zur Arbeitsteilung. In einer Horde von Jägern oder Hirten macht z. B. irgend einer Bogen und Pfeile mit größerer Geschwindigkeit und Geschicklichkeit, als ein anderer. Er vertauscht sie oft gegen zahmes Vieh oder Wildpret bei seinen Gefährten und findet zuletzt, daß er auf diese Weise mehr Vieh und Wildpret gewinnen kann, als wenn er selbst auf die Jagd ginge. Daher wird bei ihm durch die Rücksicht auf sein eigenes Interesse das Verfertigen von Bogen und Pfeilen zum Hauptgeschäft, und er wird eine Art Waffenschmied. Ein anderer zeichnet sich im Bau und in der Bedachung ihrer kleinen Hütten oder beweglichen Häuser aus; er gewöhnt sich daran, auf diese Weise seinen Nachbarn nützlich zu sein, die ihn dafür gleichfalls mit Vieh und Wildpret belohnen, bis er es zuletzt in seinem Interesse findet, sich ganz dieser Beschäftigung hinzugeben, und eine Art Bauzimmermann zu werden. Auf dieselbe Art wird ein dritter ein Schmied oder Kesselschmied, ein vierter ein Gerber oder Zubereiter von Häuten und Fellen, die einen Hauptteil der Bekleidung bei den Wilden ausmachen. Und so spornt die Gewißheit, allen Produktenüberschuß seiner Arbeit, der weit über seine eigene Konsumtion hinausgeht, für solche Produkte der Arbeit anderer, die er gerade braucht, austauschen zu können, einen jeden an, sich einer bestimmten Beschäftigung zu widmen und seine eigentümliche Befähigung für diese Geschäftsart auszubilden und zur Vollkommenheit zu bringen.

Die Verschiedenheit der natürlichen Veranlagung bei den verschiedenen Menschen ist in Wirklichkeit viel geringer, als sie uns erscheint, und die sehr verschiedene Fähigkeit, welche Leute von verschiedenem Beruf zu unterscheiden scheint, sobald sie zur Reife gelangt sind, ist in vielen Fällen nicht sowohl der Grund als die Folge der Arbeitsteilung. Die Verschiedenheit zwischen den unähnlichsten Charakteren, wie z. B. zwischen einem Philosophen und einem gemeinen Lastträger, scheint nicht so sehr von der Natur als von Gewohnheit, Übung und Erziehung herzustammen. Als sie auf die Welt kamen, und in den ersten sechs bis acht Jahren ihres Daseins waren sie einander vielleicht sehr ähnlich, und weder ihre Eltern noch ihre Gespielen konnten eine bemerkenswerte Verschiedenheit gewahr werden. Etwa in diesem Alter oder bald darauf fing man an, sie zu sehr verschiedenen Beschäftigungen anzuhalten. Die Verschiedenheit ihrer Talente beginnt dann aufzufallen und wächst nach und nach, bis zuletzt die Eitelkeit des Philosophen kaum noch irgend eine Ähnlichkeit anzuerkennen bereit ist. Aber ohne den Hang zum Tauschen, Handeln und Auswechseln würde sich jeder für sich den Bedarf und die Genußmittel die er benötigte, haben verschaffen müssen. Alle hätten dieselben Pflichten zu erfüllen und dasselbe zu tun gehabt, und es hätte somit keine solche Verschiedenheit der Beschäftigung eintreten können, die allein zu einer großen Verschiedenheit der Talente führen konnte.

Wie nun dieser Hang unter Menschen verschiedenen Berufs jene so merkbare Verschiedenheit der Talente erzeugt, so macht eben dieser Hang jene Verschiedenheit nutzbringend. Viele Tiergeschlechter, die anerkannterweise zu derselben Gattung gehören, haben von Natur eine viel merklichere Verschiedenheit der Fähigkeiten, als diejenige ist, welche sich der Gewöhnung und Erziehung vorangehend unter den Menschen zeigt. Von Natur ist ein Philosoph nicht halb so sehr an Anlagen und Neigungen von einem Lastträger verschieden, als ein Bullenbeißer von einem Windhund, oder ein Windhund von einem Hühnerhund, oder der letztere von einem Schäferhunde. Dennoch sind diese verschiedenen Tierarten, obgleich alle zu ein und derselben Gattung gehörig, einander kaum in irgend einer Weise nützlich. Die Stärke des Bullenbeißers wird nicht im geringsten durch die Schnelligkeit des Windhundes, die Spürkraft des Hühnerhundes oder die Gelehrigkeit des Schäferhundes unterstützt. Die Wirkungen dieser verschiedenen Anlagen und Talente können mangels Fähigkeit oder Hang zum Tauschen und Handeln nicht zu einem Gesamtvermögen vereinigt werden, und tragen nicht das Geringste zur besseren Versorgung und Bequemlichkeit der Gattung bei. Jedes Tier ist immer noch gezwungen, sich vereinzelt und unabhängig zu behaupten und zu verteidigen, und hat keinerlei Vorteil von den mannigfaltigen Talenten, mit denen die Natur seinesgleichen ausgestattet hat. Bei den Menschen aber sind im Gegenteil die unähnlichsten Anlagen einander von Nutzen, indem die verschiedenen Produkte ihrer respektiven Talente durch den allgemeinen Hang zum Tauschen, Handeln und Auswechseln sozusagen zu einem Gesamtvermögen werden, woraus ein jeder den Teil des Produktes von anderer Menschen Talenten kaufen kann, den er benötigt.

3. Kapitel: Die Arbeitsteilung hängt von der Ausdehnung des Marktes ab

Da die Möglichkeit zu tauschen zur Arbeitsteilung führt, so muß die Ausdehnung dieser Teilung immer durch die Ausdehnung jener Möglichkeit, oder mit anderen Worten durch die Ausdehnung des Marktes begrenzt sein. Wenn der Markt sehr beschränkt ist, kann niemand den Mut finden, sich einer einzigen Beschäftigung ganz hinzugeben, weil es an der Möglichkeit fehlt, den ganzen Produktenüberschuß seiner Arbeit, der weit über seine eigene Konsumtion hinausgeht, für solche Produkte der Arbeit anderer, die er gerade braucht, auszutauschen.

Es gibt einige Erwerbsarten, selbst des niedrigsten Schlages, die nirgends anders, als in einer großen Stadt betrieben werden können. Ein Lastträger z. B. kann an keinem anderen Orte Beschäftigung und Unterhalt finden; ein Dorf ist eine viel zu enge Sphäre für ihn, und selbst ein gewöhnlicher Marktflecken ist kaum groß genug, ihm fortwährend Beschäftigung zu geben. In den einzeln stehenden Häusern und sehr kleinen Dörfern, die in einem so öden Lande, wie es das schottische Hochland ist, zerstreut liegen, muß jeder Landwirt gleichzeitig Fleischer, Bäcker und Brauer für seinen eigenen Hausstand sein. In solchen Gegenden kann man kaum erwarten, einen Schmied, Zimmermann oder Maurer näher als in einer Entfernung von 20 Meilen von einem Gewerbsgenossen zu finden. Die zerstreuten Familien, die acht bis zehn Meilen vom nächsten entfernt leben, müssen gar viele kleine Verrichtungen, welche sie in volkreicheren Gegenden von Handwerkern machen lassen würden, selbst ausführen lernen. Dorfhandwerker sind fast überall gezwungen, sich mit all den verschiedenen Gewerbszweigen zu befassen, die nur durch das gleiche Material miteinander in Beziehung stehen. Ein Dorfzimmermann gibt sich mit jeder Art Holzarbeit ab, ein Dorfschmied mit jeder Art Eisenarbeit. Der erstere ist nicht bloß Zimmermann, sondern auch Schreiner, Kunsttischler und sogar Holzschnitzer, so wie Rade-, Pflug-, Wagen- und Stellmacher. Die Beschäftigungen des letzteren sind noch mannigfacher. Es ist unmöglich, daß auch nur das Gewerbe eines Nagelschmieds in den entlegenen, inneren Teilen des schottischen Hochlands selbständig bestehe. Solch ein Arbeiter würde, bei einem Satz von 1000 Nägeln im Tag und bei 300 Arbeitstagen im Jahr, jährlich 300 000 Nägel machen; es wäre aber unmöglich, an einem solchen Orte jährlich 1000, d. h. die Arbeit eines einzigen Tages, abzusetzen.

Da durch die Wasserfracht für jede Art von Gewerbe ein ausgedehnterer Markt eröffnet wird, als ihn die Landfracht allein gewähren kann, so sind es die Meeresküste und die Ufer schiffbarer Flüsse, wo das Gewerbe jeder Art sich zu teilen und zu vervollkommnen anfängt, und oft erstrecken sich die Vervollkommnungen erst lange Zeit nachher in die inneren Teile des Landes. Ein Lastwagen mit breiten Rädern, von zwei Menschen begleitet und mit acht Pferden bespannt, bringt in etwa sechs Wochen Güter von ungefähr vier Tonnen Gewicht zwischen London und Edinburg hin und zurück. In etwa derselben Zeit führt ein Schiff mit sechs oder acht Mann, welches zwischen den Häfen von London und Leith fährt, oft Güter von 200 Tonnen Gewicht hin und her. Somit können sechs bis acht Mann mittels Wasserfracht eine so große Masse von Gütern zwischen London und Edinburg hin- und herbefördern, wie 50 von 100 Menschen begleitete und von 400 Pferden gezogene Lastwagen mit breiten Rädern. Mithin muß auf Güter von 200 Tonnen, die mit der wohlfeilsten Landfracht von London nach Edinburg gebracht werden, der dreiwöchentliche Unterhalt von 100 Menschen und ferner der Unterhalt, so wie, was dem Unterhalt ziemlich gleichkommt, die Abnutzung von 400 Pferden und 50 Lastwagen gerechnet werden, während bei derselben Gütermasse, wenn sie zu Wasser verführt wird, nur der Unterhalt von sechs oder acht Menschen und die Abnutzung eines Schiffes von 200 Tonnen Gehalt, samt dem Betrage des größeren Risikos oder der Differenz zwischen der Land- und Wasserassekuranz gerechnet zu werden braucht. Gäbe es also keine andere Kommunikation zwischen jenen beiden Plätzen, als die durch Landfuhre, so würden sie, da keine anderen Güter von einem zum anderen gebracht werden könnten, als solche, deren Preis im Verhältnis zu ihrem Gewichte sehr hoch wäre, nur einen geringen Teil jenes Verkehrs unterhalten können, der jetzt zwischen ihnen stattfindet, und die Industrie, die sie jetzt wechselseitig fördern, nur wenig aneifern. Da könnte dann nur wenig oder gar kein Handel zwischen den verschiedenen Teilen der Erde stattfinden. Welche Güter könnten die Kosten einer Landfracht zwischen London und Kalkutta aushalten? Oder, wenn einige so wertvoll wären, daß sie die Kosten zu ertragen vermöchten, was wäre das für eine Sicherheit, mit der sie durch die Länder so vieler barbarischer Völkerschaften gebracht werden könnten? Jetzt hingegen treiben diese beiden Städte einen sehr beträchtlichen Handel miteinander und ermuntern, indem sie einander einen Markt bieten, wechselseitig ihre Gewerbe aufs beste.

Da demnach die Vorteile der Wasserfracht so groß sind, so mußten natürlich die ersten Vervollkommnungen von Kunst und Gewerbe da hervortreten, wo diese günstige Gelegenheit die ganze Welt zu einem Markte für jede Art Arbeit erschließt, und konnten sich erst viel später bis in die inneren Teile des Landes erstrecken. Die inneren Teile des Landes können lange Zeit hindurch keinen anderen Markt für den größten Teil ihrer Güter haben, als das Land, das sie von der Seeküste und den großen schiffbaren Flüssen trennt. Die Ausdehnung ihres Marktes muß sich daher lange nach dem Reichtum und der Bevölkerungsdichte jenes Landes richten, und ihr Fortschritt deshalb immer hinter dem jenes Landes zurückbleiben. In unseren nordamerikanischen Kolonien sind die Pflanzungen beständig der Seeküste oder den Ufern schiffbarer Flüsse gefolgt und haben sich kaum irgendwo bis auf eine beträchtliche Entfernung von beiden erstreckt.

Die Völker, welche den glaubwürdigsten Geschichtsquellen zufolge zuerst als zivilisiert erscheinen, waren diejenigen, die entlang der Küste des Mittelländischen Meeres wohnten. Da dieses Meer, die weitaus größte Bucht, die man kennt, keine Ebbe und Flut, und darum auch keine anderen Wellen hat, als solche, die der Wind verursacht, so war es durch die Glätte seines Spiegels, die Menge seiner Inseln und die Nähe seiner Ufer für die Schiffahrt in der Zeit ihrer Kindheit außerordentlich günstig, als die Menschen noch wegen ihrer Unkenntnis des Kompasses sich fürchteten die Küste aus dem Gesicht zu verlieren, und sich wegen der Unvollkommenheit der Schiffsbaukunst den stürmischen Wogen des Ozeans nicht überlassen mochten. Über die Säulen des Herkules hinauszugehen, d. h. durch die Meerenge von Gibraltar hinauszusegeln, wurde in der alten Welt lange für das wunderbarste und gefährlichste Seeabenteuer gehalten. Selbst die Phönicier und Karthager, die geschicktesten Seefahrer und Schiffbauer jener alten Zeiten, versuchten es erst spät und waren lange die einzigen Völker, die es wagten.

Unter allen Ländern an der Küste des Mittelländischen Meeres scheint Ägypten das erste gewesen zu sein, in dem die Landwirtschaft oder die Gewerbe auf eine ansehnliche Stufe gebracht wurden. Oberägypten erstreckt sich nirgends weiter als auf einige Meilen vom Nil, und in Unterägypten teilt sich dieser große Strom in viele Kanäle, die durch etwas künstliche Nachhilfe nicht nur zwischen allen großen Städten, sondern auch zwischen allen ansehnlichen Dörfern und sogar bis zu vielen Landhäusern hin etwa in derselben Art Wasserstraßen gebildet zu haben scheinen, wie dies heute der Rhein und die Maas in Holland tun. Die Ausdehnung und Einfachheit dieser Binnenschiffahrt war wahrscheinlich eine der Hauptursachen der frühen Blüte Ägyptens.

Die Fortschritte in der Landwirtschaft und den Gewerben scheinen gleicherweise in den Provinzen Bengalens, in Ostindien und in einigen östlichen Provinzen Chinas in ferne Vorzeit zurückzugehen, obgleich das weite Zurückreichen dieser Entwicklung durch keine Geschichtsquellen, auf deren Autorität man in diesen Teilen der Erde etwas geben könnte, verbürgt wird. In Bengalen bilden der Ganges und einige andere große Ströme eine bedeutende Menge schiffbarer Kanäle, ganz so wie der Nil in Ägypten. In den östlichen Provinzen Chinas bilden gleichfalls einige große Flüsse durch ihre verschiedenen Arme eine Menge von Kanälen und machen durch Verbindung unter einander eine weit ausgedehntere Schiffahrt möglich als der Nil oder Ganges oder vielleicht beide zusammen. Es ist bemerkenswert, daß weder die alten Ägypter, noch die Inder, noch auch die Chinesen den auswärtigen Handel förderten, vielmehr insgesamt ihren großen Reichtum von dieser Binnenschiffahrt hergeleitet zu haben scheinen.

Alle inneren Teile Afrikas und jener ganze Teil Asiens, der weit nördlich vom Schwarzen und Kaspischen Meere liegt, das alte Scythien, die heutige Tartarei und Sibirien, scheinen zu allen Zeiten in demselben barbarischen und unzivilisierten Zustande gewesen zu sein, in dem wir sie gegenwärtig finden. Das Meer der Tartarei ist das Eismeer, das keine Schiffahrt zuläßt, und obgleich einige der größten Ströme der Welt durch dieses Land fließen, so sind sie doch zu weit voneinander entfernt, um Handel und Verkehr in dem größten Teil von ihm herzustellen. Es gibt in Afrika keinen so großen Meerbusen, wie das Baltische und Adriatische Meer in Europa, das Mittelländische und Schwarze Meer in Europa und Asien, den Arabischen, Persischen Indischen, Bengalischen und Siamesischen Golf in Asien, um den Seehandel in die inneren Teile des großen Kontinents zu führen, und die großen Flüsse Afrikas sind zu weit voneinander entfernt, um zu einer ansehnlichen Binnenschiffahrt Gelegenheit zu geben. Zudem kann der Handel, welchen ein Volk auf einem Flusse treibt, der sich nicht in eine große Menge von Armen oder Kanälen teilt, und der, ehe er die See erreicht, durch ein anderes Gebiet fließt, niemals beträchtlich sein; weil es stets in der Gewalt derjenigen Völker, die das andere Gebiet besitzen, steht, den Verkehr zwischen dem Oberlande und der See zu hemmen. Die Donauschiffahrt ist für Bayern, Österreich und Ungarn von sehr geringem Nutzen, im Vergleich zu dem, was sie sein würde, wenn einer dieser Staaten den ganzen Lauf des Flusses bis zu seiner Mündung in das Schwarze Meer beherrschte.

4. Kapitel: Ursprung und Gebrauch des Geldes

Wenn die Arbeitsteilung einmal durchweg eingeführt ist, so ist derjenige Teil von den Bedürfnissen eines Menschen, welcher durch das Produkt seiner eigenen Arbeit befriedigt werden kann, nur ein sehr kleiner. Den weitaus größten Teil derselben befriedigt er dadurch, daß er jenen Produktenüberschuß seiner Arbeit, der über seinen eigenen Bedarf hinausgeht, gegen solche Produkte der Arbeit anderer, die er gerade braucht, vertauscht. Dann lebt jeder vom Tausch, oder wird gewissermaßen ein Kaufmann, und die Gesellschaft selbst wird eigentlich eine Handelsgesellschaft.

Als jedoch die Arbeitsteilung zuerst Platz griff, muß dieses Tauschen häufig in seinen Operationen sehr ins Stocken gebracht und gehemmt worden sein. Nehmen wir an, der eine habe mehr von einer Ware, als er braucht, während ein anderer weniger hat. Natürlich wäre der erstere froh, wenn er einen Teil dieses Überflusses ablassen, der letztere, wenn er ihn bekommen könnte. Hätte indes der letztere gerade nichts, was der erstere benötigte, so könnte kein Tausch zwischen ihnen zustande kommen. Der Fleischer hat mehr Fleisch in seinem Laden, als er selbst verzehren kann, und der Brauer und Bäcker möchten gern einen Teil davon erwerben; allein sie haben nichts zum Tausch anzubieten, als die verschiedenen Produkte ihrer Gewerbe, und der Fleischer ist schon mit allem Brot und Bier, das er unmittelbar braucht, versehen. In diesem Falle läßt sich zwischen ihnen kein Tausch abschließen. Er kann nicht ihr Kaufmann, sie können nicht seine Kunden sein, und sie sind so alle drei einander von geringerem gegenseitigen Nutzen. Um den Übelstand einer solchen Lage zu vermeiden, wird jeder kluge Mensch zu allen Zeiten gesellschaftlichen Lebens, sobald die Arbeitsteilung eingeführt war, natürlich bemüht gewesen sein, sich so einzurichten, daß er außer dem besonderen Produkte seines eigenen Gewerbes jederzeit noch irgend eine Menge von einer oder der anderen Ware in Bereitschaft hatte, von der er voraussetzen konnte, daß sie wahrscheinlich wenig Menschen beim Tausche gegen das Erzeugnis ihres Gewerbes zurückweisen würden.

Mancherlei verschiedene Waren sind vermutlich nacheinander dafür ins Auge gefaßt und zu diesem Zwecke verwendet worden. In den rohen Zeiten der Gesellschaft soll Vieh das allgemeine Handelsmittel gewesen sein, und obgleich es ein sehr unbequemes sein mußte, so findet man doch in alter Zeit häufig die Dinge nach der Stückzahl des Viehes geschätzt, welches dafür in Tausch gegeben wurde. Die Rüstung des Diomedes, sagt Homer, ist nur neun Ochsen wert, die des Glaukus aber hundert. Salz soll das gewöhnliche Handels- und Tauschmittel in Abessinien sein, eine Art Muscheln in einigen Landesteilen an der indischen Küste, Stockfisch auf Neufundland, Tabak in Virginien, Zucker in einigen unserer westindischen Kolonien, Häute oder zugerichtetes Leder in einigen anderen Ländern, und noch heute gibt es ein Dorf in Schottland, wo es, wie man mir gesagt hat, nichts Ungewöhnliches ist, daß ein Arbeiter statt des Geldes Nägel in den Bäckerladen oder ins Bierhaus bringt.

Indessen scheint es, daß die Menschen in allen Ländern schließlich durch unwiderstehliche Gründe dahin gebracht wurden, zu diesem Zwecke den Metallen vor jeder anderen Ware den Vorzug zu geben. Die Metalle lassen sich nicht nur mit weniger Verlust, als irgend eine andere Ware, aufbewahren, indem kaum irgend eine andere Sache weniger dem Verderben preisgegeben ist, sondern sie können auch ohne Verlust in beliebig viele Teile gesondert werden, da die Teile durch Schmelzung sich leicht wieder vereinigen lassen: eine Eigenschaft, die keine andere gleich dauerhafte Ware besitzt, und die mehr als jede andere Eigenschaft sie dazu geeignet macht, Handels- und Zirkulationsmittel zu werden. Wer z. B. Salz kaufen wollte, und nur Vieh dagegen zu geben hatte, war gezwungen, auf einmal Salz im Werte eines ganzen Ochsen oder eines ganzen Schafes zu kaufen. Er konnte selten weniger kaufen, weil dasjenige, was er dafür geben wollte, selten ohne Verlust geteilt werden konnte; und wollte er mehr kaufen, so mußte er aus denselben Gründen das Doppelte oder Dreifache kaufen, d. h. den Gegenwert von zwei oder drei Ochsen, von zwei oder drei Schafen. Hatte er hingegen statt der Schafe oder Ochsen Metalle in Tausch zu geben, so war es leicht, die Menge des Metalls mit der Menge der Ware, deren er augenblicklich bedurfte, in genaue Übereinstimmung zu bringen.

Es wurden von verschiedenen Nationen verschiedene Metalle zu diesem Zwecke angewandt. Eisen war das gewöhnliche Handelsmittel bei den alten Spartanern, Kupfer bei den alten Römern, und Gold und Silber bei allen reichen, handeltreibenden Nationen.

Diese Metalle scheinen ursprünglich in rohen Barren ohne Stempel und Ausmünzung angewandt worden zu sein. So berichtet Plinius ( Hist. Nat. XXXIII, 3.) auf das Zeugnis des Timäus, eines alten Geschichtsschreibers hin, daß die Römer bis auf die Zeit des Servius Tullius kein gemünztes Geld hatten, und ungestempelte Kupferbarren zum Einkauf ihres Bedarfs gebrauchten. Diese rohen Barren versahen damals den Dienst des Geldes.

Mit dem Gebrauch der Metalle in diesem rohen Zustande waren zwei sehr wesentliche Übelstände verbunden: erstens die Mühe des Wägens, zweitens die des Probierens. Bei den edlen Metallen, wo ein geringer Unterschied in der Quantität einen großen im Werte zur Folge hat, erfordert schon das Geschäft eines genauen Abwägens sehr gute Wagen und Gewichte. Namentlich das Wägen des Geldes ist eine sehr delikate Operation. Bei den gröberen Metallen, wo ein kleiner Irrtum unerheblich ist, würde allerdings weniger Genauigkeit erforderlich sein; indes müßte man es doch höchst beschwerlich finden, wenn ein Armer jedesmal, so oft er für einen Pfennig zu kaufen oder zu verkaufen hat, den Pfennig zu wägen genötigt wäre. Die Operation des Probierens ist noch weit schwieriger und langweiliger, und das gewonnene Resultat ist, wenn nicht ein Teil des Metalls mit den gehörigen Lösungsmitteln im Schmelztiegel ordentlich geschmolzen wird, äußerst unzuverlässig. Dennoch mußten vor der Einführung des gemünzten Geldes die Leute diese langweilige und schwierige Operation vornehmen, wenn sie nicht stets den gröbsten Betrügereien und Täuschungen ausgesetzt sein, und statt eines Pfundes reinen Silbers oder reinen Kupfers eine verfälschte Mischung aus den gröbsten und wohlfeilsten Materialien erhalten wollten, die äußerlich das Ansehen hatte, jenen Metallen zu gleichen. Um solchen Mißbräuchen zuvorzukommen, den Tausch zu erleichtern, und dadurch alle Arten des Gewerbes und Handels zu ermutigen, sah man sich in allen Ländern, die beträchtliche Fortschritte in der Kultur gemacht hatten, genötigt, einen öffentlichen Stempel auf gewisse Quantitäten solcher Metalle zu setzen, die daselbst gewöhnlich zum Einkauf von Waren gebraucht wurden. Dies der Ursprung des gemünzten Geldes und jener öffentlichen Anstalten, die Münzen heißen, Einrichtungen genau von derselben Art, wie die Ämter der Mess- und Stempelmeister für Wollen- und Leinenzeug. Sie haben alle die gleiche Bestimmung, durch einen öffentlichen Stempel die Quantität und gleichförmige Güte dieser Waren, wenn sie zu Markt gebracht werden, zu verbürgen.

Die ersten öffentlichen Stempel dieser Art, die auf die umlaufenden Metalle gedrückt wurden, scheinen meistens dasjenige haben verbürgen zu sollen, was am schwierigsten und zugleich am wichtigsten ist, nämlich die Güte oder Feinheit des Metalls, und mögen wohl der Sterlingmarke ähnlich gewesen sein, die man jetzt auf Silbergeschirr und Silberbarren prägt, oder der spanischen Marke, die zuweilen auf Goldstangen gesetzt wird und, da sie nur auf einer Seite des Stückes steht und nicht die ganze Oberfläche bedeckt, zwar die Feinheit, aber nicht das Gewicht des Metalles verbürgt. Abraham wiegt dem Ephron die 400 Seckel Silber zu, welche er ihm für das Feld von Machpelah zu zahlen versprochen hatte. Es wird dabei gesagt, daß es die kurrente Handelsmünze war, und dennoch wird sie zugewogen, nicht zugezählt, gerade so wie es mit den Goldstangen und Silberbarren noch heute geschieht. Die Einkünfte der alten Sachsenkönige in England sollen nicht in Geld, sondern in natura, d. h. in Lebensmitteln und Proviant aller Art gezahlt worden sein. Wilhelm der Eroberer führte die Sitte ein, sie in Geld zu entrichten. Dieses Geld wurde jedoch lange Zeit auf der Schatzkammer nach dem Gewichte und nicht nach Stücken in Empfang genommen.

Die Unbequemlichkeit und Schwierigkeit, jene Metalle mit Genauigkeit zu wägen, gab die Veranlassung zur Verfertigung von Münzen, deren Stempel für geeignet gehalten wurde, um, da er beide Seiten des Stückes und zuweilen auch die Ränder ganz bedeckt, nicht nur das Korn, sondern auch das Gewicht des Metalles zu verbürgen. Solche Münzen wurden daher bis auf den heutigen Tag ohne die Mühe des Wägens stückweise angenommen.

Die Namen dieser Münzen scheinen ursprünglich das Gewicht oder das in ihnen enthaltene Metallquantum ausgedrückt zu haben. Zur Zeit des Servius Tullius, der zuerst in Rom Geld münzen ließ, enthielt das römische As oder Pfund ein römisches Pfund guten Kupfers. Es war nach Art unseres Troyespfundes in zwölf Unzen geteilt, deren jede eine wirkliche Unze guten Kupfers enthielt. Das englische Pfund Sterling enthielt zur Zeit Eduards I. nach Towergewicht ein Pfund Silber von bestimmter Feinheit. Das Towerpfund scheint etwas mehr als das römische gewesen zu sein, und etwas weniger als das Troyespfund. Dieses letztere wurde erst im 18. Regierungsjahre Heinrichs VIII. in der englischen Münze eingeführt. Der französische Livre enthielt zur Zeit Karls des Großen nach Troyesgewicht ein Pfund Silber von bestimmter Feinheit. Die Messe zu Troyes in der Champagne wurde zu jener Zeit von allen europäischen Völkern besucht, und die Gewichte und Maße eines so berühmten Marktes waren allgemein bekannt und geschätzt. Das schottische Geldpfund enthielt von der Zeit Alexanders I. bis zu der Robert Bruces ein Pfund Silber von demselben Gewicht und derselben Feinheit wie das englische Pfund Sterling. Die englischen, französischen und schottischen Pfennige enthielten gleichfalls ursprünglich alle ein wirkliches Pfenniggewicht Silber, den zwanzigsten Teil einer Unze und den zweihundertvierzigsten Teil eines Pfundes. Auch der Schilling scheint ursprünglich der Name eines Gewichtes gewesen zu sein. »Wenn der Weizen 12 Schilling der Malter kostet, sagt ein altes Statut Heinrichs III., so soll ein Semmelbrot von einem Heller 11 Schilling und 4 Pfennige wiegen.« Doch scheint das Verhältnis zwischen dem Schilling und Pfennig einerseits, und dem Pfund andrerseits nicht so beständig und gleichmäßig gewesen zu sein, als das zwischen dem Pfennig und dem Pfunde. Unter der ersten Dynastie der französischen Könige scheint der französische Sou oder Schilling bei verschiedenen Gelegenheiten bald 5, bald 12, bald 20, und bald 40 Pfennige enthalten zu haben. Bei den alten Sachsen scheint der Schilling zu einer Zeit nur 5 Pfennige enthalten zu haben, und es ist nicht unwahrscheinlich, daß er bei ihnen ebenso veränderlich war, als bei ihren Nachbarn, den alten Franken. Seit der Zeit Karls des Großen bei den Franken, und Wilhelms des Eroberers bei den Engländern scheint das Verhältnis zwischen Pfund, Schilling und Pfennig bis auf den heutigen Tag dasselbe geblieben zu sein, obgleich ihr Wert sehr verschieden war. Denn ich glaube, daß in allen Ländern der Welt Geiz und Ungerechtigkeit der Fürsten und Regierungen das Vertrauen der Untertanen mißbrauchten, indem sie nach und nach den wirklichen Metallgehalt, welcher ursprünglich in den Münzen vorhanden war, verringerten. Das römische As wurde in der letzten Zeit der Republik auf den vierundzwanzigsten Teil seines ursprünglichen Wertes reduziert, und wog statt eines Pfundes nur eine halbe Unze. Das englische Pfund und der englische Pfennig enthalten gegenwärtig etwa den dritten, das schottische Pfund und der schottische Pfennig etwa den sechsunddreißigsten, und das französische Pfund und der französische Pfennig etwa den sechsundfünfzigsten Teil ihres ursprünglichen Wertes. Durch diese Operationen setzten sich die Fürsten und Regierungen instand, dem Scheine nach ihre Schulden zu bezahlen und ihre Verpflichtungen mit einer geringeren Menge Silber, als sonst nötig gewesen wäre, zu erfüllen. Es war allerdings nur dem Scheine nach so; denn ihre Gläubiger wurden in Wirklichkeit um einen Teil dessen, was ihnen zukam, betrogen. Allen anderen Schuldnern im Staate kam dasselbe Privilegium zugute, und sie konnten, was immer sie in alter Münze geborgt hatten, mit derselben nominellen Summe der neuen, entwerteten Münze bezahlen. Solche Operationen erwiesen sich daher stets günstig für den Schuldner und verderblich für den Gläubiger, und riefen zuweilen größere und allgemeinere Umwälzungen unter den Vermögen von Privatpersonen hervor, als das größte öffentliche Unglück hätte verursachen können.

Auf diese Weise ist das Geld bei allen zivilisierten Völkern das allgemeine Handelsinstrument geworden, durch dessen Vermittlung Güter aller Art gekauft und verkauft, oder gegeneinander ausgetauscht werden.

Ich will nun darangehen, zu untersuchen, welche die Regeln sind, die die Menschen beim Tausch von Gütern gegen Geld oder gegen einander natürlicherweise beobachten. Diese Regeln bestimmen das, was man den relativen oder Tauschwert der Güter heißen kann.

Das Wort Wert hat, – was wohl zu bemerken ist, – zweierlei Bedeutung, und drückt bald die Brauchbarkeit einer Sache, bald die Möglichkeit aus, mittels des Besitzes dieser Sache andere Güter zu erlangen. Das eine mag Gebrauchswert, das andere Tauschwert genannt werden. Dinge, die den größten Gebrauchswert haben, haben oft wenig oder keinen Tauschwert, und umgekehrt: die, welche den größten Tauschwert haben, haben oft wenig oder gar keinen Gebrauchswert. Nichts ist brauchbarer als Wasser, aber man kann kaum etwas dafür erhalten; man kann fast nichts dafür eintauschen. Dagegen hat ein Diamant kaum einen Gebrauchswert, und doch ist oft eine Menge anderer Güter dafür im Tausch zu haben.

Um die Prinzipien zu erforschen, welche den Tauschwert der Waren regulieren, werde ich zu zeigen suchen

Erstens: Was der wahre Maßstab dieses Tauschwertes ist, oder worin der wirkliche Preis aller Waren besteht;

Zweitens: Welche die verschiedenen Teile sind, aus denen sich dieser wirkliche Preis zusammensetzt, oder die ihn bestimmen.

Und drittens: Welche Umstände es sind, die einige oder alle Preisteile bald über ihren natürlichen oder gewöhnlichen Stand hinauftreiben, bald unter ihn hinabdrücken, oder welche die Ursachen sind, die den Marktpreis, d. h. den tatsächlichen Preis der Waren daran hindern, genau mit dem, was man ihren natürlichen Preis nennen kann, zusammenzufallen.

Ich werde diese drei Gegenstände so vollständig und deutlich, als ich es vermag, in den drei folgenden Kapiteln auseinanderzusetzen suchen, wobei ich mir aufs angelegentlichste die Geduld und Aufmerksamkeit des Lesers erbitten muß: seine Geduld zur Prüfung eines Details, welches ihm vielleicht an vielen Stellen unnötigerweise umständlich erscheinen könnte, und seine Aufmerksamkeit zum Verständnis dessen, was vielleicht nach der ausführlichsten Erklärung, die ich zu geben imstande bin, immer noch einigermaßen unklar erscheinen könnte. Ich bin stets bereit, einige Umständlichkeit auf mich zu nehmen, um nur sicher zu sein, daß ich deutlich bin; es wird aber dennoch, nachdem ich mir alle mögliche Mühe gegeben habe, deutlich zu sein, einige Unklarheit über einen Gegenstand zurückbleiben, der schon seiner Natur nach höchst abstrakt ist.

5. Kapitel: Der wirkliche und der Nominalpreis der Waren, oder ihr Arbeitspreis und ihr Geldpreis

Ein Mensch ist in dem Grade reich oder arm, als er imstande ist, sich den Bedarf, die Genußmittel und die Vergnügungen des menschlichen Lebens zu verschaffen. Nachdem jedoch die Arbeitsteilung einmal durchweg eingeführt worden ist, kann eines Menschen eigene Arbeit ihn nur mit einem sehr kleinen Teil dieser Dinge versorgen. Den bei weitem größeren Teil muß er von der Arbeit anderer beziehen, und er wird reich oder arm sein je nach der Quantität von Arbeit, die er sich dienstbar machen oder kaufen kann. Demnach ist der Wert einer Ware für denjenigen, der sie besitzt und nicht selbst zu gebrauchen oder zu verzehren, sondern gegen andere Waren auszutauschen gedenkt, der Quantität Arbeit gleich, welche sie ihn dafür zu kaufen oder sich dienstbar zu machen befähigt. Die Arbeit ist also der wahre Maßstab des Tauschwertes aller Waren.

Der wirkliche Preis jedes Dinges, dasjenige nämlich, was ein Ding dem, der es sich verschaffen will, wirklich kostet, ist die zu seiner Anschaffung erforderliche Mühe und Beschwerde. Was ein Ding dem, der es sich verschafft hat, und darüber verfügen, oder es gegen irgendetwas anderes vertauschen will, wirklich wert ist, das ist die Mühe und Beschwerde, die es ihm ersparen und dafür anderen Leuten verursachen kann. Was für Geld oder andere Güter gekauft wird, ist ebenso durch Arbeit erlangt, als das, was wir uns durch die Anstrengung unseres eigenen Körpers verschaffen. Jenes Geld oder jene Güter ersparen uns in der Tat diese Anstrengung. Sie enthalten den Wert einer bestimmten Quantität Arbeit, die man gegen etwas vertauscht, wovon man zurzeit glaubt, daß es den Wert einer gleichen Quantität enthalte. Die Arbeit war der erste Preis, das ursprüngliche Kaufgeld, welches für alle Dinge gezahlt wurde. Nicht mit Gold oder Silber, sondern mit Arbeit wurden alle Reichtümer der Welt ursprünglich erworben, und ihr Wert ist für ihre Besitzer, die sie gegen neue Produkte vertauschen wollen, genau der Quantität Arbeit gleich, welche sie dafür kaufen oder sich dienstbar machen können.

Reichtum ist Macht, wie Hobbes sagt. Wer jedoch ein großes Vermögen erwirbt oder ererbt, erwirbt oder ererbt damit nicht notwendig politische Macht, weder im Zivil- noch im Militärwesen. Sein Vermögen wird ihm vielleicht die Mittel bieten, beide zu erwerben, aber der bloße Besitz dieses Vermögens führt sie ihm nicht notwendigerweise zu. Die Macht, welche jener Besitz ihm unmittelbar und direkt verschafft, ist die Macht zu kaufen, eine gewisse Gewalt über alle Arbeit oder alle Arbeitsprodukte, welche derzeit verkäuflich sind. Sein Vermögen ist ganz in Gemäßheit der Ausdehnung dieser Macht, oder in Gemäßheit der Quantität von Arbeit oder, was dasselbe ist, von Arbeitsprodukten anderer, welche er dafür kaufen oder sich dienstbar machen kann, größer oder kleiner. Der Tauschwert der Dinge muß immer der Ausdehnung dieser Macht, die sie ihrem Besitzer verschaffen, ganz gleich sein.

Wenn aber auch die Arbeit der wirkliche Maßstab des Tauschwertes aller Waren ist, so ist sie doch gewöhnlich nicht der, nach dem ihr Wert geschätzt wird. Es ist oft schwer, das Verhältnis zwischen zwei verschiedenen Quantitäten Arbeit genau zu bestimmen. Die auf zwei verschiedene Arten von Arbeit verwendete Zeit wird nicht immer allein dieses Verhältnis bestimmen. Es muß auch der verschiedene Grad von Mühseligkeit, die dabei ertragen, und von Geist, der aufgeboten wird, in Rechnung gebracht werden. Es kann in der schweren Anstrengung einer Stunde mehr Arbeit stecken, als in der leichten Tätigkeit zweier Stunden und wieder mehr in der einstündigen Beschäftigung mit einem solchen Gewerbe, dessen Erlernung zehn Jahre brauchte, als in dem Fleiß eines ganzen Monats bei einer gewöhnlichen und allgemein geläufigen Verrichtung. Allein es ist nicht leicht, einen genauen Maßstab für die Mühseligkeit oder den Geist zu finden. Allerdings wird beim Austausch der verschiedenen Produkte verschiedener Arbeitsarten gegeneinander auf beide einige Rücksicht genommen; allein das wird nicht nach einem genauen Maßstabe, sondern nach dem Feilschen und Handeln auf dem Markte ausgeglichen, ganz jener rohen Ausgleichung gemäß, welche, obwohl nicht exakt, doch gerade hinreicht, die Geschäfte des gemeinen Lebens fortzusetzen.

Übrigens werden die Waren häufiger miteinander, als mit Arbeit vertauscht und verglichen. Daher ist es natürlicher, ihren Tauschwert nach der Quantität irgend einer anderen Ware zu schätzen, als nach der der Arbeit, welche sie verschaffen können. Auch versteht der größte Teil der Menschen besser, was mit einer Quantität bestimmter Ware, als was mit einer Quantität Arbeit gemeint ist. Das eine ist ein einfacher handgreiflicher Gegenstand, das andere ein abstrakter Begriff, der sich zwar genügend deutlich machen läßt, aber doch nicht ganz so natürlich und geläufig ist.

Wenn aber der Tauschhandel aufhört, und das Geld zum gewöhnlichen Handelsmittel geworden ist, dann wird jede einzelne Ware häufiger gegen Geld als gegen irgend eine andere Ware vertauscht. Der Fleischer bringt selten sein Rind- oder Hammelfleisch zum Bäcker oder zum Brauer, um es gegen Brot oder Bier zu vertauschen, sondern er bringt es auf den Markt, wo er es gegen Geld eintauscht, und später tauscht er dies Geld für Brot und Bier ein. Die Quantität des Geldes, welches er dafür einnimmt, bestimmt auch die Quantität des Brotes und Bieres, die er hernach kaufen kann. Es ist ihm daher natürlicher und geläufiger, ihren Wert nach der Quantität des Geldes, der Ware nämlich, für welche er sie unmittelbar eintauscht, als nach der des Brotes und Bieres, Waren, gegen welche er sie nur durch Vermittlung einer anderen Ware eintauschen kann, zu schätzen, und einfacher zu sagen, das Pfund seines Fleisches sei drei oder vier Pfennige wert, als es sei drei oder vier Pfund Brot, oder drei oder vier Quart Dünnbier wert. Daher kommt es, daß der Tauschwert jeder Ware öfter nach der Quantität des Geldes, als nach der der Arbeit oder einer anderen Ware, welche dafür eingetauscht werden kann, geschätzt wird.

Gleichwohl sind Gold und Silber, wie jede andere Ware, in ihrem Werte veränderlich, bald wohlfeiler und bald teurer, bald leichter und bald schwerer zu kaufen. Die Quantität Arbeit, welche eine bestimmte Quantität Gold oder Silber kaufen oder sich dienstbar machen kann, oder die Quantität anderer Güter, für die sie einzuhandeln ist, hängt immer von der Ergiebigkeit oder Unergiebigkeit der Bergwerke ab, die man zur Zeit dieser Tauschakte gerade kennt. Die Entdeckung der reichhaltigen Gruben Amerikas brachte im 16. Jahrhundert den Gold- und Silberwert in Europa ungefähr auf den dritten Teil seines früheren Standes herunter. Da es weniger Arbeit kostete, jene Metalle aus den Gruben zu Markte zu bringen, so konnten sie auch, als sie dahin kamen, nur weniger Arbeit damit kaufen oder sich dienstbar machen; und diese Umwälzung in ihrem Werte ist, wenn auch vielleicht die größte, doch keineswegs die einzige, von der die Geschichte Nachricht gibt. Wie aber ein quantitatives Maß, z. B. der natürliche Fuß, die Armlänge oder die Handvoll, das selbst stets veränderlich ist, niemals einen genauen Maßstab für die Quantität anderer Dinge abgeben kann, so kann auch eine Ware, die in ihrem eigenen Werte stets veränderlich ist, niemals ein genauer Maßstab für den Wert anderer Waren sein. Von gleichen Quantitäten Arbeit kann man sagen, daß sie zu allen Zeiten und an allen Orten für den Arbeiter von gleichem Werte seien. Bei dem gewöhnlichen Stande seiner Gesundheit, Kraft und Intelligenz, beim gewöhnlichen Grade seiner Geschicklichkeit und Fertigkeit muß er immer ein und denselben Teil seiner Bequemlichkeit, seiner Freiheit und seines Glückes hingeben. Der Preis, den er zahlt, muß immer derselbe sein, wie groß auch die Quantität der Güter sei, welche er dafür als Entgelt erhält. Von diesen kann er freilich bald mehr, bald weniger erhalten; aber dann ist nur ihr Wert veränderlich, nicht der der Arbeit, welche zu ihrer Erlangung dient. Immer und überall ist dasjenige teuer, was schwer zu bekommen ist, oder dessen Erwerbung viel Arbeit kostet, und dasjenige wohlfeil, was leicht oder mit sehr wenig Arbeit zu haben ist. Nur die Arbeit, die niemals in ihrem eigenen Werte schwankt, ist daher das letzte und wirkliche Maß, wonach der Wert aller Waren immer und überall geschätzt und verglichen werden kann. Sie ist ihr wirklicher Preis: Geld ist nur ihr Nominalpreis.

Obwohl aber gleiche Quantitäten Arbeit für den Arbeiter immer gleichen Wert haben, so scheinen sie doch schon dem, der ihn beschäftigt, bald mehr, bald weniger wert zu sein. Er erkauft sie bald mit einer größeren, bald mit einer kleineren Quantität von Gütern, und ihm scheint der Preis der Arbeit nicht weniger als der aller anderen Güter veränderlich zu sein. In einem Falle scheint sie ihm teuer, in einem anderen wohlfeil. In Wahrheit jedoch sind es die Güter, die in dem einen Falle wohlfeil, im andern teuer sind.

In diesem populären Sinne kann man daher sagen, die Arbeit habe gleich den Waren einen wirklichen und einen Nominalpreis. Ihr wirklicher Preis, kann man sagen, besteht in der Quantität von Lebensbedarf und Genußmitteln, welche dafür gegeben wird, ihr Nominalpreis in der Quantität des Geldes. Der Arbeiter ist reich oder arm, gut oder schlecht belohnt, je nach dem wirklichen, nicht nach dem Nominalpreise seiner Arbeit.

Die Unterscheidung zwischen dem wirklichen und dem Nominalpreise der Waren und der Arbeit ist nicht etwa nur eine Sache der bloßen Theorie, sondern kann bisweilen in der Praxis von beträchtlichem Nutzen sein. Derselbe wirkliche Preis hat immer ein und denselben Wert, wogegen wegen des Wechsels im Werte des Goldes und Silbers ein und derselbe Nominalpreis zuweilen sehr verschiedene Werte hat. Wenn daher ein Landgut unter der Bedingung einer immerwährenden Rente verkauft wird, und man will, daß diese Rente stets denselben Wert haben soll, so ist es für die Familie, in deren Interesse die Auflage erfolgt, sehr wichtig, daß sie nicht in einer bestimmten Summe Geldes bestehe. In diesem Falle würde ihr Wert Abweichungen von zweierlei Art unterworfen sein: erstens von der, daß zu verschiedener Zeit verschiedene Quantitäten Gold und Silber in Münzen von derselben Benennung enthalten sind, und zweitens von der, daß der Wert gleicher Quantitäten von Gold und Silber zu verschiedenen Zeiten verschieden ist.

Fürsten und Freistaaten haben sich oft eingebildet, ihr augenblicklicher Vorteil liege darin, die in ihren Münzen enthaltene Quantität reinen Metalls zu vermindern; aber nur höchst selten bildeten sie sich ein, es sei für sie vorteilhaft, sie zu vermehren. Daher hat die Quantität des in den Münzen enthaltenen edlen Metalls sich, wie ich glaube, bei allen Völkern meist unablässig vermindert und hat kaum jemals zugenommen. Darum haben solche Veränderungen fast überall das Bestreben, den Wert einer Geldrente zu verringern.

Die Entdeckung der amerikanischen Minen verminderte den Wert des Goldes und Silbers in Europa. Diese Verringerung geht, wie man gewöhnlich, allerdings, wie ich glaube, ohne sicheren Beweis annimmt, noch immer stufenweise fort und wird wahrscheinlich noch lange Zeit so fortgehen. Läßt man diese Annahme gelten, so werden solche Veränderungen den Wert einer Geldrente viel eher vermindern, als vermehren, selbst in dem Falle, wenn es ausbedungen wäre, daß sie nicht in einer bestimmten Summe einer so oder so benannten Münzsorte (z. B. in so und so viel Pfund Sterling), sondern in so und so viel Unzen reinen Silbers oder Silbers von einem bestimmten Feingehalt gezahlt werden solle.

Die in Getreide ausbedungenen Renten haben ihren Wert weit besser bewahrt, als die in Geld ausbedungenen, selbst wenn die Benennung der Münze keine Änderung erlitten hat. Im 18. Regierungsjahre der Elisabeth wurde verordnet, daß der dritte Teil der Renten von allen in Pacht gegebenen Gütern der Universitäten in Getreide ausbedungen werden solle, welches dann entweder in natura oder nach dem laufenden Preise des nächsten Marktes entrichtet werden müsse. Das Geld, welches von dieser Getreiderente einkommt, ist, obgleich ursprünglich nur ein Drittel des Ganzen, nach Dr. Blackstone gegenwärtig beinahe das Doppelte dessen, was die anderen beiden Drittel einbringen. Die alten Geldrenten der Universitäten müssen hiernach beinahe auf den vierten Teil ihres früheren Wertes heruntergesunken oder wenig mehr wert sein, als den vierten Teil des Getreides, welches sie einst wert waren. Aber seit der Regierung von Philipp und Maria hat die Benennung der englischen Münze wenig oder keine Änderung erfahren, und dieselbe Zahl Pfunde, Schillinge und Pence enthielt beinahe ganz dieselbe Quantität reinen Silbers. Es entsprang demnach diese Verringerung in dem Werte der Geldrenten der Universitäten durchaus nur aus der Verringerung im Werte des Silbers.

Wenn sich zur Verringerung im Werte des Silbers noch eine Verminderung seiner in den gleichnamigen Münzen enthaltenen Quantität gesellt, so ist der Verlust oft noch größer. In Schottland, wo die Benennung der Münze viel größere Veränderungen erlitt, als jemals in England, und in Frankreich, wo sie noch größere erlitt, als jemals in Schottland, sind manche alte Renten, die ursprünglich einen ansehnlichen Wert hatten, auf diese Weise beinahe auf nichts heruntergesunken.

Gleiche Quantitäten Arbeit pflegt man zu sehr verschiedenen Zeiten weit eher mit gleichen Quantitäten Getreide, dem Lebensmittel des Arbeiters, als mit gleichen Quantitäten von Gold und Silber oder vielleicht irgend einer anderen Ware zu erkaufen. Gleiche Quantitäten Getreide werden also zu verschiedenen Zeiten weit eher denselben wirklichen Wert haben, oder ihren Besitzer befähigen, so ziemlich dieselbe Quantität Arbeit von anderen damit zu erkaufen oder sich dienstbar zu machen. Sie werden dies, sage ich, weit eher tun, als gleiche Quantitäten von fast jeder anderen Ware; denn genau tun es auch die gleichen Getreidequantitäten nicht. Der Unterhalt des Arbeiters oder der wirkliche Preis der Arbeit ist, wie ich später zeigen werde, unter verschiedenen Umständen sehr verschieden: reichlicher in einer Gesellschaft, die zur Wohlhabenheit fortschreitet, als in einer solchen, die stillsteht, und wieder reichlicher in einer stillstehenden, als in einer, die zurückgeht. Doch wird jede Ware bald eine größere, bald eine kleinere Quantität Arbeit kaufen können, und zwar je nach der Quantität von Lebensmitteln, die sie gerade zu kaufen imstande ist. Deshalb ist eine in Getreide ausbedungene Rente nur den Veränderungen der mit einer bestimmten Getreidequantität erkaufbaren Arbeitsquantität unterworfen: Dagegen ist eine in irgend einer anderen Ware ausbedungene Rente nicht nur den Veränderungen der mit einer gewissen Getreidequantität erkaufbaren Arbeitsquantität ausgesetzt, sondern auch den Veränderungen der mit einer bestimmten Quantität eben jener Ware erkaufbaren Getreidequantität.

Wenn sich aber auch, – und das muß beachtet werden, – der wirkliche Wert einer Getreiderente von Jahrhundert zu Jahrhundert viel weniger verändert, als der einer Geldrente, so verändert er sich dafür von Jahr zu Jahr desto mehr. Der Geldpreis der Arbeit ändert sich nicht, wie ich später zeigen werde, von Jahr zu Jahr zugleich mit dem Geldpreise des Getreides, sondern scheint sich überall, statt sich nach dem zeitweiligen oder gelegentlichen Preise dieses Lebensbedürfnisses zu richten, vielmehr seinem Durchschnitts- oder gewöhnlichen Preise anzupassen. Der Durchschnitts- oder gewöhnliche Preis des Getreides wird wieder, wie ich gleichfalls später zeigen will, durch den Wert des Silbers, durch die Ergiebigkeit oder Unergiebigkeit der Bergwerke, die den Markt mit diesem Metall versorgen, oder durch die Quantität der Arbeit, die aufgewendet, und folglich des Getreides, das verzehrt werden muß, um eine bestimmte Menge Silber von dem Bergwerk zum Markte zu bringen, bestimmt. Aber der Wert des Silbers ändert sich zwar zuweilen beträchtlich von Jahrhundert zu Jahrhundert, selten jedoch sehr von Jahr zu Jahr, vielmehr bleibt er oft ein halbes oder ein ganzes Jahrhundert hindurch derselbe oder wenigstens beinahe derselbe. Mithin bleibt auch der gewöhnliche oder Durchschnittspreis des Getreides während einer solchen Periode sich gleich oder fast gleich, und mit ihm bleibt auch der Geldpreis der Arbeit so, wenn nämlich, was hierbei vorausgesetzt wird, die Gesellschaft auch in anderer Beziehung dieselbe oder beinahe dieselbe Verfassung beibehält. Innerhalb dieser Zeit kann der zeitweilige oder gelegentliche Preis des Getreides oft in dem einen Jahre doppelt so hoch sein als im vorhergehenden, und z. B. der Malter von fünfundzwanzig bis fünfzig Schilling schwanken. Wenn aber das Getreide den letzteren Preis hat, so ist nicht nur der Nominal-, sondern auch der wirkliche Wert der Getreiderente doppelt so hoch als bei dem vorhergehenden, d. h. er kann sich eine doppelte Quantität von Arbeit oder der meisten anderen Waren dienstbar machen, während der Geldpreis der Arbeit und mit ihm der der meisten anderen Dinge bei allen diesen Schwankungen unverändert bleibt.

Es leuchtet also ein, daß die Arbeit ebensowohl der einzige allgemeine, als der einzige genaue Maßstab des Wertes oder das einzige Preismaß ist, nach dem die Werte aller Waren immer und überall verglichen werden können. Wir können zugestandenermaßen nicht den wirklichen Wert verschiedener Waren von Jahrhundert zu Jahrhundert nach den Quantitäten Silbers, die dafür gegeben werden, wir können ihn nicht von Jahr zu Jahr nach den Getreidequantitäten schätzen. Aber nach den Arbeitsquantitäten können wir ihn mit der größten Genauigkeit sowohl von Jahrhundert zu Jahrhundert, als von Jahr zu Jahr schätzen. Von Jahrhundert zu Jahrhundert ist Getreide ein besserer Maßstab als Silber, weil von Jahrhundert zu Jahrhundert gleiche Getreidequantitäten sich viel eher die nämliche Arbeitsquantität beschaffen können, als gleiche Quantitäten Silber. Umgekehrt ist von Jahr zu Jahr das Silber ein besserer Maßstab, als das Getreide, weil gleiche Quantitäten desselben sich viel eher die nämliche Quantität Arbeit verschaffen werden.

Wenn es aber auch bei Feststellung immerwährender Renten oder beim Abschluß sehr langer Pachtkontrakte von Nutzen sein mag, zwischen wirklichem und Nominalpreis zu unterscheiden, so ist dies doch beim Kaufen und Verkaufen, den gewöhnlichsten und alltäglichsten Geschäften des menschlichen Lebens, nicht der Fall.

Zur selben Zeit und am selben Orte stehen wirklicher und Nominalpreis aller Waren genau im Verhältnis zueinander. Je mehr oder weniger Geld man für eine Ware z. B. auf dem Londoner Markte bekommt, desto mehr oder weniger Arbeit wird man sich zur selbigen Zeit und an demselbigen Orte dafür kaufen oder dienstbar machen können. Mithin ist zur selben Zeit und an demselben Orte das Geld der genaue Maßstab für den wirklichen Tauschwert aller Waren. Doch ist es dies eben nur zu derselben Zeit und an demselben Orte.

Obgleich an weit auseinander liegenden Plätzen kein regelmäßiges Verhältnis zwischen dem wirklichen und dem Geldpreise der Waren besteht, so hat doch der Kaufmann, der Güter von einem zum anderen bringt, nur ihren Geldpreis oder den Unterschied der Quantität Silber, für welche er sie kauft, und derjenigen, für welche er sie wahrscheinlich verkaufen wird, zu beachten. Für eine halbe Unze Silber kann zu Canton in China mehr Arbeit und mehr an Lebensbedarf und Genußmitteln zu haben sein, als für eine ganze Unze in London. Es kann also eine Ware, welche in Canton für eine halbe Unze Silber verkauft wird, an diesem Orte wirklich teurer und für ihren Besitzer wichtiger sein, als es eine Ware, die in London für eine ganze Unze verkauft wird, für ihren Besitzer in London ist. Wenn jedoch ein Londoner Kaufmann zu Canton für eine halbe Unze Silber eine Ware kaufen kann, die er hernach in London für eine Unze zu verkaufen imstande ist, so gewinnt er hundert Prozent bei dem Handel, gerade so viel, als wenn eine Unze Silber in London ganz denselben Wert hätte, als in Canton. Es kommt für ihn nicht in Betracht, daß eine halbe Unze Silber ihm in Canton mehr Arbeit und eine größere Quantität Lebens- und Genußmittel verschaffen würde, als eine ganze Unze ihm in London verschaffen kann. Eine Unze in London wird ihm die Möglichkeit verschaffen, die Quantität aller dieser Dinge zu verdoppeln, wie sie ihm eine halbe Unze dort verschafft haben würde, und das ist's gerade, was er haben will.

Da es nun der Nominal- oder Geldpreis der Waren ist, der am Ende über die Klugheit oder Unklugheit aller Käufe und Verkäufe entscheidet und somit fast alle Geschäfte des täglichen Lebens, in denen es auf den Preis ankommt, regelt, so ist es kein Wunder, daß man auf ihn so viel mehr, als auf den wirklichen Preis geachtet hat.

In einem Werke wie das vorliegende kann es jedoch zuweilen nützlich sein, die verschiedenen wirklichen Werte einer bestimmten Ware in verschiedenen Zeiten und Orten oder die verschiedenen Grade von Macht über die Arbeit anderer Leute, die sie unter verschiedenen Umständen den Besitzern verliehen haben, zu vergleichen. Wir müssen in diesem Falle nicht sowohl die verschiedenen Quantitäten Silber, für die sie gewöhnlich verkauft wurde, als die verschiedenen Quantitäten Arbeit, die für jene verschiedenen Quantitäten Silber zu kaufen waren, vergleichen. Aber die jeweiligen Preise der Arbeit in entlegenen Zeiten und Orten lassen sich kaum je mit einiger Genauigkeit erkennen. Die Getreidepreise sind zwar auch nur an wenigen Orten regelmäßig aufgezeichnet worden, im allgemeinen aber kennt man sie doch besser, und Geschichtschreiber sowohl als andere Schriftsteller haben sich öfter um sie bekümmert. Daher müssen wir uns größtenteils an ihnen genügen lassen: nicht als ob sie immer in einem genauen Verhältnisse zum jeweiligen Preise der Arbeit stünden, sondern weil sie uns gewöhnlich die größte Annäherung bieten, die es bei diesem Verhältnisse gibt. Ich werde weiter unten Gelegenheit haben, einige Vergleichungen dieser Art anzustellen.

Beim Fortschreiten des Gewerbfleißes fanden es die handeltreibenden Nationen zweckmäßig, verschiedene Metalle zu Geld auszuprägen: Gold für größere Zahlungen, Silber für Käufe von mäßigem Werte, und Kupfer oder ein anderes gemeines Metall für Käufe von noch geringerem Belang. Doch betrachteten sie stets eines dieser Metalle vorzugsweise als Maßstab des Wertes, und dieser Vorzug scheint im allgemeinen demjenigen Metall gegeben worden zu sein, das sie gerade zuerst als Handelsmittel zu gebrauchen pflegten. Nachdem sie einmal angefangen hatten, sich seiner als ihres Maßstabes zu bedienen, was sie zu einer Zeit tun mußten, als sie noch kein anderes Geld hatten, blieben sie gewöhnlich dabei, wenn auch keine Notwendigkeit mehr dazu vorhanden war.

Die Römer sollen bis zum fünften Jahre vor dem ersten punischen Kriege, wo sie zuerst Silber ausmünzten ( Plinius, lib. XXXIII cap. 3), nur Kupfergeld gehabt haben. Daher scheint Kupfer auch immerfort das Wertmaß in jener Republik geblieben zu sein. In Assen oder Sestertien scheinen alle Rechnungen geführt und der Wert aller Grundstücke geschätzt worden zu sein. Das As war immer der Name einer Kupfermünze; das Wort Sestertius bedeutet zwei und ein halbes As. Obgleich also der Sestertius ursprünglich eine Silbermünze war, so wurde sein Wert doch in Kupfer angegeben. Man sagte in Rom von einem, der viel Geld schuldig war, er habe viel von anderer Leute Kupfer.

Die nordischen Völker, welche sich auf den Ruinen des römischen Reiches einrichteten, scheinen gleich zu Beginn ihrer Niederlassungen Silbergeld gehabt und mehrere Zeitalter hindurch weder Gold- noch Kupfermünzen gekannt zu haben. In England gab es Silbermünzen zur Zeit der Sachsen, Gold aber wurde bis zur Zeit Eduards III. nur wenig, und Kupfer bis auf Jacob I. von Großbritannien gar nicht gemünzt. Daher wurden in England und, wie ich glaube, aus dem gleichen Grunde bei allen anderen modernen Völkern Europas die Rechnungen in Silbermünze geführt und der Wert aller Güter und Grundstücke meistens in Silber berechnet; und wenn wir den Betrag von jemandes Vermögen ausdrücken wollen, so geben wir selten die Anzahl der Guineen, sondern die der Pfunde Sterling an, die man unserer Ansicht nach dafür geben würde.

Ursprünglich konnte, wie ich glaube, in allen Ländern ein gesetzliches Zahlungsangebot nur in der Münze desjenigen Metalls gemacht worden, welches ausschließlich als Preismaß oder Wertmaßstab betrachtet wurde. In England wurde das Gold, nachdem es schon lange zu Geld gemünzt war, immer noch nicht als gesetzliches Zahlungsmittel angesehen. Das Wertverhältnis des Gold- und Silbergeldes war durch keinerlei öffentliche Satzung oder Verordnung festgesetzt; man überließ es vielmehr dem Markte, es zu bestimmen. Wenn ein Schuldner die Zahlung in Gold anbot, so konnte der Gläubiger eine solche Zahlung entweder ganz zurückweisen, oder sie nach einer Schätzung des Goldes annehmen, über die er sich mit dem Schuldner einigte. Kupfer ist gegenwärtig, außer beim Wechseln kleiner Silbermünzen, kein gesetzliches Zahlungsmittel. Bei diesem Stande der Dinge war die Unterscheidung zwischen dem Metall, welches Preismaß, und demjenigen, welches nicht Preismaß war, etwas mehr als eine bloß nominelle Unterscheidung.

Als im Verlaufe der Zeit die Leute mit dem Gebrauch der verschiedenen gemünzten Metalle vertrauter wurden und sich dadurch an das Verhältnis ihrer respektiven Werte besser gewöhnten, fand man es, wie ich glaube, in den meisten Ländern zweckmäßig, dieses Verhältnis festzustellen, und durch öffentliches Gesetz zu erklären, daß z. B. eine Guinee von dem und dem Schrot und Korn gegen einundzwanzig Schilling eingewechselt werden oder ein gesetzliches Zahlungsmittel für eine Schuld von diesem Betrage sein sollte. Bei diesem Stande der Dinge und während der Dauer eines derartigen regulierten Verhältnisses ist die Unterscheidung zwischen dem Metall, welches Preismaß, und demjenigen, welches nicht Preismaß ist, wenig mehr als eine nominelle Unterscheidung.

Doch wird infolge einer Veränderung dieses regulierten Verhältnisses die Unterscheidung wieder etwas mehr, oder scheint wenigstens etwas mehr zu werden als eine bloß nominelle. Wenn der regulierte Wert einer Guinee z. B. entweder auf 20 Schilling vermindert oder auf 22 erhöht würde, so könnte, da alle Rechnungen in Silbergeld geführt, und fast alle Schuldverschreibungen darin ausgedrückt sind, der größte Teil der Zahlungen zwar in beiden Fällen mit derselben Summe Silbergeldes wie früher geleistet werden, würde aber in Goldmünze eine sehr abweichende Summe erfordern: eine größere in dem einen, eine kleinere in dem anderen Falle. Das Silber würde dann in seinem Werte unveränderlicher erscheinen, als das Gold: es würde scheinen, daß das Silber den Wert des Goldes, das Gold aber nicht den des Silbers messe. Der Wert des Goldes würde anscheinend von der Quantität des Silbers abhängig sein, gegen die es in Tausch ginge, aber nicht umgekehrt der Wert des Silbers von der Quantität des Goldes, die dafür zu haben wäre. Demnach hätte dieser Unterschied seinen Grund lediglich in der Gewohnheit, die Rechnungen lieber in Silber als in Gold zu führen und den Betrag aller großen und kleinen Summen in Silbergeld auszudrücken. Eine von Herrn Drummond's Noten zu 25 oder 50 Guineen würde nach einer solchen Veränderung immer noch, wie früher, mit 25 oder 50 Guineen zu bezahlen sein. Sie wäre nach einer solchen Veränderung zwar mit der nämlichen Quantität Gold zu bezahlen, wie früher, aber keineswegs mit der nämlichen Quantität Silber. Bei der Auszahlung einer solchen Note würde das Gold in seinem Werte unveränderlicher zu sein scheinen als das Silber. Gold würde den Wert des Silbers, aber Silber nicht den des Goldes zu messen scheinen. Wenn die Gewohnheit, in dieser Weise Rechnung zu führen und Promessen so wie andere Schuldverschreibungen auszudrücken, einmal allgemein werden sollte, so würde das Gold und nicht das Silber als dasjenige Metall betrachtet, welches das Preismaß oder der Wertmesser wäre.

In der Tat bestimmt während der Dauer eines zwischen den respektiven Werten der verschiedenen gemünzten Metalle festgelegten Verhältnisses der Wert des kostbarsten Metalls den Wert des gesamten Geldes. 12 Kupferpence enthalten ein halbes Pfund gemeinen Gewichts an Kupfer, nicht von der besten Qualität, welches, bevor es gemünzt ist, selten sieben Pence in Silber wert ist. Da aber durch die Festlegung geboten ist, zwölf solche Pence für einen Schilling einzuwechseln, so werden sie auf dem Markte so betrachtet, als wenn sie einen Schilling wert wären, und man kann zu jeder Zeit einen Schilling dafür erhalten. Sogar vor der letzten Reform der britischen Goldmünzen war das Gold, wenigstens so viel davon in und um London im Umlauf war, im allgemeinen weit weniger unter sein gesetzliches Gewicht gesunken als das meiste Silber. Dennoch wurden 21 abgenutzte und verwischte Schillinge als Gegenwert für eine Guinee betrachtet, die vielleicht auch abgenutzt und verwischt war, doch selten so stark. Die letzten Regulierungen haben die Goldmünze ihrem gesetzlichen Gewicht vielleicht so nahe gebracht, als das kursierende Geld eines Landes gebracht werden kann, und die Verordnung, kein Gold bei den Staatskassen anders als nach dem Gewichte anzunehmen, wird es wahrscheinlich so erhalten, solange jene Verordnung in Kraft bleibt. Die Silbermünze ist noch immer in demselben abgenutzten und verschlechterten Zustande wie vor der Reform der Goldmünze. Dennoch werden im Handel und Wandel 21 Schilling verschlechterter Silbermünze noch immer dem Werte nach einer Guinee dieser ausgezeichneten Goldmünze gleichgestellt.

Die Umprägung der Goldmünze hat offenbar den Wert der Silbermünze, die dafür eingewechselt werden kann, gesteigert.

In der englischen Münze wird ein Pfund Gold zu 44½ Guineen ausgemünzt, was, die Guinee zu 21 Schilling gerechnet, 46 Pfund Sterling, 14 Schilling und 6 Pence macht. Die Unze einer solchen Goldmünze ist folglich 3 £ 17 s. 10½ d. in Silber wert. In England wird keine Münzgebühr oder Schlagschatz für das Prägen gezahlt, und wer ein Pfund oder eine Unze guten Goldes in Barren zur Münze bringt, bekommt ein richtiges Pfund oder eine richtige Unze in gemünztem Golde ohne allen Abzug zurück. Folglich heißen in England 3 Pfund, 17 Schilling und 10½ Pence der Münzpreis einer Unze Goldes oder die Quantität gemünzten Goldes, welche die Münze für gute Goldbarren zurückgibt. Vor der Reform der Goldmünzen war der Marktpreis der Unze richtigen Barrengoldes viele Jahre hindurch über 3 £ 18 s., manchmal 3 £ 19 s. und sehr oft 4 £ gewesen, wahrscheinlich weil diese Summe der abgenutzten und verschlechterten Goldmünze selten mehr als eine Unze Währungsgoldes enthielt. Seit der Reform der Goldmünzen geht der Marktpreis der Unze Währungsgoldes in Barren selten über 3 £ 17 s. 7 d. Vor der Reform der Goldmünze stand der Marktpreis stets mehr oder weniger über dem Münzpreise; seit jener Reform ist der Marktpreis beständig unter dem Münzpreise gewesen. Doch ist dieser Marktpreis derselbe, er mag in Gold- oder in Silbermünze gezahlt werden. Mithin hat jene Reform nicht nur den Wert der Goldmünze, sondern gleicherweise den der Silbermünze im Verhältnis zu Goldbarren und wahrscheinlich im Verhältnis zu allen andern Waren erhöht, obgleich wegen des Einflusses, den so manche andere Umstände auf den Preis der Waren haben, die Erhöhung des Wertes der Gold- und Silbermünzen, im Vergleich mit dem Warenpreise, wohl nicht so deutlich und fühlbar ist.

In der englischen Münze wird ein Pfund Währungssilbers in Stangen zu 62 Schillingen ausgemünzt, die wieder ein volles Pfund Währungssilbers enthalten. Fünf Schilling und zwei Pence heißt daher in England der Münzpreis einer Unze Silber, d. h. die Quantität Silbermünze, welche die englische Münze für Währungssilber in Barren zurückgibt. Vor der Reform der Goldmünze war der Marktpreis des Währungssilbers in Barren nach Umständen fünf Schilling und vier Pence, fünf Schilling und fünf Pence, fünf Schilling und sechs Pence, fünf Schilling und sieben Pence, und sehr oft fünf Schilling und acht Pence die Unze. Doch scheint fünf Schilling und sieben Pence der gewöhnlichste Preis gewesen zu sein. Seit der Reform der Goldmünze ist der Marktpreis des Währungssilbers in Barren gelegentlich auf fünf Schilling und drei Pence, fünf Schilling und vier Pence und fünf Schilling und fünf Pence die Unze gefallen, welch letzteren Preis es wohl niemals überstieg. Obgleich der Marktpreis des Barrensilbers seit der Reform der Goldmünze beträchtlich gefallen ist, so fiel er doch nicht bis auf den Münzpreis herab.

Wie in dem Verhältnisse zwischen den verschiedenen Metallen in der englischen Münze das Kupfer weit über seinen wirklichen Wert geschätzt wird, so wird das Silber etwas darunter geschätzt. Auf dem europäischen Markte, in den französischen und holländischen Münzen wird eine Unze feinen Goldes für etwa 14 Unzen feinen Silbers eingewechselt. In der englischen Münze wird sie für über 15 Unzen eingewechselt, d. h. für mehr Silber, als sie nach der allgemeinen Schätzung Europas wert ist. Wie aber der Preis des rohen Kupfers selbst in England nicht wegen des hohen Preises der englischen Kupfermünzen gestiegen ist, so ist der Preis des Barrensilbers nicht wegen des niedrigen Satzes der englischen Silbermünzen gefallen. Barrensilber hat sein eigentümliches Verhältnis zum Golde beibehalten; aus demselben Grunde, aus dem rohes Kupfer sein eigentümliches Verhältnis zum Silber beibehalten hat.

Nach der Reform der Silbermünze unter der Regierung Wilhelms III. blieb der Preis des Barrensilbers noch immer etwas über dem Münzpreise. Locke schrieb diesen hohen Preis der Ausfuhrerlaubnis für Silberbarren und dem Ausfuhrverbot für Silbermünzen zu. Jene Ausfuhrerlaubnis, sagte er, mache die Nachfrage nach Barrensilber größer als die nach Silbermünze. Allein die Zahl der Leute, welche in der Heimat zum täglichen Gebrauch beim Kaufen und Verkaufen Silbermünzen nötig haben, ist sicherlich weit größer, als die Zahl derer, welche zur Ausfuhr oder zu irgend einem anderen Zwecke Barrensilber brauchen. Es existiert gegenwärtig eine gleiche Ausfuhrerlaubnis für Goldbarren und ein gleiches Ausfuhrverbot für Goldmünzen, und dennoch ist der Preis der Goldbarren unter den Münzpreis gefallen. Aber es wurde damals ganz so, wie jetzt, in den englischen Münzen das Silber gegen Gold zu niedrig geschätzt, und die Goldmünze, (von der man zu jener Zeit auch nicht glaubte, daß sie irgend einer Reform bedürfe), bestimmte ebenso wie jetzt den wirklichen Wert aller Geldmünzen. Da damals die Reform der Silbermünze den Preis des Barrensilbers nicht auf den Münzpreis reduzierte, so ist es nicht sehr wahrscheinlich, daß eine ähnliche Umprägung dies jetzt bewirken wird.

Würde die Silbermünze ihrem Normalgewicht so nahe gebracht, wie das Gold, so würde man nach dem jetzigen Verhältnis für eine Guinee wahrscheinlich mehr Silber in Münze erhalten, als man dafür Silber in Barren bekommen kann. Enthielte dies Silbergeld sein volles gesetzliches Gewicht, so würde es vorteilhaft sein, es einzuschmelzen, um es als Barren für Goldmünze zu verkaufen, und diese Goldmünze dann wieder gegen Silbergeld einzuwechseln, das man gleichfalls wieder einschmelzen würde. Eine Änderung im gegenwärtigen Verhältnis scheint das einzige Mittel zu sein, diese Übel zu verhindern.

Der Übelstand wäre vielleicht kleiner, wenn das Silber in den Münzen um ebensoviel über seinem richtigen Verhältnis zum Golde veranschlagt würde, als es jetzt darunter veranschlagt wird, vorausgesetzt nämlich, daß zu gleicher Zeit verordnet würde, daß das Silber nicht für mehr als das Einwechseln einer Guinee gesetzliches Zahlungsmittel sein solle, gerade so wie das Kupfer nicht für mehr als für das Einwechseln eines Schillings gesetzliches Zahlungsmittel ist. In diesem Falle könnte kein Gläubiger durch die hohe Preisbestimmung des Silbergeldes geschädigt werden, wie ja auch jetzt kein Gläubiger durch die hohe Preisbestimmung des Kupfers geschädigt wird. Nur die Bankiers würden unter dieser Verfügung leiden. Wenn ein Zahlungsandrang über sie kommt, so suchen sie zuweilen dadurch Zeit zu gewinnen, daß sie in Sixpence-Stücken bezahlen; dieses verwerfliche Mittel, um einer sofortigen Zahlung zu entgehen, würde ihnen durch jene Verfügung abgeschnitten werden. Sie würden sich daher gezwungen sehen, stets eine größere Summe baren Geldes in ihren Kassen zu haben, als es gegenwärtig der Fall ist, und wenn dies auch ohne Zweifel ein arger Übelstand für sie ist, so wäre es doch für ihre Gläubiger wieder eine starke Sicherheit.

3 Pfund, 17 Schilling und 10½ Pence (der Münzpreis des Goldes) enthalten selbst in unserer dermaligen, ausgezeichneten Goldmünze nicht mehr als eine Unze Währungsgoldes, und man sollte also glauben, daß sie auch nicht mehr Währungsgold in Barren zu erkaufen imstande seien. Allein gemünztes Gold ist bequemer als Gold in Barren, und obwohl in England das Prägen frei ist, so kann doch das in Barren zur Münze gebrachte Gold dem Eigentümer selten früher als nach Verlauf einiger Wochen gemünzt zurückgegeben werden. Bei dem jetzigen Geschäftsdrange der Münze könnte es erst nach Verlauf einiger Monate zurückgegeben werden. Dieser Verzug kommt einer kleinen Abgabe gleich und macht das gemünzte Gold etwas wertvoller, als eine gleiche Quantität Barrengoldes. Wenn in der englischen Münze das Silber nach seinem richtigen Verhältnis zum Golde geschätzt würde, so würde der Preis des Barrensilbers wahrscheinlich unter den Münzpreis herabsinken, selbst ohne alle Reform der Silbermünzen, da ja sogar der Wert der jetzigen abgenutzten und verwischten Silbermünzen sich nach dem Werte der vortrefflichen Goldmünzen richtet, für die es eingewechselt werden kann.

Ein kleiner Schlagschatz oder eine Abgabe auf die Prägung von Gold und Silber würde den Münzen dieser Metalle wahrscheinlich einen noch größeren Vorzug vor ihren Barren verschaffen. Das Prägen würde in diesem Falle den Wert der Münzstücke im Verhältnis zu dieser kleinen Gebühr erhöhen, gerade so wie die Façon den Wert eines Tafelgeschirrs um den Preis der Façon erhöht. Der Vorzug der Münzen vor den Barren würde dem Einschmelzen der Münzen vorbeugen und von ihrer Ausfuhr abschrecken. Wenn ein Staatsbedürfnis es nötig machen sollte, Geld auszuführen so würde der größte Teil bald wieder zurückkehren. Auswärts könnte es nur nach seinem Barrengewicht verkauft werden. Daheim dagegen würde es mehr als dies Gewicht gelten. Es wäre daher vorteilhaft, es wieder zurück zu bringen. In Frankreich wird ein Schlagschatz von acht Prozent für die Prägung eingehoben, und das französische Geld kehrt, wenn es ausgeführt worden, wie es heißt, von selbst ins Land zurück.

Die gelegentlichen Schwankungen im Marktpreise der Gold- und Silberbarren entstehen aus den nämlichen Ursachen wie die gleichen Schwankungen im Preise aller anderen Waren. Der häufige, durch mancherlei Zufälle zu Wasser und zu Lande verursachte Verlust dieser Metalle, ihr fortwährender Abgang durch Vergolden und Plattieren durch Borten und Stickereien, bei der Abnutzung des Geldes und Geschirres erfordert in allen Ländern, die keine eigenen Gruben besitzen, um diesen Verlust und Abgang zu ersetzen, eine unaufhörliche Einfuhr. Die Kaufleute, welche die Einfuhr besorgen, suchen, wie alle anderen Kaufleute, ohne Zweifel mit ihren gelegentlichen Einfuhren dem zu folgen, was nach ihrer Meinung wahrscheinlich die unmittelbare Nachfrage sein wird. Doch tun sie darin trotz all ihrer Aufmerksamkeit manchmal zu viel und ein andermal zu wenig. Wenn sie mehr Barren einführen, als begehrt werden, so sind sie bisweilen, um nur nicht die Gefahr und Mühe der Wiederausfuhr zu haben, bereit, einen Teil derselben etwas unter dem gewöhnlichen oder Durchschnittspreise zu verkaufen. Haben sie dagegen weniger eingeführt, als nötig ist, so bekommen sie etwas mehr als diesen Preis. Wenn aber unter allen diesen gelegentlichen Schwankungen der Marktpreis der Gold- und Silberbarren mehrere Jahre hindurch beständig und unverändert entweder mehr oder weniger über, oder mehr oder weniger unter dem Münzpreise sich erhält, so können wir sicher sein, daß diese Beständigkeit und Unveränderlichkeit des höheren oder niedrigeren Preises durch etwas in dem Zustande des Geldes verursacht ist, was dermalen einer bestimmten Quantität Geld mehr oder weniger Wert gibt, als der Quantität Metall, welche es enthalten sollte. Die Unveränderlichkeit und Beständigkeit der Wirkung setzt eine gleiche Unveränderlichkeit und Beständigkeit der Ursache voraus.

Das Geld eines Landes ist zur selben Zeit und am selben Orte ein mehr oder weniger genauer Wertmesser, je nachdem die umlaufenden Münzen mehr oder weniger vollwichtig sind, d. h. mehr oder weniger genau die Quantität reinen Goldes oder Silbers enthalten, die sie enthalten sollen. Enthielten z. B. in England 44½ Guineen genau ein Pfund Währungsgold, d. h. elf Unzen feines Gold und eine Unze Zusatz, so würde die englische Goldmünze ein so genauer Maßstab für den jedesmaligen Wert der Güter sein, als die Natur der Dinge dies überhaupt zuließe. Wenn aber 44½ Guineen wegen des Reibens und Abnutzens im allgemeinen weniger als ein Pfund Währungsgold enthalten, – wobei jedoch die Verminderung bei einigen Stücken größer ist, als bei anderen, – so unterliegt dieser Wertmesser demselben Lose der Ungewißheit, dem alle anderen Gewichte und Maße gewöhnlich ausgesetzt sind. Da diese selten genau mit ihrem Muttermaße Stimmern so bestimmt der Kaufmann, so gut er kann, den Preis seiner Güter nicht nach dem, was diese Gewichte und Maße sein sollten, sondern nach dem, was sie seiner Erfahrung nach im Durchschnitt wirklich sind. Auf dieselbe Weise wird wegen einer gleichen Ungenauigkeit der Münze der Preis der Güter nicht nach der Quantität reinen Goldes oder Silbers bestimmt, die die Münze enthalten sollte, sondern nach der, welche sie, wie die Erfahrung lehrt, im Durchschnitt wirklich enthält.

Unter dem Geldpreise der Güter, dies möge man beachten, verstehe ich immer die Quantität reinen Goldes oder Silbers, für welche sie verkauft werden, ohne alle Rücksicht auf den Namen der Geldstücke. Ich sehe z. B. sechs Schilling und acht Pence zur Zeit Eduards I. für denselben Geldpreis an, wie ein Pfund Sterling in unserer Zeit, weil jene, soweit wir darüber urteilen können, dieselbe Quantität reinen Silbers enthielten.

6. Kapitel: Die Bestandteile des Warenpreises.

In jenem frühen und rohen Zustande der Gesellschaft, welcher der Kapitalanhäufung und Landaneignung vorhergeht, scheint das Verhältnis der zur Beschaffung verschiedener Dinge nötigen Arbeitsquantitäten zueinander der einzige Umstand zu sein, der eine Regel für den Tausch derselben bilden kann. Wenn es z. B. bei einem Jägervolke zweimal soviel Arbeit kostet, einen Biber zu erlegen, als das Erlegen eines Hirsches erfordern würde, so wird natürlich ein Biber zwei Hirsche wert sein, oder dafür in Tausch gehen. Es ist natürlich, daß dasjenige, was gewöhnlich das Produkt von zweier Tage oder zweier Stunden Arbeit ist, doppelt soviel wert sei, als das, was das Produkt von eines Tages oder einer Stunde Arbeit zu sein pflegt.

Wenn die eine Art der Arbeit anstrengender ist als die andere, so wird natürlich eine Vergütung für die größere Mühe gewährt, und es kann das Produkt von einer Stunde schwererer Arbeit oft gegen das Produkt der leichteren Arbeit zweier Stunden vertauscht werden.

Oder wenn die eine Art Arbeit einen ungewöhnlichen Grad von Geschicklichkeit und Geist erfordert, so wird die Achtung, die die Menschen für solche Talente haben, ihrem Produkte natürlich einen Wert geben, welcher den der darauf verwandten Zeit gebührenden übersteigt. Solche Talente können selten anders als durch langes Studium erworben werden, und der höhere Wert ihres Produktes wird oft nichts weiter sein, als eine billige Entschädigung für Zeit und Arbeit, die zu ihrer Aneignung gebraucht wurden. Bei einem fortgeschritteneren Zustande der Gesellschaft werden solche Vergütungen für größere Mühe und Geschicklichkeit gewöhnlich durch den Arbeitslohn gemacht, und wahrscheinlich hat etwas Ähnliches auch im frühesten und rohesten Gesellschaftszustande stattgefunden.

Bei diesem Stande der Dinge gehört das ganze Arbeitsprodukt dem Arbeiter, und die zur Beschaffung oder Hervorbringung einer Ware gewöhnlich aufgewendete Quantität von Arbeit ist der einzige Umstand, der die Quantität von Arbeit bestimmen kann, welche man für jene Ware gewöhnlich kaufen, sich dienstbar machen oder in Tausch erhalten soll.

Sobald sich das Kapital in den Händen einiger Personen gesammelt hat, werden natürlich einige von ihnen ihr Kapital dazu verwenden, fleißige Leute zu beschäftigen und sie mit Material und Lebensmitteln zu versorgen, um aus dem Verkauf ihres Arbeitserzeugnisses, oder aus dem, was ihre Arbeit dem Material an Wert hinzufügt, Profit zu erlangen. Bei dem Austausch des ganzen Gewerbserzeugnisses gegen Geld, Arbeit oder andere Güter muß über das, was zur Bezahlung der Materialkosten und des Arbeitslohnes erforderlich ist. noch etwas für den Profit des Unternehmers dieses Werks gegeben werden, der sein Kapital bei diesem Wagestück aufs Spiel gesetzt hat. Es zerfällt folglich der Wert, den die Arbeiter dem Material hinzufügen, in diesem Falle in zwei Teile, von denen der eine den Arbeitslohn bestreitet, der andere den Profit, den der Arbeitgeber für das ganze Kapital an Material und Arbeitslohn, das er vorgestreckt hat, erhalten muß. Er könnte kein Interesse haben, die Arbeiter zu beschäftigen, wenn er nicht aus dem Verkaufe ihrer Arbeit etwas mehr zu ziehen hoffte, als zur Wiedererstattung seines Kapitals erforderlich ist; und ferner könnte er kein Interesse haben, lieber ein großes als ein kleines Kapital zu beschäftigen, wenn seine Profite sich nicht nach der Größe des Kapitals richteten.

Man glaubt vielleicht, der Kapitalprofit sei nur ein anderer Name für den Lohn einer bestimmten Art von Arbeit, der Arbeit des Beaufsichtigens und Leitens. Er ist jedoch durchaus verschieden, wird durch ganz andere Prinzipien bestimmt und steht zu der Größe, der Beschwerlichkeit und der geistigen Anstrengung jener vorgeblichen Arbeit des Beaufsichtigens und Leitens in gar keinem Verhältnis. Er richtet sich immer nach dem Werte des aufgewendeten Kapitals, und ist je nach der Größe dieses Kapitals größer oder kleiner. Nehmen wir z. B. an, daß an einem Orte, wo der gewöhnliche Jahresprofit des gewerblichen Kapitals 10 % beträgt, zwei verschiedene Fabriken sich befinden, in deren jeder zwanzig Arbeiter zu je 15 Pfund im Jahre oder im ganzen zu 300 Pfund beschäftigt werden. Nehmen wir ferner an, daß das grobe Material, welches jährlich in der einen verarbeitet wird, nur 700 Pfund koste, während das feinere in der anderen 7000 kostet. Das in der einen jährlich aufgewendete Kapital wird in diesem Falle nur 1000 Pfund betragen, wogegen das der anderen 7300 Pfund beträgt. Folglich wird nach dem Satze von 10% der Unternehmer der ersteren nur einen jährlichen Profit von etwa 100 Pfund zu erwarten haben, während der Unternehmer der letzteren auf 730 Pfund rechnen wird. Obgleich aber ihr Gewinn so verschieden ist, kann doch die Arbeit der Aufsicht und Leitung bei beiden entweder ganz oder doch beinahe dieselbe sein. In vielen großen Fabriken wird meist die ganze Arbeit dieser Art einem ersten Beamten übertragen. Sein Lohn drückt eigentlich den Wert dieser Arbeit der Aufsicht und Leitung aus. Obwohl bei Aussetzung seines Lohnes gewöhnlich nicht nur auf seine Arbeit und Geschicklichkeit, sondern auch auf das in ihn gesetzte Vertrauen Rücksicht genommen wird, so steht jener Lohn doch niemals in einem angemessenen Verhältnisse zu dem Kapital, dessen Verwaltung er beaufsichtigt; vielmehr erwartet der Eigentümer dieses Kapitals, obgleich er fast aller Arbeit entbunden ist, dennoch einen Profit, welcher zu seinem Kapital in einem angemessenen Verhältnis steht. Mithin bildet bei dem Warenpreise der Kapitalprofit einen vom Arbeitslohn durchaus verschiedenen und von ganz anderen Grundsätzen abhängigen Bestandteil.

Unter diesen Umständen gehört nicht immer das ganze Produkt der Arbeit dem Arbeiter. Er muß es in den meisten Fällen mit dem Eigentümer des Kapitals, der ihn beschäftigt, teilen. Auch ist die zur Erwerbung oder Hervorbringung einer Ware gewöhnlich erforderliche Arbeitsquantität nicht das einzige, was die Quantität bestimmt, die sie gewöhnlich verschaffen, sich dienstbar machen oder eintauschen soll. Es ist offenbar, daß noch eine besondere Quantität als Profit für das Kapital entrichtet werden muß, das die Löhne vorstreckte und die Materialien für jene Arbeit lieferte.

Sobald aller Grund und Boden eines Landes Privateigentum geworden ist, begehren die Grundherren, gleich allen anderen Menschen, da zu ernten, wo sie nicht gesät haben, und verlangen sogar für sein natürliches Produkt eine Rente. Das Holz des Waldes, das Gras des Feldes und alle natürlichen Früchte der Erde, die, solange der Boden allen gehörte, dem Arbeiter nur die Mühe des Einsammelns kosteten, bekommen jetzt sogar für ihn einen an sie gebundenen Zusatzpreis. Er muß nun für die Erlaubnis zum Einsammeln bezahlen und an den Grundbesitzer einen Teil desjenigen abgeben, was seine Arbeit einheimst oder erzeugt. Dieser Teil, oder, was auf dasselbe hinauskommt, der Preis dieses Teils stellt die Grundrente dar und bildet im Preise der meisten Waren einen dritten Bestandteil.

Der wirkliche Wert von allen den verschiedenen Bestandteilen des Preises wird, wie man zu beachten hat, nach der Arbeitsquantität gemessen, welche jeder von ihnen sich verschaffen oder dienstbar machen kann. Die Arbeit bestimmt den Wert nicht nur jenes Teiles des Preises, der selbst wieder in Arbeit aufgeht, sondern auch desjenigen, welcher in Rente, und desjenigen, welcher im Kapitalprofit aufgeht.

In jeder Gesellschaft geht am Ende der Preis sämtlicher Waren in dem einen oder anderen, oder in allen diesen drei Teilen auf, und in jeder zivilisierten Gesellschaft treten alle drei mehr oder weniger als Bestandteile in den Preis des weitaus größeren Teils aller Waren ein.

Im Getreidepreise z. B. zahlt ein Teil die Rente des Grundbesitzers, der andere den Arbeitslohn, oder den Unterhalt der Arbeiter und Arbeitstiere, die bei der Produktion verwendet werden, und der dritte den Profit des Pächters. Diese drei Teile scheinen entweder unmittelbar oder mittelbar den ganzen Getreidepreis auszumachen. Man könnte vielleicht denken, es sei ein vierter Teil nötig, um das Kapital des Pächters wieder zu ersetzen, oder die Abnutzung von Zugvieh und Wirtschaftsgegenständen auszugleichen. Allein es ist zu bedenken, daß der Preis jedes Wirtschaftsgegenstandes, wie etwa eines Arbeitspferdes, selbst aus denselben drei Teilen besteht, nämlich aus der Grundrente von dem Lande, auf welchem es gezogen wird, aus der Arbeit seiner Zucht und Wartung, und aus dem Profit des Pächters, der beides, die Grundrente und den Arbeitslohn vorschießt. Wenn also auch der Getreidepreis sowohl den Preis als auch den Unterhalt des Pferdes bestreitet, so geht doch der ganze Preis entweder unmittelbar oder mittelbar in dieselben drei Teile: Rente, Arbeit und Profit auf.

Bei dem Preise von feinem oder grobem Mehl muß man zum Getreidepreise den Profit des Müllers und den Arbeitslohn seiner Leute hinzurechnen, bei dem Preise des Brotes den Profit des Bäckers und den Lohn seiner Leute, und bei dem Preise beider die Arbeit, das Getreide von dem Hause des Pächters zum Hause des Müllers, und von dem des Müllers zu dem des Bäckers zu schaffen, sowie den Profit derer, welche den Lohn für jene Arbeit vorschießen.

Der Flachspreis geht in den nämlichen drei Teilen wie der Getreidepreis auf. Bei dem Preise der Leinwand müssen wir noch zu diesem Preise die Arbeitslöhne des Flachsbereiters, Spinners, Webers, Bleichers usw. samt den Profiten ihrer respektiven Arbeitgeber hinzufügen.

Je mehr eine Ware verarbeitet wird, desto größer wird derjenige Teil des Preises, welcher in Arbeitslohn und Profit aufgeht, gegenüber dem anderen Teile, der in Rente aufgeht. Beim Fortschreiten der Verarbeitung wächst nicht nur die Zahl der Profite, sondern es ist auch jeder folgende Profit größer, als der vorhergehende, weil das Kapital, woraus er fließt, immer größer sein muß. So muß z. B. das Kapital, das die Weber beschäftigt, größer sein, als das welches die Spinner beschäftigt, weil es nicht nur jenes Kapital samt seinen Profiten wieder erstattet, sondern außerdem auch noch den Arbeitslohn der Weber zahlt, und die Profite stets in einem bestimmten Verhältnis zum Kapital stehen müssen.

Doch gibt es selbst in den zivilisiertesten Gesellschaften immer einige wenige Waren, deren Preis nur in zwei Teilen, nämlich in Arbeitslöhnen und Kapitalprofit, aufgeht; und bei einer noch kleineren Anzahl von Waren besteht er gar nur aus Arbeitslohn. Im Preise der Seefische z. B. deckt ein Teil die Arbeit der Fischer, und der andere den Profit des in der Fischerei angelegten Kapitals. Die Rente macht sehr selten einen Teil desselben aus, obwohl, wie ich später zeigen werde, dies zuweilen vorkommt. Anders verhält es sich, wenigstens im größten Teile von Europa, mit der Flußfischerei. Für den Lachsfang wird eine Rente bezahlt, und es macht die Rente, wenn man sie auch nicht füglich Grundrente nennen kann, ebenso wie Arbeitslohn und Profit, einen Teil des Lachspreises aus. In einigen Teilen Schottlands macht eine kleine Zahl armer Leute ein Gewerbe daraus, längs der Meeresküste jene gefleckten kleinen Steine zu sammeln, welche unter dem Namen der schottischen Kiesel allgemein bekannt sind. Der Preis, der ihnen vom Steinschneider dafür bezahlt wird, ist lediglich der Lohn für ihre Arbeit; weder Rente noch Profit haben daran teil.

Indes muß doch der ganze Preis jeder Ware schließlich in dem einen oder anderen, oder in allen diesen drei Teilen aufgehen, so daß alles, was davon nach Bezahlung der Grundrente und des Preises der ganzen Arbeit, die auf Erzeugung, Verarbeitung und Transport zum Markte verwendet wurde, übrig bleibt, notwendig der Profit irgend jemandes sein muß.

Wie der Preis oder Tauschwert jeder einzelnen Ware, für sich genommen, in dem einen oder anderen, oder in allen diesen drei Teilen aufgeht, so muß der Preis aller Waren, welche das gesamte Jahresprodukt der Arbeit eines Landes bilden, zusammengenommen, gleichfalls in denselben drei Teilen aufgehen und unter verschiedene Bewohner des Landes entweder als Lohn ihrer Arbeit, als Profit ihres Kapitals, oder als Rente ihres Grund und Bodens aufgeteilt werden. So wird alles, was jährlich durch die Arbeit irgend einer Gesellschaft eingeheimst oder hervorgebracht wird, oder, was auf dasselbe hinauskommt, der ganze Preis von als dem ursprünglich unter die einzelnen Glieder dieser Gesellschaft verteilt. Arbeitslohn, Profit und Rente sind die drei ursprünglichen Quellen sowohl alles Einkommens als auch aller Tauschwerte. Jedes andere Einkommen fließt zuletzt aus der einen oder anderen dieser Quellen.

Wer sein Einkommen aus einem Fonds, der ihm gehört, ableitet, muß es entweder von seiner Arbeit, oder von seinem Kapital, oder von seinem Grund und Boden empfangen. Das aus der Arbeit abgeleitete Einkommen wird Arbeitslohn genannt. Das, was jemand, der ein Kapital verwaltet oder verwendet, daraus ableitet, heißt Profit. Das, was jemand, der das Kapital nicht selbst verwendet, sondern einem anderen leiht, daraus ableitet, heißt man Interessen oder Zins. Es ist die Vergütung, welche der Borgende dem Darleiher für den Profit zahlt, den er durch Verwendung des Geldes zu machen Gelegenheit hat. Ein Teil dieses Gewinnes kommt natürlich dem Borgenden zu, der das Risiko trägt und sich der Mühe der Kapitalbenutzung unterzieht; der andere Teil aber dem Darleiher, der jenem die Gelegenheit gibt, den Gewinn zu machen. Der Geldzins ist immer ein abgeleitetes Einkommen, das, wenn es nicht aus dem durch die Geldbenutzung erzielten Profit gezahlt wird, aus irgend einer anderen Einkommensquelle gezahlt werden muß, wenn nicht etwa der Borger ein Verschwender ist, der eine zweite Schuld macht, um die Interessen der ersten zu bezahlen. Das Einkommen, welches lediglich von Grund und Boden gezogen wird, heißt Rente, und gehört dem Grundherrn. Das Einkommen des Pächters leitet sich teils von seiner Arbeit, teils von seinem Kapital her. Für ihn ist der Boden nur das Mittel, das ihn instand setzt, den Lohn seiner Arbeit zu ernten und aus seinem Kapital Profit zu ziehen. Alle Steuern und alle auf diese gegründeten Einkünfte, alle Besoldungen, Pensionen und Jahrgelder irgend einer Art werden zuletzt aus einer oder der anderen dieser drei ursprünglichen Einkommensquellen abgeleitet und werden unmittelbar oder mittelbar vom Arbeitslohn, vom Kapitalprofit oder von der Grundrente gezahlt.

Wenn diese drei verschiedenen Arten des Einkommens verschiedenen Personen gehören, so lassen sie sich leicht unterscheiden; gehören sie aber einer einzigen, so werden sie, wenigstens im gemeinen Sprachgebrauche, zuweilen miteinander verwechselt.

Ein Grundbesitzer, der einen Teil seines Gutes selbst bewirtschaftet, müßte, nachdem er die Kulturkosten bezahlt hat, beides, die Rente des Grundherrn und den Profit des Pächters erhalten. Allein er kann den ganzen Ertrag Profit nennen, und wirft dann, wenigstens im gemeinen Sprachgebrauche, die Rente mit dem Profit zusammen. Die meisten von unseren nordamerikanischen und westindischen Pflanzern sind in dieser Lage. Sie bewirtschaften ihre Güter größtenteils selber, und wir hören daher selten von der Rente einer Pflanzung, aber oft von ihrem Profit.

Einfache Pächter halten selten einen Aufseher, der die wichtigsten Geschäfte auf dem Pachtgute zu leiten hätte. Auch schaffen sie im allgemeinen einen großen Teil mit eigener Hand, wie Pflügen, Eggen usw. Was daher nach Abzahlung der Rente von der Ernte übrig bleibt, muß ihnen nicht nur ihr auf die Kultur verwendetes Kapital samt üblichem Profit wiedererstatten, sondern auch den Lohn bezahlen, welcher ihnen sowohl als Arbeitern, wie als Aufsehern zukommt. Dennoch nennen sie das, was nach Abzahlung der Rente und Instandhaltung des Kapitals übrig bleibt, Profit. Trotzdem offenbar der Arbeitslohn einen Teil davon bildet. Wenn der Pächter den Arbeitslohn spart, so muß er ihn notwendig selbst bekommen. In diesem Falle wird also der Arbeitslohn mit dem Profit zusammengeworfen.

Ein unabhängiger Gewerbsmann, der Kapital genug besitzt, um Material zu kaufen und sich so lange zu erhalten, bis er seine Arbeit zu Markte bringen kann, sollte sowohl den Arbeitslohn eines Gesellen, der unter einem Meister arbeitet, wie auch den Profit, welchen der Meister durch den Verkauf der Arbeit des Gesellen macht, gewinnen. Dennoch wird sein ganzer Erwerb gewöhnlich Profit genannt, und der Arbeitslohn auch in diesem Falle mit dem Profit zusammengeworfen.

Ein Gärtner, der seinen eigenen Garten mit eigener Hand bestellt, vereinigt in seiner Person den dreifachen Charakter eines Grundherrn, Pächters und Arbeiters. Daher müßte ihm sein Produkt die Rente des ersten, den Profit des zweiten und den Lohn des dritten eintragen. Dessenungeachtet wird das Ganze gewöhnlich als der Ertrag seiner Arbeit angesehen. In diesem Falle wird sowohl die Rente als auch der Profit mit dem Arbeitslohn zusammengeworfen.

Da es in einem zivilisierten Lande nur wenige Waren gibt, deren Tauschwert allein von der Arbeit stammt, weil Rente und Profit zu dem der allermeisten Waren das Ihrige reichlich beitragen, so wird sein jährliches Produkt immer genügen, eine viel größere Quantität Arbeit zu bezahlen oder sich dienstbar zu machen, als für Erzeugung, Verarbeitung und Transport jenes Produktes zum Markte aufgewendet wurde. Beschäftigte die Gesellschaft jährlich die ganze Arbeit, welche sie jährlich zu kaufen vermag, so würde, weil die Arbeitsquantität mit jedem Jahre mächtig wachsen müßte, das Produkt jedes folgenden Jahres einen unvergleichlich größeren Wert erlangen, als das des vorhergehenden. Aber es gibt kein Land, in dem das ganze Jahresprodukt zum Unterhalt der Gewerbstätigen verwendet wird. Überall verzehren die Müßigen einen großen Teil davon, und je nach dem Verhältnis, in dem es jährlich unter diese beiden verschiedenen Volksklassen verteilt wird, muß sein gewöhnlicher oder Durchschnittswert entweder zu- oder abnehmen, oder von einem Jahre zum anderen der nämliche bleiben.

7. Kapitel: Der natürliche und der Marktpreis der Waren.

Es gibt in jeder Gesellschaft oder in jeder Gegend einen gewöhnlichen oder Durchschnittssatz für Arbeitslohn und Profit bei jeder verschiedenen Beschäftigung von Arbeit und Kapital. Dieser Satz wird, wie ich später zeigen werde, auf natürliche Weise bestimmt: teils durch den allgemeinen Zustand der Gesellschaft, ihren Reichtum oder ihre Armut, ihr Fortschreiten, Stehenbleiben oder Zurückgehen, und teils durch die besondere Natur jeder Beschäftigung.

Ebenso gibt es in jeder Gesellschaft oder Gegend einen gewöhnlichen oder Durchschnittssatz für die Rente, der gleichfalls, wie ich später zeigen werde, theils durch den allgemeinen Zustand der Gesellschaft oder Gegend, in der sich der Boden befindet, und teils durch die natürliche oder gesteigerte Fruchtbarkeit des Bodens bestimmt wird.

Diese regelmäßigen oder Durchschnittssätze kann man für die Zeit und den Ort, wo sie vielleicht für gewöhnlich vorherrschen, die natürlichen Sätze von Arbeitslohn, Rente und Profit nennen.

Wenn der Preis einer Ware weder höher noch niedriger ist, als er sein muß, um die Grundrente, den Arbeitslohn und den Profit des auf Erzeugung, Bereitung und Transport bis zum Markte verwendeten Kapitals nach ihrem natürlichen Satze zu bezahlen, so wird die Ware für einen Preis, den man ihren natürlichen nennen kann, verkauft.

Die Ware wird dann genau für das verkauft, was sie wert ist, oder was sie dem, der sie zu Markte bringt, wirklich kostet; denn obgleich im gewöhnlichen Sprachgebrauche das, was man den Einkaufspreis einer Ware nennt, nicht den Profit des Wiederverkäufers mit einschließt, so ist doch dieser, wenn er sie zu einem Preise verkauft, der ihm nicht den in seiner Gegend üblichen Profitsatz gewährt, offenbar bei dem Handel im Verluste, da er ja durch irgend eine andere Anlage seines Kapitals diesen Profit vielleicht gemacht hätte. Zudem ist sein Profit sein Einkommen, die eigentliche Quelle seines Unterhalts. So wie er während der Zeit, wo er die Güter bereitet und zu Markte bringt, seinen Arbeitern ihren Lohn oder ihren Unterhalt vorschießt, so schießt er auf dieselbe Art sich selbst seinen eigenen Unterhalt vor, der sich dann gemeiniglich nach dem Profit richtet, den er vernünftigerweise vom Verkaufe seiner Güter erwarten kann. Bringen sie ihm nun diesen Profit nicht ein, so erstatten sie ihm nicht wieder, was sie ihm doch wirklich gekostet haben.

Obgleich also der Preis, der ihm diesen Profit läßt, nicht immer der niedrigste ist, zu dem ein Handelsmann zuweilen seine Güter verkaufen kann, so ist er doch der niedrigste, zu dem er sie wahrscheinlich lange Zeit hindurch verkaufen wird, wenigstens da, wo vollkommene Freiheit herrscht, oder wo er sein Geschäft, so oft es ihm gefällt, ändern darf.

Der tatsächliche Preis, zu dem eine Ware gewöhnlich verkauft wird, wird ihr Marktpreis genannt. Er kann über dem natürlichen Preise, oder unter ihm, oder ganz gleich mit ihm sein.

Der Marktpreis einer Ware wird geregelt durch das Verhältnis der Quantität, die tatsächlich zu Markte gebracht wird, zur Nachfrage derer, welche willens sind, den natürlichen Preis, d. h. den ganzen Wert von Rente, Arbeit und Profit, der gezahlt werden mußte, um sie bis dahin zu bringen, zu zahlen. Solche Leute kann man die wirksamen Nachfrager, und ihre Nachfrage die wirksame Nachfrage nennen, weil sie in der Tat genügt, um das Auf-den-Markt-bringen der Ware zu bewirken. Sie unterscheidet sich von der absoluten Nachfrage. Von einem ganz armen Manne läßt sich in gewissem Sinne sagen, er habe eine Nachfrage nach einem Sechsgespann; er möchte es gern haben; aber seine Nachfrage ist keine wirksame Nachfrage, weil die Ware niemals zu dem Zwecke, sie zu befriedigen, zu Markte gebracht werden kann.

Wenn die Quantität einer Ware, welche zu Markte kommt, zu klein für die wirksame Nachfrage ausfällt, so können nicht alle, die willens sind, den ganzen Wert von Rente, Löhnen und Profit zu bezahlen, der gezahlt werden mußte, um sie bis dahin zu bringen, mit der von ihnen gewünschten Quantität versorgt werden. Lieber als sie gänzlich zu entbehren, werden sich manche von ihnen willens zeigen, mehr zu geben. Sogleich beginnt eine Konkurrenz unter ihnen, und der Marktpreis steigt mehr oder weniger über den natürlichen Preis, je nachdem entweder die Größe des Mangels, oder die Wohlhabenheit und Zügellosigkeit der Konkurrenten den Eifer der Konkurrenz mehr oder weniger anfeuert. Unter Konkurrenten von gleicher Wohlhabenheit und gleichem Luxus wird sich die Konkurrenz bei einem gleichen Mangel im allgemeinen mehr oder weniger eifrig gestalten, je nachdem die Erwerbung der Ware für sie eine größere oder geringere Wichtigkeit hat. Hieraus erklärt sich der unmäßige Preis der Lebensmittel während der Belagerung einer Stadt oder zur Zeit einer Hungersnot.

Wenn die feilgebotene Quantität die wirksame Nachfrage übersteigt, so kann sie nicht ganz an die verkauft werden, welche willens sind, den ganzen Wert von Rente, Löhnen und Profit zu bezahlen, die gezahlt werden mußten, um sie dahin zu bringen. Ein Teil der Ware muß dann an die verkauft werden, welche weniger zahlen wollen, und der niedrige Preis, den sie geben, muß den Preis des Ganzen hinunterdrücken. Es sinkt nun der Marktpreis mehr oder weniger unter den natürlichen Preis, und zwar in dem Maße, als die Größe des Überflusses die Konkurrenz der Verkäufer mehr oder weniger lebhaft macht, oder als es für sie mehr oder minder wichtig ist, ihre Ware auf der Stelle loszuwerden. Derselbe Überfluß bei der Einfuhr von leicht verderbenden Waren bringt eine viel größere Konkurrenz hervor, als einer bei der von dauerhaften; so z. B. ist er größer bei Orangen, als bei altem Eisen.

Wenn die feilgebotene Quantität gerade hinreichend ist, die wirksame Nachfrage zu befriedigen, und nicht mehr, so wird der Marktpreis natürlich entweder ganz, oder doch möglichst genau dem natürlichen Preise gleichkommen. Die ganze vorhandene Quantität kann dann zu diesem Preise abgesetzt werden, – sie kann aber auch zu keinem höheren abgesetzt werden. Die Konkurrenz der verschiedenen Verkäufer zwingt sie alle, diesen Preis anzunehmen, aber sie zwingt sie nicht, einen geringeren anzunehmen.

Die Quantität jeder zu Markte gebrachten Ware richtet sich natürlich von selbst nach der wirksamen Nachfrage. Es liegt ja im Interesse aller derer, welche Boden, Arbeit oder Kapital dazu verwenden, eine Ware auf den Markt zu bringen, daß die Quantität derselben niemals die wirksame Nachfrage übersteige; und andererseits liegt es im Interesse der übrigen, daß sie niemals hinter dieser Nachfrage zurückbleibe.

Wenn sie zu irgend einer Zeit die wirksame Nachfrage übersteigt, so müssen Bestandteile ihres Preises unter ihrem natürlichen Satze bezahlt werden. Ist dies die Rente, so wird die Grundbesitzer ihr Interesse sogleich veranlassen, einen Teil ihres Bodens anders zu verwenden; und ist es Arbeitslohn oder Profit, so wird sowohl die Arbeiter als die Arbeitgeber ihr Interesse veranlassen, einen Teil ihrer Arbeit oder ihres Kapitals anders, als bei dieser Beschäftigung zu verwenden. Dann wird die feilgebotene Quantität bald nur noch hinreichen, um die wirksame Nachfrage zu befriedigen. Alle verschiedenen Teile ihres Preises werden wieder auf ihren natürlichen Satz, und der ganze Preis auf den natürlichen Preis hinaufgehen.

Wenn dagegen die feilgebotene Quantität einmal unter der wirksamen Nachfrage zurückbleiben sollte, so müssen einige der Bestandteile ihres Preises über ihren natürlichen Satz hinaufgehen. Ist dies die Rente, so wird natürlich das Interesse alle übrigen Grundbesitzer veranlassen, mehr Land für die Erzeugung dieser Ware vorzubereiten; ist es Arbeitslohn oder Profit, so wird das Interesse aller übrigen Arbeiter und Geschäftsleute sie bald dahin bringen, mehr Arbeit und Kapital auf die Zubereitung und den Verkauf dieser Ware zu verwenden. Bald wird dann die feilgebotene Ware hinreichen, um der wirksamen Nachfrage zu entsprechen. Alle verschiedenen Teile ihres Preises werden bald auf ihren natürlichen Satz, und der ganze Preis auf ihren natürlichen Preis heruntergehen.

Demnach ist der natürliche Preis sozusagen der Zentralpreis, gegen den die Preise aller Waren beständig gravitieren. Mancherlei Zufälle können sie zu einer Zeit weit über ihm erhalten, und zu einer anderen sogar etwas darunter hinabdrücken. Was aber auch immer für Hindernisse sie abhalten mögen, sich in diesem Mittelpunkte der Ruhe und Beständigkeit festzusetzen, so streben sie doch unablässig zu ihm hin.

Die ganze Quantität von Gewerbfleiß, der jährlich aufgewendet wird, um irgend eine Ware auf den Markt zu bringen, richtet sich natürlich derart von selbst nach der wirksamen Nachfrage. Er erstrebt natürlicherweise, immer genau jene Quantität dahin zu bringen, die hinreicht, diese Nachfrage zu befriedigen, aber auch nicht mehr als zu befriedigen.

Doch bringt bei manchen Beschäftigungen dieselbe Quantität an Fleiß in verschiedenen Jahren sehr verschiedene Quantitäten an Ware hervor, während sie bei anderen die gleiche oder beinahe die gleiche hervorbringt. Die gleiche Anzahl von Arbeitern bringt in der Landwirtschaft in verschiedenen Jahren sehr verschiedene Quantitäten von Getreide, Wein, Öl, Hopfen usw. hervor; dagegen bringt eine gleiche Anzahl von Spinnern oder Webern in einem Jahre wie im anderen die nämliche oder beinahe die nämliche Quantität an Leinen- und Wollenzeugen hervor. Bei der einen Art des Gewerbfleißes kann nur das Durchschnittsprodukt der wirksamen Nachfrage einigermaßen angepaßt werden; und da das tatsächliche Produkt oft viel größer und oft viel geringer ist als das Durchschnittsprodukt, so übersteigt entweder die Quantität der Waren, die zu Markte gebracht werden, die wirksame Nachfrage um ein bedeutendes, oder bleibt um vieles hinter ihr zurück. Sollte daher auch jene Nachfrage immer die nämliche bleiben, so würde dennoch der Marktpreis großen Schwankungen unterworfen sein und bald tief unter den natürlichen Preis fallen, bald sich wieder weit über ihn erheben. Bei der anderen Art des Gewerbfleißes kann das Produkt gleicher Arbeitsquantitäten, da es immer das nämliche oder beinahe das nämliche ist, genauer der wirksamen Nachfrage angepaßt werden. Solange daher diese Nachfrage sich gleich bleibt, wird auch wahrscheinlich der Marktpreis der Waren sich gleich bleiben und entweder ganz und gar, oder so gut man es beurteilen kann, derselbe sein wie der natürliche Preis. Daß der Preis der Leinen- und Wollenzeuge weder so häufigen noch so großen Veränderungen unterworfen ist als der Getreidepreis, davon kann sich jedermann leicht durch eigene Erfahrung überzeugen. Der Preis der einen Art Waren ändert sich nur mit den Veränderungen in der Nachfrage, dagegen der der anderen Art nicht allein mit den Veränderungen in der Nachfrage, sondern auch mit den weit größeren und häufigeren Veränderungen in der Quantität dessen, was auf den Markt gebracht wird, um jene Nachfrage zu befriedigen.

Die gelegentlichen und zeitweiligen Schwankungen im Marktpreise irgend einer Ware fallen hauptsächlich auf diejenigen Teile ihres Preises, welche in Arbeitslohn und Profit aufgehen. Der Teil, der in Rente aufgeht, wird weniger davon betroffen. Eine in Geld festgesetzte Rente wird davon weder in ihrer Höhe noch in ihrem Werte betroffen. Eine Rente, welche aus einem bestimmten Anteil oder einer bestimmten Quantität des Rohproduktes besteht, wird zwar durch die gelegentlichen und zeitweiligen Schwankungen im Marktpreise dieses Rohproduktes in ihrem jährlichen Werte, selten jedoch in ihrer jährlichen Höhe betroffen. Der Grundbesitzer und Pächter suchen bei Abfassung des Pachtvertrages nach bestem Können jene Höhe nicht nach dem gelegentlichen und zufälligen, sondern nach dem durchschnittlichen oder gewöhnlichen Preise festzusetzen.

Solche Schwankungen treffen den Wert und die Höhe des Arbeitslohnes oder des Profits in dem Verhältnis, als der Markt gerade übermäßig versorgt oder unzulänglich versorgt ist, mit Waren oder mit Arbeit, mit schon geleisteter oder mit erst zu leistender Arbeit. Eine allgemeine Trauer treibt den Preis von schwarzem Zeug, (mit dem der Markt bei solchen Gelegenheiten fast immer unzulänglich versorgt ist), in die Höhe und steigert die Profite der Kaufleute, die irgend eine nennenswerte Quantität davon besitzen. Sie hat keinen Einfluß auf den Arbeitslohn der Weber. Der Markt ist unzulänglich versorgt mit Waren, nicht mit Arbeit: mit schon geleisteter, nicht mit erst zu leistender Arbeit. Sie steigert den Arbeitslohn der Schneidergesellen. Der Markt ist in dieser Beziehung unzulänglich mit Arbeit versorgt. Es ist eine wirksame Nachfrage nach mehr Arbeit, nach mehr Erzeugnissen, als vorhanden sind. Der Preis farbiger Seiden- und Wollenzeuge sinkt, und der Profit der Kaufleute, die davon irgend eine nennenswerte Quantität vorrätig haben, wird daher geringer. Gleicherweise sinkt auch der Arbeitslohn der Arbeiter, die mit der Anfertigung von solchen Waren, für die die Nachfrage auf sechs, vielleicht auf zwölf Monate unterbrochen ist, beschäftigt sind. In dieser Beziehung ist der Markt mit Waren und Arbeit übermäßig versorgt.

Obgleich nun aber der Marktpreis jeder Ware fortwährend gegen den natürlichen Preis, wenn man so sagen darf, gravitiert, so halten doch bald besondere Umstände, bald natürliche Ursachen, bald besondere polizeiliche Maßregeln den Marktpreis vieler Waren lange Zeit hindurch beträchtlich über dem natürlichen Preise fest.

Wenn durch ein Anwachsen der wirksamen Nachfrage der Marktpreis irgend einer Ware einmal beträchtlich über den natürlichen Preis hinaufgeht, so lassen diejenigen, welche ihr Kapital bei der Versorgung dieses Marktes verwenden, sich's gewöhnlich angelegen sein, diese Gunst der Verhältnisse zu verbergen. Würde sie allgemein bekannt, so würde ihr großer Profit so viele neue Rivalen veranlassen, auch ihre Kapitalien in gleicher Weise anzulegen, daß die wirksame Nachfrage bald vollkommen befriedigt, und der Marktpreis auf den natürlichen Preis, ja vielleicht für einige Zeit selbst unter ihn herabgesetzt würde. Wenn der Markt weit von dem Aufenthaltsorte derer, die ihn versorgen, entfernt ist, so können sie bisweilen das Geheimnis einige Jahre bewahren und während dieser Zeit die außergewöhnlichen Profite ohne neue Rivalen einstreichen. Doch muß man sich vor Augen halten, daß solche Geheimnisse selten lange bewahrt werden können; und der außergewöhnliche Profit kann nur sehr wenig länger dauern, als sie gewahrt werden.

Fabrikationsgeheimnisse lassen sich länger bewahren als Handelsgeheimnisse. Ein Färber, der ein Mittel gefunden hat, um eine bestimmte Farbe mit Materialien herzustellen, die nur halb so viel kosten, als die gewöhnlich gebrauchten, kann bei gehöriger Vorsicht den Vorteil seiner Entdeckung, solange er lebt, genießen, ja ihn als ein Vermächtnis seinen Nachkommen hinterlassen. Sein außergewöhnlicher Gewinnst entspringt aus dem hohen Preise, den man ihm für seine geheim gehaltene Arbeit zahlt. Er besteht eigentlich aus dem hohen Lohne dieser Arbeit. Da er sich indes bei jedem Teile seines Kapitals wiederholt, und seine ganze Höhe hierdurch in einem regelmäßigen Verhältnis zu ihm steht, so wird er gewöhnlich als außerordentlicher Kapitalprofit betrachtet.

Solche Erhöhungen des Marktpreises sind offenbar Wirkungen besonderer Umstände, deren Einfluß allerdings bisweilen viele Jahren dauern kann.

Manche Naturprodukte erfordern eine so eigentümliche Beschaffenheit des Bodens und der Lage, daß selbst in einem großen Lande aller Grund und Boden, der zu ihrer Hervorbringung geeignet ist, doch oft nicht hinreicht, die wirksame Nachfrage zu befriedigen. Daher kann die ganze zu Markte gebrachte Quantität an die abgesetzt werden, die mehr zu geben geneigt sind, als nötig wäre, um die Rente des Bodens, der sie hervorbrachte, sowie die Löhne für die Arbeit und den Profit des Kapitals, die bei ihrer Zubereitung und ihrem Transport zum Markte beschäftigt waren, ihrem natürlichen Satze nach zu bezahlen. Solche Waren können ganze Jahrhunderte hindurch zu diesem hohen Preise verkauft werden, und es ist dann der Preisteil, der in der Grundrente aufgeht, der, welcher im allgemeinen über seinem natürlichen Satze bezahlt wird. Die Rente des Bodens, der so einzige und geschätzte Produkte hervorbringt, wie z. B. die Rente einiger französischen Weinberge von außerordentlich glücklicher Bodenbeschaffenheit und Lage, steht zu der Rente anderer gleich fruchtbarer und gut kultivierter Ländereien ihrer Umgegend in keinem entsprechenden Verhältnis. Der Arbeitslohn und der Kapitalprofit bei diesen Produkten übersteigt dagegen selten das natürliche Verhältnis, das bei den übrigen Beschäftigungsarten von Arbeit und Kapital in ihrer Umgegend üblich ist.

Solche Erhöhungen des Marktpreises sind offenbar Wirkungen natürlicher Ursachen, die es verhindern, daß die wirksame Nachfrage je völlig befriedigt werde, und die darum auch für immer fortwirken können.

Ein einem einzelnen oder einer Handelsgesellschaft verliehenes Monopol hat die nämliche Wirkung wie ein Handels- oder Fabrikationsgeheimnis. Indem die Monopolisten den Markt beständig dadurch unzulänglich versorgt halten, daß sie die wirksame Nachfrage nie völlig befriedigen, verkaufen sie ihre Waren weit über dem natürlichen Preise, und treiben ihre Vorteile, ob sie in Arbeitslohn oder Profit bestehen, weit über ihren natürlichen Satz hinaus.

Der Monopolpreis ist in jedem Falle der höchste, der zu erreichen ist. Der natürliche Preis hingegen, oder der Preis bei freier Konkurrenz ist der niedrigste, der sich, zwar nicht in jedem Falle, aber doch irgend einen nennenswerten Zeitraum hindurch nehmen läßt. Jener ist in jedem Falle der höchste, der von den Käufern herausgepreßt werden kann, oder von dem sich annehmen läßt, daß sie ihn bewilligen werden, dieser dagegen ist der niedrigste, den die Verkäufer im allgemeinen zu nehmen imstande sind und bei dem sie zugleich ihr Geschäft fortführen können.

Die ausschließlichen Zunftprivilegien, die Verordnungen über den Lehrgang und alle jene Gesetze, welche in gewissen Gewerben die Konkurrenz auf eine geringere Anzahl beschränken, als sonst auftreten würde, haben, wenn auch in geringerem Grade, die nämliche Tendenz. Sie sind eine Art ausgedehnter Monopole, die oft Menschenalter hindurch in großen Klassen von Gewerben den Marktpreis einer Ware über dem natürlichen Preise erhalten und sowohl den Lohn der Arbeit als auch den Profit des Kapitals, die dabei beschäftigt werden, etwas über ihrem natürlichen Satze stehen lassen.

Solche Erhöhungen des Marktpreises können so lange dauern wie die Polizeimaßregeln, die sie veranlassen.

Obgleich der Marktpreis einer Ware sich lange über dem natürlichen Preise halten kann, so kann er sich doch selten lange darunter halten. Welcher seiner Teile auch immer unter dem natürlichen Satze bezahlt würde, es würden doch die Personen, deren Interesse berührt würde, den Verlust sogleich fühlen, und so viel Land, oder so viel Arbeit, oder so viel Kapital zurückziehen, daß die zu Markt gebrachte Ware bald nur noch hinreichen würde, um die wirksame Nachfrage zu befriedigen. Mithin würde ihr Marktpreis bald auf den natürlichen Preis hinaufgehen. Wenigstens träte dieser Fall überall da ein, wo vollkommene Freiheit herrscht.

Zwar nötigen dieselben Verordnungen über den Lehrgang und andere Zunftgesetze, die den Arbeiter, solange ein Gewerbszweig blüht, instand setzen, seinen Arbeitslohn beträchtlich über den natürlichen Satz zu erhöhen, denselben Arbeiter zuweilen, wenn das Gewerbe in Verfall gerät, ihn beträchtlich unter jenen Satz fallen zu lassen. Wie sie im ersten Falle viele Leute von seinem Gewerbe ausschließen, so schließen sie im letzteren ihn von vielen Beschäftigungen aus. Doch ist die Wirkung solcher Verordnungen im Herabdrücken des Arbeitslohnes lange nicht so andauernd, als im Erhöhen desselben über seinen natürlichen Satz. In der einen Weise kann ihr Einfluß Jahrhunderte dauern, in der anderen aber nicht länger, als das Leben der Arbeiter währt, die zu dem Geschäfte in der Zeit seiner Blüte erzogen wurden. Sind sie gestorben, so wird die Zahl derer, die später für dies Gewerbe ausgebildet werden, sich von selbst nach der wirksamen Nachfrage richten. Die Polizei müßte so tyrannisch sein wie die in Hindostan oder im alten Ägypten, (wo jedermann durch die Religion gezwungen war, das Geschäft seines Vaters fortzusetzen, und wenn er's mit einem anderen vertauschte, dies als das schrecklichste Sakrileg galt), um in einem Gewerbe mehrere Generationen hindurch den Arbeitslohn oder den Kapitalprofit unter ihrem natürlichen Satze erhalten zu können.

Dies ist alles, was ich für jetzt in betreff der gelegentlichen oder andauernden Abweichungen des Marktpreises der Waren vom natürlichen Preise bemerken zu müssen glaube.

Der natürliche Preis selbst ändert sich je nach dem natürlichen Satze eines jeden seiner Bestandteile, des Arbeitslohnes, Kapitalprofits und der Rente; und in jeder Gesellschaft ändert sich wieder dieser Satz je nach ihren Umständen, nach ihrem Reichtum oder ihrer Armut, ihrem Fortschritt, Stillstande, oder Rückschritt. Die Ursachen dieser verschiedenen Veränderungen werde ich so vollständig und deutlich, als mir's möglich ist, in den vier folgenden Kapiteln zu erklären suchen.

1. Ich werde auseinanderzusetzen suchen, welche Umstände auf natürliche Weise die Höhe des Arbeitslohnes bestimmen, und in welcher Art diese Umstände durch den Reichtum oder die Armut, durch den Fortschritt, den Stillstand oder den Rückschritt der Gesellschaft berührt werden.

2. Ich werde zu zeigen suchen, welche Umstände auf natürliche Weise den Satz des Profits bestimmen, und in welcher Art auch diese Umstände durch die gleichen Veränderungen im Zustande der Gesellschaft berührt werden.

3. Obgleich der Geldlohn und Geldprofit bei verschiedenen Beschäftigungsarten von Arbeit und Kapital sehr verschieden sind, so scheint doch für gewöhnlich zwischen dem Geldlohn in allen verschiedenen Beschäftigungsarten von Arbeit, und den Geldprofiten in allen verschiedenen Beschäftigungsarten von Kapital ein gewisses Verhältnis zu bestehen. Dies Verhältnis hängt, wie sich später zeigen wird, teils von der Natur der verschiedenen Beschäftigungsarten, und teils von den verschiedenen Gesetzen und Polizeieinrichtungen der Gesellschaft ab, in der sie Eingang finden. Wenn aber auch in vieler Beziehung von den Gesetzen und Polizeieinrichtungen abhängig, so scheint dies Verhältnis doch wenig vom Reichtum oder der Armut einer Gesellschaft, von ihrem Fortschritt, Stillstande oder Rückschritt berührt zu werden, sondern in allen diesen Zuständen das nämliche oder beinahe das nämliche zu bleiben. Ich werde daher all' die verschiedenen Umstände, die dies Verhältnis regulieren, auseinanderzusetzen suchen.

4. und leztens werde ich zu zeigen suchen, welche Umstände die Grundrente regulieren und den wirklichen Preis aller Stoffe, die das Land erzeugt, erhöhen oder erniedrigen.

8. Kapitel: Der Arbeitslohn.

Das Erzeugnis der Arbeit bildet ihre natürliche Vergütung oder den Arbeitslohn.

In jenem ursprünglichen Zustande der Dinge, der sowohl der Bodenaneignung als auch der Kapitalansammlung vorhergeht, gehört das ganze Arbeitserzeugnis dem Arbeiter. Er hat weder mit einem Grundbesitzer noch mit einem Arbeitgeber zu teilen.

Hätte dieser Zustand fortgedauert, so wäre der Arbeitslohn mit jener Zunahme seiner produktiven Kräfte, welche durch die Arbeitsteilung herbeigeführt wird, zugleich gewachsen. Alle Dinge wären nach und nach wohlfeiler geworden. Sie wären durch eine kleinere Quantität Arbeit hervorgebracht worden und wären, da die durch gleiche Quantitäten Arbeit hervorgebrachten Waren bei diesem Zustande der Dinge natürlich gegen einander ausgetauscht worden wären, auch mit dem Produkte einer kleineren Quantität gekauft worden.

Wenngleich aber in der Tat alle Dinge wohlfeiler geworden wären, so hätten doch dem Scheine nach manche teurer als zuvor werden, oder gegen eine größere Quantität anderer Güter in Tausch gehen können. Man nehme z. B. an, daß zwar in den meisten Gewerben die produktiven Kräfte der Arbeit um das Zehnfache gewachsen wären, oder daß die Arbeit eines Tages zehnmal mehr als ursprünglich hervorbringen könnte, daß sie aber in einem bestimmten Gewerbe nur um das Doppelte gewachsen wäre, oder daß die Arbeit eines Tages nur zweimal so viel als früher hervorbringen könnte. Beim Austausch des Erzeugnisses einer Tagesarbeit in den meisten Gewerben gegen das Erzeugnis einer Tagesarbeit in diesem bestimmten würde das Zehnfache der ursprünglichen Tagewerks-Quantität in jenen nur das Doppelte der ursprünglichen Quantität in diesem kaufen können. Jedes bestimmte Quantum davon, z. B. ein Pfund, würde fünfmal teurer als früher zu sein scheinen. Gleichwohl wäre es in Wirklichkeit zweimal so wohlfeil. Denn obwohl es mit einer fünfmal so großen Quantität anderer Güter gekauft werden müßte, so müßte es doch nur mit einer halb so großen Quantität Arbeit gekauft oder erzeugt werden. Mithin wäre die Erwerbung doppelt so leicht als früher.

Allein dieser ursprüngliche Zustand der Dinge, in dem der Arbeiter das ganze Erzeugnis seiner eigenen Arbeit genoß, konnte nicht länger als bis zur ersten Einführung der Bodenaneignung und Kapitalansammlung dauern. Er war daher auch längst zu Ende, ehe die beträchtlichsten Vervollkommnungen in den Produktivkräften der Arbeit geschaffen wurden, und es wäre nutzlos, weiter nachzuforschen, welcher sein Einfluß auf die Vergütung oder den Lohn der Arbeit hätte sein können.

Sobald der Boden Privateigentum wird, fordert der Grundbesitzer einen Teil von fast allen Erzeugnissen, welche der Arbeiter darauf hervorbringen oder einsammeln kann. Seine Rente bildet den ersten Abzug von dem Erzeugnis der auf den Boden verwendeten Arbeit.

Es kommt selten vor, daß der, welcher das Land bestellt, die Mittel hat, sich zu erhalten, bis er die Ernte einheimst. Sein Unterhalt wird ihm gewöhnlich von dem Kapital eines Arbeitgebers, des Pächters, vorgeschossen, der ihn beschäftigt und der kein Interesse haben würde, ihn zu beschäftigen, wenn er nicht von dem Erzeugnis seiner Arbeit einen Anteil erhielte, oder wenn sein Kapital ihm nicht mit Profit zurückerstattet würde. Dieser Profit bildet einen zweiten Abzug von dem Erzeugnis der auf den Boden verwendeten Arbeit.

Das Erzeugnis fast aller anderen Arbeit ist dem gleichen Profitabzuge ausgesetzt. In allen Künsten und Gewerben hat der größere Teil der Arbeiter einen Arbeitgeber nötig, der ihnen das Material für ihr Werk, ihren Lohn und Unterhalt bis zu dessen Vollendung vorschießen muß. Er hat an dem Erzeugnis ihrer Arbeit oder an dem Werte, den diese zu dem Material, auf das sie verwendet wird, hinzufügt, einen Anteil; und aus diesem Anteil besteht sein Profit.

Manchmal kommt es freilich vor, daß ein einzelner unabhängiger Arbeiter genug Kapital hat, um die Materialien für sein Werk zu kaufen, und sich bis zu dessen Vollendung zu erhalten. Er ist Arbeitgeber und Arbeiter zugleich und genießt das ganze Erzeugnis seiner eigenen Arbeit, oder den ganzen Wert, den diese zu dem Material, auf das sie verwendet wird, hinzufügt. Darin ist dann das enthalten, was sonst als zweierlei Einkommen zweier verschiedener Personen, nämlich als Kapitalprofit und Arbeitslohn, erscheint.

Indes sind solche Fälle nicht sehr häufig, und es dienen überall in Europa zwanzig Arbeiter unter einem Arbeitgeber, auf einen der unabhängig ist; und unter Arbeitslohn wird immer das verstanden, was er gewöhnlich ist, wenn der Arbeiter und der Besitzer des Kapitals, der ihn beschäftigt, jeder eine andere Person sind.

Was der gebräuchliche Arbeitslohn ist, das hängt überall von dem Kontrakte ab, den jene beide Parteien, deren Interessen durchaus nicht die nämlichen sind, miteinander gewöhnlich eingehen. Die Arbeiter wollen so viel als möglich erhalten, die Arbeitgeber so wenig als möglich geben. Die ersteren sind geneigt, sich zu verbinden, um den Arbeitslohn zu erhöhen, die letzteren, um ihn herabzusetzen.

Es ist indes nicht schwer vorauszusehen, welche der beiden Parteien unter den gewöhnlichen Umständen in diesem Streite die Oberhand behalten und die andere zur Einwilligung in ihre Bedingungen zwingen wird. Die Arbeitgeber können, da sie der Zahl nach weniger sind, sich leichter verbinden, und außerdem billigt auch das Gesetz ihre Verbindungen, oder verbietet sie wenigstens nicht, während es die der Arbeiter verbietet. Wir haben keine Parlamentsakten gegen Verabredungen zur Herabsetzung des Arbeitspreises, wohl aber viele gegen Verabredungen zu seiner Erhöhung. In allen solchen Streitigkeiten können die Arbeitgeber viel länger aushalten. Ein Gutsbesitzer, ein Pächter, ein Handwerksmeister oder ein Kaufmann könnten, wenn sie auch keinen einzigen Arbeiter beschäftigen, doch im Allgemeinen ein oder zwei Jahre von den Kapitalien leben, die sie schon erworben haben. Viele Arbeiter dagegen könnten nicht eine Woche, wenige könnten nur einen Monat, und kaum einer ein Jahr ohne Beschäftigung bestehen. Auf die Dauer freilich kann der Arbeiter seinem Arbeitgeber so notwendig werden, als sein Arbeitgeber ihm; aber die Notwendigkeit ist keine so unmittelbare.

Wir hören selten, ist gesagt worden, von Verabredungen der Arbeitgeber, aber oft von denen der Arbeiter. Wer sich aber um deswillen einbildet, daß die Arbeitgeber sich selten verabreden, der weiß ebensowenig von der Welt als von dieser Sache. Die Arbeitgeber stehen stets und überall in einer Art stillschweigender, aber fortwährender und gleichförmiger Übereinkunft, den Arbeitslohn nicht über seinen jeweiligen Satz steigen zu lassen. Diese Übereinkunft zu verletzen gilt überall als eine höchst unpopuläre Handlungsweise und zieht einem Arbeitgeber unter seinen Nachbarn und Gewerbsgenossen Schande zu. Wir hören allerdings selten von dieser Übereinkunft, weil sie der gewöhnliche und, man darf sagen, natürliche Zustand der Dinge ist, von dem niemand etwas hört. Mitunter gehen die Arbeitgeber auch besondere Verbindungen ein, um den Arbeitslohn sogar unter seinen Satz herabzudrücken. Diese werden immer mit äußerster Stille und Geheimtuerei betrieben, bis der Augenblick der Ausführung kommt, und wenn dann die Arbeiter, wie es zuweilen geschieht, ohne Widerstand nachgeben, so hört kein Mensch von ihnen, so schmerzlich es jene auch empfinden. Oft leistet jedoch solchen Verbindungen eine entgegengesetzte abwehrende Verbindung der Arbeiter Widerstand; ja manchmal verabreden sich diese auch ohne eine solche Herausforderung von selbst zur Erhöhung des Preises ihrer Arbeit. Ihr gewöhnlicher Vorwand ist bald der teure Preis der Nahrungsmittel, bald der große Profit, den die Arbeitgeber aus ihrer Arbeit ziehen. Mögen diese Verbindungen aber angreifender oder verteidigender Art sein; jedenfalls werden sie jederzeit genügend ruchbar. Um die Sache zu einer schnellen Entscheidung zu bringen, greifen sie immer zu sehr lautem Geschrei und zuweilen zu den heftigsten Beleidigungen und Gewalttätigkeiten. Sie sind verzweifelt und handeln mit der ganzen Torheit und Maßlosigkeit verzweifelter Menschen, die entweder verhungern oder ihre Arbeitgeber so in Schrecken setzen müssen, daß sie sofort in ihr Begehren willigen. Die Arbeitgeber ihrerseits benehmen sich bei solchen Gelegenheiten geradeso lärmend, rufen unaufhörlich den Beistand der Obrigkeit an und verlangen die strenge Ausführung jener Gesetze, die mit so großer Härte gegen die Verabredungen der Dienstboten, Arbeiter und Gesellen geschaffen worden sind. Daher haben denn die Arbeiter sehr selten einen Nutzen von der Gewalttätigkeit jener ungestümen Verabredungen, die vielmehr teils durch das Einschreiten der Obrigkeit, teils durch die überlegene Beharrlichkeit der Arbeitgeber, teils endlich dadurch, daß der größere Teil der Arbeiter gezwungen ist, sich um des täglichen Unterhalts willen zu unterwerfen, gewöhnlich kein anderes Ende haben, als die Bestrafung oder den Ruin der Rädelsführer.

Wenn indes auch die Arbeitgeber bei Streitigkeiten mit ihren Arbeitern gewöhnlich im Vorteil sein müssen, so gibt es doch einen bestimmten Satz, unter den, wie es scheint, der gebräuchliche Lohn, selbst der geringsten Art von Arbeit, nicht eine irgendwie nennenswerte Zeit hindurch herabgesetzt werden kann.

Ein Mensch muß immer von seiner Arbeit leben, und sein Arbeitslohn muß wenigstens hinreichend sein, um ihm den Unterhalt zu verschaffen. Ja, er muß in den meisten Fällen noch mehr als hinreichend sein; sonst wäre er nicht imstande, eine Familie zu ernähren, und das Geschlecht solcher Arbeiter würde mit der ersten Generation aussterben. Aus diesem Grunde scheint Cantillon anzunehmen, daß die geringste Art gewöhnlicher Arbeiter überall wenigstens doppelt soviel, als zu ihrem Unterhalt nötig ist, verdienen muß, damit jeder instand gesetzt werde, durchschnittlich zwei Kinder zu ernähren; dabei wird angenommen, daß die Arbeit der Frau wegen des unumgänglichen Wartens der Kinder nicht mehr als hinreichend ist, sie selbst zu erhalten. Aber, wie man berechnet hat, stirbt die Hälfte der Geborenen vor dem mannbaren Alter. Deshalb müssen die ärmsten Arbeiter nach dieser Berechnung durchschnittlich wenigstens vier Kinder aufzuziehen suchen, damit zwei davon gleiche Aussicht haben mögen, jenes Alter zu erleben. Aber der notwendige Unterhalt für vier Kinder mag etwa, wie angenommen wird, ungefähr dem eines Mannes gleich sein. Derselbe Autor fügt hinzu, die Arbeit eines kräftigen Sklaven werde an Wert auf das Doppelte seines Unterhaltes angesetzt; und es könne, meint er, die des geringsten Arbeiters nicht weniger wert sein, als die eines kräftigen Sklaven. So viel scheint allerdings gewiß zu sein, daß um eine Familie zu ernähren, die Arbeit des Mannes und der Frau selbst in den untersten Klassen gewöhnlicher Arbeit etwas mehr einbringen muß, als gerade für den eigenen Unterhalt beider nötig ist; in welchem Verhältnis dies aber geschehen müsse, ob in dem oben erwähnten oder einem anderen, das getraue ich mich nicht zu entscheiden.

Es gibt jedoch gewisse Umstände, die den Arbeitern einen Vorteil gewähren und sie instand setzen, ihren Lohn weit über diesen Satz zu erhöhen, welcher offenbar der niedrigste ist, der sich mit der gewöhnlichen Humanität verträgt.

Wenn in einem Lande die Nachfrage nach denen, die vom Lohne leben, Arbeiter, Gesellen, Dienstboten aller Art, andauernd wächst, wenn jedes folgende Jahr einer größeren Anzahl von ihnen Beschäftigung gibt, als das vorhergehende, so haben die Arbeiter keinen Anlaß, sich zum Zwecke der Erhöhung des Lohnes zu verbinden. Der Mangel an Arbeitskräften ruft eine Konkurrenz unter den Arbeitgebern hervor, die, um Arbeiter zu bekommen, gegeneinander bieten und so freiwillig die natürliche Verabredung der Arbeitgeber, den Lohn nicht zu erhöhen, durchbrechen.

Die Nachfrage nach jenen, die vom Lohne leben, kann offenbar nur in dem Verhältnis zur Zunahme der Fonds, welche zur Zahlung von Löhnen bestimmt sind, wachsen. Diese Fonds sind von zweierlei Art: erstens das Einkommen, welches das für den Unterhalt erforderliche übersteigt, und zweitens das Kapital, welches das für die Beschäftigung ihrer Arbeitgeber erforderliche übersteigt.

Wenn der Gutsbesitzer, der Rentner oder der Kapitalist ein größeres Einkommen hat, als er für den Unterhalt seiner Familie benötigen zu müssen glaubt, so verwendet er entweder den ganzen Überschuß oder einen Teil davon zum Unterhalt eines oder mehrerer häuslicher Dienstboten. Nimmt dieser Überschuß zu, so wird er natürlich auch die Zahl dieser Dienstboten vermehren.

Wenn ein unabhängiger Handwerker, etwa ein Weber oder ein Schuhmacher, mehr Kapital erlangt hat, als er zum Ankauf der für seine eigene Arbeit erforderlichen Materialien und zu seinem Unterhalte braucht, bis er über seine Arbeit verfügen kann, so beschäftigt er natürlich einen oder mehrere Gesellen mit dem Überschuß, um durch ihre Arbeit einen Profit zu machen. Nimmt dieser Überschuß zu, so wird er natürlich die Zahl seiner Gesellen vermehren.

Die Nachfrage nach jenen, die vom Lohne leben, wächst also notwendig mit dem Wachsen des Einkommens und Kapitals in jedem Lande und kann unmöglich ohne dieses wachsen. Das Wachsen des Einkommens und Kapitals ist das Wachsen des nationalen Wohlstands. Folglich wächst die Nachfrage nach jenen, die vom Lohne leben, natürlich mit dem Wachsen des nationalen Wohlstands und kann ohne dieses durchaus nicht wachsen.

Nicht die jeweilige Größe des nationalen Wohlstands, sondern sein unausgesetztes Wachsen bringt ein Steigen des Arbeitslohnes hervor. Demnach steht der Arbeitslohn nicht in den reichsten Ländern am Höchsten, sondern in den blühendsten oder denen, die am schnellsten reich werden. England ist in diesem Augenblicke sicherlich ein viel reicheres Land, als irgend ein Teil von Nordamerika. Dennoch sind die Arbeitslöhne in Nordamerika weit höher, als in irgend einem Teile Englands. In der Provinz New-York verdienen gemeine Arbeiter täglich 3 Schilling 6 Pence dortigen Geldes, das ist so viel wie 2 englische Schilling; Schiffszimmerleute 10 Schilling 6 Pence dortigen Geldes nebst einer Pinte Rum, die einen halben englischen Schilling wert ist, also im ganzen so viel wie 6 und einen halben Schilling englischen Geldes; Hauszimmerleute und Maurer 8 Schilling dortigen Geldes, das ist so viel wie 4 Schilling und 6 Pence englischen Geldes; Schneidergesellen 5 Schilling dortigen Geldes, das ist etwas mehr als 2 Schilling 10 Pence englischen Geldes. Diese Preise sind insgesamt höher als die Londoner, und, wie es heißt, sind die Arbeitslöhne in den übrigen Kolonien ebenso hoch wie in New-York. Der Preis der Nahrungsmittel ist in Nordamerika durchweg weit niedriger, als in England. Eine Teurung hat man dort nie gekannt. In den schlechtesten Jahren hatten sie immer noch genug für sich, wenn auch weniger für die Ausfuhr. Wenn also der Geldpreis der Arbeit dort höher ist, als irgendwo im Mutterlande, so muß der wirkliche Preis, nämlich das, was dem Arbeiter dafür an Lebens- und Genußmitteln wirklich zu Gebote steht, in einem noch weit größeren Verhältnisse höher sein.

Obgleich aber Nordamerika noch nicht so reich als England ist, so gedeiht es doch viel besser und schreitet viel rascher zum weiteren Erwerb von Reichtum fort. Das sicherste Zeichen für das Wohlergehen eines Landes ist die Zunahme der Zahl seiner Einwohner. In Großbritannien und den meisten übrigen Ländern Europas verdoppelt sich diese Zahl, wie angenommen wird, erst in 500 Jahren. In den britischen Kolonien in Nordamerika hat, wie man gefunden, diese Verdoppelung innerhalb 20 oder 25 Jahren stattgefunden. Auch ist gegenwärtig diese Zunahme nicht sowohl einer fortwährenden Einfuhr neuer Bewohner, als der großen Vermehrung der Gattung zuzuschreiben. Leute, die dort ein hohes Alter erreichen, sollen oft eine Nachkommenschaft von 50 bis 100 Menschen, ja manchmal eine noch größere erleben. Die Arbeit wird so gut bezahlt, daß eine zahlreiche Kinderschar, statt eine Last für die Eltern zu sein, vielmehr eine Quelle der Wohlhabenheit und des Reichtums ist. Die Arbeit jedes Kindes, bevor es das elterliche Haus verläßt, wird auf 100 Pfund reinen Gewinn veranschlagt. Um eine junge Witwe mit 4 oder 5 jungen Kindern, die in den mittleren oder unteren Volksklassen in Europa so wenig Aussicht auf einen zweiten Mann haben würde, wird dort oft als um eine Art gute Partie gefreit. Der Wert der Kinder ist die größte aller Ermunterungen zur Heirat. Wir dürfen uns deshalb auch nicht wundern, daß die Leute in Nordamerika gewöhnlich so jung heiraten. Dennoch herrscht in Nordamerika trotz dieses durch solche frühzeitige Heiraten bewirkten großen Zuwachses eine fortwährende Klage über Mangel an Arbeitskräften. Die Nachfrage nach Arbeitern scheint die zu ihrem Unterhalt bestimmten Fonds noch schneller zu vermehren, als sie Arbeiter finden können, um sie zu beschäftigen.

Mag auch der Reichtum eines Landes sehr groß sein, so dürfen wir doch, selbst wenn er lange Zeit stationär geblieben ist, keinen sehr hohen Arbeitslohn zu finden hoffen. Die zur Lohnzahlung bestimmten Fonds, das Einkommen und das Kapital seiner Einwohner mögen noch so bedeutend sein, so kann doch, wenn sie mehrere Jahrhunderte hindurch sich an Größe ganz gleich oder beinahe gleich geblieben sind, die Zahl der jedes Jahr beschäftigten Arbeiter leicht zureichen oder mehr als zureichen, um die Anzahl, die im folgenden Jahre gebraucht wird, zu bestreiten. Da kann selten ein Mangel an Arbeitskräften eintreten, noch können die Arbeitgeber sich gezwungen sehen, gegeneinander zu bieten, um welche zu bekommen. Die Arbeitskräfte werden sich im Gegenteil stärker vermehren als ihre Arbeitsgelegenheit. Es wird ein fortdauernder Mangel an Beschäftigung herrschen und die Arbeiter werden gezwungen sein, gegeneinander zu bieten, um eine zu bekommen. Wenn in einem solchen Lande der Arbeitslohn einmal mehr als ausreichend gewesen ist, den Arbeiter zu erhalten und ihn zu befähigen, sich und seine Familie zu erhalten, so wird ihn doch die Konkurrenz der Arbeiter und das Interesse der Arbeitgeber bald auf den niedrigsten Satz, der sich mit der gewöhnlichen Humanität verträgt, herabsetzen. China ist lange eines der reichsten, d. h. eines der fruchtbarsten, bestbebauten, gewerbfleißigsten und bevölkertsten Länder der Welt gewesen. Aber es scheint auch lange stationär geblieben zu sein. Marco Polo, der es vor mehr als 500 Jahren aufsuchte, beschreibt seinen Anbau, seinen Gewerbfleiß und seine Bevölkerung fast in denselben Ausdrücken wie unsere heutigen Reisenden. Es hatte vielleicht sogar schon lange vor dieser Zeit jene Fülle des Reichtums erlangt, die die Beschaffenheit seiner Gesetze und Einrichtungen ihm überhaupt zu erreichen gestatten. Die Berichte aller Reisenden stimmen, so widersprechend sie auch in vielen anderen Beziehungen sind, in betreff des niedrigen Arbeitslohnes und der Schwierigkeit, die ein Arbeiter findet, wenn er eine Familie erhalten will, völlig überein. Wenn er sich durch Graben den ganzen Tag über soviel verdienen kann, um eine kleine Portion Reis für den Abend zu kaufen, so ist er zufrieden. Die Lage der Handwerker ist womöglich noch schlimmer. Statt, wie in Europa, ruhig in ihren Werkstätten die Bestellungen ihrer Kunden abzuwarten, laufen sie mit den Werkzeugen ihrer betreffenden Gewerbe unaufhörlich in den Straßen umher und bieten ihre Dienste an, als bettelten sie um Beschäftigung. Die Armut der niederen Stände in China übertrifft bei weitem die der bettelärmsten Völker Europas. In der Umgegend von Canton haben viele hundert, ja wie es allgemein heißt, viele tausend Familien keine Wohnung auf dem Lande sondern leben beständig in kleinen Fischerkähnen auf den Flüssen und Kanälen. Der Unterhalt, den sie da finden, ist so kärglich, daß sie begierig sind, den schmutzigsten Unrat, der von einem europäischen Schiffe über Bord geworfen wird, aufzufischen. So ist ihnen jedes Aas, z. B. der Kadaver eines verreckten Hundes oder einer Katze, wenn er auch halb verfault und stinkend ist, so willkommen, wie nur immer in anderen Ländern dem Volke die gesündeste Nahrung sein kann. Zur Ehe ermutigt in China nicht der Nutzen, den die Kinder bringen, sondern die Erlaubnis, sie umzubringen. In allen großen Städten werden nächtlich mehrere in den Straßen ausgesetzt oder gleich jungen Hunden ertränkt. Die Besorgung dieses schrecklichen Geschäftes soll sogar ein anerkannter Erwerbszweig sein, durch den manche ihren Unterhalt verdienen.

Obgleich indes China vielleicht stillsteht, so scheint es doch nicht rückwärts zu gehen. Seine Städte sind nirgends von seinen Einwohnern verlassen. Das einmal angebaute Land bleibt nirgends vernachlässigt. Daher muß immer noch die nämliche oder fast die nämliche jährliche Arbeit fortdauernd verrichtet werden, und die für ihren Unterhalt bestimmten Fonds können noch nicht merklich abgenommen haben. Die unterste Schicht der Arbeiter muß sich also ungeachtet ihres kärglichen Auskommens auf die eine oder andere Art so weit mühsam fortpflanzen, daß sie ihr Geschlecht bei der gewöhnlichen Anzahl erhält.

Anders würde es in einem Lande stehen, wo die für den Unterhalt der Arbeit bestimmten Fonds merklich abgenommen haben. Da würde die Nachfrage nach Dienstboten und Arbeitern in all den verschiedenen Arten der Beschäftigung jedes Jahr kleiner werden, als sie das Jahr zuvor war. Viele die bei den höheren Arten aufgewachsen wären, würden in ihrem eigenen Gewerbe keine Beschäftigung mehr finden und froh sein, sie in einer der niedrigsten zu suchen. Da nun aber die niedrigste Art nicht nur mit ihren eigenen Arbeitern, sondern auch mit den Überläufern von allen anderen Arten überfüllt wäre, so würde das Werben um Arbeit in ihr so groß werden, daß es den Arbeitslohn bis zur Stufe des elendesten und kärglichsten Unterhalts des Arbeiters herabsetzte. Viele würden selbst unter diesen harten Bedingungen keine Beschäftigung finden können, sondern verhungern müssen, oder sich genötigt sehen, entweder durch Betteln oder durch Verübung der größten Verbrechen ihren Unterhalt zu suchen. Mangel, Hunger und Sterblichkeit würde in dieser Klasse sofort um sich greifen und sich von da über alle höheren Klassen verbreiten, bis die Zahl der Einwohner soweit verringert wäre, daß sie von dem Einkommen und Kapital, das im Lande bliebe und das der Tyrannei oder dem Unglück, wodurch das Übrige zerstört wurde, entgangen wäre, leicht erhalten werden könnte. Dies ist vielleicht so ziemlich der gegenwärtige Zustand Bengalens und einiger anderer Niederlassungen der Engländer in Ostindien. In einem fruchtbaren Lande, das kurz vorher stark entvölkert wurde, wo folglich Unterhaltsmittel nicht schwer zu finden sein sollten, und wo dessenungeachtet in einem Jahre drei- oder vierhunderttausend Menschen Hungers sterben, sind, dessen können wir sicher sein, die für den Unterhalt der arbeitenden Armen bestimmten Fonds stark im Abnehmen. Der Unterschied zwischen dem Geiste der britischen Staatsverfassung, die Nordamerika schützt und regiert, und dem der Handelsgesellschaft, die in Ostindien unterdrückt und tyrannisiert, kann durch nichts so gut veranschaulicht werden, als durch den verschiedenen Zustand dieser Länder.

Demnach ist die reichliche Vergütung der Arbeit sowohl eine notwendige Wirkung, als auch ein natürliches Merkmal des wachsenden Volkswohlstandes. Und umgekehrt ist der kärgliche Unterhalt des arbeitenden Armen ein natürliches Merkmal dafür, daß ein Stillstand eingetreten ist, und ihr Hungern ein Beweis, daß es mit schnellen Schritten rückwärts geht.

In Großbritannien beträgt gegenwärtig der Arbeitslohn offenbar mehr, als gerade nötig ist, um dem Arbeiter den Unterhalt einer Familie zu ermöglichen. Um über diesen Punkt ins Klare zu kommen, wird es nicht nötig sein, eine weitläufige oder ungewisse Berechnung über die niedrigste Summe, mit der dies möglich ist, anzustellen; denn es sind augenfällige Beweise dafür vorhanden, daß der Arbeitslohn in diesem Lande nirgends nach dem niedrigsten Satze, der sich mit der gewöhnlichen Humanität verträgt, reguliert wird.

1. In Großbritannien besteht fast an allen Orten ein Unterschied zwischen Sommer- und Winterlöhnen, sogar bei den geringsten Arten von Arbeit. Die Sommerlöhne sind immer die höchsten. Doch erfordert der Unterhalt einer Familie gerade im Winter wegen der Ausgabe für Brennmaterial die meisten Kosten. Wenn nun der Arbeitslohn dann am höchsten ist, wann diese Ausgabe am wenigsten beträgt, so ist es doch wohl klar, daß er sich nicht nach dem, was zu dieser Ausgabe erforderlich ist, sondern nach der Quantität und dem vermeintlichen Wert der Arbeit richtet. Man kann in der Tat sagen, daß ein Arbeiter einen Teil seines Sommerlohnes aufsparen sollte, um seine Winterausgaben damit bestreiten zu können, und daß der Lohn des ganzen Jahres gerade ausreicht, um den Unterhalt einer Familie während des ganzen Jahres zu bestreiten. Einen Sklaven hingegen oder einen in betreff seines Unterhalts von uns durchaus abhängigen Menschen würden wir nicht so behandeln. Sein täglicher Lebensunterhalt würde nach seinem täglichen Bedarf geregelt werden.

2. Der Arbeitslohn schwankt in Großbritannien nicht mit dem Preise der Nahrungsmittel. Dieser verändert sich überall von Jahr zu Jahr, oft von Monat zu Monat. Dagegen bleibt sich an vielen Orten der Geldpreis der Arbeit bisweilen ein halbes Jahrhundert hindurch gleich. Wenn nun der arbeitende Arme an diesen Orten seine Familie in teuren Jahren erhalten kann, so muß er in Zeiten mäßiger Fülle bequem, und in Zeiten außerordentlicher Wohlfeilheit im Überfluß zu leben haben. Der hohe Preis der Lebensmittel während der letzten zehn Jahre war nicht in vielen Teilen des Königreichs von einer merklichen Steigerung des Geldpreises der Arbeit begleitet. Er war es allerdings in einigen; aber wahrscheinlich mehr wegen der wachsenden Nachfrage nach Arbeit, als wegen der Lebensmittelpreise.

3. Wie sich der Lebensmittelpreis von Jahr zu Jahr mehr wandelt, als der Arbeitslohn, so wandelt sich andererseits der Arbeitslohn mehr von Ort zu Ort als der Lebensmittelpreis. Die Brot- und Fleischpreise sind in dem größten Teile der vereinigten Königreiche im allgemeinen dieselben. Diese und die meisten anderen Dinge, welche im kleinen verkauft werden, nach der Art, wie der arbeitende Arme alle Dinge kauft, sind gewöhnlich in großen Städten ebenso wohlfeil oder noch wohlfeiler als in abgelegenen Gegenden, und zwar aus Gründen, die ich Gelegenheit haben werde, später zu entwickeln. Dagegen ist der Arbeitslohn in einer großen Stadt und deren Umgegend oft um ein Viertel oder Fünftel, 20 oder 25 Prozent höher, als wenige Meilen weiter. 18 Pence für den Tag kann man als gewöhnlichen Arbeitspreis in London und dessen Umgegend ansehen. Wenige Meilen weiter fällt er bis auf 14 oder 15 Pence. 10 Pence kann man als Arbeitspreis in Edinburg und Umgegend ansehen. Wenige Meilen weiter fällt er bis auf 8 Pence, den üblichen Preis, den gemeine Arbeit im größten Teile des Flachlands von Schottland hat, wo er überhaupt viel weniger wechselt, als in England. Solch ein Unterschied im Preise, der doch nicht immer groß genug ist, um einen Menschen aus einem Kirchspiel in das andere zu bringen, würde selbst bei der schwersten Ware eine so starke Versendung nicht nur von einem Kirchspiel ins andere, sondern von einem Ende des Königreichs zum anderen, ja beinahe von einem Ende der Welt zum anderen bewirken, daß die Preise gar bald ins Gleichgewicht kämen. Nach alle dem, was von der Veränderlichkeit und Unbeständigkeit der menschlichen Natur gesagt worden ist, scheint es nach der Erfahrung doch offenbar, daß von allen Arten von Gepäck der Mensch am schwierigsten von der Stelle zu bringen ist. Wenn also die arbeitenden Armen ihre Familie in denjenigen Teilen des Königreichs, wo der Arbeitspreis am niedrigsten steht, ernähren können, so müssen sie da, wo er am höchsten ist, im Überflusse leben.

4. Die Veränderungen im Arbeitspreise entsprechen nicht nur denen im Lebensmittelpreise weder dem Orte noch der Zeit nach, sondern sie sind oft durchaus entgegengesetzt.

Das Korn, die Nahrung des gemeinen Volkes, ist in Schottland teurer als in England, von wo aus Schottland fast alle Jahre eine reichliche Zufuhr erhält. Aber das englische Korn muß in Schottland, wohin es gebracht wird, teurer bezahlt werden, als in England, woher es kommt; und im Verhältnis zu seiner Quantität kann es auch wieder in Schottland nicht teurer verkauft werden, als das schottische Korn, das mit ihm auf demselben Markte konkurriert. Die Qualität des Korns hängt von der Quantität Mehl ab, die es auf der Mühle liefert, und in dieser Hinsicht übertrifft das englische Korn das schottische so weit, daß es, wenn auch oft dem Scheine nach oder im Verhältnis zu seiner Menge teurer, doch in Wirklichkeit, oder im Verhältnis zu seiner Qualität, ja sogar zu seinem Gewichtsmaß gewöhnlich wohlfeiler ist. Dagegen ist der Arbeitspreis in England teurer als in Schottland. Wenn demnach die arbeitenden Armen in dem einen Teile des vereinigten Königreiches ihre Familien ernähren können, so müssen sie in dem anderen im Überfluß leben. Allerdings macht Hafermehl für das gemeine Volk in Schottland den größten und besten Teil seiner Nahrung aus, die überhaupt weit schlechter ist, als die seiner Nachbarn gleichen Standes in England. Doch ist dieser Unterschied in der Art ihres Lebensunterhalts nicht die Ursache, sondern die Wirkung des Unterschiedes im Arbeitslohne; obwohl ich ihn oft infolge eines wunderlichen Mißverständnisses als die Ursache bezeichnen hörte. Nicht deshalb, weil sich der eine eine Kutsche hält, während sein Nachbar zu Fuße geht, ist der eine reich und der andere arm; sondern weil der eine reich ist, hält er sich eine Kutsche, und weil der andere arm ist, geht er zu Fuße.

Im Verlaufe des vorigen Jahrhunderts war, ein Jahr mit dem anderen verglichen, das Korn in beiden Teilen des vereinigten Königreiches teurer, als in dem des jetzigen. Dies ist eine ausgemachte Tatsache, die sich jetzt vernünftigerweise nicht bezweifeln läßt; und der Beweis dafür ist bezüglich Schottlands womöglich noch sprechender, als bezüglich Englands. In Schottland wird er zur Evidenz erbracht durch die öffentlichen Fiars, d. h. jährliche, nach eidlicher Aussage abgefaßte Preislisten über alle Getreidearten in jeder einzelnen schottischen Grafschaft je nach der jeweiligen Marktlage. Wenn solch ein direkter Beweis noch einer ergänzenden Bestätigung bedürfte, so würde ich bemerken, daß dies gleicherweise in Frankreich und wahrscheinlich auch in den meisten anderen Teilen Europas der Fall gewesen ist. Für Frankreich ist der klarste Beweis vorhanden. So gewiß es aber ist, daß in beiden Teilen des vereinigten Königreichs das Getreide im letzten Jahrhundert etwas teurer war, als im gegenwärtigen, eben so gewiß ist es, daß die Arbeit viel wohlfeiler war. Wenn der arbeitende Arme seine Familie damals ernähren konnte, so müssen sie es jetzt um so leichter haben. Im vorigen Jahrhundert betrug der häufigste Tagelohn für gewöhnliche Arbeit im größten Teile Schottlands 6 Pence im Sommer und 5 Pence im Winter. 3 Schilling die Woche, also so ziemlich dasselbe, wird noch heute in einigen Teilen des Hochlandes und der westlichen Inseln bezahlt. In dem größten Teile des flachen Landes ist jetzt der häufigste Lohn für gewöhnliche Arbeit 8 Pence den Tag; 10 Pence, bisweilen 1 Schilling ist er um Edinburg, in den an England grenzenden Grafschaften, wahrscheinlich wegen dieser Nachbarschaft, und an einigen wenigen Orten, wo sich jüngst eine beträchtliche Zunahme der Nachfrage nach Arbeit eingestellt hat, um Glasgow, Carron, Ayrshire usw. In England fingen die Fortschritte im Ackerbau, im Gewerbe und Handel viel früher an, als in Schottland. Die Nachfrage nach Arbeit und folglich auch deren Preis mußten mit diesen Fortschritten notwendig zunehmen. Daher war im vorigen wie im jetzigen Jahrhundert der Arbeitspreis in England höher als in Schottland. Er ist seit jener Zeit noch beträchtlich gestiegen, wenn man auch wegen der größeren Verschiedenheit des hier an verschiedenen Orten bezahlten Lohnes nicht leicht bestimmen kann, um wie viel. Im Jahre 1614 war der Sold eines Fußsoldaten der nämliche, wie heute, nämlich 8 Pence den Tag. Als dieser ursprünglich festgesetzt wurde, bestimmte ihn natürlich der übliche Lohn gemeiner Arbeiter, d. h. derjenigen Volksklasse, aus der die Fußsoldaten gewöhnlich ausgehoben werden. Der Lord Oberrichter Hales, der zur Zeit Karls II. schrieb, berechnet die notwendigen Ausgaben einer Arbeiterfamilie, die aus 6 Personen, dem Vater, der Mutter, 2 zu einiger Arbeit fähigen und 2 arbeitsunfähigen Kindern besteht, auf 10 Schilling in der Woche oder 26 Pfund im Jahr. Können sie mit ihrer Arbeit so viel nicht verdienen, so müssen sie es nach seiner Meinung durch Betteln oder Stehlen aufbringen. Er scheint in der Tat sehr sorgfältige Untersuchungen über diesen Gegenstand in Burns Geschichte der Armengesetze angestellt zu haben. Im Jahre 1688 berechnete Gregory King, dessen Talent in politischen Berechnungen der Doktor Davenant so sehr pries, das gewöhnliche Einkommen von Arbeitsleuten und Lohndienern auf 15 Pfund im Jahre für eine Familie, deren Stärke er im Durchschnitt zu 3½ Personen annahm. Seine Berechnung, obwohl scheinbar von der des Oberrichters Hales verschieden, stimmt im Grunde so ziemlich mit ihr überein. Beide nehmen die wöchentliche Ausgabe einer solchen Familie mit etwa 20 Pence für den Kopf an. Seit dieser Zeit sind sowohl die Einkünfte als die Ausgaben solcher Familien im größten Teile des Königreichs ansehnlich gewachsen; an dem einen Orte mehr, am anderen weniger, obgleich vielleicht nirgends so sehr, als gewisse übertriebene Berechnungen des derzeitigen Arbeitslohnes es dem Publikum neulich vorgestellt haben. Ganz genau, das muß man berücksichtigen, kann der Arbeitspreis nirgends angegeben werden, da oft an demselben Orte und für dieselbe Art der Arbeit nicht bloß je nach den verschiedenen Fähigkeiten der Arbeiter, sondern auch nach der Freigebigkeit oder Kargheit der Arbeitgeber verschiedene Preise gezahlt werden. Wo der Arbeitslohn nicht durch das Gesetz reguliert ist, da können wir es nur unternehmen, darzulegen, welcher der üblichste ist; und die Erfahrung scheint dafür zu sprechen, daß das Gesetz ihn niemals genau regulieren kann, so oft es auch dieses zu tun sich anmaßte.

Die wirkliche Entlohnung der Arbeit, die wirkliche Quantität von Lebensbedarfs- und Genußgütern, die sie dem Arbeiter einbringen kann, hat im Laufe des gegenwärtigen Jahrhunderts vielleicht noch in stärkerem Maße zugenommen als ihr Geldpreis. Es ist nicht nur das Getreide etwas wohlfeiler geworden, sondern auch viele andere Dinge, welche dem arbeitsamen Armen eine angenehme und gesunde Abwechslung in den Nahrungsmitteln darbieten, sind wesentlich wohlfeiler geworden. Die Kartoffeln z. B. kosten jetzt bei uns im größten Teil des Königreiches nur halb soviel, als vor 30 oder 40 Jahren. Dasselbe läßt sich von den weißen und gelben Rüben und dem Kohl sagen; alles Dinge, die früher mit dem Spaten, jetzt aber gewöhnlich mit dem Pfluge bestellt werden. Auch alle Arten von Gartengewächsen sind wohlfeiler geworden. Der größte Teil der Äpfel und selbst der Zwiebeln, die in Großbritannien verzehrt werden, wurde im letzten Jahrhundert meist aus Flandern eingeführt. Die großen Fortschritte in der Anfertigung gröberer Leinen- und Wollenzeuge versorgen die Arbeiter mit besseren und wohlfeileren Kleidern, und die in der Bearbeitung der groben Metalle, sowohl mit wohlfeilerem und besserem Handwerkszeug als auch mit manchem angenehmen und bequemen Hausgerät. Allerdings sind Seife, Salz, Kerzen, Leder, gegorene Getränke, hauptsächlich durch die darauf gelegten Steuern, wesentlich teurer geworden. Allein das Quantum, das der arbeitende Arme von diesen Dingen notwendig braucht, ist so gering, daß die Erhöhung ihres Preises die Verminderung, die bei so vielen anderen Dingen eingetreten ist, nicht aufwiegt. Die landläufige Klage, daß der Luxus sich selbst auf die untersten Volksklassen erstreckt, und die arbeitenden Armen sich jetzt nicht mehr mit der Nahrung, Kleidung und Wohnung zufrieden geben wollen, die ihnen früher genügte, kann uns den Beweis liefern, daß es nicht nur der Geldpreis der Arbeit, sondern ihre wirkliche Entlohnung ist, die gewachsen ist.

Ist nun diese Verbesserung, diese Ausgestaltung der Lebensbedingungen der niederen Volksklassen als ein Vorteil oder als ein Nachteil für die Gesellschaft anzusehen? Die Antwort scheint beim ersten Anblick außerordentlich einfach. Dienstboten, Tagelöhner und Arbeiter aller Art machen den bei weitem größten Teil jeder staatlichen Gesellschaft aus. Was nun aber die Lebensbedingungen des größten Teils verbessert, kann nicht als ein Nachteil für das Ganze angesehen werden. Eine Gesellschaft kann sicherlich nicht blühend und glücklich sein, wenn ihr weitaus größter Teil arm und elend ist. Überdies ist es nicht mehr als billig, daß die, welche den ganzen Körper des Volkes mit Nahrung, Kleidung und Wohnung versorgen, an dem Erzeugnis ihrer eigenen Arbeit so viel Anteil haben, daß sie selbst auf erträgliche Weise sich nähren, kleiden und wohnen können.

Die Armut schreckt allerdings von der Heirat ab, aber sie verhindert sie nicht immer. Sie scheint sogar der Vermehrung günstig zu sein. Eine halbverhungerte Hochländerin bringt oft mehr als 20 Kinder zur Welt, während eine wohlgenährte feine Lady ebenso oft unfähig ist, ein einziges zu gebären, und im allgemeinen nach 2 oder 3 erschöpft ist. Die unter vornehmen Frauen so häufige Unfruchtbarkeit ist unter den Frauen niederen Standes sehr selten. Der Luxus entflammt zwar vielleicht in dem schönen Geschlechte die Begierde nach dem Genusse, scheint aber auch immer das Zeugungsvermögen zu schwächen und häufig ganz zu zerstören.

Allein die Armut ist, so wenig sie die Vermehrung hemmt, höchst ungünstig für die Aufzucht der Kinder. Die zarte Pflanze entfaltet sich, aber in so kaltem Boden und so rauhem Klima welkt und stirbt sie bald. Es ist, wie man mir oft gesagt hat, im schottischen Hochlande nichts Ungewöhnliches, daß eine Mutter, die 20 Kinder geboren hat, nicht 2 am Leben behält. Einige sehr erfahrene Offiziere haben mir versichert, daß sie, weit entfernt, ihr Regiment damit rekrutieren zu können, sogar niemals imstande gewesen sind, mit allen darin geborenen Soldatenkindern auch nur die Zahl der Trommler und Pfeifer voll zu machen. Dennoch sieht man selten irgendwo so viele hübsche Kinder, als um eine Soldatenbaracke herum. Aber nur wenige davon erreichen, wie es scheint, das vierzehnte oder fünfzehnte Jahr. An einigen Orten stirbt die Hälfte der Kinder vor dem vierten Jahre, an anderen vor dem siebenten, und fast allerorts vor dem neunten oder zehnten. Aber überall findet sich diese große Sterblichkeit hauptsächlich unter den Kindern des niederen Volkes, das sie nicht mit der Sorgfalt warten kann, wie die Eltern aus besserem Stande. Obgleich die Ehen jener im allgemeinen fruchtbarer sind, als die der vornehmen Leute, so gelangt doch ein kleinerer Teil ihrer Kinder ins reife Alter. In Findelhäusern und unter den auf Kosten der Gemeinden verpflegten Kindern ist die Sterblichkeit noch größer, als unter den Kindern des niederen Volkes.

Jede Tiergattung vermehrt sich naturgemäß nach Maßgabe ihrer Nahrungsmittel, und keine Tiergattung kann sich je darüber hinaus vermehren. Aber in einer zivilisierten Gesellschaft kann der Mangel an Nahrungsmitteln nur in den unteren Volksklassen einer weiteren Vermehrung der Gattung Mensch Schranken setzen; und er kann dies nur dadurch, daß er einen großen Teil der Kinder, die ihre Ehen hervorbringen, tötet.

Die reichliche Entlohnung der Arbeit nun, die jene instand setzt, für ihre Kinder besser zu sorgen und also eine größere Anzahl derselben durchzubringen, bewirkt natürlich eine Erweiterung und Ausdehnung jener Schranken. Es verdient auch bemerkt zu werden, daß sie dies soweit als möglich tut nach dem Verhältnisse, das sich aus der Nachfrage nach Arbeit ergibt. Wenn diese Nachfrage in stetem Wachsen ist, so muß die Entlohnung der Arbeit notwendig so weit zu Heiraten und Vermehrung der Arbeiter ermuntern, daß diese zahlreich genug werden, um der stets wachsenden Nachfrage durch eine stets wachsende Volksmenge zu entsprechen. Wäre die Entlohnung je einmal geringer als es für diesen Zweck nötig ist, so würde der Mangel an Händen sie bald in die Höhe treiben; und wäre sie je einmal größer, so würde ihre unmäßige Vermehrung sie bald wieder auf ihren notwendigen Satz herunterbringen. Der Markt würde in dem einen Falle so schlecht mit Arbeit und in dem anderen so gut damit beschickt sein, daß ihr Preis bald auf den richtigen Satz zurückgebracht wäre, den die Lage der Gesellschaft forderte. So geschieht es, daß die Nachfrage nach Menschen, gerade so wie die nach jeder anderen Ware, notwendig auch die Erzeugung der Menschen reguliert: sie beschleunigt, wenn sie zu langsam vor sich geht, und verzögert, wenn sie zu rasch fortschreitet. Diese Nachfrage reguliert und bestimmt die Art der Fortpflanzung in all den verschiedenen Ländern der Welt, in Nordamerika, in Europa und in China; sie macht sie zu einer reißend schnellen in dem ersten, zu einer langsamen und schrittweisen in dem zweiten und zu einer völlig stationären in dem letzten.

Man hat gesagt, die Abnutzung eines Sklaven gehe auf Kosten seines Herrn, die eines freien Dienstboten auf seine eigenen Kosten vor sich. Allein die Abnutzung des letzteren geht nicht weniger auf Kosten seines Arbeitgebers vor sich, als die des ersteren. Der an Arbeitsleute und Dienstboten aller Art gezahlte Lohn muß so beschaffen sein, daß er sie instand setzt, das Geschlecht der Arbeitsleute und Dienstboten in dem Maße fortzupflanzen, wie es die wachsende, abnehmende oder stationäre Nachfrage der Gesellschaft gerade verlangt. Wenn indes auch die Abnutzung eines freien Dienstboten gleichfalls auf Kosten seines Arbeitgebers geschieht, so kostet sie ihn doch in der Regel weit weniger, als die eines Sklaven. Der zum Ersatz oder, wenn ich so sagen darf, zur Reparatur der Abnutzung eines Sklaven bestimmte Fonds wird gewöhnlich von einem nachlässigen Arbeitgeber oder einem sorglosen Aufseher verwaltet. Der zu demselben Zwecke für einen freien Mann bestimmte Fonds wird von dem freien Manne selbst verwaltet. In die Verwaltung des ersteren schleichen sich natürlich alle die Unordnungen ein, die im Haushalt der Reichen vorwiegen, und eben so natürlich kehrt in die des letzteren die strenge Mäßigkeit und sparsame Achtsamkeit des Armen ein. Unter so ungleichen Verwaltungen muß derselbe Fall sehr ungleiche Auslagen bei seiner Durchführung verursachen. Und es scheint, wie ich glaube, auf Grund der Erfahrung aller Zeiten und Völker, daß die Arbeit freier Leute am Ende wohlfeiler zu stehen kommt, als die von Sklaven. Dies hat sich sogar in Boston, New York und Philadelphia bestätigt, wo doch der Lohn gemeiner Arbeit so hoch ist.

Wie demnach die reichliche Entlohnung der Arbeit die Wirkung zunehmenden Wohlstandes ist, so ist sie die Ursache zunehmender Bevölkerung. Darüber klagen, heißt über die notwendige Wirkung und Ursache der größten allgemeinen Wohlfahrt jammern.

Es verdient vielleicht bemerkt zu werden, daß die Lage der arbeitenden Armen, des größten Teils der Bevölkerung, zur Zeit des Fortschritts, wenn die Gesellschaft weiterem Erwerbe zueilt, eher als wenn sie ihr volles Maß von Reichtum bereits erworben hat, am glücklichsten und behäbigsten zu sein scheint. Zur Zeit des Stillstands ist sie kümmerlich und zu der des Rückgangs erbärmlich. Der Fortschritt ist in der Tat für alle verschiedenen Klassen der Zustand der Aufmunterung und Freude. Der Stillstand ist etwas Lähmendes; der Niedergang aber etwas Trostloses.

Wie die reichliche Entlohnung der Arbeit die Fortpflanzung anregt, so spornt sie auch den Fleiß des gemeinen Mannes an. Der Arbeitslohn ist die Anregung zum Fleiße, der, wie jede andere menschliche Eigenschaft, in dem Grade zunimmt, als er Anregung erfährt. Reichlicher Unterhalt stärkt die Körperkräfte des Arbeiters, und die wohltuende Hoffnung, seine Lage verbessern und seine Tage vielleicht in Behagen und Fülle beschließen zu können, treibt ihn, jene Kräfte aufs äußerste anzustrengen. Darum werden wir da, wo der Arbeitslohn hoch ist, die Arbeiter immer tätiger, fleißiger und rüstiger finden, als da, wo er niedrig ist; in England z. B. mehr als in Schottland, in der Umgebung großer Städte mehr, als an entlegenen Orten in der Provinz. Freilich werden manche Arbeiter, wenn sie in 4 Tagen soviel verdienen können, daß sie eine Woche davon zu leben haben, in den übrigen 3 Tagen müßig gehen. Aber dies ist bei der Mehrzahl durchaus nicht der Fall. Im Gegenteil sind die Arbeiter, wenn sie nach dem Stück bezahlt werden, sehr geneigt, sich zu überarbeiten und in wenigen Jahren ihre Gesundheit und Leibesbeschaffenheit zu ruinieren. Von einem Zimmermann in London und an einigen anderen Orten nimmt man an, daß er nur etwa 8 Jahre bei vollen Kräften bleibt. Ähnlich verhält es sich in vielen anderen Gewerben, wo der Arbeiter nach dem Stück bezahlt wird, wie dies allgemein in den Manufakturen und selbst bei der Feldarbeit überall, wo der Lohn höher als gewöhnlich ist, geschieht. Beinahe jede Klasse von Handwerkern ist einer eigentümlichen Krankheit ausgesetzt, die von der übermäßigen Anstrengung bei der besonderen Art ihrer Arbeit herkommt. Ramuzzini, ein ausgezeichneter italienischer Arzt, hat über diese Krankheiten ein eigenes Buch geschrieben. Wir rechnen unsere Soldaten nicht eben zum arbeitsamsten Menschenschlag. Dennoch mußten, wenn sie zu einigen bestimmten Arbeiten gebraucht und nach dem Stücke reichlich bezahlt wurden, ihre Offiziere oft mit dem Unternehmer ein Abkommen treffen, damit es ihnen nicht möglich wurde, bei dem Satze, nach dem sie bezahlt wurden, jeden Tag mehr als eine gewisse Summe zu verdienen. Bevor dies Abkommen getroffen war, brachte sie der Wetteifer untereinander und das Verlangen nach größerem Gewinn häufig dahin, sich zu überarbeiten und ihre Gesundheit durch übermäßige Anstrengung zu schädigen. Der 4 Tage der Woche hindurch anhaltende, übermäßige Fleiß ist oft die wirkliche Ursache jenes Müßiggangs in den 3 übrigen, über den so viele und so laute Klage geführt wird. Denn eine große Anstrengung des Geistes oder des Körpers, mehrere Tage hintereinander fortgesetzt, hat naturgemäß bei den meisten Menschen ein starkes Verlangen nach Abspannung zur Folge, das, wenn es nicht mit Gewalt oder durch herbe Not bezwungen wird, fast unwiderstehlich ist. Es ist die Stimme der Natur, die verlangt, daß man ihr zu Hilfe kommt, durch etwas Schonung, oft nur durch Ruhe, oft aber auch durch Zerstreuung und Vergnügung. Wird ihr nicht entsprochen, so sind die Folgen oft gefährlich, manchmal verderblich und fast immer so, daß sie früher oder später zu der dem Gewerbe eigentümlichen Krankheit führen. Wenn die Arbeitgeber immer auf die Eingebung der Vernunft und Menschlichkeit hörten, so würden sie oft Veranlassung haben, den Fleiß von vielen ihrer Arbeiter eher zu mäßigen als anzufeuern. Es wird sich, wie ich glaube, bei jeder Art von Gewerbe herausstellen, daß ein Mensch, der mit so viel Mäßigung arbeitet, um ununterbrochen arbeiten zu können, nicht nur seine Gesundheit am längsten erhält, sondern auch im Verlaufe des ganzen Jahres das größte Arbeitsquantum verrichtet.

Man hat behauptet, daß die Arbeiter im allgemeinen in wohlfeilen Jahren träger, und in teuren arbeitsamer als gewöhnlich sind. Man schloß daraus, daß reichliche Nahrung ihren Fleiß erschlaffe und eine kärgliche ihn ansporne. Daß eine etwas mehr als gewöhnliche Fülle einige Arbeiter träge macht, läßt sich allerdings nicht leugnen; daß sie diese Wirkung aber bei der Mehrzahl haben sollte, oder daß die Menschen in der Regel besser arbeiten sollten, wenn sie schlecht, als wenn sie gut genährt sind, wenn sie kleinmütig, als wenn sie guten Mutes sind, wenn sie oft krank, als wenn sie im allgemeinen gesund sind, scheint nicht sehr wahrscheinlich. Jahre der Teurung sind, was wohl zu beachten ist, bei den gewöhnlichen Leuten allgemein Jahre der Krankheit und Sterblichkeit, was nicht verfehlt, das Produkt ihres Fleißes zu verringern.

In Jahren der Fülle verlassen die Dienstboten häufig ihre Arbeitgeber und richten ihren Unterhalt auf das Ergebnis ihrer eigenen Betriebsamkeit ein. Andrerseits veranlaßt ebendieselbe Wohlfeilheit der Lebensmittel dadurch, daß sie den für den Unterhalt der Dienstboten bestimmten Fonds vergrößert, die Arbeitgeber, besonders die Pächter, eine größere Menge zu beschäftigen. Die Pächter erwarten in solchen Fällen von ihrem Getreide einen größeren Gewinn, wenn sie etwas mehr arbeitendes Gesinde damit ernähren, als wenn sie es zu einem niedrigen Preise auf dem Markte verkaufen. Die Nachfrage nach Dienstboten wächst, während die Anzahl derjenigen, die sich zur Befriedigung dieser Nachfrage anbieten, abnimmt. Daher geht der Preis der Arbeit in wohlfeilen Jahren oft in die Höhe.

In Notjahren macht die Schwierigkeit und Unsicherheit des Unterhalts alle diese Leute begierig, in den Dienst zurückzukehren. Aber der hohe Preis der Lebensmittel bestimmt, indem er die für den Unterhalt von Dienstboten bestimmten Fonds verringert, die Arbeitgeber, die Anzahl derer, die sie halten, eher zu vermindern als zu vergrößern. Auch verzehren oft in teuren Jahren arme unabhängige Handwerker die kleinen Kapitalien, mit denen sie sich sonst ihr Arbeitsmaterial zu verschaffen pflegten, und sind gezwungen, Taglöhner zu werden, um leben zu können. Es suchen mehr Leute Arbeit, als sie normalerweise bekommen können; viele sind bereit, sie unter schlechteren Bedingungen als gewöhnlich anzunehmen, und der Arbeitslohn von Gesinde und Taglöhnern geht häufig in teuren Jahren hinunter.

Demnach machen die Arbeitgeber aller Art oft in teuren Jahren mit ihren Dienstboten ein besseres Geschäft als in wohlfeilen und finden sie in den ersteren demütiger und abhängiger als in den letzteren. Sie sagen also ganz natürlich von den teuren Jahren, daß sie der Industrie günstiger seien. Zudem haben die Gutsherrn und Pächter, die beiden zahlreichsten Klassen von Arbeitgebern, noch einen anderen Grund, mit teuren Jahren zufrieden zu sein. Die Renten des einen und die Profite des anderen hängen sehr stark von dem Preise der Lebensmittel ab. Nichts kann abgeschmackter sein, als sich einzubilden, daß die Menschen im allgemeinen weniger arbeiten sollten, wenn sie für sich arbeiten, als wenn sie für andere Leute arbeiten. Ein armer unabhängiger Handwerker wird gewöhnlich arbeitsamer sein, als selbst ein Taglöhner, der nach dem Stück arbeitet. Der eine hat den vollen Genuß von dem Produkt seines Fleißes, der andere teilt ihn mit seinem Arbeitgeber. Der eine ist in seiner abgesonderten, unabhängigen Stellung den Versuchungen schlechter Gesellschaft, die in großen Fabriken die Sitten der anderen so häufig verdirbt, nur wenig ausgesetzt. Die Überlegenheit des unabhängigen Handwerkers über jene Dienstboten, welche monats-, oder jahrweise gedungen werden, und deren Lohn und Unterhalt derselbe ist, gleichviel, ob sie wenig oder viel arbeiten, noch weit größer. Wohlfeile Jahre haben die Tendenz, das Verhältnis unabhängiger Handwerker zu Taglöhnern und Dienstboten aller Art zu erhöhen, teure, es zu verringern.

Ein französischer Schriftsteller von großem Wissen und Scharfsinn, Messance, Steuereinnehmer im Steuerbezirk von St. Etienne, sucht zu zeigen, daß die Armen in wohlfeilen Jahren mehr arbeiten als in teuren, indem er die Menge und den Wert der unter diesen verschiedenen Umständen verfertigten Waren in drei verschiedenen Manufakturen vergleicht: in einer von groben Wollenwaren zu Elbeuf, in einer von Leinen und in einer von Seide, die sich über den ganzen Obersteueramtsbereich von Rouen erstrecken. Aus seiner Rechnung, die den Akten öffentlicher Ämter entnommen ist, ergibt sich, daß die Menge und der Wert der in diesen drei Manufakturen verfertigten Waren in wohlfeilen Jahren im allgemeinen größer als in teuren war; und daß sie immer in den wohlfeilsten am größten, in den teuersten am kleinsten waren. Diese drei Manufakturen scheinen stationäre, d. h. solche zu sein, die, wenn auch ihre Produktion von einem Jahre zum anderen etwas abweichen mag, doch im ganzen weder zurück noch vorwärts gehen.

Die Leinwandmanufaktur in Schottland und die von groben Wollenzeugen im West-Bezirk von Yorkshire sind beide wachsende Manufakturen, deren Produktion im allgemeinen, wenn auch mit einigen Schwankungen, an Menge und Wert zunimmt. Bei Prüfung der über ihre jährliche Produktion veröffentlichten Berichte habe ich jedoch nicht bemerken können, daß ihre Schwankungen mit der Teuerung oder Wohlfeilheit der Jahre in irgend einem fühlbaren Zusammenhang standen. Im Jahre 1740, wo großer Mangel herrschte, scheinen in der Tat beide Manufakturen sehr zurückgegangen zu sein. Im Jahre 1756 aber, wo auch großer Mangel herrschte, machte die schottische Manufaktur außergewöhnliche Fortschritte. Die Manufaktur von Yorkshire ging freilich zurück, und ihre Produktion kam von 1755 an bis 1766 nicht wieder auf die frühere Höhe, bis das amerikanische Stempelgesetz aufgehoben wurde. In diesem und dem folgenden Jahre stieg sie weit über die frühere Höhe hinaus und sie hat seitdem stets fortgefahren zu wachsen.

Die Produktion aller großen Manufakturen, die ihren Absatz in der Ferne haben, hängt notwendigerweise nicht sowohl von der Teurung oder Wohlfeilheit der Jahreszeiten in dem Lande ihres Betriebes, als von den Umständen ab, welche die Nachfrage in den Ländern ihres Konsums bestimmen, von Frieden oder Krieg, vom Gedeihen oder Verfall anderer rivalisierenden Manufakturen und von der Lust oder Unlust der Hauptkunden. Überdies kommt ein großer Teil der außerordentlichen Arbeit, die in wohlfeilen Jahren wahrscheinlich verrichtet wird, niemals in die veröffentlichten Manufakturberichte. Die männlichen Arbeiter, welche ihre Arbeitgeber verlassen, werden unabhängige Arbeiter. Die weiblichen Arbeiter kehren zu ihren Eltern zurück und spinnen gewöhnlich, um für sich und ihre Familien Kleider anzufertigen. Selbst die unabhängigen Handwerker arbeiten nicht immer für den öffentlichen Verkauf, sondern werden von einigen ihrer Nachbarn mit Arbeiten für den Hausbedarf beschäftigt. Daher fehlt ihre Produktion häufig in jenen öffentlichen Berichten, deren Ergebnisse zuweilen mit so vielem Gepränge veröffentlicht werden, und nach denen unsere Kaufleute und Fabrikanten es oft vergeblich versuchen würden, das Gedeihen oder den Verfall der größten Reiche zu bestimmen.

Obgleich die Schwankungen im Arbeitspreise nicht nur nicht immer mit denen im Preise der Lebensmittel übereinstimmen, sondern oft ganz entgegengesetzte sind, so darf man sich deshalb doch nicht einbilden, daß der Preis der Lebensmittel auf den der Arbeit keinen Einfluß habe. Der Geldpreis der Arbeit wird notwendig durch zweierlei Umstände reguliert, durch die Nachfrage nach Arbeit, und durch den Preis der Lebensbedarfs- und Genußgüter. Die Nachfrage nach Arbeit bestimmt, je nachdem sie eine zunehmende, stationäre oder abnehmende ist, oder je nachdem sie eine zunehmende, stationäre oder abnehmende Bevölkerung fordert, die Quantität von Lebensbedarfs- und Genußgütern, die dem Arbeiter gegeben werden muß; und der Geldpreis der Arbeit wird durch das bestimmt, was zum Ankauf dieser Quantität notwendig ist. Wenn daher auch der Geldpreis der Arbeit zuweilen hoch ist, wo der Preis der Nahrungsmittel niedrig ist, so würde er doch, bei gleicher Nachfrage, noch höher sein, falls der Preis der Nahrungsmittel hoch wäre.

Weil die Nachfrage nach Arbeit in Jahren plötzlicher und außerordentlicher Fülle zunimmt, in denen plötzlichen und außerordentlichen Mangels sich vermindert, so geschieht es zuweilen, daß der Geldpreis der Arbeit in jenen steigt und in diesen fällt.

In einem Jahre plötzlicher und ungewohnter Fülle befinden sich in der Hand vieler industrieller Unternehmer Fonds, die hinreichen, eine größere Anzahl gewerbstätiger Leute zu unterhalten und zu beschäftigen, als im vorhergehenden Jahre beschäftigt waren; diese außerordentliche Anzahl ist aber nicht immer zu haben. Daher bieten diejenigen Arbeitgeber, die mehr Arbeiter brauchen, einander in die Höhe, um sie zu erhalten, was manchmal sowohl den wirklichen als den Geldpreis ihrer Arbeit steigert.

Das Gegenteil davon tritt in einem Jahre plötzlichen und außerordentlichen Mangels ein. Die zur Beschäftigung des Gewerbfleißes bestimmten Fonds sind geringer, als sie im vorhergehenden Jahre waren. Eine große Menge von Leuten wird aus ihrer Beschäftigung vertrieben, die dann, um welche zu erhalten, einander herunterbieten, was manchmal sowohl den wirklichen als auch den Geldpreis der Arbeit hinabdrückt. Im Jahre 1740, wo außerordentlicher Mangel herrschte, waren viele Leute bereit, für ihren bloßen Unterhalt zu arbeiten. In den darauf folgenden Jahren der Fülle war es schwerer, Arbeiter und Dienstboten zu bekommen.

Der Mangel in einem teuren Jahre hat dadurch, daß er die Nachfrage nach Arbeit verringert, die Tendenz, ihren Preis hinabzudrücken, so wie der hohe Preis der Nahrungsmittel die Tendenz hat, ihn zu erhöhen. Die Fülle eines wohlfeilen Jahres hingegen hat dadurch, daß sie jene Nachfrage vermehrt, die Tendenz, den Arbeitspreis zu erhöhen, so wie die Wohlfeilheit der Nahrungsmittel die Tendenz hat, ihn zu erniedrigen. Bei den gewöhnlichen Preisschwankungen der Nahrungsmittel scheinen diese beiden entgegengesetzten Ursachen einander die Wage zu halten, was wahrscheinlich teilweise der Grund ist, warum der Arbeitslohn überall soviel fester und beständiger ist, als der Preis der Nahrungsmittel.

Das Steigen des Arbeitslohnes erhöht notwendig den Preis vieler Waren, weil es den Teil von ihm erhöht, der in Arbeitslohn aufgeht, und insofern hat es die Tendenz ihren heimischen und auswärtigen Verbrauch zu verringern. Dieselbe Ursache jedoch, die den Arbeitslohn erhöht, die Zunahme des Kapitals, hat die Tendenz, die produktiven Arbeitskräfte zu vermehren und zu bewirken, daß eine geringere Quantität Arbeit eine größere Quantität von Erzeugnissen liefere. Der Kapitalseigner der eine große Anzahl Arbeiter beschäftigt, ist notwendigerweise um seines eigenen Vorteils willen darauf bedacht, eine so geschickte Sonderung und Verteilung der Beschäftigungen vorzunehmen, daß er sie in Stand setzt, die größtmögliche Quantität von Erzeugnissen herzustellen. Aus demselben Grunde bemüht er sich, ihnen die besten Maschinen zu verschaffen, die er oder sie nur irgend ausdenken können. Was unter den Arbeitern einer bestimmten Werkstatt der Fall ist, das ist aus gleichem Grunde auch unter denen einer großen Gesellschaft der Fall. Je größer ihre Anzahl ist, desto mehr teilen sie sich natürlich in verschiedene Klassen und Unterabteilungen der Beschäftigung. Mehr Köpfe sind damit beschäftigt, die zur Vollführung des Werkes jeder einzelnen geeignetste Maschine zu erfinden, und es ist darum wahrscheinlicher, daß sie erfunden werde. Es gibt also viele Waren, die infolge dieser Verbesserungen mit so viel weniger Arbeit, als früher, hervorgebracht werden, daß der erhöhte Preis der letzteren durch die Verringerung ihrer Quantität mehr als aufgewogen wird.

9. Kapitel: Die Kapitalprofite.

Das Steigen und Fallen bei den Kapitalprofiten hängt von denselben Ursachen ab, wie das Steigen und Fallen beim Arbeitslohn, nämlich von dem Fortschritt oder Rückgang des Volkswohlstandes; aber diese Ursachen üben auf das eine und das andere ganz verschiedene Wirkungen aus.

Das Wachsen des Kapitals, das den Lohn erhöht, hat die Tendenz, den Profit herabzudrücken. Wenn die Kapitalien vieler reichen Kaufleute ein und demselben Handelszweige zugeführt werden, so hat ihre gegenseitige Konkurrenz natürlich die Tendenz, seinen Profit herabzudrücken; und wenn eine gleiche Kapitalzunahme in all den verschiedenen Gewerbszweigen, die in derselben Gesellschaft betrieben werden, statt hat, so muß dieselbe Konkurrenz auch dieselbe Wirkung in ihnen allen äußern.

Es ist, wie schon bemerkt worden ist, nicht leicht mit Bestimmtheit zu sagen, was, wenn auch nur an einem bestimmten Orte und zu einem bestimmten Zeitpunkte, der durchschnittliche Arbeitslohn ist. Wir können selbst in diesem Falle selten mehr angeben, als was der üblichste Arbeitslohn ist. Aber in Bezug auf die Kapitalprofite kann auch das nur selten geschehen. Der Profit ist so schwankend, daß selbst derjenige, der ein Gewerbe treibt, nicht immer sagen kann, was der Durchschnitt seines jährlichen Profits ist. Es wirken auf diesen nicht nur jede Preisveränderung der Waren, mit denen er handelt, sondern auch das Glück oder Unglück seiner Konkurrenten und seiner Kunden, so wie tausend andere Zufälle ein, denen die Güter, wenn sie zu Wasser oder zu Lande versendet, oder auch in einem Lagerhause aufgespeichert werden, unterworfen sind. Er ändert sich mithin nicht nur von Jahr zu Jahr, sondern von Tag zu Tag und beinahe von Stunde zu Stunde. Mit Bestimmtheit zu sagen, was der durchschnittliche Profit bei all den verschiedenen, in einem großen Königreiche betriebenen Gewerben sei, muß noch viel schwieriger sein; und sich mit einiger Genauigkeit darüber ein Urteil zu bilden, wie hoch er früher oder in verflossenen Zeiten gewesen sein mag, muß ganz und gar unmöglich sein.

Wenn es aber auch unmöglich sein mag, mit einiger Genauigkeit anzugeben, wie hoch sich die durchschnittlichen Kapitalprofite in unseren oder in alten Zeiten belaufen oder beliefen, so läßt sich doch aus dem Geldzins einigermaßen ein Schluß ziehen. Man kann es als einen Grundsatz gelten lassen, daß überall, wo mit dem Gelde viel gemacht werden kann, gewöhnlich auch für seine Benutzung viel gegeben wird, und daß, wo wenig damit gemacht werden kann, gewöhnlich auch weniger gegeben wird. Je nachdem also der markt-übliche Zinsfuß in einem Lande sich ändert, kann man auch gewiß sein, daß die gewöhnlichen Kapitalprofite sich mit ihm ändern, sinken, wenn er sinkt, und steigen, wenn er steigt. Die Entwicklung, die der Zins nimmt, leitet uns folglich zu einem Schlusse auf die Entwicklung des Profits.

Durch die Acte aus dem 37. Regierungsjahre Heinrichs VIII. wurde aller Zins über 10 Prozent für ungesetzlich erklärt. Es scheint, daß man früher bisweilen mehr genommen hat. Unter der Regierung Eduards VI. verbot religiöser Eifer allen Zins. Dieses Verbot hatte jedoch, wie es heißt, gleich anderen dieser Art, keinen Erfolg und verschlimmerte wahrscheinlich eher die Übel des Wuchers, als sie zu verringern. Das Gesetz Heinrichs VIII. wurde durch das Statut aus dem 13. Regierungsjahre der Elisabeth, Kapitel 8, erneuert, und 10 Prozent blieb der gesetzliche Zinsfuß bis zum 21. Regierungsjahre Jacobs I., wo er auf 8 Prozent ermäßigt wurde. Bald nach der Restauration wurde er auf 6 Prozent, und im 12. Regierungsjahre der Königin Anna auf 5 Prozent herabgesetzt. All diese gesetzlichen Regelungen scheinen mit sehr viel Verständnis getroffen worden zu sein. Es scheint, daß sie dem Zinsfuße des Marktes, d. h. demjenigen, zu welchem Leute von gutem Kredit Geld zu borgen pflegten, folgten und nicht vorausgingen. Seit der Zeit der Königin Anna scheint 5 Prozent eher über als unter dem Zinsfuße des Marktes gewesen zu sein. Vor dem letzten Kriege borgte die Regierung zu 3 Prozent, und Leute von gutem Kredit in der Hauptstadt und an vielen anderen Orten des Königreichs zu 3½ , 4 und 4½ Prozent.

Seit der Zeit Heinrichs VIII. hoben sich der Wohlstand und das Einkommen des Landes fortwährend, und der Fortschritt im Gange ihrer Entwicklung scheint eher von Stufe zu Stufe beschleunigt als verlangsamt worden zu sein. Sie scheinen nicht nur zugenommen, sondern immer schneller und schneller zugenommen zu haben. Der Arbeitslohn war während derselben Periode stets im Steigen, und die Kapitalprofite waren bei den meisten der verschiedenen Handels- und Gewerbszweige im Fallen.

Es erfordert in der Regel ein größeres Kapital, um irgend eine Art von Handel in einer großen Stadt fortzuführen, als in einem Landstädtchen. Die in jedem Handelszweige angelegten großen Kapitalien und die Menge reicher Konkurrenten drücken in der Regel den Profitsatz in der ersteren unter den in dem letzteren herab. Dagegen ist der Arbeitslohn in einer großen Stadt gewöhnlich höher, als in einem Landstädtchen. In einer aufstrebenden Stadt können die, welche große Kapitalien anzulegen haben, oft nicht die Zahl von Arbeitern bekommen, die sie brauchen, und überbieten einander daher, um so viele als möglich zu erhalten, was den Arbeitslohn steigert und die Kapitalprofite herabdrückt. In den entlegenen Teilen des Landes gibt es häufig nicht genug Kapital, um alle Leute zu beschäftigen, und diese überbieten daher einander, um Arbeit zu bekommen, was den Arbeitslohn herabdrückt und die Kapitalprofite steigert.

Obgleich in Schottland der gesetzliche Zinsfuß derselbe ist wie in England, so ist doch der Marktzinsfuß eher etwas höher. Leute vom besten Kredit borgen dort selten unter 5 Prozent. Selbst Privatbankiers geben in Edinburg auf ihre eigenen Wechsel, deren Zahlung ganz oder teilweise nach Belieben gefordert werden kann, 4 Prozent. In London geben Privatbankiers keine Zinsen für das Geld, das bei ihnen deponiert wird. Es gibt wenige Geschäfte, die nicht in Schottland mit einem geringeren Kapital gemacht werden können als in England. Deshalb muß der gewöhnliche Profitsatz etwas größer sein. Der Arbeitslohn ist, wie schon bemerkt wurde, in Schottland niedriger als in England. Auch ist das Land nicht nur viel ärmer, sondern es scheinen auch die Schritte, mit denen es sich nach einem besseren Zustande hin bewegt, – denn Fortschritte macht es offenbar, – weit langsamer und säumiger zu sein.

Der gesetzliche Zinsfuß in Frankreich ist im Laufe des gegenwärtigen Jahrhunderts nicht immer nach dem des Marktes bestimmt worden. Im Jahre 1720 wurde der Zins vom zwanzigsten auf den fünfzigsten Pfennig, oder von 5 auf 2 Prozent heruntergesetzt. 1724 hob er sich auf den dreißigsten Pfennig oder 3? Prozent. 1725 war er wieder auf den zwanzigsten Pfennig oder 5 Prozent gestiegen. 1766 wurde er unter Laverdy's Administration auf den fünfundzwanzigsten Pfennig oder 4 Prozent herabgesetzt. Der Abbé Terray erhöhte ihn nachher auf den alten Satz von 5 Prozent. Der mutmaßliche Zweck vieler dieser gewaltsamen Zinsherabsetzungen war der, den Weg zu einer Zinsherabsetzung der Staatsschulden zu bahnen, ein Zweck, der zuweilen wirklich erreicht wurde. Frankreich ist jetzt vielleicht kein so reiches Land als England, und obgleich der gesetzliche Zinsfuß in Frankreich oft niedriger war als in England, war der des Marktes in der Regel höher; denn man hat dort, wie in anderen Ländern, einige sichere und leichte Mittel, das Gesetz zu umgehen. Der Geschäftsprofit ist, wie mir britische Kaufleute, die in beiden Ländern Geschäfte getrieben haben, versicherten, in Frankreich höher als in England; und ohne Zweifel liegt hierin der Grund, warum viele britische Untertanen es vorziehen, ihre Kapitalien in einem Lande anzulegen, wo der Geschäftsbetrieb verachtet wird, statt in einem, wo er in hoher Achtung steht. Der Arbeitslohn ist in Frankreich niedriger als in England. Wenn man von Schottland nach England kommt, so spricht der Unterschied, den man zwischen der Kleidung und dem Aussehen der gemeinen Leute in dem einen und in dem anderen Lande bemerken kann, genugsam für den Unterschied ihrer Lage. Der Kontrast ist noch größer, wenn man aus Frankreich zurückkehrt. Frankreich, das doch ohne Zweifel ein reicheres Land als Schottland ist, scheint keine so schnellen Fortschritte zu machen. Es ist im Lande eine allgemeine und sogar populäre Anschauung, daß es zurück gehe, eine Anschauung, die, wie ich glaube, schon in Bezug auf Frankreich unbegründet ist, die aber in Bezug auf Schottland unmöglich jemand vertreten kann, der dieses Land jetzt sieht, und es vor 20 oder 30 Jahren gesehen hat.

Die Provinz Holland hingegen ist ihrer Gebietsausdehnung und ihrer Einwohnerzahl nach ein reicheres Land als England. Die Regierung borgt dort zu 2, und Privatleute von gutem Kredit zu 3 Prozent. Der Arbeitslohn soll in Holland höher als in England sein, und die Holländer treiben, wie wohl bekannt, mit geringeren Profiten Handel, als irgend ein Volk in Europa. Von manchen wurde behauptet, daß Hollands Handel im Niedergang begriffen sei, und von einigen seiner Zweigen mag dies vielleicht wahr sein. Allein diese Symptome scheinen genugsam dafür zu sprechen, daß der Niedergang kein allgemeiner ist. Wenn der Profit sich verringert, so sind die Kaufleute sehr geneigt, zu klagen, daß das Geschäft zurückgeht; und doch ist die Verringerung des Profite die natürliche Folge seines Gedeihens, oder davon, daß ein größeres Kapital als früher, darin angelegt ist. Im letzten Kriege gewannen die Holländer den ganzen Speditionshandel Frankreichs und haben noch jetzt einen sehr großen Teil davon in Händen. Die großen Summen, die sie in französischen und englischen Fonds besitzen, etwa 40 Millionen in den letzteren, wie es heißt, (wobei ich jedoch eine starke Übertreibung vermute), ferner die großen Summen, die sie in Ländern, wo der Zinsfuß höher als in ihrem eigenen steht, an Privatpersonen ausleihen, sind Umstände, weiche ohne Zweifel den Überfluß ihres Kapitals bezeugen, oder dartun, daß es größer geworden ist, als daß sie es mit erträglichem Profit in den Geschäften ihres eigenen Landes anlegen könnten; aber sie beweisen nicht, daß diese Geschäfte abgenommen haben. Wie das Kapital eines Privatmannes, wenn es auch nur bei einem bestimmten Geschäfte gewonnen worden ist, zu groß werden kann, als daß es darin angelegt werden könnte, und das Geschäft sich dennoch vergrößern kann, so auch das Kapital einer großen Nation.

In unseren nordamerikanischen und westindischen Kolonien sind nicht nur Arbeitslohn, sondern auch Geldzins und folglich die Kapitalprofite höher als in England. Sowohl der gesetzliche Zinsfuß, als auch der des Marktes wechseln in den verschiedenen Kolonien zwischen 6 bis 8 Prozent. Hoher Arbeitslohn und hohe Kapitalprofite sind jedoch vielleicht Dinge, die kaum je zusammengehen, die besonderen Umstände in neuen Kolonien ausgenommen.

Eine neue Kolonie muß immer eine Zeitlang für ihre Gebietsausdehnung zu kapitalarm und für ihre Kapitalmasse zu wenig bevölkert sein, mehr als der größte Teil von anderen Ländern. Sie hat mehr Land, als sie Kapital hat, es zu kultivieren. Darum wird das, was sie hat, nur auf die Kultur des fruchtbarsten und günstigst gelegenen Landes, des Landes in der Nähe der Meeresküste und an den Ufern schiffbarer Flüsse, verwendet. Auch wird solches Land oft zu einem Preise verkauft, der sogar unter dem Werte seines natürlichen Produktes steht. Das zum Kaufe und zur Verbesserung solchen Landes angewandte Kapital muß einen sehr reichen Profit abwerfen und folglich erlauben, sehr große Zinsen zu zahlen. Seine Anhäufung in einer so profitablen Anlage macht sich bezahlt und setzt den Pflanzer instand, die Zahl seiner Arbeitskräfte rascher zu vermehren als er sie in einer neuen Niederlassung auftreiben kann. Deshalb bezahlt er diejenigen, die er finden kann, sehr reichlich. Sowie die Kolonie wächst, werden die Kapitalprofite stufenweise geringer. Wenn die fruchtbarsten und bestgelegenen Ländereien alle in Besitz genommen sind, läßt sich aus der Kultur der an Boden und Lage minder begünstigten nur ein geringerer Profit ziehen, und das erlaubt für das so angelegte Kapital nur geringeren Zins zu zahlen. Demzufolge ist in unseren meisten Kolonien der gesetzliche Marktzinsfuß während des gegenwärtigen Jahrhunderts beträchtlich niedriger geworden. Sowie Reichtum, Landeskultur und Bevölkerung wuchsen, nahm der Zins ab. Der Arbeitslohn sinkt nicht mit den Kapitalprofiten. Die Nachfrage nach Arbeit wächst mit dem Wachsen des Kapitals, wie auch immer dessen Profite sein mögen; und nehmen diese ab, so kann das Kapital nicht nur weiter wachsen, sondern sogar schneller wachsen als vorher. Es ist mit gewerbtätigen Nationen, die im Erwerb von Reichtum fortschreiten, wie mit gewerbtätigen Individuen. Ein großes Kapital mit geringen Profiten wächst in der Regel schneller als ein kleines Kapital mit großen Profiten. Geld macht Geld, sagt das Sprichwort. Hat man erst etwas gewonnen, so ist es oft leicht, mehr zu gewinnen. Die große Schwierigkeit besteht nur darin, dies Wenige zu gewinnen. Der Zusammenhang zwischen der Zunahme des Kapitals und der der Gewerbtätigkeit oder der der Nachfrage nach nützlicher Arbeit war schon zum Teil erklärt worden, soll aber später bei der Besprechung der Kapitalanhäufung ausführlicher behandelt werden.

Die Erschließung neuer Gebiete oder neuer Gewerbszweige kann zuweilen die Kapitalprofite, und damit den Geldzins selbst in einem Lande, das im Erwerb von Reichtümern rasch fortschreitet, in die Höhe treiben. Da das Kapital des Landes dann nicht für die ganze Erweiterung des Geschäftes hinreicht, die solche Erschließungen den verschiedenen Leuten, unter die sie aufgeteilt wird, darbieten, so wird es nur in denjenigen Zweigen angelegt, die den größten Profit bringen. Es wird also ein Teil dessen, was früher in anderen Gewerben angelegt war, notwendig aus ihnen zurückgezogen und in einige der neuen und profitableren gesteckt. Dadurch wird in jenen alten Gewerben die Konkurrenz geringer. Der Markt wird mit vielen verschiedenen Arten von Gütern weniger reichlich versorgt. Notwendigerweise steigt nun ihr Preis mehr oder weniger und bietet einen größeren Profit für die, welche damit handeln, die daher auch zu höheren Zinsen borgen können. Einige Zeit nach dem letzten Friedensschlusse borgten nicht nur Privatleute von bestem Kredit, sondern auch einige der größten Handelsgesellschaften in London gewöhnlich zu 5 Prozent, die früher nicht mehr als 4 oder 4½ Prozent zu geben gewohnt waren. Der durch unsere Erschließungen in Nordamerika und Westindien entstandene große Zuwachs von Land und Gewerben erklärt dies hinlänglich, ohne daß man eine Verringerung des Stammkapitals der Gesellschaft anzunehmen braucht. Ein so starker Zuwachs neuer Geschäfte, die mit dem alten Kapital betrieben werden sollten, mußte notwendig die Menge verringern, die in vielen einzelnen Gewerben angelegt war, in denen durch die Abnahme der Konkurrenz die Profite größer sein mußten. Ich werde später Gelegenheit finden, die Gründe anzugeben, die mich zu dem Glauben bestimmen, daß das Stammkapital Großbritanniens sogar durch die enormen Ausgaben des letzten Krieges nicht verringert wurde.

Wie jedoch die Verringerung des Stammkapitals der Gesellschaft oder der zur Erhaltung der Gewerbtätigkeit bestimmten Fonds den Arbeitslohn herabsetzt, so treibt sie die Kapitalprofite und folglich den Geldzins in die Höhe. Infolge des erniedrigten Arbeitslohnes können die Eigentümer des in der Gesellschaft zurückgebliebenen Kapitals ihre Güter mit geringeren Kosten als früher auf den Markt bringen, und da zugleich weniger Kapital auf die Versorgung des Marktes verwendet wird als früher, können sie sie teurer verkaufen. Ihre Güter kosten sie weniger, und sie bekommen mehr dafür. Da sich nun ihre Profite auf beiden Seiten vergrößern, ermöglichen sie auch große Zinsen. Die in Bengalen und den übrigen britischen Niederlassungen in Ostindien so plötzlich und leicht erworbenen großen Reichtümer können uns davon überzeugen, daß, so wie der Arbeitslohn in jenen zugrunde gerichteten Ländern niedrig steht, die Kapitalprofite hoch sind. Der Geldzins ist diesen Verhältnissen entsprechend. In Bengalen wird den Pächtern oft zu 40, 50 und 60 Prozent Geld geliehen, und die Ernte des nächsten Jahres für die Zahlung verpfändet. Wie die Profite, die einen solchen Zins ermöglichen sollen, fast die ganze Rente des Grundbesitzers aufzehren müssen, so muß auch ein so unmäßiger Wucher den größten Teil jener Profite aufzehren. Vor dem Untergange der römischen Republik scheint ein Wucher derselben Art in den Provinzen unter der verderblichen Verwaltung ihrer Prokonsuln etwas Gewöhnliches gewesen zu sein. Der tugendhafte Brutus verlieh, wie wir aus Ciceros Briefen erfahren, in Cypern Geld zu 48 Prozent.

In einem Lande, das jenes reichliche Maß von Reichtümern erworben hat, das die Natur seines Bodens und Klimas und seine Lage gegen andere Länder ihm zu erwerben erlaubten, das daher keine weiteren Fortschritte machen konnte und das auch keine Rückschritte machte, würden wahrscheinlich Arbeitslohn und Kapitalprofit sehr niedrig sein. In einem Lande, das im Verhältnis zu dem, was sein Gebiet an Menschen ernähren und sein Kapital beschäftigen kann, reichlich bevölkert ist, wird die Konkurrenz der Arbeit notwendigerweise so groß sein, daß der Arbeitslohn bis auf einen Grad sinkt, wo er gerade hinreicht, die Zahl der Arbeiter zu erhalten, und da das Land schon reichlich bevölkert ist, könnte jene Zahl sich nicht weiter vermehren. In einem Lande, das im Verhältnis zu all den Geschäften, die es zu machen hat, vollkommen mit Kapital versehen ist, würde soviel Kapital in jedem einzelnen Zweige angelegt werden, als die Natur und Ausdehnung des Handels zulassen würde. Die Konkurrenz würde daher so groß und folglich der Profit so niedrig sein als möglich.

Doch ist vielleicht bis jetzt noch kein Land bis zu diesem Grade der Wohlhabenheit gekommen. China scheint lange auf ein und demselben Punkte stehen geblieben zu sein und hatte wahrscheinlich schon längst jenes reichliche Maß von Reichtümern erworben, das sich mit der Natur seiner Gesetze und Einrichtungen verträgt. Allein dieses Maß dürfte weit geringer sein als es die Natur seines Bodens, Klimas und seiner Lage unter anderen Gesetzen und Einrichtungen zuließe. Wenn ein Land den auswärtigen Handel vernachlässigt oder verschmäht, und die Schiffe fremder Nationen nur in einem oder zwei seiner Häfen zuläßt, kann es nicht ebensoviele Geschäfte machen, als es unter anderen Gesetzen und Einrichtungen machen könnte. In einem Lande ferner, wo zwar die Reichen oder die Eigentümer großer Kapitalien genügende Sicherheit genießen, die Armen aber, oder die Eigentümer kleiner Kapitalien fast gar keine genießen, sondern jederzeit der Möglichkeit ausgesetzt sind, von den niederen Mandarinen unter dem Vorwande der Gerechtigkeit geplündert und ausgeraubt zu werden, kann die in all den verschiedenen Zweigen des dort betriebenen Geschäftes angelegte Kapitalmenge niemals so groß sein, als die Natur und Ausdehnung jenes Geschäftes es erlaubte. Die Unterdrückung des Armen muß in jedem Geschäftszweige das Monopol des Reichen begründen, der, indem er das ganze Geschäft an sich reißt, sehr große Profite machen kann. Demgemäß ist auch, wie es heißt, 12 Prozent der übliche Geldzins in China, und die gewöhnlichen Kapitalprofite müssen groß genug sein, um diesen großen Zins zu ermöglichen.

Ein Fehler im Gesetze kann bisweilen den Zinsfuß weit über das Maß dessen erhöhen, was des Landes Zustand rücksichtlich Wohlstand oder Armut erheischen würde. Wenn das Gesetz nicht die Kontraktserfüllung erzwingt, so setzt es alle Entleiher so ziemlich auf denselben Fuß mit Bankrottierern oder Leuten von zweifelhaftem Kredit in besser geordneten Ländern. Die Ungewißheit, sein Geld wieder zu bekommen, veranlaßt den Darleiher, denselben Wucherzins zu fordern, den man von Bankrottierern zu nehmen pflegt. Bei den barbarischen Völkern, die die westlichen Provinzen des römischen Reichs überschwemmten, war die Kontraktserfüllung lange Zeit hindurch der Ehrlichkeit der kontrahierenden Teile überlassen. Die Gerichte ihrer Könige mischten sich nur selten hinein. Diesem Umstande mag vielleicht zum Teil der hohe Zinsfuß zuzuschreiben sein, der in jenen alten Zeiten Platz griff.

Verbietet das Gesetz durchaus allen Zins, so verhindert es ihn nicht. Viele Leute müssen borgen, und niemand wird ihnen ohne eine solche Vergütung für die Benutzung seines Geldes leihen, wie sie nicht nur dem entspricht, was mit dessen Benutzung geleistet werden kann, sondern auch der Schwierigkeit und Gefahr, die die Gesetzesumgehung verursacht. Der hohe Zinsfuß bei allen mohammedanischen Völkern wird von Montesquieu nicht auf ihre Armut, sondern teils darauf und teils auf die Schwierigkeit zurückgeführt, das Geld wieder zu bekommen.

Der niedrigste übliche Gewinnsatz muß immer etwas größer sein, als zur Ausgleichung der zufälligen Verluste, denen jede Kapitalanlage ausgesetzt ist, erfordert wird. Und nur dieser Überschuß ist reiner oder Nettoprofit. Was Bruttoprofit genannt wird, schließt oft nicht nur diesen Überschuß, sondern auch dasjenige ein, was zur Ausgleichung solcher außergewöhnlichen Verluste zurückbehalten worden ist. Der Zins, den der Entleiher zu zahlen imstande ist, steht nur zum reinen Profit in einem Verhältnis.

Der niedrigste übliche Zinsfuß muß gleicherweise etwas größer sein, als zur Ausgleichung der zufälligen Verluste, denen das Darleihen selbst bei gehöriger Vorsicht ausgesetzt ist, erfordert wird. Wäre er nicht größer, so könnten die einzigen Beweggründe zum Darleihen Mildtätigkeit oder Freundschaft sein.

In einem Lande, das sein reichliches Maß von Reichtümern erworben hat, wo in jedem einzelnen Geschäftszweige die größte Kapitalmenge steckte, die darin angelegt werden konnte, würde sowohl der gewöhnliche Satz des reinen Profites sehr gering sein, als auch der übliche Markt-Zinsfuß, der davon bestritten werden müßte, so niedrig stehen, daß es allen außer den reichsten Leuten unmöglich wäre, von den Zinsen ihres Geldes zu leben. Alle Leute mit kleinem oder mittelmäßigem Vermögen sähen sich genötigt, sich mit der Beschäftigung ihrer eigenen Kapitalien selbst zu befassen. Es müßte fast jeder ein Geschäftsmann sein oder irgend eine Art von Gewerbe treiben. Holland scheint sich diesem Zustande stark zu nähern. Es verstößt dort gegen den guten Ton, kein Geschäftsmann zu sein. Die Notwendigkeit macht es da fast jedem zur Gewohnheit, es zu sein, und die Gewohnheit bestimmt überall den guten Ton. Wie es lächerlich ist, sich nicht wie die anderen Leute zu kleiden, so ist es gewissermaßen lächerlich, nicht wie sie beschäftigt zu sein. Wie ein Mann von bürgerlichem Beruf in einem Lager oder einer Garnison unpassend erscheint und sogar Gefahr läuft, verachtet zu werden, so geht es einem Müßiggänger unter Geschäftsleuten.

Der höchste übliche Profitsatz dürfte derart sein, daß er von dem Preise der meisten Waren alles aufzehrt, was der Grundrente zufallen sollte, und nur übrig läßt, was zur Bezahlung der Arbeit, des Zubereitens und Auf-den-Markt-Bringens erforderlich ist, entsprechend dem niedrigsten Satze, nach dem die Arbeit irgendwo bezahlt werden kann, dem bloßen Unterhalt des Arbeiters. Der Arbeiter muß immer auf die oder jene Art so lange ernährt werden, als er an der Arbeit ist; aber der Grundbesitzer braucht nicht immer bezahlt zu werden. Die Profite des Handels, den die Untertanen der ostindischen Kompagnie in Bengalen treiben, dürften vielleicht nicht sehr weit von diesem Satze entfernt sein.

Das Verhältnis, in dem der übliche Marktzinsfuß zu dem gewöhnlichen Satze des reinen Profits stehen sollte, ändert sich notwendigerweise je nach dem Steigen oder Fallen des Profits. Das Doppelte der Zinsen ist in Großbritannien das, was die Kaufleute einen guten, mäßigen, billigen Profit nennen, Ausdrücke, die, wie mir scheint, nicht mehr, als einen gewöhnlichen und üblichen Profit bezeichnen. In einem Lande, wo der gewöhnliche Satz des reinen Profits 8 bis 10 Prozent beträgt, mag es billig sein, daß die Hälfte davon als Zins abgeht, wo immer Geschäfte mit geborgtem Gelde betrieben werden. Der Entleiher trägt das Risiko des Kapitals und versichert es so zu sagen dem Darleiher; und 4 oder 5 Prozent können bei den meisten Geschäften sowohl als ein hinlänglicher Profit für das Risiko der Versicherung, als auch als eine hinlängliche Entschädigung für die Mühe, das Kapital zu beschäftigen, angesehen werden. Aber das Verhältnis zwischen den Zinsen und dem reinen Profit kann in Ländern, wo der gewöhnliche Profitsatz beträchtlich niedriger oder beträchtlich höher ist, nicht dasselbe sein. Ist er viel niedriger, so kann vielleicht nicht die Hälfte davon für den Zins bewilligt werden, während mehr gegeben werden kann, wenn er viel höher ist.

In Ländern, die schnell zum Reichtum fortschreiten, kann der niedrige Profitsatz in dem Preise vieler Waren dem hohen Arbeitslohn das Gleichgewicht halten und jene Länder instand setzen, so wohlfeil zu verkaufen, wie ihre weniger wohlhabenden Nachbarn, bei denen der Arbeitslohn niedriger sein kann.

In Wirklichkeit haben hohe Profite viel mehr die Tendenz, zur Erhöhung des Produktenpreises beizutragen, als hohe Löhne. Wenn z. B. in der Leinenmanufaktur der Lohn der verschiedenen Arbeitsleute, der Flachsbereiter, der Spinner, der Weber usw., um 2 Pence den Tag bei allen hinaufgesetzt werden sollte, so wäre es nur notwendig, den Preis eines Stückes Leinwand so vielmal um 2 Pence zu erhöhen, als die Zahl der dabei beschäftigten Leute, multipliziert mit der Zahl der Tage, die sie so beschäftigt waren, betrüge. Der Teil des Warenpreises, der in Arbeitslohn aufginge, würde auf all den verschiedenen Stufen der Bearbeitung nur in arithmetischer Proportion zu jener Lohnerhöhung steigen. Aber wenn die Profite aller derer, die jene Arbeitsleute beschäftigen, um 5 Prozent gesteigert werden sollte, so würde jener Teil des Warenpreises, der in Profit aufginge, auf allen Stufen der Bearbeitung in geometrischer Proportion zur Profiterhöhung steigen. Der, welcher die Flachsbereiter beschäftigt, würde beim Verkauf seines Flachses einen Zuschuß von 5 Prozent zu dem ganzen Werte des Materials und des den Arbeitern vorgestreckten Lohnes fordern; der, welcher die Spinner beschäftigt, würde zu dem vorgestreckten Flachspreise und Spinnerlohn noch 5 Prozent fordern, und der, welcher die Weber beschäftigt, würde zu dem vorgestreckten Preis für Leinengarn und dem Weberlohn die nämlichen 5 Prozent fordern. Auf die Erhöhung des Warenpreises wirkt das Steigen des Arbeitslohnes in derselben Weise, wie einfacher Zins dies bei der Schuldvermehrung tut. Das Steigen des Profits aber wirkt wie Zinseszins. Unsere Kaufleute und Fabrikherren klagen sehr über die schlechten Wirkungen des hohen Lohnes auf die Erhöhung des Güterpreises und dadurch auf die Beeinträchtigung des Verkaufs ihrer Güter im In- und Auslande. Sie sagen aber nichts von den schlechten Wirkungen der hohen Profite. Sie sind stumm in Bezug auf die verderblichen Folgen ihrer eigenen Gewinne. Sie klagen nur über die anderer Leute.

10. Kapitel: Lohn und Profit bei den verschiedenen Beschäftigungsarten von Arbeit und Kapital.

Im ganzen müssen die Vorteile oder Nachteile bei den verschiedenen Beschäftigungsarten von Arbeit und Kapital in ein und derselben Gegend entweder ganz gleich sein, oder doch unablässig dieser Gleichheit zustreben. Wäre in einer Gegend irgend eine Beschäftigung offenbar mehr oder weniger vorteilhaft als die übrigen, so würden in dem einen Falle sich so viele Leute dazu drängen, und in dem anderen sie so viele aufgeben, daß ihre Vorteile bald wieder mit den übrigen Beschäftigungsarten ins Gleichgewicht kämen. Dies würde wenigstens in einer Gesellschaft geschehen, wo man den Dingen ihren natürlichen Lauf ließe, wo vollkommene Freiheit waltete, und wo es jedermann vollkommen frei stände, einen Beruf zu wählen, der ihm gut dünkte, und so oft mit ihm zu wechseln, als es ihm gut dünkte. Jeden würde sein Interesse bestimmen, eine vorteilhafte Beschäftigung zu suchen und eine unvorteilhafte zu meiden.

Geldlohn und Geldprofit sind freilich in Europa überall je nach den verschiedenen Beschäftigungsarten von Arbeit und Kapital äußerst verschieden. Allein diese Verschiedenheit rührt teils von gewissen Umständen in den Beschäftigungsarten selbst her, die entweder wirklich oder wenigstens in der Einbildung der Leute bei einigen für einen geringen Vorteil Ersatz bieten und bei anderen einem großen die Wage halten, teils von der Wirtschaftspolitik Europas, die nirgends den Dingen vollständige Freiheit läßt.

Die gesonderte Betrachtung jener Umstände und jener Wirtschaftspolitik scheidet dieses Kapitel in zwei Abteilungen.

1. Abteilung: Ungleichheiten, die von der Natur der Beschäftigungsarten selbst herrühren.

Die fünf folgenden Umstände sind, so viel ich beobachten konnte, die hauptsächlichsten, die bei einigen Beschäftigungsarten für einen geringen Geldgewinn Ersatz bieten und bei anderen einem großen die Wage halten: erstens die Annehmlichkeit oder Unannehmlichkeit der Beschäftigungen selbst; zweitens die Leichtigkeit und Wohlfeilheit oder die Schwierigkeit und Kostspieligkeit ihrer Erlernung; drittens die Beständigkeit oder Unbeständigkeit der Beschäftigung in ihnen; viertens das größere oder geringere Vertrauen, das man auf diejenigen setzen muß, die sie ausüben; und fünftens die Wahrscheinlichkeit oder Unwahrscheinlichkeit eines Erfolgs in ihnen.

I. Der Arbeitslohn ändert sich je nach der Leichtigkeit oder Schwierigkeit, Reinlichkeit oder Unreinlichkeit, Ehrenhaftigkeit oder Unehrenhaftigkeit der Beschäftigung. So verdient an den meisten Orten ein Schneidergesell im ganzen Jahre weniger als ein Webergesell. Seine Arbeit ist viel bequemer. Ein Webergesell verdient weniger als ein Schmiedegesell. Seine Arbeit ist zwar nicht immer bequemer, aber sie ist viel reinlicher. Der Gesell eines Goldschmieds verdient, obgleich er ein gelernter Handwerker ist, in 12 Stunden selten so viel, als ein Steinkohlengräber, der doch nur ein Tagelöhner ist, in 8. Seine Arbeit ist nicht ganz so schmutzig, weniger gefährlich und wird bei Tageslicht und über der Erde verrichtet. Die Ehre macht bei allen ehrenhaften Berufen ein gut Teil der Entlohnung aus. Was den Geldgewinn anbelangt, so werden sie, wie ich bald zu zeigen versuchen werde, im allgemeinen zu gering entlohnt. Die Unehre hat die entgegengesetzte Wirkung. Das Geschäft eines Fleischers ist ein rohes und abstoßendes Geschäft; aber es ist an den meisten Orten gewinnbringender als der größte Teil der gewöhnlichen Gewerbe. Die verächtlichste von allen Beschäftigungen, die des Scharfrichters, wird im Verhältnis zur Quantität der getanen Arbeit besser bezahlt als irgend ein anderes gewöhnliches Gewerbe, sei es welches immer.

Jagd und Fischfang, die wichtigsten Beschäftigungen der Menschen im rohen Zustande der Gesellschaft, werden im fortgeschrittenen Zustande ihre angenehmsten Vergnügungen, und sie treiben dann zum Zeitvertreib, was sie früher aus Not taten. Daher sind im fortgeschrittenen Zustande der Gesellschaft alle die, welche aus dem, was anderen zum Zeitvertreib dient, ein Gewerbe machen, sämtlich sehr arme Leute. Die Fischer waren es seit der Zeit des Theokrit. Ein Wildschütz ist in Großbritannien allenthalben ein sehr armer Mann. In Ländern, wo die Strenge der Gesetze keine Wildschützen duldet, befindet sich der berechtigte Jäger in einer viel besseren Lage. Die natürliche Lust an diesen Beschäftigungen macht, daß sich ihnen mehr Menschen widmen, als bequem davon leben können, und so kommt das Produkt ihrer Arbeit immer zu wohlfeil im Verhältnis zu deren Größe auf den Markt, als daß es den Arbeitern mehr als das kärglichste Auskommen verschaffen könnte.

Unannehmlichkeit und Unehre wirken auf die Kapitalprofite ebenso, wie auf den Arbeitslohn. Ein Gast- oder Schankwirt, der nie Herr in seinem eigenen Hause, sondern der Roheit jedes Trunkenbolds ausgesetzt ist, treibt weder ein sehr angenehmes, noch ein sehr geachtetes Geschäft. Aber es gibt nicht leicht ein gewöhnliches Gewerbe, bei dem ein kleines Kapital so großen Profit abwirft.

II. Der Arbeitslohn ändert sich je nach der Leichtigkeit und Wohlfeilheit oder der Schwierigkeit und Kostspieligkeit, mit der das Erlernen des Geschäftes verbunden ist.

Wenn eine kostspielige Maschine aufgestellt wird, so muß man erwarten, daß das auf ihr zu verfertigende außerordentliche Produkt das Kapital, das zur ihrer Herstellung ausgelegt wurde, bis zur Zeit, wo sie abgenutzt ist, wenigstens mit den gewöhnlichen Profiten wieder einbringt. Ein Mensch, der mit viel Arbeit und Zeit zu einem jener Geschäfte, die ungewöhnliche Fertigkeit und Geschicklichkeit erfordern, erzogen wurde, kann wohl mit einer jener kostspieligen Maschinen verglichen werden. Von der Arbeit, die er verrichten lernt, steht zu erwarten, daß sie ihm außer dem üblichen Lohne für gemeine Arbeit noch alle Kosten seiner Erziehung zum wenigsten mit den gewöhnlichen Profiten eines gleich großen Kapitals wieder einbringen werde. Auch muß dies in einer nicht zu fernen Zeit geschehen, wobei die höchst ungewisse Dauer des menschlichen Lebens ebenso wie die viel gewissere Dauer der Maschine in Anschlag gebracht werden muß.

Der Unterschied zwischen dem Lohne für erlernte und dem für gemeine Arbeit beruht auf diesem Prinzip.

Die Wirtschaftspolitik Europas betrachtet die Arbeit aller Mechaniker, Handwerker und Manufakturisten als gelernte Arbeit, die der Landbauer aber als gemeine Arbeit. Hierbei scheint vorausgesetzt zu werden, daß die Arbeit der ersteren ihrer Natur nach feiner und heikler sei als die der letzteren. In manchen Fällen mag es so sein; in den meisten aber ist es, wie ich bald zu zeigen suchen werde, ganz anders. Die europäischen Gesetze und Gebräuche legen daher, um jemand zur Ausübung der einen Art von Arbeit zu befähigen, ihm den Zwang einer Lehrzeit auf, wenn auch an verschiedenen Orten mit einem verschiedenen Grad von Härte. Die andere Art lassen sie für jedermann offen. Während der Dauer der Lehrzeit gehört die ganze Arbeit des Lehrlings seinem Meister. Während dieser Zeit muß er in vielen Fällen von seinen Eltern oder Verwandten erhalten, und in den meisten muß er von ihnen gekleidet werden. Auch wird dem Meister gewöhnlich etwas Geld dafür gegeben, daß er ihn sein Gewerbe lehrt. Wer kein Geld geben kann, gibt Zeit oder bindet sich auf mehr als die übliche Zahl von Jahren; doch wenn dieses Äquivalent auch schon wegen der üblichen Trägheit der Lehrlinge für den Meister nicht immer vorteilhaft ist, so ist es doch für den Lehrling immer nachteilig. Bei der Landarbeit dagegen lernt der Arbeiter die schweren Teile seines Geschäftes, während er mit den leichteren beschäftigt ist, und seine eigene Arbeit erhält ihn auf allen verschiedenen Stufen seiner Beschäftigung. Darum ist es auch billig, daß in Europa der Lohn der Mechaniker, Handwerker und Manufakturisten etwas höher ist als der der gemeinen Arbeiter. Er ist es auch, und ihr größerer Gewinn bewirkt, daß sie an den meisten Orten als eine bevorzugte Volksklasse angesehen werden. Doch ist der Vorzug im allgemeinen sehr gering; der tägliche oder wöchentliche Verdienst eines Gesellen in den gewöhnlicheren Arten von Manufakturen, z. B. in denen von groben Leinen- und Wollenzeugen, beträgt an den meisten Orten im Durchschnitt wenig mehr als der Taglohn gewöhnlicher Arbeiter. Freilich ist ihre Beschäftigung stetiger und gleichmäßiger, und die Überlegenheit ihres Verdienstes mag, wenn man das ganze Jahr zusammenrechnet, etwas größer sein. Aber sie scheint offenbar nicht größer zu sein, als daß sie gerade die gleichfalls höheren Kosten der Erziehung deckt.

Die Erziehung für die schöpferischen Künste und freien Berufsarten ist noch langwieriger und kostspieliger. Deshalb muß auch die Geldentlohnung der Maler und Bildhauer, der Juristen und Ärzte viel reichlicher sein: und sie ist es daher auch.

Die Profite des Kapitals scheinen durch die Leichtigkeit oder Schwierigkeit der Erlernung desjenigen Gewerbes, bei dem jenes angelegt wird, nur sehr wenig berührt zu werden. Alle die verschiedenen Arten, auf die in großen Städten gewöhnlich Kapital angelegt wird, scheinen wirklich alle gleich leicht oder gleich schwer erlernbar zu sein. Der eine Zweig des auswärtigen oder inneren Handels kann nicht gut ein verwickelteres Geschäft sein, als der andere.

III. Der Arbeitslohn ändert sich bei den verschiedenen Tätigkeiten je nach der Beständigkeit oder Unbeständigkeit der Beschäftigung.

Die Beschäftigung ist in einigen Gewerben viel beständiger, als in anderen. In den meisten Manufakturen kann ein Gesell fast an allen Tagen des Jahres, an denen er zu arbeiten imstande ist, seiner Beschäftigung ziemlich sicher sein. Ein Stein- oder Ziegelmaurer kann, im Gegensatz dazu, weder bei hartem Frost, noch bei schlechtem Wetter arbeiten, und seine Beschäftigung hängt außerdem noch zu allen übrigen Zeiten von den zufälligen Bestellungen seiner Kunden ab. Er ist folglich der Gefahr ausgesetzt, häufig ganz ohne welche zu sein. Deswegen muß das, was er verdient, so lange er beschäftigt ist, ihm nicht nur für die Zeit, wo er untätig ist, den Unterhalt verschaffen, sondern ihm auch einigermaßen eine Entschädigung für die angstvollen und verzweifelten Momente bieten, die der Gedanke an eine so unsichere Lage hervorrufen muß. Wo demnach der zusammengerechnete Verdienst der meisten Manufakturarbeiter eine ziemlich gleiche Höhe mit dem Taglohn gewöhnlicher Arbeiter hat, beträgt jener von Stein- und Ziegelmaurern gewöhnlich das Eineinhalbfache bis Doppelte von jenen Löhnen. Wo gewöhnliche Arbeiter 4 und 5 Schillinge die Woche verdienen, verdienen Stein- und Ziegelmaurer oft 7 und 8; wo die ersteren 6 verdienen, da verdienen die letzteren oft 9 und 10, und wo die ersteren 9 oder 10 verdienen, wie in London, verdienen die letzteren gewöhnlich 15 und 18. Dennoch scheint keine Art gelernter Arbeit leichter erlernbar zu sein, als die der Stein- und Ziegelmaurer. In London sollen, wie es heißt, zuweilen die Sänftenträger während des Sommers als Ziegelmaurer beschäftigt werden. Mithin ist der hohe Lohn dieser Arbeiter nicht sowohl die Belohnung für ihre Geschicklichkeit als die Entschädigung für die Unbeständigkeit ihrer Beschäftigung.

Ein Zimmermann scheint noch ein schöneres und kunstvolleres Gewerbe zu betreiben als ein Maurer. Dennoch ist sein Tagelohn an den meisten Orten, denn es ist nicht überall so, etwas niedriger. Seine Beschäftigung hängt stark von den zufälligen Bestellungen seiner Kunden ab, aber sie hängt doch nicht ganz davon ab und ist nicht der Gefahr ausgesetzt, vom Wetter unterbrochen zu werden.

Wenn die Gewerbe, die im allgemeinen unausgesetzte Beschäftigung bieten, dies an einem bestimmten Orte nicht tun, so steigt der Lohn der Arbeiter stets beträchtlich über sein gewöhnliches Verhältnis zu dem gemeiner Arbeit. In London sind fast alle Handwerksgehilfen der Möglichkeit ausgesetzt, von ihren Meistern, gleich Tagelöhnern an anderen Orten, von Tag zu Tag oder von Woche zu Woche aufgenommen oder entlassen zu werden. Demzufolge verdient dort die niedrigste Klasse der Handwerksgehilfen, die der Schneidergesellen, eine halbe Krone täglich, obgleich als Tagelohn für gemeine Arbeit 18 Pence gerechnet werden kann. In kleinen Städten und auf dem Lande kommt der Lohn der Schneidergesellen oft kaum jenem für gemeine Arbeit gleich; in London aber sind sie oft viele Wochen, besonders im Sommer, ohne Beschäftigung.

Wenn zu der Unbeständigkeit der Beschäftigung noch die Beschwerlichkeit, Unannehmlichkeit und Unreinlichkeit der Arbeit kommt, so erhöht dies bisweilen den Lohn der gemeinsten Arbeit über den der geschicktesten Handwerker. Ein Steinkohlengräber, der im Akkord arbeitet, verdient, wie angenommen wird, in Newcastle gewöhnlich doppelt, und in manchen Teilen Schottlands dreifach den Taglohn für gemeine Arbeit. Sein hoher Lohn kommt ganz und gar von der Beschwerlichkeit, Unannehmlichkeit und Unreinlichkeit seiner Arbeit. Seine Beschäftigung kann meistenteils so beständig sein, als es ihm gefällt. Die Kohlenträger in London treiben ein Gewerbe, welches an Beschwerlichkeit, Unreinlichkeit und Unannehmlichkeit dem der Steinkohlengräber fast gleichkommt, und ihre Beschäftigung ist bei den meisten von ihnen wegen der unvermeidlichen Unregelmäßigkeit im Anlangen der Kohlenschiffe notwendigerweise sehr unbeständig. Wenn daher die Steinkohlengräber doppelt und dreifach den Lohn gewöhnlicher Arbeit erhalten, so dürfte es nicht unbillig erscheinen, daß Kohlenträger ihn zu Zeiten vier- und fünffach erhalten. In der Untersuchung, die vor einigen Jahren über ihre Lage angestellt wurde, ergab sich, daß sie nach dem Satze, nach dem sie damals bezahlt wurden, 6 bis 10 Schilling den Tag verdienen konnten. 6 Schilling sind etwa vierfach der Lohn für gemeine Arbeit in London, und in jedem Gewerbe kann der niedrigste gewöhnliche Verdienst stets als der der überwiegenden Mehrzahl angesehen werden. So auffallend jener Verdienst auch erscheinen mag, so würde sich doch, wenn er mehr als hinreichend wäre, um für alle unangenehmen Umstände des Geschäftes schadlos zu halten, bald ein so großer Zufluß von Mitbewerbern einstellen, daß, da dies Gewerbe kein ausschließliches Privilegium hat, der Verdienst schnell auf einen niedrigeren Satz herabgedrückt würde.

Die Beständigkeit oder Unbeständigkeit der Beschäftigung übt auf die üblichen Kapitalprofite in einem Gewerbe keinen Einfluß aus. Ob das Kapital beständig beschäftigt wird oder nicht, hängt nicht von dem Gewerbe, sondern vom Gewerbtreibenden ab.

IV. Der Arbeitslohn ändert sich je nach dem größeren oder geringeren Vertrauen, das dem Arbeiter geschenkt werden muß.

Der Lohn der Goldschmiede und Juweliere ist überall höher als der vieler anderen Arbeiter von nicht nur gleicher, sondern noch weit größerer Kunstfertigkeit, wegen des kostbaren Materials, das ihnen notwendigerweise anvertraut werden muß.

Dem Arzte vertrauen wir unsere Gesundheit, dem Rechtsgelehrten und Advokaten unser Vermögen und mitunter unser Leben und unseren guten Ruf an. Ein solches Vertrauen könnte man nicht mit Sicherheit auf Leute setzen, die sich in schlechten und untergeordneten Verhältnissen befinden. Darum muß auch ihre Belohnung der Art sein, daß sie ihnen den gesellschaftlichen Rang verschafft, den ein so wichtiges Vertrauen verlangt. Die lange Zeit und die vielen Kosten, die ihre Erziehung erforderten, müssen zu diesem Umstande hinzugerechnet, notwendig den Preis ihrer Arbeit noch mehr erhöhen.

Legt einer nur sein eigenes Kapital im Gewerbe an, so findet kein Vertrauensverhältnis statt, und der Kredit, den er bei anderen Leuten findet, hängt nicht von der Natur seines Gewerbes, sondern von der Meinung ab, die sie von seinem Glück, seiner Rechtschaffenheit und Klugheit bekommen mögen. Es können also die verschiedenen Profitsätze in den verschiedenen Gewerbszweigen nicht aus den verschiedenen Graden des Vertrauens entspringen, das man auf die Gewerbetreibenden setzt.

V. Der Arbeitslohn in den verschiedenen Beschäftigungsarten ändert sich je nach der Wahrscheinlichkeit oder Unwahrscheinlichkeit eines Erfolgs.

Die Wahrscheinlichkeit, daß irgend eine bestimmte Person zu der Beschäftigung, für die sie erzogen wurde, je befähigt sein wird, ist in den verschiedenen Tätigkeiten sehr verschieden. Bei den meisten Handwerken ist der Erfolg fast sicher; äußerst unsicher hingegen ist er in den freien Berufsarten. Gib deinen Sohn zu einem Schuhmacher in die Lehre, und es unterliegt kaum einem Zweifel, daß er lernen wird ein Paar Schuhe zu machen; laß ihn aber die Rechte studieren, und es ist wenigstens 20 gegen 1 zu wetten, daß er nicht so viel verdienen wird, um von seinem Beruf leben zu können. In einer ganz ehrlichen Lotterie müßten die, welche die Treffer ziehen, all das gewinnen, was die, welche die Nieten ziehen, verlieren. In einer Berufsart, wo 20 ihr Ziel verfehlen, auf einen, der es erreicht, müßte der eine all das gewinnen, was von den erfolglosen 20 hätte gewonnen werden sollen. Der Rechtsanwalt, der vielleicht erst im vierzigsten Jahre anfängt, mit seinem Berufe etwas zu verdienen, müßte nicht allein die Vergütung für seine eigene so langwierige und kostspielige Erziehung erhalten, sondern auch für die von mehr als 20 anderen, die wahrscheinlich niemals in die Lage kommen werden, etwas damit zu verdienen. So übermäßig auch zuweilen die Gebühren der Rechtsanwälte erscheinen mögen, so erreicht ihr wirkliches Honorar doch niemals diese Höhe. Man berechne für irgend einen bestimmten Ort, wie viel beiläufig von den Arbeitern in einem gewöhnlichen Gewerbe, z. B. in dem der Schuhmacher oder Weber, jährlich gewonnen und wie viel beiläufig jährlich ausgegeben wird, so wird man finden, daß die erstere Summe im Allgemeinen größer ist, als die letztere. Nun mache man aber dieselbe Berechnung mit Bezug auf alle Rechtsanwälte und alle Studenten in den Rechtskollegien, so wird man finden, daß ihre jährlichen Einnahmen zu ihren jährlichen Ausgaben auch dann, wenn man die ersteren so hoch, und die letzteren so niedrig anschlägt, als man es billig tun kann, in einem sehr kleinen Verhältnis stehen. Folglich ist die Rechtslotterie sehr weit davon entfernt, eine ganz ehrliche Lotterie zu sein, und das Recht sowohl, als viele andere freie und ehrenvolle Berufsarten, werden im Punkte des Geldgewinns offenbar zu gering bedacht.

Dessenungeachtet halten diese Berufe mit den übrigen gleichen Schritt, und die vornehmsten und freiesten Geister sind begierig, sich trotz dieser entmutigenden Umstände hineinzudrängen. Zwei verschiedene Umstände tragen dazu bei, sie zu empfehlen; erstens die Sucht nach dem ehrenvollen Namen, der besonderer Tüchtigkeit in ihnen zu Teil wird, und zweitens das natürliche Vertrauen, das jeder mehr oder weniger nicht nur zu seinen Fähigkeiten, sondern auch zu seinem Glück hat.

Sich in einem Berufe auszeichnen, in welchem nur wenige es zur Mittelmäßigkeit bringen, ist der entscheidendste Beweis für das, was man Genie oder höhere Talente nennt. Die öffentliche Bewunderung, die so hervorragenden Fähigkeiten zu Teil wird, macht immer einen Teil ihrer Entlohnung aus, die, je nach deren Grad größer oder kleiner ist. Sie bildet einen ansehnlichen Teil der Entlohnung im Berufe des Arztes; einen größeren vielleicht noch in dem des Juristen; in der Dichtkunst und Philosophie macht sie beinahe die ganze aus.

Es gibt einige höchst angenehme und schöne Fähigkeiten, deren Besitz eine gewisse Art von Bewunderung erzwingt, deren Ausübung um des Geldes willen aber, sei es mit Recht oder aus Vorurteil, als eine Art öffentlicher Prostitution angesehen wird. Darum muß der Geldlohn derjenigen, die sie in dieser Weise ausüben, groß genug sein, um sie nicht bloß für die auf die Erwerbung von Fähigkeiten verwendete Zeit, Arbeit und Kosten, sondern auch für die Geringschätzung, die mit ihrer Betätigung als Broterwerb verknüpft ist, schadlos zu halten. Die riesigen Gehalte der Schauspieler, Opernsänger, Operntänzer usw. beruhen auf diesen zwei Momenten: der Seltenheit und Schönheit ihrer Fähigkeiten und der Geringschätzung, mit der man ihre Verwertung auf diese Art ansieht. Es scheint beim ersten Anblick absurd, daß wir ihre Persönlichkeiten verachten und doch ihre Fähigkeiten mit der verschwenderischsten Freigebigkeit belohnen. Aber gerade weil wir das eine tun, müssen wir notgedrungen auch das andere tun. Sollte sich einmal die öffentliche Meinung oder das öffentliche Vorurteil über diese Erwerbsarten ändern, so würde sich ihre Geldentlohnung bald verringern. Es würden sich dann mehr Leute damit abgeben, und die Konkurrenz würde den Preis ihrer Arbeit schnell herunterdrücken. Denn wenn solche Fähigkeiten auch durchaus nicht gewöhnlich sind, so sind sie doch keineswegs so selten, als man glaubt. Viele, die sie in großer Vollkommenheit besitzen, verschmähen es, davon Gebrauch zu machen, und weit mehr noch würden fähig sein, sie zu erwerben, wenn sich ehrenhafterweise etwas damit machen ließe.

Die übertriebene Vorstellung der meisten Menschen von ihren Fähigkeiten ist ein altes Übel, das die Philosophen und Moralisten aller Zeiten beobachtet haben. Aber ihr absurdes Vertrauen auf ihr gutes Glück hat man weniger beachtet. Und doch ist dieses womöglich noch allgemeiner. Es gibt keinen Menschen, der nicht, bei genügender körperlicher und geistiger Frische, seinen Teil daran hätte. Die Möglichkeit eines Gewinns wird von jedermann mehr oder weniger überschätzt, und die Möglichkeit eines Verlustes von den meisten unterschätzt und kaum von irgend einem, der bei genügender körperlicher und geistiger Frische ist, höher angeschlagen, als sie's verdient.

Daß die Möglichkeit eines Gewinns ihrer Natur nach überschätzt wird, können wir aus dem allgemeinen Erfolg der Lotterien ersehen. Die Welt sah noch nie und wird auch nie eine ganz ehrliche Lotterie sehen; d. h. eine, in der der ganze Gewinn dem ganzen Verlust gleichkommt; weil sonst der Unternehmer nichts damit verdienen könnte. In den Staatslotterien sind die Lose wirklich den Preis nicht wert, den die ersten Subskribenten dafür zahlen, und werden dennoch auf dem Markte gewöhnlich mit einem Aufschlag von 20, 30 mitunter 40 Prozent verkauft. Die eitle Hoffnung, einen der großen Preise zu gewinnen, ist die alleinige Ursache dieser Nachfrage. Selbst die nüchternsten Leute sehen darin keine Torheit, daß man eine kleine Summe für die Aussicht bezahlt, 10 000 oder 20 000 Pfund zu gewinnen, und doch wissen sie, daß auch diese kleine Summe vielleicht 20 bis 30 Prozent mehr wert ist, als die Möglichkeit. Bei einer Lotterie, in der kein Gewinnst mehr als 20 Pfund betrüge, würde, wenn sie sich auch in anderer Hinsicht einer ganz ehrlichen mehr als die gewöhnlichen Staatslotterien näherte, doch keine gleiche Nachfrage nach Losen eintreten. Um mehr Aussicht auf einen der großen Gewinnste zu haben, kaufen manche mehrere Lose und andere kleine Anteile von noch mehr Losen. Und doch ist kein Satz in der Mathematik so sicher, als der, daß man umso wahrscheinlicher verliert, auf je mehr Lose man setzt. Setze auf alle Lose in der Lotterie und du verlierst gewiß; und je größer die Zahl deiner Lose ist, desto näher kommst du dieser Gewißheit.

Daß die Möglichkeit eines Verlustes oft unterschätzt und fast nie höher geschätzt wird, als sie's verdient, das können wir aus dem sehr mäßigen Gewinne der Versicherungsanstalten lernen. Soll aus dem Versichern gegen See- oder Feuersgefahr überhaupt ein ordentliches Geschäft gemacht werden, so muß die gewöhnliche Prämie hinreichen, die gewöhnlichen Verluste zu decken, die Kosten der Verwaltung zu tragen und einen solchen Profit zu liefern, wie ihn ein gleiches Kapital, wenn es in irgend einem gewöhnlichen Geschäft angelegt würde, abwerfen müßte. Wer nicht mehr als das bezahlt, bezahlt offenbar nicht mehr als den wirklichen Wert der Gefahr, oder den niedrigsten Preis, zu dem er erwarten kann, sich billigerweise dagegen versichern zu können. Aber wenn auch viele etwas durch Versichern gewonnen haben, so haben doch nur sehr wenige sich ein großes Vermögen damit verdient; und allein von diesem Gesichtspunkte aus scheint es klar genug, daß das übliche Verhältnis von Gewinn und Verlust hier nicht vorteilhafter ist, als in anderen üblichen Geschäften, mit denen so viele Leute sich Vermögen verdienen. So mäßig auch die Versicherungsprämie gemeiniglich ist, so verachten doch viele die Gefahr zu sehr, als daß sie Lust hätten, sie zu bezahlen. Wenn wir den Durchschnitt des Königreichs nehmen, so sind unter 20 Häusern 19, oder vielleicht noch eher unter 100 99 gegen Feuersgefahr nicht versichert. Die Gefahr zur See ist für die meisten Leute beunruhigender, und das Verhältnis der versicherten zu den unversicherten Schiffen ist weit größer. Dennoch gehen zu allen Jahreszeiten und selbst in Kriegszeiten viele ohne irgend eine Versicherung in See. Mitunter mag dies vielleicht ohne Unklugheit geschehen. Wenn eine große Gesellschaft oder auch ein reicher Kaufmann 20 oder 30 Schiffe auf dem Meere hat, so können sie sozusagen einander gegenseitig versichern. Die an allen ersparte Prämie kann solche Verluste, denen sie im gewöhnlichen Lauf der Dinge wahrscheinlich ausgesetzt sind, mehr als ausgleichen. Aber in den meisten Fällen ist das Vernachlässigen der Versicherung bei Schiffen gleich der bei Häusern, nicht die Folge einer genauen Berechnung, sondern lediglich gedankenloser Unbesonnenheit und übermütiger Verachtung der Gefahr.

Die Verachtung der Gefahr und die übermütige Hoffnung auf Erfolg ist in keiner Lebensperiode so stark als in dem Alter, wenn die jungen Leute sich ihren Beruf wählen. Wie wenig dann die Furcht vor Mißgeschick imstande ist, der Hoffnung auf gutes Glück die Wage zu halten, zeigt sich noch klarer in der Bereitwilligkeit gemeiner Leute, sich als Soldaten einschreiben zu lassen oder zur See gehen, als in dem Eifer der Leute von besserer Herkunft, in die sogenannten freien Berufe einzutreten.

Was ein gemeiner Soldat verlieren kann, ist deutlich genug. Dennoch lassen sich junge Freiwillige, ohne der Gefahr zu achten, zu keiner Zeit so gern anwerben, als beim Beginn eines neuen Krieges; und obgleich sie kaum eine Aussicht auf Beförderung haben, spiegeln sie sich in ihrer jugendlichen Phantasie doch tausend Gelegenheiten vor, Ehre und Auszeichnung zu gewinnen, die niemals eintreffen. Diese romantischen Hoffnungen machen den ganzen Preis ihres Blutes aus. Ihre Bezahlung ist geringer als die gewöhnlicher Handarbeiter, und ihre Beschwerden im aktiven Dienst sind weit größer.

Die Lotterie des Seedienstes ist nicht ganz so unvorteilhaft als die des Landheers. Der Sohn eines geachteten Arbeiters oder Handwerkers mag oft mit seines Vaters Einwilligung zur See gehen; läßt er sich aber als Soldat anwerben, so geschieht es immer ohne sie. Bei dem einen Beruf sehen auch andere Leute eine Möglichkeit, wie er etwas damit verdienen könne: niemand außer ihm allein sieht eine, etwas damit zu verdienen, bei dem anderen. Der große Admiral ist weniger Gegenstand allgemeiner Bewunderung als der große General, und der höchste Erfolg im Seedienste verspricht weniger glänzendes Glück und Ansehen als ein gleicher Erfolg zu Lande. Derselbe Unterschied zieht sich bei beiden durch alle unteren Rangstufen. Nach der Rangordnung kommt ein Schiffskapitän einem Obersten in der Armee gleich: aber in der allgemeinen Wertschätzung kommt er ihm nicht gleich. Da die großen Gewinnste in der Lotterie geringer sind, so müssen die kleineren zahlreicher sein. Darum gelangen auch gemeine Matrosen öfter zu etwas Vermögen und Beförderung als gemeine Soldaten; und die Hoffnung auf diese Gewinnste ist es, die diesen Beruf hauptsächlich empfiehlt. Obgleich ihre Geschicklichkeit und Fertigkeit weit größer ist, als die fast eines jeden Handwerkers, und obgleich ihr ganzes Leben ununterbrochen der Schauplatz von Mühseligkeiten und Gefahren ist, erhalten sie doch, so lange sie gemeine Matrosen bleiben, für alle diese Geschicklichkeit und Fertigkeit, für alle diese Mühseligkeiten und Gefahren kaum eine andere Belohnung, als das Vergnügen, die einen üben, und die anderen überwinden zu können. Ihr Lohn ist nicht höher, als der gewöhnlicher Arbeiter im Hafen, der den Satz des Seemannslohnes regelt. Da sie unaufhörlich von einem Hafen zum anderen gehen, so ist der monatliche Lohn derer, welche aus all den verschiedenen Häfen Großbritanniens absegeln, einander viel mehr gleich als der Lohn anderer Arbeiter an diesen verschiedenen Orten; und der an demjenigen Hafen, von und nach welchem die meisten segeln, d. h. der am Hafen von London gültige Lohnsatz bestimmt den Satz für alle übrigen. In London beträgt der Lohn der Mehrzahl der verschiedenen Arbeiterklassen etwa das Doppelte des Lohnes derselben Klassen in Edinburg. Aber die Matrosen, die aus dem Hafen von London absegeln, verdienen selten über 3 oder 4 Schilling mehr im Monat, als die, welche aus dem Hafen von Leith abfahren, und oft ist der Unterschied nicht einmal so groß. In Friedenszeiten und auf einem Kauffahrteischiffe beträgt der Londoner Preis zwischen 1 Guinee und etwa 27 Schilling für den Kalendermonat. Ein gewöhnlicher Arbeiter kann in London, nach dem Satz von 9 oder 10 Schilling die Woche, zwischen 40 und 45 Schilling im Kalendermonat verdienen. Freilich wird dem Matrosen außer seinem Lohne noch Kost gereicht. Aber ihr Wert wird wohl nicht immer den Unterschied zwischen seiner Bezahlung und der gewöhnlicher Arbeiter übersteigen; und wäre das auch mitunter der Fall, so würde dieses Mehr doch für den Matrosen nicht reinen Gewinn bedeuten, weil er es nicht mit Weib und Familie, die er zu Hause von seinem Lohne erhalten muß, teilen kann.

Die Gefahren und Errettungen um Haaresbreite eines Abenteurerlebens scheinen, anstatt junge Leuten zu entmutigen, ihnen vielmehr oft einen Beruf zu empfehlen. Eine zärtliche Mutter aus den unteren Volksklassen fürchtet oft schon, ihren Sohn in einer Seehafenstadt in die Schule zu schicken, damit nicht der Anblick der Schiffe und die Gespräche und Abenteuer der Matrosen ihn zum Seedienst verlocken möchten. Die entfernte Aussicht auf Abenteuer, denen wir durch Mut und Gewandtheit zu entrinnen hoffen können, ist uns nicht unangenehm und steigert in keinem Geschäfte den Arbeitslohn. Anders verhält es sich mit solchen, bei denen Mut und Gewandtheit nichts nützen. In Berufen, die als sehr ungesund bekannt sind, ist der Arbeitslohn immer beträchtlich hoch. Ungesundheit ist eine Art Unannehmlichkeit, und ihr Einfluß auf den Arbeitslohn muß unter diesen allgemeinen Gesichtspunkt eingereiht werden.

Bei all den verschiedenen Anlagen von Kapital ändert sich der übliche Profitsatz mehr oder weniger mit der Gewißheit oder Ungewißheit von dessen Ertrag. Dieser ist im allgemeinen im inneren Handel weniger ungewiß als im auswärtigen, und in einigen Zweigen des auswärtigen Handels weniger als in anderen; so z. B. im Handel mit Nordamerika weniger als in dem mit Jamaika. Der übliche Profitsatz steigt stets mehr oder weniger mit dem Risiko; doch scheint er nicht in genauem Verhältnis mit ihm oder so zu steigen, daß er es völlig ausgleicht. Bankrotte sind in den riskantesten Handelszweigen am häufigsten. Das riskanteste aller Gewerbe, das eines Schmugglers, ist, obgleich es im Falle des Gelingens wahrscheinlich das gewinnreichste ist, der sicherste Weg zum Bankrott. Die übermütige Hoffnung auf glücklichen Erfolg scheint hier eben so zu wirken, wie bei allen anderen Gelegenheiten, und so viele Abenteurer zu jenen gefährlichen Berufen zu verlocken, daß durch ihre Konkurrenz der Profit zu tief herabgedrückt wird, um zur Ausgleichung des Risikos zu genügen. Um es völlig auszugleichen, müßte der gewöhnliche Ertrag außer dem üblichen Kapitalprofit nicht nur alle zufälligen Verluste decken, sondern für die Abenteurer auch noch einen Überschußprofit, gleichwie er den Versicherungsanstalten zuteil wird, abwerfen. Wäre aber der gewöhnliche Ertrag für dies alles genügend, so würden Bankrotte in diesem Berufe nicht häufiger sein als in anderen.

Von den fünf Umständen, welche den Arbeitslohn verändern, berühren also nur zwei die Kapitalprofite; nämlich die Annehmlichkeit oder die Unannehmlichkeit des Geschäftes, und das Risiko oder die Sicherheit, die damit verbunden ist. Was die Annehmlichkeit oder Unannehmlichkeit betrifft, so besteht in dem bei weitem größten Teile der Anlagen von Kapital kein, oder nur ein geringer Unterschied; dagegen bei denen der Arbeit ein sehr großer; und wenn der übliche Kapitalprofit auch mit dem Risiko steigt, so scheint er doch nicht immer im Verhältnis zu. ihm zu steigen. Aus all dem sollte folgen, daß in ein und derselben Gesellschaft oder Gegend die durchschnittlichen und üblichen Sätze des Profits für die verschiedenen Anlagen von Kapital einander näher kommen müßten als die Geldlöhne für die verschiedenen Arten von Arbeit. Und so ist es auch. Die Differenz zwischen dem Verdienst eines gewöhnlichen Arbeiters und dem eines gut beschäftigten Rechtsanwalts oder Arztes ist offenbar weit größer als die Differenz zwischen den üblichen Profiten in zwei beliebigen Gewerbszweigen. Und überdies ist noch die scheinbare Differenz zwischen den Profiten verschiedener Gewerbe im allgemeinen eine Täuschung, die daraus entspringt, daß wir nicht immer das, was als Lohn betrachtet werden sollte, von dem unterscheiden, was als Profit zu betrachten ist.

Apothekerprofit ist sprichwörtlich geworden, um etwas übermäßig Hohes zu bezeichnen. Dennoch ist dieser scheinbar hohe Profit oft weiter nichts als ein billiger Arbeitslohn. Die Geschicklichkeit eines Apothekers ist viel feinerer und heiklerer Natur als die irgend eines Handwerkers; und das Vertrauen, das man auf ihn setzt, ist von weit größerer Wichtigkeit. Er ist der Arzt der Armen in allen Fällen, und der der Reichen, wenn das Leiden oder die Gefahr nicht sehr groß ist. Darum sollte auch sein Lohn seiner Geschicklichkeit und seiner Vertrauenswürdigkeit angemessen sein, und er ergibt sich gewöhnlich aus dem Preise, für den er seine Drogen verkauft. Aber alle Waren, die der bestbeschäftigte Apotheker in einer großen Handelsstadt in einem Jahr verkauft, mögen ihn vielleicht nicht mehr als 30 oder 40 Pfund kosten. Verkaufte er sie nun auch für 300 oder 400, oder mit 1000 Prozent Profit, so mag das doch oft nicht mehr sein, als ein billiger Lohn für seine Arbeit, den er, da er ihn auf nichts anderes schlagen kann, auf den Preis seiner Waren aufschlägt. Der größere Teil des scheinbaren Profits ist Lohn, der das Aussehen des Profits hat.

In einer kleinen Hafenstadt kann ein kleiner Materialist 40 oder 50 Prozent auf ein Kapital von einem einzigen Hundert Pfund verdienen, während ein ansehnlicher Großhändler an demselben Platze kaum 8 oder 10 Prozent von einem Kapital von 10 000 verdient. Der Handel des Materialisten mag für die Bequemlichkeit der Einwohner nötig sein, und die Beschränktheit des Marktes mag die Anlage eines größeren Kapitals in dem Geschäfte nicht zulassen. Allein der Mann muß nicht nur von seinem Berufe leben, sondern er muß auch entsprechend den Anforderungen, die dieser macht, leben. Abgesehen davon, daß er ein kleines Kapital haben muß, muß er auch lesen, schreiben und rechnen können, und vielleicht 50 bis 60 verschiedene Arten von Waren, ihre Preise, ihre Qualität und die Märkte, wo sie am wohlfeilsten zu haben sind, zu beurteilen wissen. Kurz, er muß alle die Kenntnisse besitzen, die einem Großhändler nötig sind, und es hindert ihn nichts als der Mangel an einem genügenden Kapital daran, selbst ein Großhändler zu werden. 30 oder 40 Pfund das Jahr können nicht als eine zu große Belohnung für die Arbeit einer so ausgebildeten Person angesehen werden. Man ziehe dies von dem anscheinend großen Profit seines Kapitals ab, und es wird vielleicht wenig mehr übrig bleiben als der übliche Kapitalprofit. So ist auch in diesem Falle der größte Teil des scheinbaren Profits eigentlich Lohn.

Der Unterschied zwischen dem scheinbaren Profit des Klein- und dem des Großhandels ist in der Hauptstadt weit geringer, als in kleinen Städten und in Marktflecken. Wo 10 000 Pfund im Materialhandel angelegt werden können, macht der Lohn für des Materialisten Arbeit nur einen sehr geringen Zusatz zu dem tatsächlichen Profit eines so großen Kapitals aus. Daher kommen hier die scheinbaren Profite des reichen Kleinhändlers denen des Großhändlers weit näher. Aus diesem Grunde sind auch Waren, die im Detail verkauft werden, in der Hauptstadt im allgemeinen eben so wohlfeil und oft noch wohlfeiler als in kleinen Städten und Marktflecken. Materialwaren z. B. sind im allgemeinen viel wohlfeiler; Brot und Fleisch oft ebenso wohlfeil. Es kostet nicht mehr, Materialwaren in eine große Stadt, als in einen Marktflecken zu bringen; aber es kostet beträchtlich mehr, Korn und Vieh dahin zu bringen, da der größere Teil hiervon aus einer viel größeren Entfernung gebracht werden muß. Da nun der Einkaufspreis der Materialwaren an beiden Orten derselbe ist, so sind sie da am wohlfeilsten, wo der geringste Profit aufgeschlagen wird. Der Einkaufspreis von Brot und Fleisch ist in der großen Stadt höher als in einem Marktflecken; und obgleich der Profit geringer ist, so sind sie hier deshalb doch nicht immer wohlfeiler, sondern oft nur ebenso wohlfeil. Bei solchen Artikeln wie Brot und Fleisch, erhöht derselbe Grund, der den scheinbaren Profit verringert, den Einkaufspreis. Die Größe des Marktes verringert, indem sie größere Kapitalien beschäftigt, den scheinbaren Profit; da sie aber zugleich Nachschub aus größerer Entfernung nötig macht, erhöht sie den Einkaufspreis. Diese Verringerung des einen und Erhöhung des anderen scheinen in den meisten Fällen einander ziemlich die Wage zu halten; und dies ist wahrscheinlich der Grund, warum die Brot- und Fleischpreise im größten Teile des Königreiches so ziemlich dieselben sind, obgleich die Korn- und Viehpreise an verschiedenen Orten gewöhnlich sehr verschieden sind.

Obgleich die Kapitalprofite beim Groß- wie beim Kleinhandel in der Hauptstadt im allgemeinen geringer sind als in kleinen Städten und Marktflecken, so werden doch in ersterer oft mit kleinen Anfängen große Vermögen erworben, aber in den letzteren fast nie. In kleinen Städten und Marktflecken kann wegen der Beschränktheit des Marktes der Handel nicht immer in dem Maße ausgedehnt werden, wie das Kapital sich vergrößert: an solchen Orten kann daher, wenn auch der Satz der Profite eines einzelnen sehr hoch sein mag, doch die ganze Summe oder der Betrag derselben nie sehr hoch sein, und folglich auch nicht dessen, was jährlich zurück gelegt wird. Dagegen kann in großen Städten der Handel in dem Maße ausgedehnt werden, wie das Kapital wächst, und der Kredit eines sparsamen und im Fortschritt begriffenen Mannes wächst viel schneller als sein Kapital. Sein Handel dehnt sich im Verhältnis zu diesen beiden aus, und die Summe oder der Betrag seiner Profite steht im Verhältnis zur Ausdehnung seines Handels, so wie das, was er jährlich zurücklegt, zu dem Betrage seiner Profite. Dennoch ist es auch in großen Städten selten, daß in einem regelmäßigen, eingeführten und wohlbekannten Geschäftszweige große Vermögen erworben werden, es sei denn in einem langen Leben voll Fleiß, Sparsamkeit und Aufmerksamkeit. Es werden freilich zuweilen an solchen Orten rasch Vermögen durch sogenannte Spekulation erworben. Der spekulierende Kaufmann betreibt keinen regelmäßigen, eingeführten und wohlbekannten Geschäftszweig. Er ist in dem einen Jahre ein Kornhändler, ein Weinhändler im anderen, und im folgenden ein Zucker-, Tabak- oder Teehändler. Er ergreift jeden Handel, wenn er voraussieht, daß er profitabler sein wird als gewöhnlich, und er gibt ihn wieder auf, wenn er voraussieht, daß die Profite wieder im Begriff sind, auf die Stufe der anderen Handelszweige zurückzusinken. Seine Profite und Verluste können daher in keinem regelmäßigen Verhältnis zu denen eines eingeführten und wohlbekannten Geschäftszweiges stehen. Ein kühner Abenteurer mag wohl zuweilen durch zwei oder drei erfolgreiche Spekulationen ein ansehnliches Vermögen erwerben; aber die Wahrscheinlichkeit, daß er durch zwei oder drei erfolglose eines verliert, ist genau so groß. Ein solches Gewerbe kann nur in großen Städten betrieben werden. Nur an Orten ausgedehntesten Handels und Verkehrs ist die hierzu nötige Intelligenz zu haben.

Die fünf oben erwähnten Umstände verursachen zwar eine starke Ungleichheit im Arbeitslohn und Kapitalprofit, verursachen aber keine in der Gesamtheit der wirklichen oder eingebildeten Vorteile und Nachteile, die mit den verschiedenen Beschäftigungsarten des Kapitals und der Arbeit verbunden sind. Jene Umstände sind der Art, daß sie in einigen der letzteren für den kleinen Geldgewinn schadlos halten und in anderen den großen aufwiegen.

Damit indes diese Gleichheit in der Gesamtheit ihrer Vorteile und Nachteile statthaben könne, sind selbst da, wo die vollkommenste Freiheit herrscht, drei Dinge nötig. Erstens müssen die Geschäfte wohlbekannt und seit langer Zeit in ihrer Gegend eingeführt sein, zweitens müssen sie in ihrem gewöhnlichen oder, wie man es nennen kann, in ihrem natürlichen Zustande sein, und drittens müssen sie die einzigen oder hauptsächlichsten Geschäfte derer sein, die sie versehen.

I. Diese Gleichheit kann nur in solchen Geschäften statthaben, die wohlbekannt und seit langer Zeit in ihrer Gegend eingeführt sind.

Wo alle anderen Umstände gleich sind, ist der Arbeitslohn in neuen Gewerben in der Regel höher, als in alten. Wenn ein Unternehmer eine neue Manufaktur einzurichten sucht, muß er zuerst seine Arbeiter durch höheren Lohn, als sie in ihren eigenen Gewerben verdienen können, oder das Wesen seines neuen Unternehmens sonst verlangen würde, aus anderen Geschäften weglocken, und es muß eine geraume Zeit verstreichen, ehe er es wagen darf, sie auf das gewöhnliche Maß herabzusetzen. Manufakturen, für welche die Nachfrage durchaus von der Mode und Laune abhängt, sind in steter Veränderung und dauern selten lange genug, um als seit langem eingeführte Manufakturen angesehen werden zu können. Andere hingegen, für welche die Nachfrage hauptsächlich aus dem Brauch oder der Notwendigkeit entspringt, sind der Veränderung weniger unterworfen, und es kann ein und dieselbe Form und Fabrikationsweise ganze Jahrhunderte lang nachgefragt werden. Darum ist anzunehmen, daß der Arbeitslohn in Manufakturen der ersteren Art höher ist, als in denen der letzteren. Birmingham handelt besonders mit Manufakturen der ersteren, Sheffield mit solchen der letzteren Art; und, wie es heißt, entspricht der Arbeitslohn an diesen beiden Orten diesem Unterschiede im Wesen ihrer Manufakturen.

Die Einführung jeder neuen Manufaktur, jedes neuen Handelszweiges oder jedes neuen Verfahrens im Ackerbau ist immer eine Spekulation, von der sich der Urheber außergewöhnliche Profite verspricht. Diese Profite sind manchmal sehr groß und manchmal, vielleicht sogar häufiger, sind sie ganz verschieden; aber im allgemeinen stehen sie zu denen der anderen alten Gewerbe ihrer Gegend in keinem regelmäßigen Verhältnis. Gelingt das Projekt, so sind sie gewöhnlich im Anfang sehr hoch. Ist das Gewerbe oder das Verfahren aber erst einmal endgültig eingeführt und wohlbekannt, so setzt die Konkurrenz sie wieder auf das Maß der übrigen Gewerbe herab.

II. Diese Gleichheit in der Gesamtheit der Vorteile und Nachteile der verschiedenen Beschäftigungen von Arbeit und Kapital kann nur in dem gewöhnlichen, oder, wie man ihn nennen kann, dem natürlichen Zustande dieser Geschäfte statthaben.

Die Nachfrage nach fast allen Arten von Arbeit ist manchmal größer und manchmal geringer als üblich. In dem einen Falle steigen die Vorteile des Geschäftes über, in dem anderen fallen sie unter das gewöhnliche Maß. Die Nachfrage nach ländlicher Arbeit ist in der Heu- und Getreideernte größer als während des übrigen Jahres; und der Lohn steigt mit der Nachfrage. In Kriegeszeiten, wo 40 000 oder 50 000 Matrosen vom Kaufmannsdienst in den Dienst des Königs gezwungen werden, steigt notwendig die Nachfrage nach Matrosen für die Kauffahrteischiffe mit ihrer Seltenheit, und ihr Lohn geht in solchen Fällen gewöhnlich von 1 Guinee und 27 Schilling bis zu 40 Schilling und 3 Pfund den Monat hinauf. In einer Manufaktur, mit der es abwärts geht, begnügen sich dagegen viele Arbeiter, bevor sie ihr altes Gewerbe verlassen, lieber mit einem geringeren Lohn, als sonst der Natur ihres Geschäftes entsprechen würde.

Die Kapitalprofite ändern sich mit dem Preise der Waren, in denen das Kapital angelegt ist. Steigt der Preis einer Ware über seinen gewöhnlichen oder Durchschnittssatz, so steigen die Profite, wenigstens eines Teiles des Kapitals, das dazu dient, sie zu Markte zu bringen, über ihr gehöriges Maß, und fällt er, so fallen sie unter dieses. Alle Waren sind Preisschwankungen ausgesetzt, doch sind es die einen mehr als die anderen. Bei allen Waren, welche durch menschlichen Fleiß hervorgebracht werden, wird die Menge des jährlich aufgewendeten Fleißes notwendigerweise durch die jährliche Nachfrage reguliert, und zwar so, daß das jährliche Durchschnittsprodukt dem jährlichen Durchschnittsverbrauch so nahe als möglich kommt. Bei einigen Geschäftszweigen hat man schon die Bemerkung gemacht, daß ein und dieselbe Menge Fleiß immer die nämliche oder doch so ziemlich die nämliche Menge Waren hervorbringt. So pflegt z. B. jährlich in den Leinen- und Wollenmanufakturen die gleiche Zahl Hände so ziemlich die gleiche Menge Leinen- und Wollenzeuge herzustellen. Folglich können die Veränderungen im Marktpreise solcher Waren nur aus einer zufälligen Veränderung der Nachfrage entspringen. Eine Landestrauer erhöht den Preis des schwarzen Tuches. Aber wie die Nachfrage nach den meisten Sorten gemeiner Leinen- und Wollenzeuge sich ziemlich gleich bleibt, so ist auch ihr Preis gleichförmig. Doch es gibt andere Geschäftszweige, in denen eine gleiche Menge Fleiß nicht immer eine gleiche Menge Waren herstellt. Dieselbe Menge Fleiß bringt z. B. in verschiedenen Jahren eine sehr verschiedene Menge Korn, Wein, Hopfen, Zucker, Tabak usw. hervor. Daher ändert sich der Preis solcher Waren nicht bloß mit den Veränderungen der Nachfrage, sondern mit den weit größeren und häufigeren Veränderungen der Menge und ist folglich äußerst schwankend. Der Profit einiger Händler muß aber notwendigerweise mit dem Preise der Waren schwanken. In solchen Waren macht der spekulative Kaufmann vorzugsweise Geschäfte. Er sucht sie, wenn er voraussieht, daß ihr Preis wahrscheinlich steigen wird, aufzukaufen, und wenn er wahrscheinlich fallen wird, zu verkaufen.

III. Die Gleichheit kann in der Gesamtheit der Vorteile und Nachteile der verschiedenen Beschäftigungsarten von Arbeit und Kapital nur bei solchen statthaben, die die einzige oder hauptsächlichste Beschäftigung derer sind, welche sie ausüben.

Wenn jemand seinen Unterhalt aus einem Geschäfte zieht, das nicht den größten Teil seiner Zeit in Anspruch nimmt, so ist er oft in Stunden der Muße bereit, in einem anderen für einen geringeren Lohn zu arbeiten, als das Wesen des Geschäftes es sonst verlangen würde.

In vielen Teilen Schottlands kommt noch eine Art Leute vor, die Cotters oder Häusler heißen, die freilich vor einigen Jahren häufiger waren als sie es jetzt sind. Sie sind für die Gutsbesitzer und Pächter eine Art von Dienstboten außer dem Hause. Das übliche Entgelt, das sie von ihren Herren empfangen, ist ein Haus, ein kleiner Gemüsegarten, Gras, gerade genug, um eine Kuh zu halten, und etwa 1 oder 2 Acres schlechten Ackerlandes. Hat ihr Herr Arbeit für sie, so gibt er ihnen außerdem noch 2 Peck Hafermehl die Woche, im Werte von etwa 16 Pence Sterling. Während eines großen Teils des Jahres hat er wenig oder keine Arbeit für sie, und die Bestellung ihrer eigenen kleinen Besitzung genügt nicht, die Zeit auszufüllen, die zu ihrer Verfügung bleibt. Als solche Besitzer noch zahlreicher waren, als sie es jetzt sind, sollen sie bereit gewesen sein, ihre erübrigte Zeit gern jedem für einen sehr geringen Entgelt hinzugeben, und für weniger Lohn gearbeitet haben als andere Arbeiter. In alten Zeiten scheinen sie in ganz Europa verbreitet gewesen zu sein. In schlecht kultivierten und noch schlechter bevölkerten Ländern konnten die meisten Gutsbesitzer und Pächter sich die außergewöhnliche Zahl von Arbeitern, die Landarbeit zu gewissen Zeiten erheischt, auf keine andere Weise sichern. Die tägliche oder wöchentliche Entlohnung, die solche Arbeiter gelegentlich von ihren Herren erhielten, war offenbar nicht der ganze Preis ihrer Arbeit. Ihr kleiner Besitz machte einen beträchtlichen Teil davon aus. Dennoch scheint diese tägliche oder wöchentliche Entlohnung von vielen Schriftstellern, die die Preise der Arbeit und der Lebensmittel in alten Zeiten gesammelt und sich darin gefallen haben, beide als wunderbar niedrig darzustellen, als die ganze angesehen worden zu sein.

Das Produkt solcher Arbeit kommt oft wohlfeiler zu Markt, als es sonst seiner Natur nach sollte. Strümpfe werden in vielen Teilen Schottlands viel wohlfeiler gestrickt, als sie irgendwo gewirkt werden können. Sie sind das Werk von Dienstboten und Arbeitern, die ihren Hauptunterhalt aus einer anderen Beschäftigung beziehen. Mehr als tausend Paar Strümpfe, deren Preis zwischen 5 und 7 Pence das Paar beträgt, werden jährlich von den Shetlandsinseln nach Leith gebracht. In Learwick, der kleinen Hauptstadt der Shetlandsinseln, sind, wie ich mir habe sagen lassen, 10 Pence den Tag der gewöhnliche Preis für gewöhnliche Arbeit. Auf denselben Inseln strickt man Wollstrümpfe, das Paar im Werte von 1 Guinee und mehr.

Das Spinnen des Leinengarns wird in Schottland fast eben so wie das Stricken von Strümpfen von Dienstboten betrieben, die hauptsächlich zu anderen Zwecken gedungen werden. Die, welche mit dem einen oder anderen dieser Gewerbe ihren ganzen Lebensunterhalt gewinnen wollen, verdienen jämmerlich wenig. In den meisten Gegenden Schottlands ist eine gute Spinnerin, wer in der Woche 20 Pence verdienen kann.

In reichen Ländern ist der Markt in der Regel so ausgedehnt, daß ein einziger Beruf hinreichend ist, die Arbeit und das Kapital derer, die ihn versehen, ganz in Anspruch nehmen. Beispiele dafür, daß Leute von einer Beschäftigung leben und daneben aus einer anderen einen kleinen Vorteil ziehen, kommen nur in armen Gegenden vor. Dennoch findet sich folgender Fall, der ganz ähnlich ist, in der Hauptstadt eines sehr reichen Landes. Ich glaube, es gibt keine Stadt in Europa, in welcher der Hauszins teurer wäre als in London, und doch weiß ich keine Hauptstadt, in der ein möbliertes Zimmer so wohlfeil zu mieten ist. Das Wohnen ist in London nicht nur viel wohlfeiler als in Paris, sondern auch bei derselben Güte viel wohlfeiler als in Edinburg; und was außergewöhnlich erscheinen muß, gerade die Höhe des Hauszinses ist der Grund jener Wohlfeilheit des Wohnens. Die Teuerung im Hauszinse kommt in London nicht bloß von jenen Ursachen her, die ihn in allen großen Hauptstädten teuer machen, von der Teuerung in der Arbeit, von der Teuerung in den Baumaterialien, die gewöhnlich aus weiter Entfernung herbeigebracht werden müssen, und vor allem der Teuerung in der Grundrente, weil jeder Grundeigentümer als Monopolist auftritt und oft für einen einzigen Acre schlechten Bodens in einer Stadt eine höhere Rente fordert, als man für hundert vom besten auf dem Lande erhalten kann, sondern sie kommt zum Teil von den besonderen Gebräuchen und Gewohnheiten der Leute, die jeden Hausvater zwingen, ein ganzes Haus von oben bis unten zu mieten. Eine Wohnung heißt in England alles, was unter demselben Dache enthalten ist. In Frankreich, Schottland und vielen anderen Ländern Europas bedeutet es oft nicht mehr als ein einzelnes Stockwerk. Ein Gewerbsmann in London ist gezwungen, in dem Stadtteile, wo seine Kunden wohnen, ein ganzes Haus zu mieten. Sein Laden ist zu ebener Erde, und er schläft mit seiner Familie unter dem Dache; und er sucht einen Teil seines Hauszinses dadurch zu bezahlen, daß er die beiden mittleren Stockwerke an Mietsleute abgibt. Für den Unterhalt seiner Familie rechnet er auf sein Gewerbe, nicht auf seine Mieter. Dagegen haben die, welche in Paris und Edinburg Wohnungen vermieten, gewöhnlich keine anderen Unterhaltsmittel; und der Preis der Wohnung muß nicht nur den Hauszins, sondern alle Ausgaben der Familie bezahlen.

2. Abteilung: Ungleichheiten, die durch die Wirtschaftspolitik Europas verursacht werden

Dies sind die Ungleichheiten in der Gesamtheit der Vorteile und Nachteile bei den verschiedenen Beschäftigungsarten von Arbeit und Kapital, welche durch den Mangel irgend eines der drei oben genannten Erfordernisse verursacht werden, auch da, wo die vollkommenste Freiheit herrscht. Aber die Wirtschaftspolitik Europas veranlaßt dadurch, daß sie den Dingen nicht ihren freien Lauf läßt, noch andere Ungleichheiten.

Dies tut sie vornehmlich auf folgende drei Arten. Erstens dadurch, daß sie in einigen Gewerben die Konkurrenz auf eine geringere Anzahl beschränkt, als sonst geneigt sein würde, sich darauf einzulassen; zweitens dadurch, daß sie sie in anderen höher treibt, als sie ihrer Natur nach sein würde; und drittens dadurch, daß sie die freie Zirkulation von Arbeit und Kapital sowohl von Gewerbe zu Gewerbe, als von Ort zu Ort hemmt.

I. Die Wirtschaftspolitik Europas veranlaßt eine sehr bedeutende Ungleichheit in der Gesamtheit der Vorteile und Nachteile bei den verschiedenen Beschäftigungsarten von Arbeit und Kapital dadurch, daß sie in einigen Gewerben die Konkurrenz auf eine geringere Anzahl beschränkt, als sonst geneigt sein möchte, sich darauf einzulassen.

Die ausschließlichen Zunftprivilegien sind das hauptsächlichste Mittel, dessen sie sich zu diesem Zwecke bedient.

Das ausschließliche Privilegium eines zünftigen Berufs schränkt notwendig in der Stadt, worin er seinen Sitz hat, die Konkurrenz auf die ein, welche freigesprochen sind. Das notwendige Erfordernis zur Erlangung dieser Freisprechung ist im allgemeinen, daß man in der Stadt unter einem gehörig qualifizierten Meister die Lehrjahre bestanden habe. Die Zunftsatzungen bestimmen zuweilen die Zahl der Lehrlinge, die einem Meister zu halten gestattet ist, und fast immer die Zahl der Jahre, die ein Lehrling dienen muß. Die Absicht dieser beiden Bestimmungen ist, die Konkurrenz auf eine geringere Anzahl zu beschränken, als sonst geneigt sein möchte, sich auf den Beruf einzulassen. Die Begrenzung der Zahl der Lehrlinge beschränkt sie direkt. Eine lange Dauer der Lehrzeit beschränkt sie durch Vermehrung der Erziehungskosten indirekt, aber eben so wirksam.

In Sheffield kann zufolge einer Zunftsatzung kein Messerschmiedemeister zu gleicher Zeit mehr als einen Lehrling halten. In Norfolk und Norwich kann kein Webermeister mehr als zwei Lehrlinge halten, bei Strafe von 5 Pfund im Monat an den König. Kein Hutmachermeister darf in ganz England oder den englischen Kolonien mehr als zwei Lehrlinge halten, bei Strafe von 5 Pfund im Monat, die halb dem Könige und halb dem, der ihn im schriftlichen Verfahren verklagt, zufallen. Die beiden Bestimmungen sind, obgleich sie durch ein allgemeines Gesetz des Königreichs bestätigt wurden, offenbar von demselben Zunftgeiste diktiert, der die Sheffieldsche Satzung geschaffen hat. Kaum waren die Seidenwirker in London ein Jahr lang zünftig organisiert, als sie eine Satzung schufen, die jedem Meister untersagte, mehr als zwei Lehrlinge zu gleicher Zeit zu halten. Es bedurfte einer eigenen Parlamentsakte, diese Satzung umzustoßen.

Vor Zeiten scheinen 7 Jahre in ganz Europa der übliche Zeitraum gewesen zu sein, der für die Dauer der Lehrzeit in den meisten zünftigen Gewerben festgesetzt war. Alle solchen Körperschaften wurden von Alters Universitäten genannt, was in der Tat der eigentliche lateinische Name für jede beliebige Körperschaft ist. Die Universität der Schmiede, die Universität der Schneider usw., das sind Ausdrücke, denen man in den früheren Dokumenten aller Städte oft begegnet. Als jene besonderen Körperschaften, welche man jetzt eigens Universitäten nennt, gegründet wurden, hat man augenscheinlich die Dauer der Jahre, während deren man bis zur Erlangung des Grades eines Masters of art studieren mußte, der Dauer der Lehrzeit bei den gewöhnlichen Berufen, deren Körperschaften viel älter waren, nachgeahmt. Wie es nötig war, 7 Jahre unter einem gehörig qualifizierten Meister gearbeitet zu haben, um irgend eine Person in einem gewöhnlichen Berufe zu berechtigen, Meister zu werden und selber Lehrlinge zu halten, so war es nötig, 7 Jahre unter einem gehörig qualifizierten Meister studiert zu haben, um einen zu berechtigen, in den freien Künsten Magister, Lehrer oder Doktor (in alten Zeiten gleichbedeutende Worte) zu werden und Schüler und Lehrlinge (ursprünglich ebenfalls gleichbedeutende Worte) zu halten, die unter einem studierten.

Durch ein Gesetz aus dem 5. Regierungsjahre der Elisabeth, gewöhnlich das Lehrlingsgesetz genannt, wurde bestimmt, daß in Zukunft niemand ein damals in England betriebenes Handwerk, Gewerbe oder Geschäft treiben sollte, wenn er nicht zuvor darin eine Lehrzeit von wenigstens 7 Jahren bestanden hätte; und was früher Satzung einzelner Zünfte gewesen war, wurde nun in England das allgemeine Staatsgesetz für alle in Marktstädten betriebenen Gewerbe. Denn wenn auch die Worte des Gesetzes ganz allgemein lauten und offenbar das ganze Königreich einzuschließen scheinen, so ist ihre Wirkung doch durch Gesetzesauslegung auf die Marktstädte beschränkt worden, da man dafür hielt, daß auf dem Lande ein Mensch, wenn er auch nicht in jedem 7 Jahre Lehrlingschaft durchgemacht hätte, mehrere verschiedene Gewerbe treiben dürfe, da sie für den Bedarf der Bewohner nötig seien, und die Bevölkerungszahl oft nicht ausreiche, um jedes mit einem eigenen Hände-Paar zu versehen.

Auch ist durch eine strenge Auslegung der Worte die Wirkung dieses Gesetzes auf diejenigen Gewerbe beschränkt, worden, die in England vor dem 5. Regierungsjahre der Elisabeth bestanden, und wurde niemals auf solche ausgedehnt, die seit jener Zeit erst eingeführt worden sind. Diese Begrenzung hat zu einigen Unterscheidungen Anlaß gegeben, die, wenn man sie als Regeln für die Polizei betrachtet, so närrisch als möglich erscheinen. So hat man z. B. entschieden, daß ein Wagner weder selbst seine Wagenräder machen, noch dazu Gesellen halten darf, sondern sie von einem Rademachermeister kaufen muß, weil letzteres Handwerk in England vor dem 5. Regierungsjahre der Elisabeth betrieben wurde. Aber ein Rademacher kann, wenn er auch niemals bei einem Wagner in der Lehre gewesen ist, selbst Wagen machen oder dazu Gesellen halten, weil das Gewerbe eines Wagners in dem Gesetze nicht mitbegriffen ist, da es in England zur Zeit, als jenes erlassen wurde, noch nicht betrieben wurde. Aus diesem Grunde stehen viele von den Gewerben zu Manchester, Birmingham und Wolverhampton nicht unter dem Gesetz, da sie vor dem fünften Regierungsjahre der Elisabeth in England nicht betrieben wurden.

In Frankreich ist die Dauer der Lehrzeit in verschiedenen Städten und verschiedenen Berufen verschieden. In Paris sind 5 Jahre bei vielen der vorgeschriebene Zeitraum; ehe einer jedoch qualifiziert ist, das Gewerbe als Meister zu betreiben, muß er in manchen von ihnen noch 5 Jahre als Gehülfe arbeiten. In dieser Zeit heißt er der Gesell seines Meisters, und die Zeit selbst heißt Gesellenschaft.

In Schottland gibt es kein allgemeines Recht, welches die Dauer der Lehrzeit überhaupt bestimmte. Die Dauer ist in verschiedenen Zünften verschieden. Da, wo sie lang ist, kann im allgemeinen ein Teil davon durch Bezahlung einer kleinen Abgabe abgelöst werden. Auch ist in den meisten Städten eine sehr kleine Abgabe hinreichend, die Freisprechung in jeder Zunft zu erkaufen. Die Weber von leinenen und hänfenen Zeugen, die hauptsächlichste Manufaktur des Landes, und alle anderen für sie arbeitenden Handwerker, wie Rädermacher, Haspelmacher usw. können ihr Gewerbe in jeder Stadtgemeinde ausüben, ohne eine Abgabe zu zahlen. In allen Stadtgemeinden steht es jedermann frei, Fleisch an jedem gesetzlichen Tage der Woche zu verkaufen. Drei Jahre ist in Schottland die gewöhnliche Dauer der Lehrzeit, selbst in einigen recht feinen Gewerben; und im allgemeinen kenne ich kein Land in Europa, wo die Zunftgesetze so wenig drückend sind.

Wie das Eigentum, das jedermann an seiner eigenen Arbeit hat, die ursprüngliche Grundlage alles anderen Eigentums ist, so ist es das heiligste und unverletzlichste. Das Erbteil eines armen Mannes liegt in der Kraft und Geschicklichkeit seiner Hände; und ihn daran hindern zu wollen, diese Kraft und Geschicklichkeit so anzuwenden, wie er es, ohne seinen Nächsten zu kränken, passend findet, ist geradezu eine Verletzung dieses heiligsten Eigentums. Es ist ein offenbarer Eingriff in die rechtmäßige Freiheit des Arbeiters sowohl, als derer, die geneigt sind, ihn zu beschäftigen. Wie es den einen hindert, daran zu arbeiten, was ihm recht scheint, so hindert es die anderen, den zu beschäftigen, der ihnen recht scheint. Das Urteil darüber, ob er sich dazu eignet, beschäftigt zu werden, kann sicher den Arbeitgebern, deren Interesse es so sehr betrifft, überlassen werden. Die affektierte Ängstlichkeit des Gesetzgebers, daß sie einen ungeeigneten Menschen beschäftigen könnten, ist offenbar ebenso unverschämt, wie bedrückend.

Die Einrichtung einer langen Lehrzeit kann keine Sicherheit dagegen gewähren, daß nicht oft unzulängliche Arbeit zum Verkauf ausgeboten wird. Wenn dies geschieht, so ist gewöhnlich Betrug und nicht Ungeschicklichkeit die Ursache; und gegen Betrug kann auch die längste Lehrzeit keinen Schutz bieten. Ganz andere Maßregeln sind nötig, um diesem Mißbrauch vorzubeugen. Die Silberprobe auf Geschirr und die Stempel auf Leinen- und Wollenzeug geben dem Käufer weit größeren Schutz als irgend ein Gesetz über die Lehrzeit. Auf jene sieht er im allgemeinen, niemals aber hält er es der Mühe wert, zu untersuchen, ob der Arbeiter eine siebenjährige Lehrzeit bestanden hat.

Die Einrichtung einer langen Lehrzeit hat nicht den Erfolg, die jungen Leute zum Fleiße zu erziehen. Ein Gesell, der nach dem Stück arbeitet, wird wahrscheinlich fleißig sein, weil er von jeder Ausübung seines Fleißes einen Vorteil hat. Ein Lehrling wird wahrscheinlich faul sein und ist es fast immer, weil er kein unmittelbares Interesse daran hat, etwas anderes zu sein. Bei den niederen Beschäftigungen besteht der Reiz der Arbeit durchaus nur in der Entlohnung der Arbeit. Die, welche am schnellsten instande sind, ihre Reize zu kosten, werden wahrscheinlich auch am schnellsten Geschmack daran finden und die frühzeitige Gewöhnung an Fleiß erwerben. Ein junger Mensch faßt natürlich eine Abneigung gegen die Arbeit, wenn er lange Zeit keinen Vorteil aus ihr zieht. Die Knaben, welche auf Kosten der öffentlichen Wohltätigkeit in die Lehre gegeben werden, werden in der Regel eine längere Reihe von Jahren, als üblich, verpflichtet, und werden im allgemeinen faul und nichtsnutzig.

Eine Lehrzeit war den Alten durchaus unbekannt. In jedem neueren Gesetzbuche machen die gegenseitigen Pflichten von Meister und Lehrling einen ansehnlichen Bestandteil aus. Das römische Recht schweigt hierüber gänzlich. Ich kenne kein griechisches oder lateinisches Wort, (ich glaube, ich darf behaupten, daß es keines gibt), welches den Begriff ausdrückt, den wir heute mit dem Worte Lehrling verbinden, einen Dienstboten, der in einem bestimmten Gewerbe eine Reihe von Jahren hindurch zum Vorteil eines Meisters unter der Bedingung an die Arbeit gekettet ist, daß der Meister ihn dies Gewerbe lehrt.

Eine lange Lehrzeit ist durchaus unnötig. Künste, die weit höher stehen, als gewöhnliche Gewerbe, wie etwa die der Uhrmacher, enthalten kein solches Geheimnis, daß sie einen langen Unterrichtskursus erforderten. Die erste Erfindung so schöner Maschinen freilich, und selbst die einiger zu ihrer Verfertigung gebrauchten Instrumente, mußte ohne Zweifel das Ergebnis tiefen Denkens und langer Zeit sein und kann mit Recht zu den glücklichsten Erfolgen menschlichen Geistes gerechnet werden. Aber nun, wo sie beide einmal vollständig erfunden und wohl verstanden sind, kann es, um einem jungen Menschen aufs vollständigste zu zeigen, wie die Instrumente zu handhaben und die Maschinen zu verfertigen seien, nicht mehr als den Unterricht einiger Wochen erfordern, vielleicht kann der von wenigen Tagen genügen. Bei den gewöhnlichen mechanischen Gewerben kann einer von wenigen Tagen gewiß genügen. Allerdings kann die Handfertigkeit selbst in gewöhnlichen Gewerben nicht ohne viel Übung und Erfahrung erworben werden. Aber ein junger Mensch würde sich mit weit mehr Fleiß und Aufmerksamkeit üben, wenn er von Anfang an als Gesell arbeitete, so daß er entsprechend der geringen Arbeit, die er ausführen könnte, bezahlt würde und seinerseits wiederum die Materialien bezahlte, die er aus Ungeschicklichkeit und Unerfahrenheit zuweilen verdürbe. Seine Erziehung würde auf diese Weise im allgemeinen erfolgreicher und stets weniger langwierig und kostspielig sein. Der Meister würde freilich dabei der Verlierende sein. Er würde allen Lohn des Lehrlings, den er jetzt ganze 7 Jahre hindurch erspart, verlieren. Am Ende wäre vielleicht auch der Lehrling selbst der Verlierende. In einem so leicht erlernten Gewerbe würde er mehr Konkurrenten haben, und sein Lohn würde, sobald er ein ausgelernter Handwerker geworden, viel geringer sein, als er gegenwärtig ist. Dieselbe Zunahme der Konkurrenz würde sowohl die Profite der Meister als auch den Lohn der Arbeiter herabdrücken. Handwerke, Gewerbe und Geschäfte würden alle dabei verlieren. Aber das Publikum würde dabei gewinnen, weil hierdurch die Produkte aller Handwerker viel wohlfeiler zu Markte kämen.

Gerade um dieses Sinken des Preises und folglich das des Lohnes und Profits durch Hemmung der freien Konkurrenz, die höchst wahrscheinlich dazu führen würde, zu verhindern, sind alle Zünfte und die meisten Zunftrechte eingeführt worden. Zur Errichtung einer Zunft bedurfte es in alten Zeiten in vielen Teilen Europas keiner anderen Autorität, als der der Stadtgemeinde, in welcher sie errichtet wurde. In England war allerdings auch ein Privilegium des Königs nötig. Aber diese Prärogative der Krone scheint man mehr gewahrt zu haben, um Geld von den Untertanen zu erpressen, als um die allgemeine Freiheit gegen solche drückende Monopole zu schützen. Wenn dem Könige eine Abgabe gezahlt wurde, scheint das Privilegium in der Regel gern bewilligt worden zu sein; und wenn eine Klasse von Gewerbsleuten es für gut fand, ohne ein Privilegium als Zunft zu handeln, so wurden solche unechte Gilden, wie man sie nannte, nicht immer ihrer Freiheiten beraubt, sondern nur genötigt, für die Erlaubnis, ihre usurpierten Privilegien auszuüben, jährlich eine Geldsumme an den König zu entrichten. Siehe Madox Firma Burgi p. 26 folg. Die unmittelbare Aufsicht über alle Zünfte und über die Satzungen, welche sie zum Behuf ihrer Verwaltung zu geben für gut fanden, gehörte der Stadtgemeinde, in der sie sich befanden; und so weit sie in Zucht gehalten wurden, geschah dies gemeiniglich nicht von Seiten, des Königs, sondern von Seiten jener größeren Körperschaft, von der diese untergeordneten nur Teile oder Glieder bildeten.

Die Regierung der Stadtgemeinden lag durchaus in den Händen der Kaufleute und Handwerker; und es lag offenbar im Interesse jeder einzelnen Klasse derselben, zu verhindern, daß der Markt, wie sie sich gewöhnlich ausdrückten, mit ihren jeweiligen Gewerbsprodukten überschwemmt würde, was aber in der Tat nichts anderes heißt, als daß er jemals genügend versorgt würde. Jede Klasse war in der Tat begierig, für diesen Zweck geeignete Anordnungen zu erlassen, und war, vorausgesetzt, daß es ihr erlaubt ward, gern bereit einzuwilligen, daß jede andere Klasse dasselbe tat. Durch solche Anordnungen wurde freilich jede Klasse gezwungen, die Güter, die sie brauchte, von jeder anderen Klasse in der Stadt etwas teurer zu kaufen, als sie es sonst getan hätte. Dagegen konnte sie aber die ihrigen um ebensoviel teurer verkaufen, so daß die Sache, wie man zu sagen pflegt, insoweit ebenso breit wie lang war, und in dem wechselseitigen Verkehr der verschiedenen Klassen innerhalb der Stadt keine durch jene Anordnungen etwas verlor. Dagegen zogen sie im Verkehr mit dem Lande allesamt großen Gewinn; und gerade in dem letzteren Verkehr besteht das ganze Geschäft, das jede Stadt erhält und bereichert.

Jede Stadt bezieht ihren ganzen Unterhalt und alle Materialien für ihren Gewerbfleiß vom Lande. Beides bezahlt sie vornehmlich auf zweierlei Art: erstens dadurch, daß sie einen Teil dieser Materialien verarbeitet und umgestaltet auf's Land zurückschickt, wobei ihr Preis um den Lohn der Arbeiter und die Profite ihrer Meister oder unmittelbaren Arbeitgeber vermehrt wird, zweitens dadurch, daß sie einen Teil des Roh-, und Endprodukts, das aus anderen Ländern oder aus entfernten Gegenden desselben Landes in die Stadt eingeführt wurde, dahin schickt, wobei gleichfalls der ursprüngliche Preis dieser Güter um den Lohn der Fuhrleute oder Schiffer und um die Profite der Kaufleute, die jene beschäftigen, erhöht wird. Aus dem, was bei dem ersteren dieser Handelszweige gewonnen wird, besteht der Vorteil, den die Stadt von ihren Gewerben hat, und aus dem, was bei dem letzteren gewonnen wird, der des in- und ausländischen Handels. Die Löhne der Arbeiter und die Profite ihrer verschiedenen Arbeitgeber sind das Ganze, was in beiden Fällen gewonnen wird. Alle Anordnungen, welche dahin gehen, diese Löhne und Profite über ihren sonstigen Stand zu erhöhen, gehen somit dahin, zu bewirken, daß die Stadt mit einer geringeren Quantität Arbeit das Produkt einer größeren Quantität Arbeit des Landes kaufen kann. Sie geben den Gewerbs- und Handelsleuten in der Stadt ein Übergewicht über die Gutsbesitzer, Pächter und Arbeiter auf dem Lande und vernichten die natürliche Gleichheit, die sonst in dem zwischen ihnen stattfindenden Verkehr bestehen würde. Das ganze Jahresprodukt der Arbeit der Gesellschaft teilt sich jährlich zwischen diesen beiden verschiedenen Klassen der Bevölkerung. Infolge jener Anordnungen erhalten die Bewohner der Stadt einen größeren Anteil, als ihnen sonst zufallen würde, und die des Landes einen kleineren.

Der Preis, den die Stadt für die im Jahre bei ihr eingeführten Lebensmittel und Materialien wirklich bezahlt, ist die Quantität von Manufaktur- und anderen Waren, die jährlich aus ihr ausgeführt werden. Je teurer die letzteren verkauft werden, desto wohlfeiler werden die ersteren gekauft. Die städtische Gewerbstätigkeit wird mehr, die ländliche weniger gewinnbringend.

Daß die in Städten betriebene Gewerbstätigkeit in ganz Europa einträglicher ist als die auf dem Lande betriebene, davon können wir uns, ohne auf sehr genaue Berechnungen einzugehen, leicht durch eine sehr einfache und in die Augen fallende Beobachtung überzeugen. In jedem Lande Europas finden wir wenigstens 100 Leute, die mit Handel und Manufakturen, der Gewerbstätigkeit, die vorwiegend der Stadt zugehört, von kleinen Anfängen aus große Vermögen erwarben, auf einen, der mit der Gewerbstätigkeit, die vorwiegend dem Lande zugehört, der Vermehrung der Rohprodukte durch Verbesserung und Kultur des Bodens, dazu gelangte. Es muß also in dem einen Falle offenbar die Gewerbstätigkeit besser belohnt, und es müssen die Arbeitslöhne und Kapitalprofite größer sein, als in dem anderen. Aber Kapital und Arbeit suchen naturgemäß die einträglichste Beschäftigung. Deshalb begeben sie sich natürlich so viel als möglich nach der Stadt und verlassen das Land.

Die Bewohner der Stadt können, da sie an einem Orte beisammen sind, leicht miteinander Verabredungen treffen. Die unbedeutendsten Gewerbe sind daher in einer oder der anderen Stadt zu Zünften zusammengetreten; und selbst wo sie niemals zünftig organisiert waren, war doch der Zunftgeist, die Eifersucht gegen Fremde, die Abneigung, Lehrlinge anzunehmen oder ihr Geschäftsgeheimnis mitzuteilen, im allgemeinen unter ihnen vorherrschend und lehrte sie oft, durch freiwillige Verbindungen und Vereinbarungen jener freien Konkurrenz, die sie durch keine Zunftordnungen verhindern konnten, zuvorzukommen. Die Gewerbe, die nur wenige Hände beschäftigen, gehen am leichtesten solche Verabredungen ein. Es sind vielleicht ein halbes Dutzend Wollkämmer nötig, um etwa 1000 Spinner und Weber in Gang zu erhalten. Wenn sie übereinkommen, keine Lehrlinge zu nehmen, so können sie nicht nur das ganze Geschäft an sich reißen, sondern auch die gesamte Manufaktur in eine Art von sklavischer Abhängigkeit bringen und den Preis ihrer Arbeit weit höher treiben, als es dem Wesen ihrer Leistung entspricht.

Die Bewohner des Landes können, da sie an verschiedenen Orten zerstreut leben, nicht leicht miteinander Verabredungen treffen. Sie haben nicht nur niemals eine Zunft gebildet, sondern der Zunftgeist war auch niemals unter ihnen vorherrschend. Nie hat man eine Lehrzeit zur Erlernung der Landwirtschaft, des Hauptberufs auf dem Lande, für nötig gehalten. Und doch gibt es nächst den sogenannten schönen Künsten und freien Berufen vielleicht kein Gewerbe, das eine solche Mannigfaltigkeit von Kenntnissen und Erfahrungen verlangt. Die zahllosen Bände, die darüber in allen Sprachen geschrieben worden sind, können uns den Beweis geben, daß sie selbst bei den weisesten und gelehrtesten Nationen niemals für eine sehr leicht verständliche Sache gehalten wurde. Und in allen diesen Bänden würden wir vergebens jene Kenntnis ihrer verschiedenen und komplizierten Verrichtungen suchen, die gemeiniglich sogar der gewöhnliche Pächter besitzt, so verächtlich auch immer die höchst verachtenswerten Verfasser einiger von ihnen über sie zu sprechen scheinen. Dagegen gibt es kaum irgend ein gewöhnliches mechanisches Gewerbe, dessen Verrichtungen sich nicht in einem Heft von wenigen Seiten so vollständig und deutlich darstellen ließen, als es mit Worten, von Zeichnungen begleitet, geschehen kann. In der Geschichte der Gewerbe, die jetzt von der französischen Akademie der Wissenschaften herausgegeben wird, sind einige derselben tatsächlich auf diese Art dargestellt. Zudem erfordert noch die Leitung derjenigen Verrichtungen, die bei jedem Wetterwechsel und einigen anderen Zufällen geändert werden müssen, viel mehr Urteil und Vorsicht, als die von jenen, welche immer dieselben oder beinahe dieselben bleiben.

Nicht nur die Kunst des Pächters, die allgemeine Leitung der landwirtschaftlichen Verrichtungen, sondern auch viele untergeordnete Zweige der ländlichen Arbeit erfordern viel mehr Geschicklichkeit und Erfahrung als die meisten mechanischen Gewerbe. Der Mann, der Messing und Eisen bearbeitet, arbeitet mit Instrumenten und an einem Material, dessen Beschaffenheit sich immer gleich oder beinahe gleich bleibt. Hingegen arbeitet der Mann, der den Boden mit einem Gespann Pferde oder Ochsen pflügt, mit Instrumenten, deren Gesundheit, Kraft und Beschaffenheit in verschiedenen Fällen sehr verschieden sind. Auch der Zustand der Materialien, die er bearbeitet, ist so verschieden, als der der Instrumente, mit denen er arbeitet, und beide müssen mit viel Urteil und Vorsicht behandelt werden. Der gewöhnliche Bauer, der im allgemeinen als ein Muster von Einfalt und Dummheit angesehen wird, entbehrt selten dieses Urteils und dieser Vorsicht. Freilich ist er weniger mit dem geselligen Umgang vertraut als der Handwerker, der in einer Stadt lebt. Seine Stimme und Sprache sind rauher und für die, welche nicht daran gewöhnt sind, weniger verständlich. Aber sein Verstand, der sich täglich mit einer größeren Mannigfaltigkeit von Gegenständen beschäftigen muß, ist in der Regel dem der anderen, deren ganze Aufmerksamkeit vom Morgen bis zum Abend an eine oder zwei höchst einfache Verrichtungen gefesselt ist, weit überlegen. Wie sehr die niederen Volksklassen auf dem Lande denen in der Stadt wirklich überlegen sind, weiß jeder, den seine Geschäfte oder Neugierde dazu geführt haben, mit beiden viel zu verkehren. Darum soll auch in China und Hindostan der Stand und Lohn der Landleute höher sein als der der meisten Handwerker und Manufakturarbeiter. Verhinderten dies nicht die Zunftgesetze und der Zunftgeist, so wäre es wahrscheinlich aller Orten so.

Die Überlegenheit, welche die städtische Gewerbstätigkeit in ganz Europa über die ländliche hat, hat ihren Grund nicht ganz und gar in den Zünften und Zunftrechten. Sie wird durch viele andere Anordnungen aufrecht erhalten. Die hohen Steuern auf fremde Manufakturwaren und alle von auswärtigen Kaufleuten importierten Güter haben ganz denselben Zweck. Zunftrechte setzen die Bewohner der Stadt instand, ihre Preise zu erhöhen, ohne daß sie fürchten müssen, durch die freie Konkurrenz von ihren eigenen Landsleuten ausgestochen zu werden. Jene anderen Verordnungen aber sichern sie gleicher Weise auch gegen die Konkurrenz der Fremden. Die durch beide veranlaßte Preiserhöhung muß am Ende von den Gutsbesitzern, Pächtern und Bauern bezahlt werden, die sich selten der Errichtung solcher Monopole widersetzen. Sie haben gewöhnlich weder Neigung noch Geschick, sich in Verbindungen einzulassen, und lassen sich leicht durch das Geschrei und die Sophisterei der Kaufleute und Gewerbetreibenden überreden, daß das Privatinteresse eines Teiles, und noch dazu eines untergeordneten Teiles der Gesellschaft, das allgemeine Interesse des Ganzen sei.

In Großbritannien scheint die Überlegenheit der städtischen Gewerbstätigkeit über die ländliche früher größer gewesen zu sein als jetzt. Der Lohn der ländlichen Arbeit kommt jetzt dem der gewerblichen Arbeit, und der Profit der im Landbau angelegten Kapitalien dem der in Handel und Gewerbe angelegten näher, als es im vorigen Jahrhundert oder zu Beginn des gegenwärtigen der Fall gewesen sein soll. Dieser Wechsel kann als die notwendige, wenn auch sehr späte Folge der außerordentlichen Aufmunterung angesehen werden, die der städtischen Gewerbstätigkeit zu Teil wurde. Das in den Städten aufgehäufte Kapital wird mit der Zeit so groß, daß es sich nicht länger mit dem alten Profit in den Gewerbszweigen, die sein eigentliches Gebiet sind, anlegen läßt. Diese Gewerbe haben gleich allen anderen ihre Grenzen; und das Anwachsen der Kapitalien drückt durch die Konkurrenz notwendig den Profit herunter. Das Herabgehen des Profits in der Stadt treibt das Kapital aufs Land hinaus, wo es eine neue Nachfrage nach ländlicher Arbeit schafft und dadurch notwendig ihren Lohn erhöht. Dann sprudelt es, wenn ich so sagen darf, über das flache Land hin und fließt durch seine Anlage im Ackerbau dem Lande, auf dessen Kosten es sich ursprünglich in der Stadt massenhaft angesammelt hatte, zum Teil wieder zu. Daß überall in Europa die größten Verbesserungen für das Land solchen Überflutungen durch das ursprünglich in den Städten angesammelte Kapital zuzuschreiben sind, werde ich später zu zeigen und gleichzeitig darzutun suchen, daß, wenn auch einige Länder auf diesem Wege einen hohen Grad von Reichtum erlangt haben, dieser selbst doch notwendig langsam, ungewiß und unzähligen störenden und unterbrechenden Zufällen ausgesetzt ist, sowie in jeder Hinsicht der Ordnung der Natur und Vernunft widerspricht. Die Interessen, Vorurteile, Gesetze und Gewohnheiten, die dazu führten, werde ich in dem dritten und vierten Buche dieser Untersuchung, so vollständig und klar, als ich es vermag, auseinanderzusetzen suchen.

Leute von demselben Gewerbe kommen selten auch nur zu Lustbarkeiten und Zerstreuungen zusammen, ohne daß ihre Unterhaltung mit einer Verschwörung gegen das Publikum oder einem Plane zur Erhöhung der Preise endigt. Es ist allerdings nicht möglich, solchen Zusammenkünften durch irgend ein Gesetz vorzubeugen, das sich weder ausführen ließe, noch sich mit Freiheit und Gerechtigkeit vertragen würde. Wenn aber das Gesetz Leute von demselben Gewerbe nicht hindern kann, zuweilen zusammenzukommen, so sollte es wenigstens nichts tun, diese Zusammenkünfte zu erleichtern, viel weniger aber noch, sie notwendig zu machen.

Eine Verordnung, welche alle, die zu demselben Gewerbe in einer Stadt gehören, verpflichtet, ihre Namen und Wohnungen in ein öffentliches Register eintragen zu lassen, erleichtert jene Zusammenkünfte. Sie bringt Individuen, die anders nie miteinander bekannt geworden wären, in Verbindung und gibt jedem Gewerbsmanne einen Anhalt, wo er jeden anderen seinesgleichen finden kann.

Eine Verordnung, welche alle, die zu demselben Gewerbe gehören, instand setzt, sich selbst einzuschätzen, um für ihre Armen, ihre Kranken, ihre Witwen und Waisen zu sorgen, kann auch jene Zusammenkünfte dadurch, daß sie ihnen ein gemeinsames Verwaltungsinteresse gibt, notwendig machen.

Eine Zunft macht sie nicht nur notwendig, sondern macht auch die Beschlüsse der Majorität bindend für die Gesamtheit. Bei freiem Gewerbe kann eine wirksame Verbindung nur durch die einmütige Zustimmung aller einzelnen Gewerbetreibenden zustande kommen und kann nicht länger dauern, als jeder einzelne Gewerbetreibende bei seiner Meinung verharrt. Die Majorität einer Zunft aber kann eine Satzung mit eigenen Strafen erlassen, die die Konkurrenz wirksamer und dauernder einschränken wird, als irgend eine freiwillige Verbindung.

Der Vorwand, daß Zünfte zu einer besseren Regierung des Gewerbes notwendig seien, entbehrt aller Begründung. Die wahre und wirksame Aufsicht, die über einen Gewerbsmann geführt wird, ist nicht die der Zunft, sondern die seiner Kunden. Die Furcht, ihre Beschäftigung zu verlieren ist es, die ihn vom Betruge zurückhält und seine Nachlässigkeit zügelt. Eine ausschließliche Zunft schwächt notwendig die Kraft dieser Aufsicht. Eine bestimmte Schar von Gewerbsleuten muß dann beschäftigt werden, mag sie sich gut oder schlecht aufführen. Dies ist der Grund, warum in vielen großen inkorporierten Städten kein erträglicher Gewerbsmann selbst für die notwendigsten Gewerbszweige aufzutreiben ist. Will man seine Arbeit erträglich gemacht sehen, so muß man sie in den Vorstädten machen lassen, wo die Gewerbsleute kein ausschließliches Privilegium haben und sich nur auf ihren Ruf verlassen können, und muß sie dann, so gut es geht, in die Stadt einschmuggeln.

Indem die Wirtschaftspolitik Europas so die Konkurrenz in einigen Geschäften auf eine geringere Zahl von Bewerbern einschränkt, als sich sonst dazu einzustellen geneigt wäre, führt sie zu einer sehr bedeutenden Ungleichheit mit allen ihren Vor- und Nachteilen bei den verschiedenen Beschäftigungsarten von Arbeit und Kapital.

II. Die Wirtschaftspolitik Europas bringt dadurch, daß sie die Konkurrenz in einigen Geschäften über ihr natürliches Maß hinaus steigert, eine andere, gerade entgegengesetzte Ungleichheit mit allen ihren Vor- und Nachteilen bei den verschiedenen Beschäftigungsarten von Arbeit und Kapital hervor.

Es ist für so wichtig gehalten worden, daß eine gehörige Zahl junger Leute für bestimmte Berufsarten erzogen werde, daß bald die Allgemeinheit und bald der fromme Sinn privater Stifter eine Menge von Renten, Stipendien, Kostgeldern, Stiftungen usw. zu diesem Zwecke eingerichtet haben, die viel mehr Leute zu diesen Berufsarten ziehen, als sonst wünschen würden, ihnen anzugehören. Ich glaube, daß in allen christlichen Ländern die Erziehung der meisten Geistlichen auf diese Weise bezahlt wird. Nur sehr wenige werden ganz auf ihre eigenen Kosten erzogen. Denen, bei welchen dieses der Fall ist, verschafft daher ihre lange, mühselige und kostspielige Erziehung nicht immer eine angemessene Entlohnung, da die Kirche mit Leuten überfüllt ist, die, um eine Anstellung zu bekommen, bereit sind, ein viel geringeres Gehalt anzunehmen, als wozu sonst eine derartige Erziehung berechtigen würde; und die Konkurrenz der Armen nimmt auf diese Weise die Entlohnung der Reichen weg. Es wäre ohne Zweifel unschicklich, einen Pfarrverweser oder einen Kaplan mit einem Gesellen in irgend einem gewöhnlichen Handwerk zu vergleichen. Aber die Bezahlung eines Pfarrverwesers oder Kaplans kann sehr wohl so angesehen werden, als ob sie von derselben Art wäre, wie der Lohn eines Gesellen. Sie werden alle drei für ihre Arbeit nach dem Vertrag bezahlt, den sie mit ihren respektiven Oberen gemacht haben. Bis nach der Mitte des 14. Jahrhunderts waren in England 5 Mark, die ungefähr so viel Silber enthielten wie 10 Pfund unseres jetzigen Geldes, das übliche Gehalt eines Pfarrverwesers oder eines besoldeten Gemeindepfarrers, wie wir das aus den Dekreten verschiedener Nationalkonzilien ersehen. Zur selben Zeit wurden 4 Pence, die so viel Silber enthielten wie unser jetziger Schilling, für den Tagelohn eines Maurermeisters, und 3 Pence, d. i. soviel wie 9 Pence unseres jetzigen Geldes, für den eines Maurergesellen erklärt. S. d. Arbeitergesetz aus d. 25. Regierungsjahre Eduard III. Es war also der Lohn dieser beiden Handwerker, wenn man annimmt, daß sie dauernde Beschäftigung hatten, weit höher, als der des Pfarrverwesers. Er würde dem des Maurermeisters durchaus gleichgekommen sein, wenn man annimmt, daß dieser den dritten Teil des Jahres keine Beschäftigung hatte. Durch ein Gesetz aus dem 12. Begierungsjahre der Königin Anna, Kapitel 12, wird verordnet: »daß mit Rücksicht darauf, daß aus Mangel an genügendem Unterhalt und Aufmunterung für die Pfarrverweser an manchen Orten die Pfarreien schlecht besetzt wären, der Bischof dieserhalb ermächtigt sein sollte, durch ein mit seiner Unterschrift und seinem Siegel versehenes Schreiben ein zureichendes festes Gehalt oder Jahrgeld anzuweisen, das nicht mehr als 50, und nicht weniger als 20 Pfund des Jahres betragen dürfte.« 40 Pfund werden gegenwärtig für ein sehr gutes Pfarrverwesergehalt angesehen, und es gibt trotz jener Parlamentsakte noch viele Pfarreien unter 20 Pfund im Jahr. Es gibt Schuhmachergesellen in London, die jährlich 40 Pfund verdienen, und es wird sich schwerlich ein fleißiger Gewerbsmann irgend einer Art in dieser Hauptstadt finden, der nicht mehr als 20 verdiente. Diese letztere Summe übersteigt wirklich nicht einmal das, was oft gewöhnliche Arbeiter in vielen Landgemeinden verdienen. So oft das Gesetz versuchte, den Lohn der Arbeiter zu regeln, wollte es ihn immer eher erniedrigen, als erhöhen. Dagegen hat das Gesetz bei vielen Gelegenheiten das Gehalt der Pfarrverweser zu erhöhen und um des Ansehens der Kirche willen die Pfarrherren zu verpflichten gesucht, ihnen mehr als den elenden Unterhalt zu geben, den sie selbst vielleicht willig annahmen. Und in beiden Fällen ist das Recht gleich unwirksam gewesen und hat nie, weder das Gehalt der Pfarrverweser auf den beabsichtigten Grad zu erhöhen, noch den Lohn der Arbeiter soweit herunterzudrücken vermocht, weil es nie fähig war, die einen daran zu hindern, daß sie sich mit einem geringeren, als dem gesetzlichen Jahresgehalt begnügten, den sie bei der Dürftigkeit ihrer Lage und der Menge ihrer Mitbewerber gern annahmen, oder die anderen daran zu hindern, daß sie bei der entgegengesetzten Konkurrenz derer, die sich von ihrer Beschäftigung Profit oder Vergnügen versprechen, mehr nähmen.

Die großen Pfründen und andere geistliche Würden halten die Ehre der Kirche trotz der ärmlichen Verhältnisse einiger ihrer untergeordneten Glieder aufrecht. Auch bietet die dem Stande gezollte Achtung für die Ärmlichkeit ihrer Entlohnung in Geld einigen Ersatz. In England und allen römisch-katholischen Ländern ist die Lotterie der Kirche wirklich weit vorteilhafter, als nötig ist. Das Beispiel der schottischen, Genfer und einiger anderen protestantischen Kirchen zeigt uns, daß in einem so geachteten Berufe, in dem die nötige Erziehung so wohlfeil erworben wird, schon die Hoffnung auf weit geringere Pfründen eine hinlängliche Zahl von gelehrten, anständigen und achtenswerten Leuten den heiligen Weihen zuführen muß.

Wenn für Berufsarten, in denen es keine Pfründen gibt, wie Jurisprudenz und Arzneikunde, eine gleiche Zahl Leute auf Kosten der Allgemeinheit erzogen würde, so würde die Konkurrenz bald so groß werden, daß der Geldlohn bedeutend gedrückt werden müßte. Es würde dann nicht der Mühe lohnen, seinen Sohn auf eigene Kosten zu einem von jenen Berufen erziehen zu lassen. Sie würden vielmehr gänzlich denen überlassen werden, die ihre Erziehung öffentlichen Wohltätigkeitsanstalten verdanken, deren Menge und Plagen sie im allgemeinen nötigen würde, froh zu sein, wenn sie einen jämmerlich kleinen Lohn erhielten, zur völligen Herabwürdigung der jetzt so achtbaren Berufe der Rechtsgelehrten und Ärzte.

Jene unglückliche Klasse von Menschen, die man gewöhnlich Gelehrte nennt, befindet sich ziemlich genau in der Lage, in der Rechtsgelehrte und Ärzte wahrscheinlich sein würden, wenn die obige Voraussetzung statthätte. Überall in Europa sind die meisten derselben für die Kirche erzogen worden, wurden aber durch verschiedene Gründe gehindert, in den heiligen Stand zu treten. Sie haben also im allgemeinen ihre Bildung auf öffentliche Kosten erhalten, und ihre Menge ist überall so groß, daß sie gewöhnlich den Preis ihrer Arbeit auf eine höchst lumpige Entlohnung herabdrückt.

Vor der Erfindung der Buchdruckerkunst bestand die einzige Beschäftigung, in der ein Gelehrter mit seinem Talente etwas verdienen konnte, darin, daß er öffentlicher oder Privatlehrer wurde, oder daß er anderen Leuten die merkwürdigen und nützlichen Kenntnisse mitteilte, die er sich erworben hatte; und dies ist gewiß immer noch eine ehrenwertere, nützlichere und sogar profitablere Beschäftigung als die eines Menschen, der für einen Buchhändler schreibt, wozu die Buchdruckerkunst Veranlassung gegeben hat. Zeit, Studium, Geist, Kenntnisse und Fleiß, die notwendig sind, um einen zu einem ausgezeichneten Lehrer der Wissenschaften zu machen, sind zum mindesten dieselben wie die, welche nötig sind, um einer der größten Praktiker auf dem Gebiete der Rechtswissenschaft und Heilkunde zu werden. Dagegen steht die übliche Entlohnung eines hervorragenden Lehrers in keinem Verhältnis zu der eines Rechtsanwalts oder Arztes, weil das Gewerbe des einen mit bedürftigen Leuten, die auf öffentliche Kosten dazu herangebildet worden sind, überfüllt ist, während die beiden anderen Gewerbe nur mit wenigen belastet sind, die nicht auf ihre eigenen Kosten erzogen worden sind. So klein aber auch der übliche Lohn öffentlicher und Privatlehrer erscheint, so würde er doch ohne Zweifel noch geringer sein, als er ist, wenn nicht die Konkurrenz jener noch bedürftigeren Gelehrten, die für Brot schreiben, vom Markte weggenommen wäre. Vor der Erfindung der Buchdruckerkunst scheinen ein Student und ein Bettler so ziemlich gleichbedeutende Wörter gewesen zu sein. Die verschiedenen Rektoren der Universitäten scheinen vor dieser Zeit ihren Studenten oft Erlaubnisscheine zum Betteln gegeben zu haben.

In alter Zeit, wo Stiftungen dieser Art noch nicht dafür sorgten, daß bedürftige Leute zu gelehrten Berufsarten erzogen wurden, scheint der Lohn vortrefflicher Lehrer weit ansehnlicher gewesen zu sein. Isokrates wirft in seiner sogenannten Rede gegen die Sophisten den Lehrern seiner eigenen Zeit einen Widerspruch vor. »Sie machen,« sagt er, »ihren Schülern die glänzendsten Versprechungen und übernehmen es, sie zu lehren, weise, glücklich und gerecht zu werden, und für diesen so wichtigen Dienst verlangen sie den lumpigen Lohn von 4 oder 5 Minen. Wer Weisheit lehrt,« fährt er fort, »sollte doch gewiß selbst weise sein, wenn aber einer einen solchen Handel für solch einen Preis abschlösse, so würde er der augenscheinlichsten Torheit überführt sein.« Er kann hier gewiß nicht die Absicht gehabt haben, die Entlohnung zu übertreiben, und wir können sicher sein, daß sie nicht geringer war, als er sie angibt. 4 Minen waren so viel wie 13 Pfund, 6 Schilling und 8 Pence, 5 Minen waren 16 Pfund, 13 Schilling und 4 Pence. Mithin wurde üblicherweise damals nicht weniger als die größere jener beiden Summen den ausgezeichnetsten Lehrern in Athen gezahlt. Isokrates selbst verlangte 10 Minen oder 33 Pfund, 6 Schilling und 8 Pence von jedem Schüler. Wenn er zu Athen seine Vorträge hielt, soll er 100 Zuhörer gehabt haben. Ich fasse dies als die Anzahl auf, für die er zu ein und derselben Zeit seine Vorträge hielt, oder die, wie wir das nennen würden, einen Kursus bei ihm hörten, eine Anzahl, die bei einer so großen Stadt und für einen so berühmten Lehrer, der noch dazu die damals modernste Wissenschaft, die Rhetorik, vortrug, durchaus nicht ungewöhnlich groß erscheinen wird. Er muß mithin bei jedem Kursus 1000 Minen oder 3333 £. 6 s. 8 d. eingenommen haben. Auch wird übereinstimmend von Plutarch an einer anderen Stelle angegeben, daß 1000 Minen sein Didaktron oder der übliche Preis seiner Unterweisung gewesen seien. Viele andere ausgezeichnete Lehrer jener Zeit scheinen große Vermögen erworben zu haben. Gorgias schenkte dem Tempel von Delphi seine eigene Statue aus purem Golde. Wir brauchen freilich nicht anzunehmen, daß sie lebensgroß war. Seine Lebensweise, so wie auch die des Hippias und Protagoras, zweier anderer ausgezeichneter Lehrer jener Zeit, wird von Plato fast als prahlerisch glänzend hingestellt. Plato selbst soll mit ziemlich großer Pracht gelebt haben. Nachdem Aristoteles Erzieher des Alexander gewesen und sowohl von diesem als von seinem Vater Philipp, wie allgemein zugestanden wird, aufs Glänzendste belohnt worden war, hielt er es doch noch der Mühe wert, nach Athen zurückzukehren, um seine Lehrvorträge wieder aufzunehmen. Lehrer der Wissenschaften waren in jener Zeit wahrscheinlich weniger häufig, als sie es ein oder zwei Jahrhunderte später wurden, wo ihre Konkurrenz gewiß den Preis ihrer Arbeit wie auch die Bewunderung für ihre Person etwas herabgedrückt hatte. Dennoch scheinen die hervorragendsten unter ihnen immer einen viel höheren Grad von Achtung genossen zu haben, als heutigen Tages irgend ein Mensch gleichen Standes. Die Athener beauftragten den Akademiker Karneades und den Stoiker Diogenes mit einer feierlichen Gesandtschaft nach Rom; und wenn ihre Stadt damals auch schon von ihrer früheren Größe herabgesunken war, so war sie doch immer noch eine unabhängige und ansehnliche Republik. Zudem war Karneades ein Babylonier von Geburt, und da kein Volk eifersüchtiger über die Zulassung von Fremden zu öffentlichen Würden wachte, als die Athener, so muß ihre Achtung für ihn sehr groß gewesen sein.

Im ganzen ist diese Ungleichheit dem allgemeinen Besten vielleicht eher zuträglich als schädlich. Sie hat den Stand eines öffentlichen Lehrers etwas heruntergesetzt; aber die Wohlfeilheit der gelehrten Erziehung ist sicherlich ein Vorteil, der jenen kleinen Übelstand weit überwiegt. Auch würde das Publikum noch größeren Gewinn davon haben, wenn die Einrichtung jener Schulen und Hochschulen, in denen die Erziehung vor sich geht, vernünftiger wäre, als sie es jetzt durchweg in Europa ist.

III. Die Wirtschaftspolitik Europas bringt dadurch, daß sie die freie Zirkulation der Arbeit und des Kapitals bei ihren verschiedenen Beschäftigungsarten sowohl von Geschäft zu Geschäft, als von Ort zu Ort hemmt, in einigen Fällen eine sehr schädliche Ungleichheit mit allen ihren Vorteilen und Nachteilen hervor.

Das Gesetz über die Lehrzeit hemmt die freie Zirkulation der Arbeit von einem Geschäfte zum anderen sogar an ein und demselben Orte. Die ausschließlichen Zunftprivilegien hemmen sie von einem Orte zum anderen sogar in ein und demselben Geschäfte.

Es kommt häufig vor, daß, während den Arbeitern in dem einen Gewerbe hohe Löhne zugestanden werden, sie sich in einem anderen mit dem bloßen Unterhalt begnügen müssen. Das eine ist in einem blühenden Zustande und hat eine stete Nachfrage nach frischen Arbeitskräften; das andere ist im Niedergange, und der Überfluß an Arbeitskräften nimmt fortwährend zu. Zwei solche Gewerbe können bald in derselben Stadt, bald in derselben Gegend sein, ohne daß sie imstande wären, einander die geringste Unterstützung zukommen zu lassen. In dem einen Falle widersetzt sich dem das Gesetz über die Lehrzeit, und in dem anderen dieses und die exklusive Zunft. Und doch sind in vielen verschiedenen Gewerben die Verrichtungen einander so ähnlich, daß die Arbeiter leicht die Berufe miteinander vertauschen könnten, wenn jene absurden Gesetze sie nicht daran verhinderten. Das Weben schlichter Leinenzeuge und schlichter Seidenzeuge ist z. B. fast ganz dasselbe. Das Weben schlichter Wollenwaren ist etwas anderes; aber der Unterschied ist so unbedeutend, daß ein Leinen- oder Seidenweber in ganz wenigen Tagen ein leidlicher Arbeiter werden könnte. Falls nun eines dieser drei Hauptgewerbe in Verfall geriete, so könnten die Arbeiter leicht in einem der beiden anderen, deren Lage glücklicher wäre, Zuflucht finden, und ihr Lohn würde weder in dem blühenden Gewerbe zu hoch, noch in dem niedergehenden zu niedrig werden. Die Leinenweberei steht zwar in England laut eines eigenen Gesetzes jedermann offen; da sie aber in den meisten Gegenden des Landes wenig betrieben wird, so kann sie den Arbeitern anderer, niedergehender Gewerbe keine allgemeine Zuflucht bieten, und diese haben überall, wo das Gesetz über die Lehrzeit gilt, keine andere Wahl, als entweder dem Kirchspiel zur Last zu fallen, oder sich als gewöhnliche Tagelöhner zu verdingen, wozu sie sich vermöge ihrer bisher gewohnten Lebensweise viel schlechter eignen als zu irgend einem anderen Gewerbszweige, der mit dem ihrigen einige Ähnlichkeit hat. Darum ziehen sie es in der Regel vor, dem Kirchspiel zur Last zu fallen.

Alles, was die freie Zirkulation der Arbeit von einem Geschäfte zum anderen hemmt, hemmt ebenso die des Kapitals, da die Größe des Kapitals das in einem Geschäftszweige angelegt werden kann, sehr von der Menge der Arbeit abhängt, die darin beschäftigt werden kann. Doch legen Zunftgesetze der freien Zirkulation des Kapitals von einem Orte zum anderen weniger Hindernisse in den Weg als der der Arbeit. Es ist allenthalben für einen reichen Kaufmann leichter, in einer Stadtgemeinde die Erlaubnis zum Handel zu erlangen, als es für einen armen Handwerker ist, in ihr arbeiten zu dürfen.

Die Hemmung, welche Zunftgesetze der freien Arbeitszirkulation auflegen, ist, wie ich glaube, allen Teilen Europas gemein. Die aber, welche durch die Armengesetze bewirkt wird, gehört, so viel ich weiß, England allein an. Sie besteht in der Schwierigkeit für den Armen, in einem anderen Kirchspiel als dem, zu welchem er gehört, eine Niederlassung oder auch nur die Vergünstigung, sein Geschäft betreiben zu dürfen, zu erlangen. Durch Zunftgesetze wird nur die freie Zirkulation der Arbeit der Handwerker und Manufakturisten gehemmt. Die Erschwerung der Niederlassung aber hemmt auch die der gewöhnlichen Arbeit. Es ist wohl der Mühe wert, von dem Ursprunge, den Fortschritten und dem gegenwärtigen Zustande dieses Übels, des größten vielleicht in der Wirtschaftspolitik Englands, einige Nachricht zu geben.

Als die Armen durch die Aufhebung der Klöster der Wohltätigkeit dieser frommen Häuser beraubt worden waren, wurde nach einigen anderen fruchtlosen Versuchen zu ihrer Unterstützung durch ein Gesetz aus dem 43. Regierungsjahre der Elisabeth, Kapitel 2, verordnet, daß jedes Kirchspiel gehalten sein sollte, für seine eigenen Armen zu sorgen, und daß jährlich Armenaufseher bestellt werden sollten, die in Gemeinschaft mit den Kirchenvorstehern für diesen Zweck angemessene Summen durch eine Kirchspielschatzung zu erheben hätten.

Dieses Gesetz legte jedem Kirchspiel die unerläßliche Pflicht auf, für seine eigenen Armen zu sorgen. Es entstand dadurch die ziemlich wichtige Frage, wer als Armer eines Kirchspiels zu betrachten sei. Die Frage wurde nach einigen Schwankungen endlich durch Gesetze aus dem 13. und 14. Regierungsjahre Karls II. entschieden, als verordnet wurde, daß 40 Tage ungestörten Aufenthalts jedem die Ansässigkeit in einem Kirchspiel erwerben sollten; doch sollte es innerhalb dieser Zeit zweien Friedensrichtern freistehen, auf Klage von seiten der Kirchenvorsteher oder Armenaufseher jeden neuen Einwohner in das Kirchspiel, worin er zuletzt gesetzlicherweise ansässig war, zu verweisen, wenn er nicht entweder eine Pachtung von 10 Pfund jährlichen Zinses übernähme oder dem Kirchspiel, worin er dann wohnte, eine solche Sicherheit, daß er ihm nicht zur Last fallen werde, verschaffte, wie sie jene Richter für hinreichend finden würden.

Wie es heißt, kamen infolge dieses Gesetzes mehrere Betrügereien vor. Kirchspielbeamte bestachen mitunter ihre eigenen Armen, daß sie heimlich in ein anderes Kirchspiel gingen, und hielten sie 40 Tage lang daselbst verborgen damit sie die Ansässigkeit gewönnen, und das Kirchspiel, welchem sie eigentlich angehörten, von ihnen befreit würde. Darum verordnete ein Gesetz aus dem ersten Regierungsjahre Jakobs II., daß die 40 Tage ungestörten Aufenthalts, die zum Erwerb der Ansässigkeit erforderlich waren, erst von dem Augenblick an gerechnet werden sollten, wo jemand einem der Vorsteher oder Armenaufseher des Kirchspiels, wo er künftig wohnen wollte, schriftlich seine Wohnung und die Stärke seiner Familie angemeldet hätte.

Indes waren die Kirchspielsbeamten nicht immer gegen ihr eigenes Kirchspiel ehrlicher, als sie es gegen fremde gewesen waren, und drückten dann und wann bei solchem Eindringen die Augen zu, indem sie die Anmeldung zwar empfingen, aber in deren Verfolg keine geeigneten Schritte taten. Da man annahm, daß jeder Einwohner eines Kirchspiels ein Interesse daran habe, der Belastung durch solche Eindringlinge so viel als möglich vorzubeugen, so wurde ferner durch ein Gesetz aus dem 3. Regierungsjahre Wilhelms III. verordnet, daß die 40 Aufenthaltstage erst von da an gerechnet werden sollten, wo die schriftliche Anmeldung Sonntags in der Kirche unmittelbar nach dem Gottesdienste öffentlich verlesen worden.

»Nach alledem,« sagt Dr. Burn, »wurde diese Art der Ansässigkeit, die man erst durch einen 40tägigen Aufenthalt nach der öffentlichen Vorlesung der schriftlichen Anmeldung erwerben konnte, nur sehr selten erlangt; und der Zweck jener Gesetze ist nicht sowohl der, daß jemand zur Ansässigkeit gelange, als vielmehr der, daß die Ansässigkeit von Leuten, die heimlich in das Kirchspiel kommen, hintertrieben werde; denn sich anmelden, heißt nur, das Kirchspiel nötigen, daß es einen wieder wegschaffe. Ist aber die Lage eines Menschen derart, daß es zweifelhaft bleibt, ob er wirklich zurückzuschicken ist, oder nicht, so soll er durch seine Anmeldung das Kirchspiel veranlassen, ihm entweder dadurch, daß es ihn 40 Tage bleiben läßt, eine unbestrittene Ansässigkeit zu bewilligen, oder dadurch, daß es ihn wegschafft, die Sache vor den Richter zu bringen.«

Dieses Gesetz machte es also für einen armen Menschen fast unausführbar, auf dem alten Wege, durch 40tägigen Aufenthalt, einen festen Wohnsitz zu gewinnen. Damit es aber nicht schiene, als ob es die gewöhnlichen Leute gänzlich davon ausschlösse, sich jemals mit Sicherheit in einem anderen Kirchspiel anzusiedeln, setzte es vier andere Arten fest, wie ohne eine abgegebene oder veröffentlichte Anmeldung die Ansässigkeit gewonnen werden könnte. Die erste war die, daß man zu den Kirchspielsabgaben zugezogen wurde und sie bezahlte; die zweite die, daß man auf ein Jahr zu einem Kirchpielsamte gewählt wurde und es ein Jahr versah; die dritte die, daß man im Kirchspiel seine Lehrzeit bestand; die vierte die, daß man dort auf ein Jahr in Dienst genommen wurde und die ganze Zeit über in dem nämlichen Dienste blieb.

Auf eine der beiden ersteren Arten konnte niemand die Ansässigkeit anders, als durch einen öffentlichen Gemeindeakt des ganzen Kirchspiels erlangen, das zu sehr auf die Folgen acht gab, die daraus hervorgehen würden, als daß es einen neuen Ankömmling, der zu seinem Unterhalt nur seine Arbeit hatte, durch Zuziehung zu den Abgaben oder durch Wahl zu einem Amte bei sich aufnahm.

Auf eine der beiden letzteren Arten kann wohl kein Verheirateter Ansässigkeit erwerben. Ein Lehrbursche ist schwerlich jemals verheiratet; und es ist ausdrücklich verordnet, daß kein verheirateter Dienstbote dadurch, daß er auf ein Jahr in Dienst genommen wird, Ansässigkeit erwerben solle. Die Hauptwirkung, welche die Einführung einer durch Dienst zu erlangenden Ansässigkeit gehabt hat, ist die gewesen, daß die alte Gewohnheit großenteils außer Brauch gekommen ist, jemand auf ein Jahr aufzunehmen, was früher in England so herkömmlich war, daß noch bis auf den heutigen Tag das Gesetz in jedem Falle, wo kein bestimmter Termin ausgemacht worden ist, annimmt, daß der Dienstbote auf ein Jahr aufgenommen sei. Die Herren sind aber nicht immer willens, ihren Dienstboten durch die Aufnahme eine Ansässigkeit zu verschaffen, und die Dienstboten wollen nicht immer so aufgenommen sein, weil sie, da immer die letzte Ansässigkeit die früheren aufhebt, dabei ihre ursprüngliche Ansässigkeit in ihren Geburtsorten, wo ihre Eltern und Verwandten wohnen, einbüßen könnten.

Es ist klar, daß nicht leicht ein unabhängiger Arbeiter, sei er Tagelöhner oder Handwerker, Aussicht hat, eine neue Ansässigkeit durch Lehrzeit oder Dienst zu erwerben. Wendete sich ein solcher mit seinem Fleiße in ein neues Kirchspiel, so war er, so gesund und fleißig er auch sein mochte, der Gefahr ausgesetzt, nach der Laune irgend eines Kirchenvorstehers oder Armenaufsehers wieder entfernt zu werden, wenn er nicht entweder für 10 Pfund im Jahre eine Pachtung übernahm, – was für einen Menschen, der nur von seiner Arbeit lebt, unmöglich ist, oder eine Sicherheit, die zwei Friedensrichtern genügend erschien, dafür anbieten konnte, daß er dem Kirchspiel nicht zur Last fallen werde. Welche Sicherheit sie fordern wollen, ist freilich ganz ihrem Gutdünken überlassen; aber sie können füglich nicht weniger als 30 Pfund verlangen, weil eine Verordnung besteht, daß sogar der Kauf eines Freigutes im Wert von weniger als 30 Pfund kein Ansässigkeitsrecht geben solle, da es nicht für die Sicherung des Kirchspiels vor Belastung genügt. Dies ist aber eine Sicherheit, die wohl kein Mensch, der von seiner Arbeit lebt, geben kann; und oft wird eine viel größere Sicherheit gefordert.

Um einigermaßen jene freie Arbeitszirkulation, die durch diese verschiedenen Gesetze fast gänzlich aufgehoben war, wiederherzustellen, hat man die Zertifikate erdacht. Durch Gesetze aus dem 8. und 9. Regierungsjahre Wilhelm's III. wurde verordnet, daß, wenn jemand aus dem Kirchspiel, wo er zuletzt gesetzlich ansässig war, ein Zertifikat mitbrächte, das von den Kirchenvorstehern und Armenaufsehern unterschrieben und von zwei Friedensrichtern bestätigt wäre, jedes andere Kirchspiel gehalten sei, ihn aufzunehmen, daß er nicht schon aus dem Grunde, weil er wahrscheinlich später zur Last fallen würde, sondern nur dann, wenn er wirklich zur Last falle, entfernt werden sollte, und daß dann das Kirchspiel, welches das Zertifikat ausgestellt hatte, verpflichtet sein sollte, die Kosten des Unterhalts und der Fortschaffung zu tragen. Um aber dem Kirchspiel, wohin ein Mensch sich mit einem solchen Heimatsschein wendete, die vollkommenste Sicherheit zu geben, wurde ferner durch dasselbe Gesetz verordnet, daß er auf keine Weise Ansässigkeit daselbst erwerben sollte, es sei denn, daß er eine Pachtung für 10 Pfund im Jahre übernehme, oder unentgeltlich ein Jahr lang ein Kirchspielamt verwalte, mithin weder durch Anmeldung, noch durch Dienst, Lehrzeit oder Abgabenzahlung. Auch wurde durch ein Gesetz aus dem 12. Regierungsjahre der Königin Anna (stat. I. c. 18.) weiterhin verordnet, daß weder die Dienstboten noch die Lehrburschen solcher Leute mit Heimatsscheinen in dem Kirchspiel, wo sie mit dem Zertifikate wohnten, irgendwie Ansässigkeit erwürben.

Inwiefern diese Erfindung die freie Arbeitszirkulation, die durch die früheren Gesetze fast gänzlich aufgehoben worden war, wiederhergestellt hat, ersehen wir aus folgender höchst scharfsinnigen Bemerkung des Dr. Burn. »Es liegt auf der Hand,« sagt er, »daß es verschiedene gute Gründe gibt, von Personen, die sich an irgend einem Orte niederlassen wollen, Zertifikate zu verlangen, und zwar, weil Personen, die sich damit niederlassen, weder durch Lehrzeit, noch durch Dienst, noch durch Anmeldung, noch endlich durch Zahlung von Kirchspielabgaben ansässig werden können, weil sie weder Lehrlinge, noch Dienstboten ansässig machen können, weil man, sobald sie zur Last fallen, sicher weiß, wohin man sie zu bringen hat, und das Kirchspiel für die Fortschaffung und den Unterhalt in dieser Zeit bezahlt wird, und weil, wenn sie krank werden und nicht fortgeschafft werden können, das Kirchspiel, von dem das Zertifikat ausgestellt ist, sie unterhalten muß: Nichts von alledem kann ohne ein Zertifikat geschehen. Ebenso stark sprechen diese Gründe dafür, daß die Kirchspiele in gewöhnlichen Fällen lieber keine Zertifikate ausstellen; denn es ist nur allzu wahrscheinlich, daß sie die Personen mit Heimatsscheinen zurückbekommen werden, und das noch dazu in einem schlechteren Zustande.« Die Moral aus dieser Beobachtung ist doch wohl die, daß von dem Kirchspiel, wo irgend ein armer Mann sich niederlassen will, stets Zertifikate gefordert werden, daß aber von dem, welches er zu verlassen gedenkt, nur sehr selten welche bewilligt werden. »Es liegt,« sagt derselbe intelligente Schriftsteller in seiner Geschichte der Armengesetze, »eine Härte in dieser Zertifikatsache, daß es in die Macht eines Kirchspielbeamten gegeben wird, einen Menschen gewissermaßen für sein ganzes Leben einzusperren, mag es für ihn auch noch so nachteilig sein, an dem Orte bleiben zu müssen, wo er das Unglück hatte, die sogenannte Ansässigkeit zu erwerben, oder mag er sich die größten Vorteile von einem andern Aufenthalt versprechen.«

Obgleich ein Zertifikat kein Zeugnis über gutes Betragen enthält und nur bescheinigt, daß die Person dem Kirchspiel angehört, dem er wirklich angehört, so steht es doch ganz im Belieben der Kirchspielbeamten, es zu verweigern oder zu gewähren. »Es wurde einmal,« sagt Dr. Burn, »ein Befehl des Oberhofgerichts beantragt, um die Kirchenvorsteher und Armenaufseher zu nötigen, ein Zertifikat auszustellen, aber das Oberhofgericht verwarf den Antrag als einen ganz unerhörten Eingriff.«

Der so ungleiche Arbeitspreis, den wir in England an Orten, die nicht weit voneinander liegen, finden, hat seinen Grund wahrscheinlich in dem Hindernis, welches das Gesetz über die Ansässigkeit einem Armen, der ohne Zertifikat mit seinem Gewerbe von einem Kirchspiel in das andere wandern möchte, entgegensetzt. Ein einzelner Mann kann sich zwar, wenn er gesund und fleißig ist, zuweilen geduldet ohne ein Zertifikat niederlassen; aber wenn ein Mann mit Weib und Kind es versuchen wollte, so könnte er in den meisten Kirchspielen sicher sein, fortgeschafft zu werden, und wenn der einzelne Mann später sich verheiratete, würde er in der Regel ebenso fortgeschafft werden. Daher kann dem in dem einen Kirchspiel gefühlten Mangel an Arbeitern nicht immer durch den in einem anderen vorhandenen Überfluß abgeholfen werden, wie das immer in Schottland und, ich glaube, in allen anderen Ländern wo die Ansässigkeit keine Schwierigkeiten bietet, stets der Fall ist. Wenn auch in solchen Ländern zuweilen der Lohn in der Nähe einer großen Stadt, oder wo sonst eine außergewöhnliche Nachfrage nach Arbeit eintritt, ein wenig steigt und umgekehrt nach und nach mit der Entfernung von solchen Plätzen sinkt, bis er wieder auf den gewöhnlichen Satz der Gegend gefallen ist, so begegnen wir doch nie jenen so plötzlichen und sonderbaren Unterschieden im Arbeitslohn benachbarter Ortschaften, die wir bisweilen in England finden, wo es oft für einen armen Menschen schwieriger ist die künstlichen Schranken eines Kirchspiels zu überschreiten als einen Meeresarm oder einen hohen Gebirgsrücken, natürliche Grenzen, die in anderen Ländern oft sehr scharf die verschiedenen Lohnsätze voneinander scheiden.

Einen Menschen, der sich nichts hat zuschulden kommen lassen, aus einem Kirchspiel, wo er zu wohnen wünscht, zu entfernen, ist eine offenbare Verletzung der natürlichen Freiheit und Gerechtigkeit. Dennoch hat das gewöhnliche Volk in England, das auf seine Freiheit so eifersüchtig ist, aber wie das gewöhnliche Volk in den meisten anderen Ländern nie recht weiß, worin sie besteht, es jetzt schon länger als ein Jahrhundert ruhig ertragen, daß es diesem Drucke hilflos ausgesetzt war. Wenn sich auch denkende Männer über das Ansässigkeitsgesetz als ein öffentliches Übel bisweilen beschwert haben, so hat es doch niemals ein so allgemeines Geschrei im Volke hervorgerufen, wie das gegen die allgemeinen Haftbefehle, die, ein Mißbrauch ohne Zweifel, doch nicht leicht eine so allgemeine Bedrückung zur Folge hatten. Denn ich wage zu behaupten, daß es in England schwerlich einen armen Mann von vierzig Jahren gibt, der sich nicht in irgend einem Abschnitt seines Lebens durch dies törichte Ansässigkeitsgesetz aufs Grausamste bedrückt gefühlt hätte.

Ich schließe dieses lange Kapitel mit der Bemerkung, daß es zwar in früheren Zeiten üblich war, den Lohn festzusetzen, anfänglich durch allgemeine Gesetze, die für das ganze Königreich gegeben wurden, und später durch besondere Anordnungen des Friedensrichters in jeder Grafschaft, daß diese beiden Gewohnheiten aber jetzt gänzlich außer Gebrauch gekommen sind. »Nach der Erfahrung von mehr als vierhundert Jahren,« sagt Dr. Burn, »scheint es endlich an der Zeit, daß man alle Versuche aufgebe, das, was seiner Natur nach jeder genauen Bestimmung unfähig ist, unter strenge Verordnungen zu bringen; denn sollten alle Arbeiter in einem Gewerbe gleichen Lohn erhalten, so hörte der Wetteifer auf, und es würde dem Fleiße und Talente kein Raum gelassen.

Nichtsdestoweniger versuchen noch zuweilen besondere Parlamentsakten den Lohn für bestimmte Gewerbe und bestimmte Orte festzustellen. So verbietet ein Gesetz aus dem 8. Regierungsjahre Georgs III. unter schwerer Geldstrafe allen Schneidermeistern in London und fünf Meilen im Umkreise die Zahlung, und den Gesellen die Annahme von mehr als 2 Schilling 7½ Pence täglich an Arbeitslohn, es sei denn zur Zeit einer allgemeinen Landestrauer. So oft die Gesetzgebung darangeht, die Differenzen zwischen den Unternehmern und ihren Arbeitern auszugleichen, sind immer die Unternehmer ihre Ratgeber. Fällt daher die Ausgleichung zugunsten der Arbeiter aus, so ist sie immer gerecht und billig; wenn aber zugunsten der Unternehmer, so ist sie das manchmal nicht. So ist das Gesetz, welches in einigen Gewerben die Unternehmer verpflichtet, ihre Arbeiter in Geld und nicht in Waren zu bezahlen, ganz gerecht und billig. Es legt den Meistern keine wirkliche Last auf. Es nötigt sie nur, denjenigen Wert in Geld zu bezahlen, den sie in Waren zu bezahlen vorgaben, aber nicht immer wirklich bezahlten. Dies Gesetz ist zugunsten der Arbeiter gegeben; dagegen fällt das Gesetz aus dem 8. Regierungsjahre Georg's III. zugunsten der Unternehmer aus. Wenn die Unternehmer miteinander übereinkommen, den Lohn ihrer Arbeiter herabzusetzen, so schließen sie gewöhnlich einen privaten Bund oder eine Übereinkunft, bei einer bestimmten Strafe nicht mehr als einen bestimmten Lohn zu geben. Wollen die Arbeiter eine entgegengesetzte Verabredung derselben Art schließen, bei einer bestimmten Strafe einen bestimmten Lohn nicht anzunehmen, so würde sie das Gesetz sehr strenge bestrafen; und ginge es wirklich unparteiisch vor, so müßte es gegen die Unternehmer ebenso handeln. Aber das Gesetz aus dem 8. Regierungsjahre Georgs III. gibt gerade der Bestimmung, welche die Unternehmer durch dergleichen Verbindungen zuweilen einzuführen suchen, Gesetzeskraft. Da scheint die Klage der Arbeiter, daß es den geschicktesten und fleißigsten Arbeiter mit einem gewöhnlichen auf gleichen Fuß stellt, vollkommen begründet zu sein.

In früheren Zeiten war es auch üblich, daß man die Profite der Kaufleute und anderer Händler durch Festsetzung des Preises für Lebensmittel und andere Waren zu bestimmen suchte. Die Brottaxe ist, so viel ich weiß, der einzige Rest dieses alten Gebrauches. Wo es eine geschlossene Zunft gibt, da mag es gut sein, den Preis der allerwichtigsten Lebensbedürfnisse festzusetzen. Wo aber keine ist, da wird die Konkurrenz ihn weit besser regulieren als irgend eine Taxe. Das durch ein Gesetz aus dem 31. Regierungsjahre Georgs II. eingeführte Verfahren, die Brottaxe zu bestimmen, konnte in Schottland wegen eines Mangels im Gesetze nicht ausgeübt werden, indem nämlich der Vollzug vom Amte eines Marktmeisters abhängt, das in Schottland nicht existiert. Dieser Mangel wurde erst im 3. Regierungsjahre Georgs III. behoben. Inzwischen stiftete das Fehlen einer Taxe keinen merklichen Schaden, und die Einführung einer solchen hat an den wenigen Orten, wo sie bereits eingeführt ist, keinen merklichen Vorteil gewährt. In den meisten schottischen Städten gibt es jedoch eine Bäckerzunft, die ausschließliche Privilegien in Anspruch nimmt, obgleich sie nicht sehr streng eingehalten werden.

Das Verhältnis des verschiedenen Lohn- und Profitsatzes bei den verschiedenen Beschäftigungsarten von Arbeit und Kapital scheint, wie schon bemerkt wurde, durch den Reichtum oder die Armut, durch den Fortschritt, den Stillstand oder den Niedergang der Gesellschaft nicht stark berührt zu werden. Wenngleich solche Revolutionen im Staatswesen den Lohn- und Profitsatz im ganzen treffen, so müssen sie am Ende doch den Satz bei all den verschiedenen Beschäftigungsarten gleichmäßig treffen. Daher muß das Verhältnis zwischen ihnen das nämliche bleiben und kann durch solche Revolutionen nicht wohl, wenigstens nicht für nennenswerte Zeit, gestört werden.

11. Kapitel: Die Grundrente.

Die Rente, als der für die Benutzung des Bodens gezahlte Preis betrachtet, ist natürlich der höchste, den der Pächter bei der jeweiligen Beschaffenheit des Landes zu zahlen imstande ist. Bei der Feststellung der Pachtbedingungen sucht der Grundherr ihm keinen größeren Anteil am Produkte zu lassen, als zur Erhaltung des Kapitals, mit dem er die Aussaat bestreitet, die Arbeit bezahlt und das Vieh nebst anderem Gerät der Landwirtschaft kauft und unterhält, hinreicht, dazu die gewöhnlichen Profite der Pächterkapitalien in der Nachbarschaft. Das ist offenbar der kleinste Anteil, mit dem sich der Pächter, wenn er nicht geradezu verlieren will, begnügen kann, und der Grundherr ist selten bereit, ihm mehr zu lassen. Was von dem Produkte, oder, was dasselbe ist, von dem Preise des Produktes über diesen Anteil hinaus übrig bleibt, das trachtet der Gutsherr natürlich für sich selbst als Grundrente zu behalten, die offenbar die höchste ist, welche der Pächter bei der jeweiligen Beschaffenheit des Bodens zu zahlen vermag. Manchmal freilich läßt die Liberalität, öfter die Unkenntnis den Grundherrn etwas weniger als diesen Teil annehmen; manchmal auch, obgleich seltener, läßt die Unkenntnis den Pächter sich unterfangen, etwas mehr zu zahlen, oder sich mit etwas weniger als dem in der Nachbarschaft üblichen Profit der Pächterkapitalien zu begnügen. Aber dieser Teil kann doch immer als die natürliche Grundrente, oder als die Rente angesehen werden, von der natürlicherweise angenommen wird, daß das meiste Land dafür verpachtet werden sollte.

Man könnte glauben, die Grundrente sei oft nichts weiter als ein billiger Profit oder Zins für das vom Grundherrn auf seine Kulturarbeiten verausgabte Kapital. Das kann unter Umständen allerdings teilweise der Fall sein; aber es kann wohl niemals mehr als teilweise der Fall sein. Der Grundherr verlangt auch für nicht kultiviertes Land eine Rente, und der angebliche Zins oder Profit für die Kulturkosten sind gewöhnlich nur ein Zusatz zu dieser ursprünglichen Rente. Überdies werden die Kulturarbeiten nicht immer mit dem Kapital des Grundherrn, sondern manchmal mit dem des Pächters ausgeführt. Kommt dann die Zeit, wo der Pachtkontrakt erneuert werden soll, so fordert der Grundherr gewöhnlich dieselbe Erhöhung der Rente, als wenn er die Kulturarbeiten mit eigenen Mitteln ausgeführt hätte.

Zuweilen verlangt er eine Rente für das, was einer Kultur durch Menschen durchaus unfähig ist. Kelp ist eine Seepflanzenart, welche verbrannt ein alkalisches Salz liefert, das zur Herstellung von Glas, Seife und zu einigen anderen Zwecken dient. Es wächst an einigen Orten Großbritanniens, namentlich in Schottland, nur auf solchen Felsen, die innerhalb der Flutgrenze liegen, die täglich zweimal vom Wasser bedeckt werden, und deren Produkt daher nie durch menschlichen Fleiß vermehrt wurde. Dennoch wird ein Grundherr, dessen Gut von einem Kelpufer eingeschlossen ist, ebensogut von diesem, wie von seinen Kornfeldern eine Rente verlangen.

Um die Shetlandsinseln herum ist das Meer außergewöhnlich reich an Fischen, die ein Hauptnahrungsmittel ihrer Bewohner ausmachen. Um aber von diesem Produkt Nutzen zu ziehen, müssen sie am daranstoßenden Lande eine Wohnung haben. Die Rente des Grundeigentümers richtet sich nicht danach, was dem Pächter das Land einbringt, sondern danach, was ihm beide, Land und Wasser, einbringen. Sie wird zum Teil in Seefischen bezahlt, und in jener Gegend tritt einer von den sehr seltenen Fällen ein, wo die Rente einen Teil des Preises jener Ware ausmacht.

Demnach ist die Grundrente, als der für die Benutzung des Bodens bezahlte Preis, natürlich ein Monopolpreis. Er richtet sich durchaus nicht danach, was der Grundherr für die Kultur des Landes verausgabt haben mag, oder womit er sich begnügen könnte, sondern danach, was der Pächter geben kann.

In der Regel können nur solche Bodenprodukte zu Markte gebracht werden, deren üblicher Preis genügt, um das Kapital, das darauf verwendet wurde, sie dahin zu schaffen, samt seinen üblichen Profiten wieder einzubringen. Ist der übliche Preis höher, so wird der Überschuß natürlich als Grundrente abfallen. Ist er aber nicht höher, so kann die Ware zwar zu Markte gebracht werden, wird aber für den Grundherrn keine Rente abwerfen. Ob der Preis höher ist, oder nicht, hängt von der Nachfrage ab.

Es gibt einige Teile des Bodenprodukts, nach denen die Nachfrage immer so stark sein muß, daß sie einen höheren Preis bewirkt, als genügt, um jene auf den Markt zu bringen; und es gibt wieder andere, nach denen sie so stark sein kann, daß sie diesen höheren Preis bewirkt, oder auch nicht. Die ersteren müssen dem Grundherrn immer eine Rente abwerfen. Die letzteren hingegen können dies tun, oder auch nicht, je nach den Umständen.

Man hat also wohl darauf zu achten, daß die Rente auf eine andere Weise in den Aufbau des Warenpreises eintritt als Lohn und Profit. Hohe oder niedrige Löhne und Profite sind die Ursachen eines hohen oder niedrigen Preises; hohe oder niedrige Rente ist dessen Wirkung. Weil hohe oder niedrige Löhne und Profite gezahlt werden müssen, damit eine bestimmte Ware zu Markte komme, ist auch ihr Preis hoch oder niedrig. Aber weil ihr Preis hoch oder niedrig ist, viel mehr, oder wenig mehr, oder gar nicht mehr, als nötig ist, um jene Löhne zu zahlen, erwirkt sie eine hohe oder eine niedrige oder gar keine Rente.

Die abgesonderte Betrachtung, erstens jener Teile des Bodenproduktes, die immer eine Rente gewähren, zweitens jener, die bald eine gewähren und bald nicht, und drittens der Veränderungen, die in den verschiedenen Perioden der Culturarbeiten im relativen Werte dieser beiden Arten von Rohprodukten naturgemäß eintreten, sowohl wenn, man sie unter einander, als wenn man sie mit Manufakturwaren vergleicht, teilt dieses Kapitel in drei Abteilungen.

1. Abteilung: Die Bodenprodukte, die immer eine Rente abwerfen.

Da die Menschen sich gleich allen anderen tierischen Wesen natürlich im Verhältnis zu den vorhandenen Unterhaltsmitteln vermehren, so herrscht allezeit mehr oder weniger Nachfrage nach Nahrung. Sie kann sich stets eine größere oder kleinere Quantität Arbeit verschaffen oder dienstbar machen, und es findet sich immer jemand, der, um sie zu erlangen, bereit ist, etwas zu tun. Die Quantität Arbeit, die sie verschaffen kann, ist allerdings, wegen der hohen Löhne, die bisweilen für die Arbeit gezahlt werden, nicht immer so groß, als sie sein könnte, wenn sie aufs sparsamste zugemessen würde; aber sie kann doch immer eine so große Quantität Arbeit verschaffen, als sie unterhalten kann, entsprechend dem Satze, zu dem diese Art von Arbeit in der Gegend gewöhnlich unterhalten wird.

Es bringt aber der Boden fast in jeder Lage eine größere Quantität Nahrung hervor, als zum Unterhalt aller Arbeit die nötig ist, um sie zu Markte zu bringen, genügt, und zwar auf die reichlichste Art, auf die jene Arbeit je unterhalten wurde. Auch ist der Überschuß immer mehr als hinreichend, um das Kapital, welches jene Arbeit beschäftigte, samt den ihm zukommenden Profiten wieder einzubringen. Mithin bleibt dem Grundherrn stets etwas als Rente übrig.

Die wüstesten Moore Norwegens und Schottlands bringen noch eine Art Futter für das Vieh hervor, dessen Milch und Nachwuchs immer mehr als hinreichend ist, nicht nur die zu seiner Wartung erforderliche Arbeit zu unterhalten und dem Pächter oder Eigentümer der Herden den üblich Profit zu verschaffen, sondern auch noch für den Grundherrn eine kleine Rente abzuwerfen. Die Rente steigt mit der Güte der Weide. Der nämliche Fleck Landes ernährt dann nicht allein eine größere Menge Vieh, sondern erfordert auch, da es in einem kleineren Bezirk beisammen ist, weniger Arbeit zu seiner Wartung und zur Einsammlung seiner Produkte. Der Grundeigentümer gewinnt auf zweierlei Art: durch die Zunahme des Produktes und durch die Verminderung der Arbeit, die davon unterhalten werden muß.

Die Grundrente ist nicht nur, was auch immer das Produkt sei, je nach der Fruchtbarkeit, sondern auch, wie immer seine Fruchtbarkeit sei, je nach der Lage verschieden. Boden in der Nähe einer Stadt wirft eine größere Rente ab, als gleich fruchtbarer Boden in einem entlegenen Teile des Landes. Mag auch der Anbau des einen nicht mehr als der des anderen kosten, so muß es doch immer mehr Kosten verursachen, die Produkte des entlegenen Grundstücks auf den Markt zu bringen. Es muß daher eine größere Quantität Arbeit davon unterhalten werden, und der Überschuß, von dem sowohl der Profit des Pächters als auch die Rente des Grundeigentümers bezogen wird, geringer werden. Aber in entlegenen Teilen des Landes ist, wie schon gezeigt wurde, der Profitsatz gewöhnlich höher als in der Nachbarschaft einer großen Stadt. Daher kann dem Grundeigentümer nur ein kleinerer Anteil aus dem verringerten Überschuß zufallen.

Gute Straßen, Kanäle und schiffbare Flüsse bringen durch Ermäßigung der Frachtkosten zwischen den entlegenen Gegenden eines Landes und der Umgegend einer Stadt eine ziemliche Ausgleichung hervor. Sie sind in dieser Hinsicht die größten von allen Verbesserungen. Sie ermuntern den Anbau der entlegenen Kreise, die stets die ausgedehntesten eines Landes sein müssen. Sie nützen der Stadt, indem sie das Monopol des Landes in seiner Nachbarschaft aufheben. Sie sind selbst für diesen Teil des Landes vorteilhaft. Zwar bringen sie konkurrierende Waren auf den alten Markt, aber sie öffnen auch seinen Produkten viele neue Märkte. Zudem ist ein Monopol ein großer Feind guter Geschäftsführung, die sich nur infolge jener freien, allgemeinen Konkurrenz, welche jedermann zwingt, um seiner eigenen Selbstverteidigung willen danach zu greifen, allgemein verbreiten kann. Es sind kaum 50 Jahre her, daß gewisse Grafschaften in der Nähe von London bei dem Parlamente gegen eine Verlängerung der Chausseen in entferntere Grafschaften petitionierten. Die entlegeneren Grafschaften, behaupteten sie, würden durch die Wohlfeilheit der Arbeit instand gesetzt sein, ihr Heu und Getreide auf dem Londoner Markte wohlfeiler als sie zu verkaufen und würden dadurch ihre Renten herabdrücken und ihren Landbau zugrunde richten. Dessenungeachtet sind seit jener Zeit ihre Renten gewachsen, und ihr Landbau hat sich gehoben.

Ein Getreidefeld von mäßiger Fruchtbarkeit bringt eine viel größere Menge von Nahrung für die Menschen hervor als der beste Weideplatz von gleicher Ausdehnung. Erfordert seine Bestellung auch weit mehr Arbeit, so ist doch der Überschuß, der nach Wiederersatz der Saat und der Erhaltung jener ganzen Arbeit übrig bleibt, gleichfalls weit größer. Wenn daher angenommen wird, daß ein Pfund Fleisch nie mehr wert sei als ein Pfund Brot, so würde dieser größere Überschuß auch überall einen größeren Wert haben und sowohl für den Profit des Pächters als für die Rente des Grundherrn einen größeren Fonds abgeben. So scheint es wirklich beim rohen Anfang der Landwirtschaft allgemein der Fall gewesen zu sein.

Aber der relative Wert dieser zwei verschiedenen Nahrungsmittel, des Brotes und des Fleisches, ist in den verschiedenen Perioden der Landwirtschaft sehr verschieden. Bei ihrem rohen Anfang wird die nicht urbar gemachte Wildnis, die zu dieser Zeit den bei weitem größten Teil des Landes einnimmt, ganz dem Vieh überlassen. Es gibt dann mehr Fleisch als Brot, und folglich ist das Brot dasjenige Nahrungsmittel, für das die größte Konkurrenz besteht, und das eben darum den größten Preis hat. In Buenos-Ayres waren, wie wir von Ulloa erfahren, vor vierzig oder, fünfzig Jahren vier Realen, 21½ Pence Sterling, der gewöhnliche Preis eines aus einer Herde von zwei oder dreihundert Stück ausgesuchten Rindes. Über den Preis des Brotes sagt er nichts, wahrscheinlich weil er nichts Auffallendes darüber fand. Ein Rind, sagt er, kostet dort wenig mehr als die Arbeit, es zu fangen. Dagegen kann Korn nirgends ohne viel Arbeit gebaut werden, und in einem Lande, welches am La-Plata-Strom, zu jener Zeit der direkten Straße von Europa nach den Silberminen von Potosi, liegt, konnte der Geldpreis der Arbeit nicht sehr wohlfeil sein. Es verhält sich anders, wenn sich der Anbau über den größten Teil des Landes verbreitet hat. Da gibt es dann mehr Brot als Fleisch. Die Konkurrenz ändert ihre Richtung, und der Preis des Fleisches wird höher als der des Brotes.

Außerdem wird durch die Ausdehnung des Anbaues die nicht urbare Wildnis ungenügend, um der Nachfrage nach Fleisch zu genügen. Ein großer Teil der angebauten Strecken muß dann zur Zucht und Mast des Viehes hergegeben werden, dessen Preis hoch genug sein muß, um nicht nur die zu seiner Wartung nötige Arbeit, sondern auch die Rente, die der Grundeigentümer, und den Profit, den der Pächter aus solchen Strecken bei ihrer Benutzung als Ackerland hätte ziehen können, zu bezahlen. Das Vieh, das auf den unkultiviertesten Mooren aufwächst, wird auf dem Markte nach seinem Gewicht oder seiner Güte zu demselben Preise verkauft, wie das auf den besten Ländereien aufgezogene. Die Eigentümer solcher Moore gewinnen dabei und steigern die Rente ihres Landes im Verhältnis zum Preise ihres Viehes. Es ist noch kein Jahrhundert her, daß in vielen Gegenden der schottischen Hochlande Fleisch ebenso wohlfeil oder noch wohlfeiler war als Haferbrot. Die Vereinigung öffnete dem Hochlandvieh den englischen Markt. Jetzt ist sein gewöhnlicher Preis mehr als dreimal so hoch als zu Beginn des Jahrhunderts, und die Renten vieler Hochlandgüter haben sich in derselben Zeit verdreifacht und vervierfacht. In den meisten Teilen Großbritanniens ist jetzt ein Pfund vom besten Fleisch fast mehr wert als zwei Pfund vom besten Weißbrot; und in reichen Jahren ist es mitunter drei oder vier Pfund wert.

So geschieht es denn, das bei fortschreitender Kultur die Rente und der Profit unkultivierten Weidelandes einigermaßen durch die Rente und den Profit des kultivierten, und diese wieder durch die Rente und den Profit des Getreides geregelt werden. Getreide bedeutet eine jährliche Ernte; Fleisch hingegen eine Ernte, die vier oder fünf Jahre zum Reifwerden braucht. Da nun ein Acre Land eine viel geringere Quantität von dem einen als von dem anderen Nahrungsmittel hervorbringt, so muß die geringere Quantität durch den höheren Preis ausgeglichen werden. Würde sie mehr als ausgeglichen, so würde man mehr Getreideland in Weideplätze verwandeln; und würde sie nicht ausgeglichen, so würde man einen Teil der Weideplätze wieder zu Getreideland machen.

Doch muß man wissen, daß diese Gleichheit von Rente und Profit des Futters und von Rente und Profit des Getreides, d. h. von einem Boden, dessen unmittelbares Produkt Nahrung für Vieh, und einem, dessen unmittelbares Produkt Nahrung für Menschen ist, nur von dem größeren Teil des kultivierten Bodens eines großen Landes gilt. An einzelnen besonderen Örtlichkeiten ist es ganz anders, und Rente und Profit von Futter sind da weit höher, als was mit Getreide verdient werden kann.

So bewirkt oft in der Nähe einer großen Stadt die Nachfrage nach Milch und Pferdefutter, so wie der hohe Preis des Fleisches, daß der Wert des Futters das, was man sein natürliches Verhältnis zum Getreide nennen kann, übersteigt. Es ist klar, daß dieser örtliche Vorteil nicht den entlegenen Ländereien zugute kommen kann.

Besondere Umstände haben manche Länder so volkreich gemacht, daß das ganze Gebiet, in ähnlicher Weise wie die Ländereien in der Nähe einer großen Stadt, nicht ausreichte, um das für den Unterhalt der Einwohner nötige Futter und Getreide zu liefern. Darum wurden ihre Ländereien hauptsächlich zur Erzeugung des Futters verwandt, der voluminöseren Ware, die nicht so leicht aus weiter Ferne herbeigeschafft werden kann; und Getreide, das Nahrungsmittel der großen Masse des Volkes, wurde meist aus fremden Ländern importiert. Gegenwärtig befindet sich Holland in dieser Lage, und in der Blütezeit der Römer scheint es mit einem großen Teil des alten Italiens ebenso gewesen zu sein. Gute Viehzucht, sagt nach Cicero's Bericht der ältere Cato, ist die erste und profitabelste Sache bei der Bewirtschaftung eines Landgutes, mittelmäßige die zweite und schlechte die dritte. Der Ackerwirtschaft wies er nur den vierten Platz für Profit und Vorteil an. In der Tat muß auch die Feldwirtschaft in jenem Teile des alten Italiens, der in Roms Nähe lag, durch die Getreideverteilungen, mit denen das Volk häufig entweder umsonst oder zu sehr niedrigem Preise bedacht wurde, außerordentlich entmutigt worden sein. Dies Getreide wurde aus den eroberten Provinzen gebracht, deren manche der Republik anstatt Geld den zehnten Teil ihrer Bodenerzeugnisse zu einem festgesetzten Preise, etwa 6 Pence fürs Peck, liefern mußten. Der niedrige Preis, zu welchem dies Getreide an das Volk verteilt wurde, mußte notwendigerweise den Preis dessen, was aus Latium oder dem alten Gebiete Roms auf den römischen Markt kam, herabdrücken und von seinem Anbau in jenem Landesteil abschrecken.

Auch wird in einer offenen Gegend, deren Haupterzeugnis Getreide ist, ein wohl eingehegter Weideplatz oft besser rentieren, als irgend ein daranstoßendes Getreidefeld. Er dient zum Unterhalt des zum Getreidebau verwendeten Viehes, und seine hohe Rente wird in diesem Falle nicht sowohl von dem Werte seines eigenen Erzeugnisses als von dem des Getreidelandes gezahlt, das mit seiner Hilfe bestellt wird. Sie würde wahrscheinlich fallen, wenn die umliegenden Ländereien alle eingehegt würden. Die gegenwärtige hohe Rente des eingehegten Landes in Schottland scheint von der Seltenheit des Einhegens herzurühren und wird wahrscheinlich nicht länger dauern als jene Seltenheit. Der Vorteil des Einhegens ist für die Weide größer als für das Getreide. Es spart die Arbeit der Aufsicht über das Vieh, das auch viel besser gedeiht, wenn es nicht von dem Hirten oder seinem Hunde beunruhigt wird.

Wo sich jedoch kein ähnlicher örtlicher Vorteil findet, da muß natürlich die Rente und der Profit des Getreides oder von allem, was sonst etwa die gewöhnliche Pflanzennahrung des Volkes bildet, auf den dazu geeigneten Äckern die Rente und den Profit der Weideplätze bestimmen.

Man müßte erwarten, daß der Gebrauch der künstlichen Grasarten, der Rüben, der Möhren, des Kohls und der anderen Hilfsmittel, auf die man gekommen ist, um mit einem gleich großen Stück Land eine größere Anzahl Vieh zu ernähren als es bei natürlichen Grasarten möglich wäre, den höheren Preis, den in einem kultivierten Lande das Fleisch natürlicherweise vor dem Brote voraus hat, etwas herabdrücken sollte. Es scheint in der Tat auch der Fall gewesen zu sein; und man hat einigen Grund zu glauben, daß wenigstens auf dem Londoner Markte der Preis des Fleisches im Verhältnis zu dem Preise des Brotes in neuerer Zeit beträchtlich niedriger ist, als er es zu Beginn des vorigen Jahrhunderts war.

In dem Anhange zum Leben des Prinzen Heinrich hat uns Doktor Birch ein Verzeichnis der Fleischpreise gegeben, wie sie jener Prinz gewöhnlich bezahlte. Da heißt es, daß die vier Viertel eines Ochsen im Gewichte von 600 Pfund ihn gemeiniglich 9 Pfund 10 Schilling oder so ungefähr kosteten; das macht 31 Schilling und 8 Pence für hundert Pfund. Prinz Heinrich starb am 6. November 1612 in seinem neunzehnten Jahre.

Im März 1764 fand eine parlamentarische Untersuchung über die Ursachen des damaligen hohen Preises der Lebensmittel statt. Unter anderen Aussagen aus demselben Anlaß wurde damals von einem virginischen Kaufmann bezeugt, daß er im März 1763 seine Schiffe mit Rindfleisch zu 24 oder 25 Schilling den Zentner versorgt habe, – ein Preis, den er für den gewöhnlichen hielt, – während er in jenem teuren Jahre 27 Schilling für dieselbe Quantität und Güte habe zahlen müssen. Gleichwohl ist dieser hohe Preis im Jahre 1764 um 4 Schilling und 8 Pence wohlfeiler als der vom Prinzen Heinrich gezahlte gewöhnliche Preis; und, das muß bemerkt werden, nur das beste Rindfleisch eignet sich dazu, für diese weiten Reisen eingesalzen zu werden.

Der vom Prinzen Heinrich bezahlte Preis beträgt 3? Pence auf das Pfund vom ganzen Ochsen, gewöhnliche und ausgesuchte Stücke zusammen; und nach diesem Satze konnten die ausgesuchten Stücke im Detailverkauf nicht unter 4½ d. oder 5 d. das Pfund verkauft werden.

Bei der parlamentarischen Untersuchung im Jahre 1764 gaben die Zeugen an, daß der Preis ausgesuchter Stücke vom besten Rindfleisch für den Konsumenten 4 und 4½ d. das Pfund und gewöhnlicher Stücke im allgemeinen 7 Farthings bis zu 2½ und 2 ¾ d. sei; und von diesem Preise sagten sie, daß er im ganzen um einen halben Penny höher sei, als wofür dieselben Stücke im Monat März gewöhnlich verkauft worden seien. Dennoch ist auch dieser hohe Preis noch beträchtlich wohlfeiler, als wie wir wohl annehmen können, der übliche Detailpreis zur Zeit des Prinzen Heinrich war.

Während der ersten zwölf Jahre des vorigen Jahrhunderts war der Durchschnittspreis des besten Weizens auf dem Markte zu Windsor 1 £ 18 s. 3? d. der Malter zu neun Winchester Scheffeln.

Dagegen war in den zwölf Jahren vor 1764, einschließlich dieses Jahres, der Durchschnittspreis derselben Quantität des besten Weizens auf dem nämlichen Markte 2 £ 1 s. 9½ d.

Hieraus geht hervor, daß in den zwölf ersten Jahren des vorigen Jahrhunderts der Weizen beträchtlich wohlfeiler und das Fleisch beträchtlich teurer gewesen zu sein scheint, als in den zwölf Jahren vor 1764 einschließlich dieses Jahres.

In allen großen Ländern wird der größte Teil des kultivierten Bodens zu Erzeugung von Nahrung für Menschen oder von Nahrung für Vieh gebraucht. Die Rente und der Profit davon regulieren die Rente und den Profit alles anderen kultivierten Bodens. Brächte irgend ein Produkt weniger ein, so würde man den Boden bald in Korn- oder Weideland verwandeln; und brächte irgend eines mehr ein, so würde man einen Teil der Getreide- und Weideländereien bald diesem Produkt zuwenden.

Es scheinen zwar gewöhnlich jene Produkte, die entweder größere anfängliche Ausgaben für den Anbau, oder eine größere jährliche Ausgabe für Kultur erfordern, um das Land für sie geeignet zu machen, teils eine größere Rente, teils einen größeren Profit abzuwerfen, als Getreide- oder Weideland. Aber man wird selten finden, daß dieses Mehr einen entsprechenden Zins oder Ersatz für diese Mehrausgabe übersteigt.

Bei einem Hopfen-, Obst- oder Gemüsegarten pflegt die Rente des Grundeigentümers und der Profit des Pächters höher zu sein als bei einem Getreidefelde oder Weideland. Aber es erfordert mehr Ausgaben, den Boden dazu instand zu setzen. Daher muß dem Grundeigentümer eine höhere Rente zufallen. Andererseits ist eine aufmerksamere und geschicktere Behandlung nötig. Daher muß dem Pächter ein höherer Profit zufallen. Auch ist die Ernte, wenigstens bei Hopfen- und Obstgärten, unsicherer. Ihr Preis muß deshalb außer dem Ersatz aller gelegentlicher Verluste auch noch eine Art von Versicherungsprofit bieten. Die Vermögensverhältnisse der Gärtner, – gewöhnlich ärmlich und immer mäßig, – mögen uns zur Genüge beweisen, daß ihre große Geschicklichkeit in der Regel nicht übermäßig entlohnt wird. Ihre genußreiche Kunst wird von so vielen reichen Leuten zum Zeitvertreib ausgeübt, daß die, welche sie des Profites halber ausüben, nur wenig Vorteil daraus ziehen können, weil diejenigen Personen, die eigentlich ihre besten Kunden sein müßten, sich mit allen ihren höchst wertvollen Produkten selber versorgen.

Der Vorteil, den der Grundeigentümer aus solcher Kultur zieht, scheint zur keiner Zeit höher gewesen zu sein, als gerade genügt, um die ursprünglichen Anlagekosten auszugleichen. In der alten Landwirtschaft scheint nächst dem Weinberge ein wohlbewässerter Gemüsegarten der Teil des Gutes gewesen zu sein, von dem man annahm, daß er das wertvollste Produkt liefere. Dagegen glaubt Demokrit, der ungefähr vor zweitausend Jahren über die Landwirtschaft schrieb und von den Alten als einer der Väter dieser Kunst angesehen wurde, daß die nicht weise handelten, die einen Gemüsegarten einhegten. Der Profit, sagt er, würde die Kosten einer Steinmauer nicht ersetzen; Ziegel aber, (er meinte, wie ich glaube, an der Sonne gebackene Ziegel,) verwitterten durch den Regen und den Wintersturm und bedürften steter Ausbesserung. Columella, der dies Urteil des Demokrit mitteilt, widerspricht ihm nicht, sondern rät zu einer sehr dürftigen Einhegungsart, einer Hecke aus Brombeersträuchern und Dornen, die er, wie er sagt aus Erfahrung als einen haltbaren und undurchdringlichen Zaun erkannt habe, der aber, wie es scheint, zurzeit des Demokrit nicht allgemein bekannt gewesen ist. Palladius tritt der Meinung des Columella bei, die vordem auch von Varro empfohlen worden war. Nach dem Urteil dieser alten Landwirte war, wie es scheint, das Erzeugnis eines Gemüsegartens wenig mehr als hinreichend, um für die außerordentliche Pflege und die Bewässerungskosten zu entschädigen; denn man hielt es in der Sonne so nahen Ländern damals wie jetzt für gut, über ein fließendes Wasser zu verfügen, das in jedes Beet des Gartens geleitet werden könnte. Auch heute ist man noch im größten Teile von Europa der Meinung, daß ein Gemüsegarten keinen besseren Zaun als den von Columella empfohlenen verdiene. In Großbritannien und mehreren anderen nördlichen Ländern können die feineren Früchte nicht ohne Hilfe einer Mauer zur Reife gebracht werden. Darum muß ihr Preis in solchen Ländern hoch genug sein, um die Kosten des Baues und Unterhaltes dessen, was sie nicht entbehren können, zu tragen. Die Fruchtmauer schließt oft auch den Gemüsegarten ein, dem dadurch der Vorteil einer Einhegung zugute kommt, die sein eigenes Produkt selten bezahlen konnte.

Daß der gehörig bepflanzte und zur Vollkommenheit gebrachte Weinberg der wertvollste Teil des Gutes war, scheint ein unangefochtener Grundsatz in der Landwirtschaft der Alten gewesen zu sein, wie er es in der Gegenwart in allen Weinländern ist. Ob es aber vorteilhaft war, einen neuen Weinberg anzulegen, das war, wie wir von Columella erfahren, bei den alten italienischen Landwirten eine Streitfrage. Er selbst entscheidet sich, als ein wahrer Liebhaber alles sorgfältigen Anbaus, für den Weinberg und sucht durch eine Vergleichung des Profits mit der Ausgabe zu zeigen, daß er eine sehr vorteilhafte Kulturart sei. Solche Vergleichungen zwischen Profit und Ausgaben bei neuen Projekten sind jedoch in der Regel sehr trügerisch und nirgends so sehr wie in der Landwirtschaft. Wäre der aus solchen Anpflanzungen sich ergebende Gewinn gewöhnlich so groß gewesen, als er sich einbildete, so hätte vielleicht diesbezüglich kein Streit bestehen können. Derselbe Punkt ist auch heute noch in Weinländern häufig ein Gegenstand von Erörterungen. Ihre landwirtschaftlichen Schriftsteller scheinen in der Tat geneigt zu sein, sich als Freunde und Förderer einer hohen Kultur im allgemeinen mit Columella für den Weinberg auszusprechen. In Frankreich scheint die Ängstlichkeit, mit der die Eigentümer von alten Weinbergen die Anlagen irgendwelcher neuen zu hintertreiben suchen, für ihre Meinung zu sprechen und bei denen, welche die Erfahrung haben müssen, auf eine Kenntnis davon hinzuweisen, daß diese Art der Kultur für jetzt in jenem Lande vorteilhafter sei als irgend eine andere. Indes scheint sie zugleich auf ein andere Meinung hinzuweisen, nämlich auf die, daß jener höhere Profit nicht länger andauern kann als die Gesetze, welche gegenwärtig den freien Anbau des Weines einschränken. Im Jahre 1731 erhielten sie einen Staatsratserlaß, der sowohl die Anlage neuer Weinberge, als auch die Erneuerung derjenigen alten, deren Kultur zwei Jahre lang unterblieben war, verbot, ausgenommen eine ausdrückliche Erlaubnis des Königs, die nur auf einen Bericht des Intendanten der Provinz erfolgen könne, mit der Bescheinigung, daß er das Land untersucht und zu jedem anderen Anbau untauglich gefunden habe. Den Vorwand zu diesem Erlaß bildete die Knappheit an Getreide und Viehfutter und der Überfluß an Wein. Hätte aber wirklich dieser Überfluß bestanden, so würde er auch ohne irgend einen Staatsratserlaß die Anlage neuer Weinberge durch Verringerung des Profits dieses Kulturzweiges unter sein natürliches Verhältnis zu dem von Getreide und Viehfutter verhindert haben. Was die durch die Vervielfältigung der Weinberge verursachte angebliche Knappheit an Getreide betrifft, so wird in ganz Frankreich nirgends so sorgfältig Getreide gebaut als in den Weinprovinzen, so weit der Boden sich dazu eignet, so in Burgund, Guienne und der oberen Languedoc. Die vielen Arbeiter, die bei dem einen Kulturzweige beschäftigt werden, ermuntern notwendigerweise zu dem anderen, indem sie für die Produkte des letzteren einen lebhaften Markt schaffen. Die Zahl derer, welche es zu bezahlen imstande sind, zu verringern, ist gewiß ein höchst ungeeignetes Mittel, den Bau des Getreides zu fördern. Es ist das wie eine Wirtschaftspolitik, die den Landbau dadurch fördern möchte, daß sie die Manufakturen entmutigt.

Mithin sind Rente und Profit jener Erzeugnisse, die entweder eine größere anfängliche Ausgabe zur Kultur des Landes, um es für sie geeignet zu machen, oder eine größere jährliche Ausgabe für die Bebauung erfordern, zwar oft weit höher als die von Getreide und Weideland, aber sie werden auch, selbst wenn sie nur die außergewöhnlichen Kosten gerade wett machen, in Wirklichkeit durch die Rente und den Profit jener gemeinen Ernten bestimmt.

Es trifft sich in der Tat zuweilen, daß die Quantität Land, die für ein bestimmtes Erzeugnis eingerichtet werden kann, zu klein ist, um die wirksame Nachfrage zu befriedigen. Es kann das gesamte Erzeugnis solchen Abnehmern überlassen werden, die etwas mehr zu geben willens sind, als zur Bezahlung der ganzen Rente, des Lohnes und Profits erforderlich ist, die nötig sind, um es zu erzeugen und auf den Markt zu bringen, entweder nach dem natürlichen Satze, oder dem Satze, der in den meisten Teilen des übrigen kultivierten Landes bezahlt wird. Der Überschuß des Preises, der nach Bezahlung der gesamten Anbau- und Kulturkosten übrig bleibt, mag in diesem Falle, und nur in diesem Falle, gewöhnlich in keinem regelmäßigen Verhältnis zu dem gleichen Überschuß bei Getreide- und Weideland stehen, sondern ihn in jedem möglichen Grade überschreiten; und der größte Teil dieses Überschusses kommt der Rente des Grundeigentümers zugute.

Das übliche und natürliche Verhältnis, z. B. zwischen der Rente und dem Profit von Wein und denen von Getreide und Weideland kann man nur bei denjenigen Weinbergen anzutreffen hoffen, die nichts als guten gewöhnlichen Wein hervorbringen, wie er fast überall, auf jedem leichten, kiesigen oder sandigen Boden gezogen werden kann, und der keine andere Empfehlung hat, als daß er stark und der Gesundheit zuträglich ist. Nur mit solchen Weinbergen kann der gewöhnliche Boden des Landes die Konkurrenz aufnehmen: daß er es mit jenen von besonderer Qualität nicht kann, ist klar.

Der Wein wird von der Verschiedenheit des Bodens mehr beeinflußt als irgend eine andere Frucht. Von manchem Boden erhält er eine Blume, die, wie man annimmt, weder Kultur noch Behandlung auf irgend einem anderen ersetzen kann. Diese Blume, – ob wirklich oder eingebildet, – ist bald dem Produkte einiger weniger Weinberge eigen, bald erstreckt sie sich über den größten Teil eines kleinen Gebiets, bald endlich über einen beträchtlichen Teil einer großen Provinz. Das ganze Quantum solcher Weine, das zu Markte gebracht wird, bleibt zurück hinter der wirksamen Nachfrage, oder hinter der Nachfrage jener, die willens sind, Rente, Profit und Lohn, die notwendig waren, um sie vorzubereiten und dahin zu schaffen, nach dem gewöhnlichen Satz, oder dem Satz, der in gemeinen Weinbergen bezahlt wird, zu bezahlen. Daher kann das ganze Quantum an jene abgelassen werden, die mehr zu zahlen willens sind, was notwendigerweise den Preis über jenen des gemeinen Weines steigert. Die Differenz ist größer oder kleiner, je nachdem die Beliebtheit und der geringe Vorrat des Weines die Konkurrenz der Käufer mehr oder weniger stark macht. Wie es aber auch sei, das Meiste davon fällt der Rente des Grundeigentümers zu. Denn obgleich solche Weinberge gemeiniglich sorgfältiger kultiviert werden als die meisten übrigen, so scheint doch der hohe Preis des Weines nicht so sehr eine Wirkung, als die Ursache dieser sorgfältigen Kultur zu sein. Bei einem so wertvollen Produkte ist ein durch Nachlässigkeit herbeigeführter Verlust groß genug, um auch den Fahrlässigsten zur Aufmerksamkeit zu zwingen. Demnach genügt ein kleiner Teil des hohen Preises, um den Lohn für die außerordentliche Arbeit, die auf deren Kultur verwendet wird, und den Profit des außerordentlichen Kapitals, das jene Arbeit in Gang setzte, bezahlt zu machen.

Die Zuckerkolonien, welche viele europäische Nationen in Westindien besitzen, lassen sich mit diesen kostbaren Weinbergen vergleichen. Ihr gesamtes Erzeugnis bleibt hinter der wirksamen Nachfrage Europas zurück und kann an solche Abnehmer abgelassen werden, die mehr zu geben willens sind, als nach dem Satze, zu dem sie gewöhnlich bei jedem anderen Produkt bezahlt werden, zur ganzen Deckung der Rente, des Profits und des Lohnes, die nötig sind, um es vorzubereiten und auf den Markt zu bringen, genügt. In Cochinchina wird nach der Angabe Poivre's Voyages d'un philosophe., eines sehr sorgfältigen Beobachters der Landwirtschaft jenes Landes, der Zentner vom feinsten weißen Zucker für drei Piaster etwa 13 Schilling und 6 Pence in unserem Gelde, verkauft. Was dort Zentner genannt wird, wiegt zwischen 150-200 Pariser Pfund, oder durchschnittlich 175 Pariser Pfund, was den Preis eines englischen Zentners von 100 Pfund auf etwa 8 Schilling stellt, also nicht den vierten Teil dessen, was gewöhnlich für den aus unseren Kolonien eingeführten braunen Zucker, Muskovade, gezahlt wird, und nicht den sechsten Teil dessen, was für den feinsten weißen Zucker bezahlt wird. Der größte Teil des kultivierten Landes in Cochinchina wird zur Produktion von Getreide und Reis, der Nahrung der großen Massen des Volkes, verwendet. Die entsprechenden Preise von Getreide, Reis und Zucker stehen dort wahrscheinlich im natürlichen Verhältnis, oder in dem, welches sich natürlicher Weise bei den verschiedenen Ernten des größten Teils vom kultivierten Lande einstellt und den Grundeigentümer und den Pächter für das, was, soweit als man es berechnen kann, die anfänglichen Kosten der Anlage und die jährlichen Kosten der Kultur zu sein pflegen, entschädigt. Dagegen steht in unseren Zuckerkolonien der Preis des Zuckers zu dem von Reis und Getreide in keinem solchen Verhältnis, weder in Europa noch in Amerika. Man sagt gewöhnlich, ein Zuckerpflanzer erwarte, daß Rum und Melasse alle Kosten seiner Pflanzung decken, sein Zucker selbst aber als reiner Profit übrig bleiben werde. Wenn dies wahr ist, denn ich getraue mich nicht, es zu behaupten, so ist es so, als wenn ein Getreidebauer erwartete, daß alle Kosten seines Anbaues durch Streu und Stroh gedeckt würden, und er das Korn als reinen Profit übrig behielte. Wir sehen oft in London und anderen Handelsstädten Gesellschaften von Kaufleuten wüste Ländereien in unseren Zuckerkolonien kaufen, die sie durch Faktoren und Agenten mit Profit anzubauen und zu kultivieren gedenken, trotz weiter Entfernung und der Unsicherheit der Wiedererstattung infolge der in jenen Ländern mangelhaften Rechtspflege. Niemand wird es versuchen, die fruchtbarsten Ländereien Schottlands und Irlands oder die Kornprovinzen Nordamerikas auf die gleiche Weise anzubauen und zu kultivieren, obwohl sich wegen der geordneteren Rechtspflege in diesen Ländern eine regelmäßigere Wiedererstattung erwarten ließe.

In Virginien und Maryland wird der Bau des Tabaks dem des Getreides vorgezogen, weil er einträglicher ist. Tabak könnte in dem größten Teil Europas mit Vorteil gebaut werden; aber fast in jedem Teil Europas ist er ein Hauptobjekt der Besteuerung geworden, und man ist der Meinung, daß es schwieriger sein würde, die Steuer von jedem einzelnen Gute des Landes, wo diese Pflanze gezogen würde, einzutreiben, als eine bei ihrer Einfuhr an der Zollstätte zu erheben. Aus diesem Grunde verbot man unsinniger Weise den Tabaksbau in dem größten Teil von Europa, was notwendig den Ländern, wo er erlaubt ist, eine Art Monopol verleiht; und da nun Virginien und Maryland die größte Menge davon hervorbringen, so teilen sie sich, obgleich nicht ohne einige Konkurrenten, doch reichlich in die Vorteile dieses Monopols. Indes scheint der Bau des Tabaks doch nicht so vorteilhaft zu sein als der des Zuckers. Ich habe nie von irgend einer Tabakspflanzung gehört, die durch das Kapital von Kaufleuten, welche in Großbritannien wohnten, angelegt und kultiviert worden wäre, und unsere Tabakskolonien schicken uns keine so reichen Pflanzer nach Hause, als wir sie oft von unseren Zuckerinseln ankommen sehen. Wenn es auch nach dem Vorzug, den man in jenen Kolonien dem Bau des Tabaks vor dem des Kornes gibt, schiene, daß die wirksame Nachfrage Europas nach Tabak nicht vollständig befriedigt wird, so ist sie doch wahrscheinlich näher daran, als die nach Zucker: und wenngleich der jetzige Preis des Tabaks wahrscheinlich mehr als hinreichend ist, Rente, Lohn und Profit, die notwendig sind, um ihn vorzubereiten und auf den Markt zu bringen, nach dem Satze, zu dem sie in Getreideländern bezahlt zu werden pflegen, ganz zu decken, so kann er doch nicht um so Vieles größer sein als der gegenwärtige Preis des Zuckers. Darum haben auch unsere Tabakspflanzer dieselbe Furcht vor einem Überfluß an Tabak an den Tag gelegt, wie die Eigentümer alter Weinberge in Frankreich vor einem Überfluß an Wein. Durch einen Beschluß des Repräsentantenhauses schränkten sie den Tabaksbau auf sechstausend Pflanzen ein, unter der Annahme, für jeden Neger zwischen sechzehn und sechzig Jahren tausend Pfund Tabak zu bekommen. Ein solcher Neger kann nach ihrer Rechnung außer dieser Quantität Tabak noch vier Acres Mais besorgen. Sie sollen auch, wie uns Dr. Douglas erzählt, Douglas's Summary. vol. II. p. 372, 373. (ich halte ihn für schlecht unterrichtet), um den Markt vor Überschwemmungen zu schützen, zuweilen in reichen Jahren ein bestimmtes Quantum Tabak für jeden Neger verbrannt haben, genau so wie es die Holländer angeblich mit ihren Gewürzen machen. Wenn so gewaltsame Verfahren nötig sind, um den gegenwärtigen Preis des Tabaks aufrecht zu erhalten, so wird der größere Vorteil seines Anbaus vor dem des Getreides, wenn er ihn anders noch hat, wahrscheinlich nicht von langer Dauer sein.

Auf diese Weise also bestimmt die Rente des angebauten Landes, dessen Erzeugnis menschliche Nahrung ist, die Rente des größten Teils von anderem angebauten Land. Es kann kein Produkt lange Zeit hindurch weniger abwerfen, weil sonst der Boden sogleich für eine andere Nutzung eingerichtet würde; und wenn ein Produkt für gewöhnlich mehr abwirft, so hat das seinen Grund darin, daß die Strecke Landes, die dazu gebraucht werden kann, zu klein ist, um die wirksame Nachfrage zu befriedigen.

In Europa ist das Getreide das Haupterzeugnis des Bodens, der unmittelbar zur Nahrung der Menschen dient. Daher bestimmt hier, außer in besonderen Lagen, die Rente des Getreidelandes die alles anderem angebauten Landes. Britannien braucht weder auf Frankreichs Weinberge noch Italiens Olivenpflanzungen neidisch zu sein. Ihr Wert wird, besondere Lagen ausgenommen, durch den des Getreides bestimmt, und in diesem steht Britannien keinem der beiden Länder an Fruchtbarkeit viel nach.

Wenn in irgend einem Lande das allgemeine und beliebteste pflanzliche Nahrungsmittel des Volkes von einer Pflanze gewonnen würde, von der der gewöhnlichste Boden bei gleicher oder fast gleicher Kultur eine weit größere Quantität hervorbrächte, als der fruchtbarste an Korn hervorbringt, so würde die Rente des Grundeigentümers oder der Fruchtüberschuß, der ihm nach Bezahlung der Arbeit und Wiedererstattung des Kapitals des Pächters samt dessen üblichen Profiten übrig bliebe, notwendigerweise viel größer sein. Welches auch der Satz wäre, zu dem Arbeit in jenem Lande gewöhnlich unterhalten wird, dieser Überschuß könnte stets eine größere Zahl unterhalten und folglich den Grundeigentümer instand setzen, diese größere Quantität zu erwerben oder über sie zu verfügen. Der wirkliche Wert seiner Rente, seine wirkliche Macht und Autorität und seine Verfügung über die Lebensbedarfs- und Genußgüter, die ihm die Arbeit anderer Leute verschaffen könnte, würde notwendigerweise viel größer sein.

Ein Reisfeld bringt eine weit größere Menge Nahrung hervor als das fruchtbarste Kornfeld. In der Regel sollen zwei Ernten im Jahr, jede von 30 bis 60 Scheffel, auf jedem Acre wachsen. Obgleich nun seine Bebauung mehr Arbeit erfordert, so bleibt doch nach dem Unterhalt dieser ganzen Arbeit ein weit größerer Überschuß zurück. Daher sollte in jenen Reisländern, wo der Reis das allgemeine und beliebteste pflanzliche Nahrungsmittel des Volkes bildet, und wo die Landarbeiter selbst fast ganz davon unterhalten werden, von diesem größeren Überschuß auch ein größerer Anteil dem Grundeigentümer gehören als in den Getreideländern. In Carolina, wo die Pflanzer, wie in anderen britischen Kolonien, im allgemeinen zugleich Pächter und Grundeigentümer sind, und wo deshalb Rente mit Profit verwechselt wird, findet man den Reisbau einträglicher als den Getreidebau, obgleich ihre Felder nur eine Ernte im Jahre geben, und obgleich der Reis wegen der vorherrschenden europäischen Lebensweise nicht das allgemeine und beliebteste Nahrungsmittel des Volkes bildet.

Ein gutes Reisfeld ist das ganze Jahr hindurch ein Sumpf und eine Jahreszeit hindurch ein mit Wasser bedeckter Sumpf. Es eignet sich weder für Getreide noch für Viehfutter oder Weingärten oder überhaupt für irgend ein pflanzliches Produkt, das Menschen erheblichen Nutzen brächte; und Ländereien, die für diese Zwecke geeignet sind, sind wieder nicht für den Reisbau geeignet. Daher kann selbst in Reisländern die Rente der Reisfelder nicht die Rente des übrigen angebauten Bodens bestimmen, der niemals zur Erzeugung eines solchen Produktes gebraucht werden kann.

Die Nahrung, die auf einem Kartoffelfelde erzeugt wird, steht jener, die auf einem Reisfelde erzeugt wird, an Quantität nicht nach und übertrifft bei weitem das, was auf einem Weizenfeld erzeugt werden kann. 12 000 Pfund Kartoffeln von einem Acre Land ist nicht mehr als 2000 Pfund Weizen. Tatsächlich steht die Nahrung oder der wirkliche Unterhalt, der aus jeder dieser beiden Pflanzen gewonnen werden kann, ganz und gar nicht im Verhältnis zu ihrem Gewicht, da die Kartoffeln wässeriger Natur sind. Aber wenn wir auch zugeben, daß das halbe Gewicht dieser Knollen zu Wasser wird, und das heißt viel zugeben, so bringt doch ein solches Kartoffelfeld 6000 Pfund wirklichen Unterhalt, dreimal so viel als der Weizenacker hervorbringt. Ein Kartoffelfeld läßt sich mit weniger Kosten bestellen als ein Weizenfeld, weil die Brache, die gewöhnlich der Aussaat des Weizens vorhergeht, das bei den Kartoffeln nötige Behacken und was ihnen sonst noch immer an besonderer Kultur gegeben wird, mehr als aufwiegt. Sollte diese Knolle je in irgend einem Teil von Europa ebenso, wie der Reis in manchen Reisländern, zum allgemeinen und beliebtesten pflanzlichen Nahrungsmittel des Volkes werden, so daß sie verhältnismäßig ebensoviel landwirtschaftlich genutzten Boden in Anspruch nehmen würde, als Weizen und andere Getreidearten, die der Ernährung der Menschen dienen, es jetzt tun, so würde die gleiche Strecke angebauten Landes eine weit größere Menschenmenge ernähren, und da die Arbeiter gewöhnlich von Kartoffeln leben würden, müßte sich nach Wiedererstattung des ganzen Kapitals und des Unterhalts aller bei der Bewirtschaftung beschäftigten Arbeit ein größerer Überschuß ergeben. Der größte Teil dieses Überschusses würde wieder dem Grundherrn zufallen. Die Bevölkerung würde wachsen, und die Renten würden weit höher steigen, als sie gegenwärtig stehen.

Der Boden, der sich zum Kartoffelbau eignet, eignet sich zu fast allen anderen nützlichen Gewächsen. Nähmen sie verhältnismäßig ebensoviel angebautes Land ein, als das Getreide es jetzt tut, so würden sie auf dieselbe Weise die Rente des größten Teils des übrigen angebauten Lande regeln.

In einigen Gegenden von Lancashire behauptet man, wie ich mir habe sagen lassen, daß Haferbrot eine kräftigere Nahrung für arbeitendes Volk sei als Weizenbrot, und in Schottland habe ich diese Behauptung oft aufstellen hören. Ich hege jedoch einigen Zweifel an ihrer Richtigkeit. Das gemeine Volk in Schottland, das sich von Hafermehl nährt, ist in der Regel weder so stark noch so hübsch als die gleiche Volksklasse in England, wo sie sich von Weizenbrot ernährt. Sie arbeiten weder so gut, noch sehen sie so gut aus; und da zwischen den Leuten in beiden Ländern kein solcher Unterschied besteht, so würde die Erfahrung offenbar zeigen, daß die Nahrung des gemeinen Volks in Schottland der menschlichen Konstitution nicht so zuträglich ist als die ihrer Nachbarn von der gleichen Klasse in England. Aber mit den Kartoffeln scheint es sich anders zu verhalten. Die Senftenträger, Türsteher und Kohlenablader in London, und jene unglücklichen Frauen, die von der Prostitution leben, vielleicht die kräftigsten Männer und die schönsten Frauen im britischen Gebiete, sollen größtenteils der untersten Volksklasse Irlands entstammen, die sich fast nur von dieser Knolle ernährt. Keine Speise kann einen entscheidenderen Beweis ihrer Nährkraft oder ihrer besonderen Zuträglichkeit für die Wohlfahrt der menschlichen Konstitution aufweisen.

Es ist schwer, die Kartoffeln ein Jahr lang aufzubewahren, und unmöglich, sie wie Korn gleich zwei oder drei Jahre zu lagern. Die Furcht, sie nicht verkaufen zu können, ehe sie faulen, schreckt von ihrem Anbau ab und ist vielleicht das wichtigste Hindernis, weshalb sie nicht wie Brot in irgend einem großen Lande das hauptsächliche pflanzliche Nahrungsmittel für alle die verschiedenen Klassen des Volkes werden.

2. Abteilung: Bodenprodukte, die manchmal eine Rente abwerfen und manchmal nicht.

Nahrungsmittel für Menschen scheinen das einzige Bodenprodukt zu sein, das immer und notwendigerweise etwas Rente für den Grundherrn abwirft. Andere Arten von Produkten tun es manchmal und tun es manchmal nicht, je nach verschiedenen Umständen.

Nächst Nahrung sind Kleidung und Wohnung die zwei Hauptbedürfnisse der Menschen.

In seinem natürlichen rohen Zustande kann der Boden für viel mehr Menschen Material zu Kleidung und Wohnung bieten, als er ernähren kann. Im Kulturzustande hingegen kann er manchmal eine weit größere Menge Menschen ernähren, als mit jenem Material versorgen, wenigstens auf die Art, wie sie es suchen und geneigt sind dafür zu zahlen. Daher ist in dem einen Zustande immer ein Überfluß an diesem Material vorhanden, das dadurch oft von geringem oder gar keinem Wert ist. Im anderen herrscht dagegen oft ein Mangel, der ihren Wert notwendigerweise steigert. In dem einen Zustande wird ein großer Teil davon als nutzlos weggeworfen, und der Preis dessen, was genutzt wird, wird nur so hoch angeschlagen, als die Arbeit und die Kosten der Nutzbarmachung betragen und kann also dem Grundherrn keine Rente abwerfen. Im anderen dagegen wird alles genutzt, und es herrscht oft eine Nachfrage nach mehr, als zu haben ist. Irgend jemand ist stets bereit, für eines oder das andere von diesem Material mehr zu geben, als nötig ist, um die Kosten des Transports bis zum Markte zu decken. Darum kann ihr Preis stets eine Rente für den Grundherrn abwerfen.

Die Felle der größeren Tiere waren das ursprüngliche Material für die Kleidung. Bei Jäger- und Hirtenvölkern, deren Nahrung hauptsächlich aus dem Fleisch dieser Tiere besteht, versorgt sich also jeder, der sich mit Nahrung versorgt, zugleich mit dem Material zu mehr Kleidung, als er tragen kann. Gäbe es keinen auswärtigen Handel, so würde der größte Teil davon als wertloses Zeug weggeworfen werden. Wahrscheinlich war dies bei den Jägervölkern Nordamerikas der Fall, bevor ihr Land von den Europäern entdeckt war, an die sie jetzt ihr überflüssiges Pelzwerk gegen Zeug, Feuerwaffen und Branntwein vertauschen, die ihm einigen Wert verleihen. Bei der gegenwärtigen Lage des Handels der bekannten Welt haben, wie ich glaube, auch die wildesten Völker, bei denen Grundeigentum eingeführt ist, einen auswärtigen Handel dieser Art und finden unter ihren wohlhabenderen Nachbarn eine solche Nachfrage nach allem Material zur Kleidung, das ihr Land hervorbringt, und das sie zu Hause weder verarbeiten noch verbrauchen können, daß dessen Preis die Kosten übersteigt, die die Versendung zu jenen wohlhabenderen Nachbarn verursacht. Mithin wirft es für den Grundeigentümer eine Rente ab. Als das Hochlandsvieh noch größtenteils auf seinen heimischen Bergen verzehrt wurde, bildete die Ausfuhr der Häute den ansehnlichsten Handelsartikel dieses Landes, und das, wogegen sie eingetauscht wurden, warf einen Zuschuß zu der Rente der Hochlandsgüter ab. Die Wolle in England, die in alten Zeiten daheim weder verbraucht noch verarbeitet werden konnte, fand in dem damals wohlhabenderen und gewerbfleißigeren Lande Flandern einen Markt, und ihr Preis warf einen Beitrag zu der Rente des Landes ab, das sie hervorbrachte. In Ländern, die nicht besser kultiviert wären, als England es damals war, oder die Hochlande Schottlands es jetzt sind, und die keinen auswärtigen Handel hätten, würde das Material zur Kleidung offenbar in einem solchen Überfluß vorhanden sein, daß ein großer Teil davon als nutzlos weggeworfen würde, und kein Teil dem Grundeigentümer irgend eine Rente abwerfen könnte.

Das Material für die Wohnung kann nicht immer so weit verschickt werden als das für die Kleidung und wird nicht so leicht Gegenstand des auswärtigen Handels. Ist es in dem Lande, das es erzeugt, im Überfluß vorhanden, so geschieht es selbst bei der gegenwärtigen Lage des Welthandels oft, daß es für den Grundeigentümer wertlos ist. Ein guter Steinbruch in der Nähe von London würde eine ansehnliche Rente abwerfen. In vielen Gegenden von Schottland und Wales wirft er gar keine ab. Trockenes Bauholz hat in einem bevölkerten und gut bewirtschafteten Lande großen Wert, und der Boden, der es erzeugt, wirft eine ansehnliche Rente ab. Dagegen würde in vielen Gegenden Nordamerikas der Grundeigentümer es jedem Dank wissen, der ihm den größten Teil seiner hohen Bäume wegfahren wollte. In einigen Gegenden der schottischen Hochlande ist die Rinde der einzige Teil des Holzes, der wegen Mangels an Land- und Wasserfracht zu Markte geschickt werden kann. Das Bauholz läßt man auf dem Boden verfaulen. Wenn das Material für die Wohnung in solchem Überfluß vorhanden ist, so ist der Teil, den man nutzt, nur die Arbeit und die Kosten dieser Nutzbarmachung wert. Er wirft keine Rente für den Grundeigentümer ab, der ihren Gebrauch gewöhnlich jedem gestattet, der sich die Mühe nimmt, ihn darum zu bitten. Doch setzt ihn zuweilen die Nachfrage wohlhabenderer Nationen in den Stand, eine Rente daraus zu ziehen. Das Pflastern der Straßen in London setzte die Eigentümer einiger kahler Felsen an der schottischen Küste in den Stand, aus dem, was früher nie eine lieferte, eine Rente zu ziehen. Die Wälder in Norwegen und an den Küsten des baltischen Meeres finden in vielen Teilen Großbritanniens einen Markt, den sie zuhause nicht finden konnten, und werfen so ihren Eigentümern eine Rente ab.

Länder sind nicht gemäß der Zahl von Leuten bevölkert, denen ihr Produkt, Kleidung und Wohnung verschaffen kann, sondern gemäß der Zahl jener, die es ernähren kann. Ist für Nahrung gesorgt, so fällt es leicht, die nötige Kleidung und Wohnung zu finden. Dagegen mag, obwohl diese vorhanden sein mögen, es oft schwer sein, Nahrung zu finden. Selbst in einigen Gegenden des britischen Reichs kann das, was man ein Haus nennt, von einem Manne mit der Arbeit eines Tages gebaut werden. Die einfachste Art der Bekleidung, die Tierhäute, zurechtzumachen und für den Gebrauch vorzubereiten, erfordert etwas mehr Arbeit. Bei wilden und barbarischen Völkern reicht der hundertste oder etwas mehr als der hundertste Teil von der Arbeit des ganzen Jahres hin, um sie mit so viel Kleidung und Wohnung zu versehen, als der größte Teil des Volkes braucht. Alle übrigen neunundneunzig Teile reichen oft gerade hin, um sie mit Nahrungsmitteln zu versorgen.

Aber wenn infolge des Fortschritts und der Kultur des Landes die Arbeit einer Familie Nahrung für zwei versorgen kann, so genügt die Arbeit der halben Gesellschaft, um die ganze mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Die andere Hälfte oder wenigstens ihr größter Teil kann sich nun damit beschäftigen, andere Dinge zu versorgen, oder die anderen Bedürfnisse und Launen der Menschen zu befriedigen. Kleidung und Nahrung, Hausgerät, und was man so Ausstattung nennt, bilden den größten Teil dieser Bedürfnisse und Launen. Der Reiche verzehrt nicht mehr Nahrung als sein armer Nachbar. An Qualität mag sie sehr verschieden sein, und es mag mehr Arbeit und Kunst kosten, sie auszusuchen und zuzubereiten; aber an Quantität ist sie so ziemlich dieselbe. Man vergleiche aber den geräumigen Palast und die große Garderobe des einen mit der Hütte und den wenigen Lumpen des anderen, und man wird merken, daß der Unterschied ihrer Kleidung, Wohnung und ihres Hausgeräts der Quantität nach fast eben so groß ist als der Qualität nach. Das Verlangen nach Nahrung ist bei jedem Menschen durch das beschränkte Fassungsvermögen des menschlichen Magens beschränkt; aber das Verlangen nach Bequemlichkeiten und Schmuck bei Häusern, Anzug, Ausstattung und Hausgerät scheint keine Grenzen oder sichere Schranken zu haben. Darum sind nun die, denen mehr Nahrung zu Gebote steht, als sie selbst verzehren können, immer bereit, den Überschuß oder, was dasselbe ist, seinen Preis gegen Vergütungen dieser anderen Art zu vertauschen. Was nach der Befriedigung jenes begrenzten Verlangens übrig bleibt, wird zur Sättigung desjenigen Verlangens ausgegeben, dem nie vollkommen genügt wird, das aber ganz und gar endlos zu sein scheint. Die Armen strengen sich, um Nahrung zu erhalten, an, jenen Launen der Reichen entgegenzukommen, und, um sie umso sicherer zu erhalten, überbieten sie einander in der Wohlfeilheit und Vollendung ihrer Arbeit. Die Menge der Arbeiter wächst mit der steigenden Menge von Nahrungsmitteln oder mit der zunehmenden Verbesserung und Kultur des Bodens; und wo die Natur ihres Geschäfts sich mit der höchsten Arbeitsteilung verträgt, nimmt die Menge des Materials, das sie verarbeiten können, in einem weit größeren Maßstabe zu, als ihre eigene Anzahl. Daraus entspringt eine Nachfrage nach allen Arten von Material, das der erfinderische Geist des Menschen entweder zu Nutz oder Zierrat bei Gebäuden, Kleidung, Ausstattung oder Hausgerät gebrauchen kann, nach den im Innern der Erde enthaltenen Fossilien und Mineralien, nach edlen Metallen und Edelsteinen.

So sind also die Nahrungsmittel nicht nur die ursprüngliche Quelle der Rente, sondern es leitet auch jedes andere Bodenprodukt, das später Ernte abwirft, diesen Teil seines Wertes von den infolge Verbesserung und Kultur des Bodens vervollkommneten Kräften der auf Nahrungserzeugung verwendeten Arbeit ab.

Doch werfen diese anderen Bodenprodukte, die später eine Rente abwerfen, sie nicht immer ab. Selbst in bebauten und kultivierten Ländern ist die Nachfrage danach nicht immer groß genug, um einen Preis abzuwerfen, der mehr als hinreichend wäre, die Arbeit bezahlt zu machen, und das Kapital, das notwendig war, um sie auf den Markt zu schaffen, samt seinen gewöhnlichen Profiten wiederzuerstatten. Ob es so ist, oder nicht so ist, hängt von allerlei Umständen ab.

Ob z. B. eine Kohlengrube eine Rente abwerfen kann, hängt zum Teil von ihrer Ergiebigkeit und zum Teil von ihrer Lage ab.

Ein Bergwerk wird ergiebig oder unergiebig genannt, je nachdem die Quantität Mineralien, die sich durch eine bestimmte Quantität Arbeit daraus gewinnen läßt, größer oder kleiner ist, als die, welche durch eine gleiche Quantität Arbeit aus den meisten Bergwerken derselben Art gewonnen werden kann.

Manche Kohlenbergwerke, die vorteilhaft gelegen sind, können wegen ihrer Unergiebigkeit nicht genutzt werden. Ihr Produkt deckt die Kosten nicht. Sie bringen weder Profit noch Rente.

Es gibt einige, deren Produkt nur gerade hinreicht, die Arbeiter zu bezahlen, und das zu ihrem Betrieb gebrauchte Kapital samt seinen gewöhnlichen Profiten wiederzuerstatten. Dem Unternehmer des Betriebs werfen sie einigen Profit ab, aber dem Grundeigentümer keine Rente. Sie können daher von niemand als von dem Grundeigentümer mit Vorteil genutzt werden, der dadurch, daß er selbst Unternehmer ist, den gewöhnlichen Profit des dabei gebrauchten Kapitals bezieht. Viele schottische Kohlengruben werden auf diese Weise in Gang erhalten und können auf keine andere Art genutzt werden. Der Grundeigentümer würde keinem gestatten, sie ohne Zahlung einer Rente zu bearbeiten, und niemand ist imstande, eine Rente zu entrichten.

Andere Kohlengruben desselben Landes, die ergiebig genug sind, können wegen ihrer Lage nicht genutzt werden. Es könnte zwar eine Quantität Mineral, groß genug, um die Betriebskosten zu decken, durch die gewöhnliche oder sogar durch weniger als die gewöhnliche Quantität Arbeit aus der Grube gewonnen werden: aber diese Quantität könnte in einem spärlich bewohnten Binnenlande und ohne gute Wege oder Wasserstraßen nicht verkauft werden.

Kohlen sind ein weniger angenehmes Brennmaterial als Holz: man sagt auch, sie seien weniger gesund. Darum müssen die Kosten der Kohlen an dem Orte, wo sie verbraucht werden, im allgemeinen etwas geringer sein, als die des Holzes.

Der Preis des Holzes seinerseits ändert sich wieder je nach dem Stande der Landwirtschaft, und zwar so ziemlich in derselben Art und genau aus demselben Grunde wie der Preis des Viehes. In seinem rohen Urzustande ist der größte Teil jedes Landes mit Holz bedeckt, das dann eine reine Last ohne allen Wert für den Grundeigentümer ist, der es gern jedem gäbe, der es fällt. Mit dem Fortschritt der Landwirtschaft werden die Wälder teils durch das Umsichgreifen des Ackerbaus gelichtet und teils durch die Zunahme des Viehes zugrunde gerichtet. Dieses vermehrt sich zwar nicht in demselben Maße wie Getreide, das durchaus eine Frucht des menschlichen Fleißes ist, vermehrt sich aber doch unter der Sorgfalt und dem Schutz der Menschen, die in der Jahreszeit der Fülle aufspeichern, was in der des Mangels zu seinem Unterhalt nötig ist, die ihm das ganze Jahr hindurch mehr Futter geben, als die nicht kultivierte Natur dafür vorsieht, und die ihm den freien Genuß alles dessen, was sie vorsieht, dadurch sichern, daß sie seine Feinde vernichten und ausrotten. Wenn man zahlreiche Viehherden durch die Wälder ziehen läßt, so vernichten sie zwar nicht die alten Bäume, lassen aber die jungen nicht aufkommen, so daß im Laufe von ein oder zwei Jahrhunderten der ganze Forst zugrunde geht. Dann steigert der Mangel an Holz dessen Preis. Es wirft eine gute Rente ab und der Grundeigentümer findet zuweilen, daß er seine besten Ländereien kaum vorteilhafter benutzen kann, als wenn er trockenes Bauholz darauf zieht, bei dem der große Profit oft den späten Wiederersatz aufwiegt. Dies scheint ungefähr der jetzige Stand der Dinge in einigen Teilen Großbritanniens zu sein, wo man den Profit des Anbaus eben so groß findet als bei dem des Getreides oder Futters. Der Vorteil, den der Grundeigentümer bei dem Anbau hat, kann nirgends, wenigstens nicht für nennenswerte Dauer, die Rente übersteigen, die jene ihm abwerfen konnten; und sie wird oft in einem hochkultivierten Binnenlande nicht weit hinter dieser Rente zurückbleiben. An der Meeresküste eines gut bebauten Landes mag es freilich wenn Kohlen zur Feuerung leicht zu haben sind, zuweilen billiger sein, trockenes Bauholz aus weniger kultivierten fremden Ländern zu bringen, als es im Lande zu ziehen. In der innerhalb dieser wenigen Jahre erbauten Neustadt von Edinburg gibt es vielleicht nicht ein einziges Stück schottisches Bauholz.

Was auch der Preis des Holzes sein mag, so können wir doch sicher sein, daß, wenn der der Kohlen so hoch ist, daß die Kosten eines Kohlenfeuers denen eines Holzfeuers ziemlich gleich kommen, der Kohlenpreis an diesem Orte und unter diesen Umständen so hoch ist, als er sein kann. So scheint es in einigen der inneren Teile Englands, besonders in Oxfordshire, der Fall zu sein, wo es selbst bei der Feuerung des gemeinen Volks üblich ist, Kohlen und Holz miteinander zu mischen, und der Unterschied in den Kosten dieser beiden Brennmaterialien demnach nicht sehr groß sein kann.

In den Kohlengegenden stehen die Kohlen überall weit unter diesem höchsten Preise. Wäre das nicht, so könnten sie nicht die Kosten einer weiten Land- oder Wasserfracht tragen. Es könnte nur eine geringe Quantität verkauft werden, und die Kohlenhändler und Kohleneigner finden, daß es mehr in ihrem Interesse gelegen sei, eine große Quantität zu einem etwas höheren als dem niedrigsten Preise, als eine kleine Quantität zu dem höchsten zu verkaufen. Auch bestimmt die ergiebigste Kohlengrube den Preis der Kohlen für alle anderen Gruben in der Nachbarschaft. Der Eigentümer sowohl als der Unternehmer des Baues finden, wenn sie ihre sämtlichen Nachbarn etwas unterbieten, der eine, daß er eine größere Rente, der andere, daß er einen größeren Profit erlangen kann. Ihre Nachbarn sind bald gezwungen, zu demselben Preise zu verkaufen, obgleich sie ihn nicht ebensogut aushalten können, und obgleich er ihre Rente sowohl als ihren Profit immer verringert und oft ganz und gar aufhebt. Manche Gruben werden gänzlich verlassen; andere können keine Rente abwerfen und nur noch von den Eigentümern ausgebeutet werden.

Der niedrigste Preis, zu dem Kohlen eine nennenswerte Zeit hindurch verkauft werden können, ist, wie bei allen anderen Waren, der Preis, der gerade hinreicht, das Kapital, das gebraucht wird, um sie auf den Markt zu bringen, samt seinen gewöhnlichen Profiten, wiederzuerstatten. Bei einer Kohlengrube, von der der Eigentümer keine Rente bekommen kann, die er aber entweder selbst ausbeuten oder ganz aufgeben muß, muß sich der Kohlenpreis im allgemeinen etwa diesem Preise nähern.

Wo aber auch wirklich die Kohlen eine Rente abwerfen, bildet diese doch gewöhnlich in deren Preise einen kleineren Teil als in dem der meisten anderen Teile des Rohertrages des Bodens. Die Rente eines Grundstücks über der Erde beträgt gewöhnlich so viel wie man auf den dritten Teil des Rohertrages rechnet; und sie ist im ganzen eine sichere und von den zufälligen Veränderungen der Ernte unabhängige. Bei Kohlengruben ist ein Fünftel des Rohertrages eine sehr große Rente; ein Zehntel ist die gewöhnliche, und diese Rente ist selten sicher, sondern hängt von den zufälligen Veränderungen des Ertrages ab. Diese sind so groß, daß in einem Lande, wo der dreißigjährige Ertrag als ein mäßiger Preis für den Besitz ländlicher Grundstücke betrachtet wird, ein zehnjähriger Ertrag als ein guter Preis für den von Kohlengruben angesehen wird.

Der Wert einer Kohlengrube für ihren Eigentümer hängt eben so sehr von ihrer Lage wie von ihrer Ergiebigkeit ab. Der eines Erzbergwerkes hängt mehr von seiner Ergiebigkeit und weniger von seiner Lage ab. Die groben, und noch mehr die edlen Metalle sind, wenn einmal aus den Erzen geschieden, so wertvoll, daß sie gewöhnlich die Kosten einer sehr langen Land- und der weitesten Seereise tragen können. Ihr Markt ist nicht auf die Gegenden in der Nachbarschaft der Grube beschränkt, sondern erstreckt sich über die ganze Welt. Das japanische Kupfer bildet in Europa, das spanische Eisen in Chile und Peru einen Handelsartikel. Das peruanische Silber findet seinen Weg nicht nur nach Europa, sondern von Europa nach China.

Die Kohlenpreise in Westmoreland oder Shropshire können wenig Einfluß auf den zu Newcastle haben; und ihr Preis im Lyonnais hat gar keinen. Die Erzeugnisse so weit auseinander liegender Kohlengruben können niemals miteinander in Konkurrenz treten. Dagegen kann dies bei den Erzeugnissen der entferntesten Erzbergwerke häufig der Fall sein und ist es in der Tat für gewöhnlich. Daher muß notwendigerweise der Preis der gemeinen und noch mehr der der edlen Metalle in den ergiebigsten Gruben der Welt mehr oder weniger auf ihren Preis in allen anderen Gruben wirken. Der Preis des Kupfers in Japan muß auf den Preis in den europäischen Kupfergruben einigen Einfluß haben. Der Preis des Silbers in Peru, oder die Quantität von Arbeit und anderen Gütern, die es sich dort dienstbar machen kann, muß nicht nur auf ihren Preis in den Silberbergwerken Europas, sondern auch in denen Chinas einigen Einfluß haben. Nach der Entdeckung der peruanischen Gruben wurden die europäischen Silberbergwerke zu ihrem größten Teile aufgelassen. Der Wert des Silbers sank so sehr, daß ihr Produkt nicht länger die Kosten ihrer Ausbeutung decken, oder die bei dieser Tätigkeit verbrauchte Nahrung, Kleidung, Wohnung und sonstigen Bedürfnisse mit Profit wiedererstatten konnte. Dies war auch bei den Bergwerken von Cuba und Sanct Domingo und selbst bei den alten Gruben Perus der Fall, nachdem man die von Potosi entdeckt hatte.

Da nun der Preis jedes Metalls in jedem Bergwerke gewissermaßen durch seinen Preis in der ergiebigsten Grube der Welt, die man gerade ausbeutet, bestimmt wird, kann er in den meisten Gruben wenig mehr als die Kosten der Ausbeutung decken und für den Eigentümer nur selten eine sehr hohe Rente abwerfen. Die Rente scheint demnach bei den meisten Gruben nur einen kleinen Teil von dem Preise der gemeinen, und einen noch kleineren von dem der edlen Metalle auszumachen. Den größten Teil von beiden bilden Arbeit und Profit.

Ein Sechstel des Rohertrages kann man, wie uns der ehrenwerte Herr Borlace, Vizedirektor der Zinngruben, berichtet, als die durchschnittliche Rente der Zinnbergwerke von Cornwall rechnen, die die ergiebigsten sind, welche man auf der Welt kennt. Einige, sagt er, werfen mehr, und andere nicht so viel ab. Den sechsten Teil des Rohproduktes beträgt die Rente auch bei einigen sehr ergiebigen Bleigruben in Schottland.

In den peruanischen Silbergruben verlangt der Eigentümer, wie Frezier und Ulloa berichten, von dem Unternehmer des Baues oft keine weitere Gegenleistung, als daß er das Erz auf seiner Mühle pocht und ihm dafür das gewöhnliche Mahl- oder Pochgeld zahlt. Bis 1736 belief sich freilich die Abgabe an den König von Spanien auf ein Fünftel vom feinen Silber, und dies konnte bis dahin als die wirkliche Rente des größten Teils der peruanischen Silbergruben, der reichsten, die man kennt, angesehen werden. Hätte es keine Abgabe gegeben, so würde dieses Fünftel natürlich dem Grundeigentümer zugute gekommen, und manche Grube in Angriff genommen worden sein, die damals nicht in Angriff genommen werden konnte, weil sie die Abgabe nicht aufbrachte. Die Abgabe vom Zinn an den Herzog von Cornwall soll sich auf mehr als fünf Prozent oder ein Zwanzigstel vom Werte belaufen; und wie hoch sie auch sein mag, sie würde natürlich dem Eigentümer des Bergwerks gleichfalls zufallen, wenn das Zinn abgabenfrei wäre. Addiert man ein Zwanzigstel zu einem Sechstel, so findet man, daß die ganze durchschnittliche Rente der Zinngruben von Cornwall sich zu der ganzen durchschnittlichen Rente der Silbergruben von Peru wie dreizehn zu zwölf verhielt. Doch sind jetzt die Silbergruben von Peru nicht imstande, auch nur diese niedrige Rente zu zahlen, und die Abgabe auf Silber wurde 1736 von ein Fünftel auf ein Zehntel herabgesetzt. Aber selbst diese Abgabe auf Silber verführt noch immer mehr zum Unterschleif als die Abgabe von einem Zwanzigstel auf Zinn; und der Unterschleif muß bei einer edlen Ware viel leichter sein, als bei einer groben. Daher soll auch die Abgabe des Königs von Spanien sehr schlecht, die des Herzogs von Cornwall sehr gut bezahlt werden. Hier ist also anzunehmen, daß die Rente einen größeren Teil vom Preise des Zinns aus den ergiebigsten Zinngruben der Welt, als von dem des Silbers aus den ergiebigsten Silbergruben der Welt bildet. Nach Wiedererstattung des in den Betrieb dieser Gruben gesteckten Kapitals samt seinen üblichen Profiten ist der Rest, der für den Eigentümer übrig bleibt, wie es scheint, bei dem gemeinen Metall größer als bei dem edlen.

Auch sind in Peru die Profite der Unternehmer des Bergbaus auf Silber gewöhnlich nicht sehr groß. Die gleichen höchst achtenswerten und wohlunterrichteten Schriftsteller berichten uns, daß jeder der sich in Peru daran macht, eine neue Grube in Betrieb zu nehmen, allgemein als ein Mann betrachtet wird, der sicherem Bankerott und Ruin verfallen ist, und daß ihn alle Leute aus diesem Grunde meiden und fliehen. Es scheint, daß der Bergbau dort mit denselben Augen angesehen wird wie hier, als eine Lotterie, in der die Gewinnste die Nieten nicht ausgleichen, obgleich die Größe von einigen manche Abenteurer reizt, ihr Vermögen für so ungedeihliche Projekte wegzuwerfen.

Da der Souverän jedoch einen beträchtlichen Teil seines Einkommens aus dem Produkte der Silbergruben bezieht, so gibt das Gesetz in Peru alle mögliche Aufmunterung zur Entdeckung und zum Bau neuer. Jeder, der eine neue Grube entdeckt, ist berechtigt, in der Richtung, in welcher er die Ader vermutet, 246 Fuß in der Länge und halb so viel in der Breite abzumessen. Er wird Eigentümer dieses Teils des Bergwerkes, und kann ihn bearbeiten, ohne dem Grundherrn irgend einen Anerkennungszins zu zahlen. Das Interesse des Herzogs von Cornwall veranlaßte eine Verordnung so ziemlich derselben Art in jenem alten Herzogtum. Auf wüstem und uneingezäunten Boden darf jeder, der eine Zinngrube entdeckt, ihre Grenzen in einem gewissen Umfang abstecken, was man eine Grube abgrenzen nennt. Der Abgrenzende wird der wirkliche Eigentümer der Grube und kann sie entweder selbst abbauen, oder sie einem anderen in Pacht geben, ohne Zustimmung des Grundeigentümers, an den nur für den Betrieb ein kleiner Anerkennungszins gezahlt werden muß. In beiden Verordnungen werden die geheiligten Rechte des Privateigentums den angeblichen Interessen der Staatseinkünfte geopfert.

Die nämliche Aufmunterung läßt man in Peru der Entdeckung und dem Abbau neuer Goldgruben zuteil werden; und beim Golde beläuft sich die königliche Abgabe nur auf den zwanzigsten Teil des reinen Metalls. Einst war es ein Fünftel und dann ein Zehntel, wie beim Silber; aber man fand, daß der Abbau auch nicht die kleinere dieser beiden Abgaben tragen konnte. Wenngleich es etwas Seltenes ist, sagen dieselben Schriftsteller, Frezier und Ulloa, einen Menschen zu finden, der durch eine Silbergrube reich geworden ist, so ist es noch etwas weit Selteneres, einen zu finden, der es durch eine Goldgrube geworden ist. Jener zwanzigste Teil scheint die ganze Rente zu sein, die von den meisten Goldgruben in Chile und Peru geliefert wird. Auch ist das Gold dem Unterschleif viel leichter ausgesetzt als selbst das Silber; nicht bloß wegen seines höheren Wertes im Verhältnis zu seiner Masse, sondern auch wegen der besonderen Art, wie die Natur es hervorbringt. Das Silber wird sehr selten rein gefunden, sondern ist, wie die meisten übrigen Metalle, gewöhnlich mit einigen anderen Mineralien vererzt, von denen es unmöglich in so großen Quantitäten, wie sie zur Bestreitung der Kosten nötig sind, anders als durch ein sehr mühsames und langwieriges Verfahren ausgeschieden werden kann, das sich nur in besonderen, zu dem Zwecke errichteten Werkhäusern durchführen läßt und aus diesem Grunde der Aufsicht der königlichen Beamten nicht unterliegt. Dagegen findet sich das Gold fast überall rein. Manchmal findet es sich in Stücken von ziemlicher Größe; und wenn es auch mit kleinen und meist unmerklichen Stücken Sand, Erde oder anderen Fremdkörpern vermischt ist, so läßt es sich von ihnen doch durch ein sehr kurzes und einfaches Verfahren scheiden, das in einem Privathause von jedem, der etwas Quecksilber hat, vorgenommen werden kann. Wird also schon die königliche Abgabe auf Silber schlecht bezahlt, so wird die auf Gold wahrscheinlich noch viel schlechter gezahlt; und die Rente muß im Preise des Goldes einen weit geringeren Teil ausmachen, als selbst in dem des Silbers.

Der niedrigste Preis, zu welchem die edlen Metalle eine ziemliche Zeit lang verkauft werden können, oder die kleinste Quantität anderer Güter, gegen die man sie vertauschen kann, wird durch dieselben Grundsätze bestimmt, die den niedrigsten gewöhnlichen Preis aller anderen Güter festlegen. Es bestimmen ihn das Kapital, das dabei gewöhnlich angelegt werden muß, die Nahrung, die Kleidung und die Wohnung, die beim Transport von der Grube bis zum Markt gewöhnlich verbraucht werden müssen. Er muß wenigstens groß genug sein, um jenes Kapital samt seinen gewöhnlichen Profiten wieder einzubringen.

Ihr höchster Preis scheint hingegen notwendigerweise durch nichts anderes bestimmt zu werden als durch den wirklichen Mangel oder Überfluß der Metalle selbst. Er wird nicht durch den irgend einer anderen Ware bestimmt, auf die Art, wie der Preis der Kohlen durch den des Holzes, über den hinaus ihn kein Mangel je treiben kann. Man steigere den Mangel an Gold bis zu einem gewissen Grad, und das kleinste Stückchen davon wird kostbarer werden als ein Diamant und gegen eine größere Quantität anderer Güter in Tausch gehen.

Die Nachfrage nach diesen Metallen entspringt teils aus ihrer Nützlichkeit und teils aus ihrer Schönheit. Mit Ausnahme des Eisens sind sie nützlicher als vielleicht jedes andere Metall. Da sie dem Rosten und der Verunreinigung weniger ausgesetzt sind, können sie leichter rein gehalten werden; und das daraus angefertigte Tafel- oder Küchengerät ist schon darum angenehmer. Ein silberner Kessel ist reinlicher als ein bleierner, kupferner oder zinnener; und ein goldener Kessel würde in dieser Hinsicht noch besser sein als ein silberner. Ihr Hauptverdienst jedoch ist ihre Schönheit, die sie besonders zur Verzierung von Kleidern und Gerätschaften geeignet macht. Keine Farbe oder Tünche gibt ein so glänzendes Kolorit als Vergoldung. Das Verdienst ihrer Schönheit wird bedeutend durch ihre Seltenheit gehoben. Bei den meisten reichen Leuten besteht das Hauptvergnügen am Reichtum in der Schaustellung, die in ihren Augen erst dann vollständig ist, wenn sie jene entscheidenden Zeichen des Überflusses besitzen, die außer ihnen niemand zu besitzen imstande ist. In ihren Augen wird das Verdienst eines Gegenstandes, der in irgend einem Grade nützlich oder schön ist, bedeutend gehoben durch seine Seltenheit oder durch die Größe der Arbeit, die es erfordert, eine beträchtliche Quantität davon zu sammeln, eine Arbeit, die außer ihnen niemand bezahlen kann. Solche Gegenstände sind sie zu einem höheren Preise zu kaufen bereit, als viel schönere und nützlichere, aber gewöhnlichere Dinge. Die Eigenschaften der Nützlichkeit, Schönheit und Seltenheit sind der ursprüngliche Grund des hohen Preises dieser Metalle, oder der großen Quantität anderer Güter, gegen die sie jederzeit vertauscht werden können. Dieser Wert ging auch ihrer Verwendung zu Münzen voran, war davon unabhängig und war die Eigenschaft, die sie zu dieser Verwendung geeignet machte. Doch mag diese Verwendung durch Verursachung einer neuen Nachfrage und Verminderung der zu allen anderen Zwecken verwendbaren Quantität später dazu beigetragen haben, ihren Wert aufrechtzuerhalten oder zu erhöhen.

Die Nachfrage nach Edelsteinen beruht allein auf ihrer Schönheit. Sie haben keine andere Verwendung, denn als Schmuck; und das Verdienst ihrer Schönheit wird durch ihre Seltenheit oder durch die Schwierigkeit und die Kosten, die ihre bergmännische Gewinnung verursacht, bedeutend vermehrt. Daher besteht ihr hoher Preis in den meisten Fällen fast ganz ans Löhnen und Profit. Die Rente nimmt nur einen sehr kleinen, oft gar keinen Anteil daran, und nur die allerergiebigsten Gruben liefern eine ansehnliche Rente. Als der Juwelier Tavernier die Diamantengruben von Golconda und Visiapour besuchte, erfuhr er, daß der Herrscher des Landes, für dessen Rechnung sie ausgebeutet wurden, befohlen hatte, alle Gruben, außer denen, welche die größten und schönsten Steine lieferten, zu schließen. Es scheint also, daß die übrigen für den Eigentümer den Betrieb nicht wert waren.

Da der Preis der edlen Metalle und Edelsteine überall in der Welt durch ihren Preis in deren ergiebigster Grube bestimmt wird, so steht die Rente, die eine derartige Grube für ihren Eigentümer abwerfen kann, nicht im Verhältnis zu ihrer absoluten Ergiebigkeit, sondern zu der, welche man ihre relative nennen kann, oder zu ihrer Überlegenheit über andere Gruben derselben Art. Würden neue Gruben entdeckt, die denen von Potosi um eben soviel überlegen wären, als diese den europäischen überlegen waren, so würde der Wert des Silbers so sehr vermindert werden, daß selbst die Gruben von Potosi den Betrieb nicht mehr wert wären. Vor der Entdeckung von Spanisch-Westindien mögen die ergiebigsten Gruben in Europa dem Eigentümer eine ebenso große Rente abgeworfen haben, als es die reichsten Gruben von Peru gegenwärtig tun. War auch die Quantität Silber weit geringer, so konnte es doch gegen eine gleiche Quantität anderer Güter vertauscht werden, und der Anteil des Eigentümers mag ihn in den Stand gesetzt haben, eine gleiche Quantität von Arbeit oder Waren zu kaufen oder sich dienstbar zu machen. Der Wert des Produktes und der Rente, das wahre Einkommen, das sie sowohl dem Publikum als dem Eigentümer brachten, mag durchaus derselbe gewesen sein.

Die reichsten Gruben edler Metalle oder Edelsteine könnten zu dem Reichtum der Welt nur wenig hinzufügen. Ein Produkt, dessen Wert hauptsächlich seiner Seltenheit zuzuschreiben ist, verliert notwendigerweise durch seine Häufigkeit. Ein Tafelgeschirr und der eitle Staat in Kleidung und Gerätschaften könnte für eine geringere Quantität Arbeit oder für eine geringere Quantität Waren gekauft werden; und hierin würde der einzige Vorteil bestehen, den die Welt aus jenem Überfluß zöge.

Anders ist die Sache bei Grundstücken über der Erde. Der Wert ihres Produktes und ihrer Rente richtet sich nach ihrer absoluten und nicht nach ihrer relativen Ergiebigkeit. Ein Land, das eine gewisse Quantität Nahrung, Kleidung und Wohnung hervorbringt, kann auch immer eine gewisse Zahl von Menschen nähren, kleiden und mit Wohnung versorgen; und was auch der Anteil des Grundeigentümers sein mag, so wird er ihm doch immer eine entsprechende Gewalt über die Arbeit dieser Leute und über die Waren geben, mit denen ihn diese Arbeit versehen kann. Der Wert der ödesten Ländereien wird durch die Nachbarschaft der fruchtbarsten nicht verringert. Er wird im Gegenteil gewöhnlich dadurch erhöht. Die große Menge Menschen, die das fruchtbare Land erhält, bietet für viele Produkte des öden einen Markt, den es niemals hätte bei denen finden können, die sein Produkt allein ernähren könnte.

Alles, was die Fruchtbarkeit des Bodens in Bezug auf das Hervorbringen von Nahrung vermehrt, erhöht nicht nur den Wert der Ländereien, denen die Verbesserung zuteil werden, sondern trägt auch dazu bei, den Wert vieler anderen Ländereien zu steigern, indem es für ihre Produkte eine neue Nachfrage schafft. Jener Überschuß an Nahrung, von der infolge der Bodenverbesserung viele Leute noch etwas über ihren eigenen Bedarf übrig haben, ist die große Ursache der Nachfrage nach edlen Metallen und Edelsteinen, sowie nach allen anderen Bequemlichkeiten und Zieraten in Kleidung, Wohnung, Haushalt und Ausrüstung. Die Nahrungsmittel bilden nicht nur den Hauptteil des Reichtums der Welt, sondern es ist auch der Überfluß an Nahrung, der vielen anderen Arten von Reichtum erst ihren hauptsächlichsten Wert gibt. Die armen Eingeborenen von Kuba und St. Domingo pflegten, als sie das erstemal von den Spaniern aufgefunden wurden, kleine Stückchen Gold als Zierat im Haar und an anderen Stellen ihres Anzugs zu tragen. Sie schienen sie ebenso zu schätzen, wie wir es etwa mit kleinen Kieselsteinen von etwas mehr als gewöhnlicher Schönheit tun, und hielten sie wohl des Aufhebens wert, nicht aber für wertvoll genug, um sie irgend einem, der darum bat, zu verweigern. Sie gaben sie ihren neuen Gästen, sobald sie sie verlangten, und schienen nicht zu glauben, daß sie ihnen ein sehr wertvolles Geschenk gemacht hätten. Mit Erstaunen sahen sie die Gier der Spanier nach deren Besitze und hatten keine Kenntnis davon, daß es in der Welt ein Land geben könnte, wo vielen Menschen eine solche Fülle an Nahrungsmitteln, die bei ihnen immer so spärlich waren, zu Gebote stände, daß sie davon gegen ein sehr kleines Quantum von jenen glitzernden Flittern gern so viel, als eine ganze Familie auf mehrere Jahre braucht, herzugeben bereit waren. Hätte ihnen das verständlich gemacht werden können, so würde sie die Leidenschaft der Spanier nicht überrascht haben

3. Abteilung: Veränderungen in dem Verhältnisse zwischen dem jeweiligen Werte derjenigen Art von Produkten, die immer eine Rente abwerfen, und derjenigen, die manchmal eine Rente abwerfen und manchmal wieder nicht.

Die infolge zunehmender Bebauung und Kultur zunehmende Fülle von Nahrungsmitteln muß notwendig auch die Nachfrage nach jedem Bodenprodukte vermehren, das nicht Nahrungsmittel ist und doch zu Nutz oder Schmuck verwendet werden kann. Man müßte demnach erwarten, daß sich im gesamten Fortschritt der Kultur nur eine einzige Veränderung in den relativen Werten dieser beiden verschiedenen Arten von Produkten zeigen sollte. Der Wert derjenigen Art, die manchmal eine Rente abwirft und manchmal wieder nicht, sollte beständig wachsen, im Verhältnis zu der, welche stets eine Rente abwirft. Es sollten in dem Maße, als Kunst und Gewerbstätigkeit fortschreiten, das Material zu Kleidung und Wohnung, die nützlichen Fossilien und Mineralien der Erde, die edlen Metalle und Edelsteine stufenweise mehr und mehr begehrt werden, sollten stufenweise gegen eine immer größere Quantität von Nahrungsmitteln in Tausch gehen, oder sollten, mit anderen Worten, stufenweise teurer und teurer werden. Das ist nun allerdings auch bei den meisten dieser Dinge in den meisten Fällen geschehen und würde in allen Fällen geschehen sein, wenn nicht in manchen Fällen der Vorrat einiger von ihnen durch besondere Zufälle größer geworden wäre als die Nachfrage.

So wird z. B. der Wert eines Quadersteinbruchs notwendig mit der zunehmenden Bebauung und Bevölkerung rund um ihn herum zunehmen, besonders wenn er der einzige in der ganzen Gegend sein sollte. Dagegen wird der Wert einer Silbergrube, wenn auch innerhalb tausend Meilen keine andere vorhanden wäre, nicht notwendig mit der Bebauung des Landes, in dem sie sich befindet, zunehmen. Der Markt für das Produkt eines Quadersteinbruchs kann sich selten weiter als auf einige Meilen um ihn herum erstrecken, und die Nachfrage muß sich im allgemeinen nach der Bebauung und Bevölkerung dieses kleinen Umkreises richten. Dagegen kann sich der Markt für das Produkt einer Silbergrube über die ganze bekannte Welt ausdehnen. Solange nicht die Welt im allgemeinen in Bebauung und Bevölkerung fortschreitet, kann die Nachfrage nach Silber durchaus nicht durch den Fortschritt eines, wenn auch großen Landes in der Nachbarschaft der Grube wachsen. Und wenn auch die Welt im allgemeinen fortschritte, so würde doch, wenn man im Verlauf des Fortschritts neue Gruben entdeckte, die weit ergiebiger wären, als irgend eine bisher bekannte, trotz des notwendigen Wachstums der Nachfrage nach Silber, der Vorrat in einem soviel größeren Verhältnis zunehmen, daß der wirkliche Preis dieses Metalls stufenweise heruntergehen müßte; d. h. eine bestimmte Quantität davon, z. B. ein Pfund, könnte stufenweise eine immer geringere Quantität von Arbeit kaufen oder sich dienstbar machen, oder nur gegen eine immer kleinere Quantität Getreide, das Hauptlebensmittel des Arbeiters, in Tausch gehen.

Der große Markt für Silber ist der handeltreibende und zivilisierte Teil der Welt.

Wenn bei dem allgemeinen Fortschritt der Kultur die Nachfrage dieses Marktes wüchse, während zu gleicher Zeit der Vorrat nicht in demselben Maße zunähme, würde der Wert des Silbers stufenweise im Verhältnis zu dem des Korns steigen. Eine gegebene Quantität Silber würde gegen eine immer größere Quantität Korn in Tausch gehen, oder, mit anderen Worten, der durchschnittliche Geldpreis des Korns würde stufenweise immer wohlfeiler werden.

Wenn umgekehrt durch irgend welche Zufälle der Vorrat viele Jahre hindurch in größerem Maße zunähme, als die Nachfrage, so würde dieses Metall stufenweise immer wohlfeiler werden, oder, mit anderen Worten, der durchschnittliche Geldpreis des Getreides würde ungeachtet aller Verbesserungen stufenweise immer teurer werden.

Aber wenn andererseits der Vorrat des Metalls fast in demselben Maße zunähme wie die Nachfrage, so würde es weiterhin für fast dieselbe Quantität Korn in Kauf oder Tausch gehen, und der durchschnittliche Geldpreis des Korns würde weiterhin ungeachtet aller Verbesserungen fast ganz derselbe bleiben.

Diese drei Fälle scheinen alle möglichen Kombinationen, die beim Fortschritt der Kultur vorkommen können, zu erschöpfen; und im Laufe der vier letzten Jahrhunderte scheint, soweit wir nach dem, was in Frankreich und Großbritannien geschehen ist, urteilen können, jede dieser drei verschiedenen Kombinationen auf dem europäischen Markte eingetreten zu sein, und zwar auch in derselben Ordnung, in welcher ich sie hier aufgeführt habe.

Besondere Abhandlung über die Veränderungen im Silberwerte während der letzten vier Jahrhunderte.

Erste Periode

Im Jahre 1350 und etwas früher scheint der Durchschnittspreis des Malters Weizen in England nicht geringer als 4 Unzen Silber Towergewicht geschätzt worden zu sein, was etwa 20 Schilling unseres jetzigen Geldes gleichkommt. Von diesem Preise scheint er stufenweise bis auf 2 Unzen Silber, die also etwa 10 Schilling unseres jetzigen Geldes gleichkommen, gefallen zu sein, der Preis, zu dem wir ihn im Anfang des 16. Jahrhunderts veranschlagt finden, und den er bis ungefähr 1570 beibehalten zu haben scheint.

Im Jahre 1350, dem 25. der Regierung Eduards III., wurde das sogenannte Arbeitergesetz gegeben. Im Eingange dazu wird über die Unverschämtheit der Dienstboten geklagt, die ihren Herren einen höheren Lohn abzunötigen strebten. Deshalb verordnet es, daß alle Dienstboten und Arbeiter in Zukunft mit dem nämlichen Lohne und Deputat, (Deputat nannte man zu jener Zeit nicht bloß Kleidung, sondern auch Lebensmittel), zufrieden sein sollten, die sie im 20. Regierungsjahre des Königs und in den vier vorhergehenden gewöhnlich bekamen, daß also ihr Deputatweizen nirgends höher eingeschätzt werden sollte, als mit 10 Pence für den Scheffel, und daß es den Herren stets freigestellt bleiben müßte, ihnen den Weizen oder das Geld zu geben. Der Scheffel zu 10 Pence wurde also im 25. Regierungsjahre Eduards III. als ein sehr mäßiger Preis des Weizens angesehen, da es eines besonderen Gesetzes bedurfte, um die Dienstboten zu verpflichten, ihn statt ihres üblichen Lebensmitteldeputats anzunehmen; und er wurde 10 Jahre früher, d. h. im 16. Regierungsjahre des Königs, dem Zeitpunkt auf den das Gesetz zurückgeht, für einen billigen Preis gehalten. Im 16. Regierungsjahre Eduards III. enthielten aber 10 Pence ungefähr eine halbe Unze Silber Towergewicht, und waren etwa so viel wie eine halbe Krone unseres jetzigen Geldes. 4 Unzen Silber Towergewicht, also 6 Schilling und 8 Pence im Gelde jener Zeit, oder beinahe 20 Schilling jetzigen Geldes, mußten als ein mäßiger Preis für den Malter von 8 Scheffeln gelten.

Dies Gesetz ist gewiß ein besseres Zeugnis dafür, was zu jenen Zeiten als mäßiger Kornpreis galt, als die von Geschichtschreibern und anderen Schriftstellern mit Bezug auf ihre außergewöhnliche Teuerung oder Wohlfeilheit allgemein verzeichneten Preise einzelner Jahre, nach denen es deshalb schwer ist, sich irgend ein Urteil darüber zu bilden, was damals ihr gewöhnlicher Preis gewesen sein mag. Es gibt außerdem andere Gründe, die es glaubhaft machen, daß im Anfang des 14. Jahrhunderts und etwas früher der übliche Weizenpreis nicht unter 4 Unzen Silber der Malter betrug, und der Preis der übrigen Getreidearten dazu im Verhältnis stand.

1309 gab Ralph de Born, Prior zu St. Augustin, Canterbury, am Tage seiner Installation ein Fest, von dem uns William Thorn nicht nur den Speisezettel, sondern auch die Preise vieler Einzelheiten aufbewahrt hat. Bei diesem Feste wurden verzehrt: 1) 53 Malter Weizen, die 19 Pfund, oder 7 Schilling und 2 Pence der Malter, gleich etwa 21 Schilling und 6 Pence unseres jetzigen Geldes kosteten. 2) 58 Malter Malz, die 17 Pfund 10 Schilling, oder 6 Schilling der Malter, gleich etwa 18 Schilling unseres jetzigen Geldes kosteten. 3) 20 Malter Hafer, die 4 Pfund oder 4 Schilling der Malter, gleich etwa 12 Schilling unseres jetzigen Geldes kosteten. Die Malz- und Haferpreise scheinen hier höher zu sein, als es ihr übliches Verhältnis zum Weizenpreise ist.

Diese Preise wurden nicht wegen ihrer außergewöhnlichen Teuerung oder Wohlfeilheit verzeichnet, sondern wurden nur zufällig als die seinerzeitigen Preise großer Getreidequantitäten, die bei einem durch seine Pracht berühmten Feste verbraucht wurden, erwähnt.

Im Jahre 1262, dem 51. der Regierung Heinrichs III., wurde ein altes Gesetz, die sogenannte Brot- und Biertaxe, das, wie der König im Eingange sagt, zu Zeiten seiner Voreltern, weiland der Könige von England, gegeben worden, erneuert. Demnach ist es wahrscheinlich wenigstens so alt, daß es in die Zeit seines Großvaters, Heinrichs II., reicht, und kann so alt gewesen sein als die Eroberung. Es reguliert den Preis des Brotes nach den jeweiligen Weizenpreisen, den Malter von 1 bis zu 20 Schilling damaligen Geldes. Man nimmt aber von Gesetzen dieser Art gewöhnlich an, daß sie mit gleicher Sorgfalt allen Abweichungen vom mittleren Preise, sowohl denen unter, als denen über ihn vorbeugen. Nach dieser Voraussetzung mußten daher 10 Schilling, die 6 Unzen Silber Towergewicht enthielten, und etwa 30 Schilling unseres jetzigen Geldes gleichkamen, als der mittlere Preis des Malters Weizen zu der Zeit, als jenes Gesetz zum ersten Male erlassen wurde, angesehen werden und mußten dies auch bis in das 51. Regierungsjahr Heinrichs III. sein. Wir werden daher nicht sehr irren, wenn wir annehmen, daß der mittlere Preis nicht weniger als ein Drittel des höchsten Preises betrug, den jenes Gesetz für den Brotpreis festsetzt, 6 Schilling und 8 Pence damaligen Geldes, oder 4 Unzen Silber Towergewicht.

Diese verschiedenen Fakta geben wohl einigen Grund zu dem Schlusse, daß um die Mitte des 14. Jahrhunderts und ziemlich lange vorher der Durchschnitts- oder übliche Preis des Malters Weizen nicht unter 4 Unzen Silber Towergewicht angenommen wurde.

Ungefähr von der Mitte des 14. bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts scheint der Weizenpreis, den man als einen billigen und mäßigen, d. h. als den üblichen oder Durchschnittspreis ansah, stufenweise auf etwa die Hälfte dieses Preises gesunken zu sein, so daß er zuletzt bis auf etwa 2 Unzen Silber Towergewicht, oder etwa 10 Schilling unseres jetzigen Geldes fiel. Er wurde weiter zu diesem Preise eingeschätzt bis gegen 1570.

In dem Haushaltungsbuche Heinrichs, des fünften Grafen von Northumberland, geführt im Jahre 1512, finden sich zwei verschiedene Schätzungen des Weizens. Nach der einen wird der Malter zu 6 Schilling und 8 Pence, nach der anderen nur zu 5 Schilling und 8 Pence berechnet. 1512 enthielten 6 Schilling und 8 Pence nur 2 Unzen Silber Towergewicht und betrugen nach heutigem Gelde etwa 10 Schilling.

Vom 25. Regierungsjahre Eduards III. bis zum Anfang der Regierung Elisabeths, in einem Zeitraume von mehr als zweihundert Jahren, wurden fortwährend, wie man aus verschiedenen Gesetzen ersieht, 6 Schilling und 8 Pence als sogenannter mäßiger und billiger, d. h. als der übliche oder Durchschnittspreis des Weizens angesehen. Aber das in dieser gleichnamigen Summe enthaltene Silberquantum nahm im Laufe dieser Zeit beständig ab, weil man an der Münze einige Änderungen vorgenommen hatte. Allein es hatte der wachsende Wert des Silbers, wie es scheint, die Verminderung des in der gleichnamigen Summe enthaltenen Silberquantums so weit ausgeglichen, daß die Gesetzgebung es nicht für nötig erachtete, diesen Umstand zu berücksichtigen.

So wurde 1436 ein Gesetz gegeben, daß der Weizen dann ohne besondere Erlaubnis ausgeführt werden dürfe, wenn sein Preis nicht höher als 6 Schilling und 8 Pence wäre, und 1463 wurde ein Gesetz gegeben, daß kein Weizen eingeführt werden dürfe, wenn der Preis des Malters nicht über 6 Schilling und 8 Pence stünde. Der Gesetzgeber dachte, daß die Ausfuhr bei so niedrigem Preise keinen Anstand ergeben könnte, daß es aber klug wäre, sobald der Preis höher stiege, die Einfuhr zu gestatten. Mithin galten 6 Schilling und 8 Pence, die ungefähr die nämliche Quantität Silber enthielten wie 13 Schilling und 4 Pence unseres jetzigen Geldes (ein Drittel weniger als die gleichnamige Summe zur Zeit Eduards III. enthielt), damals für einen sogenannten mäßigen und billigen Weizenpreis.

Im Jahre 1554 wurde durch Gesetze aus dem ersten und zweiten Regierungsjahre Philipps und Marias, und im Jahre 1558 durch eines aus dem ersten Regierungsjahre Elisabeths die Ausfuhr des Weizens ganz ebenso für den Fall verboten, daß der Preis des Malters 6 Schilling und 8 Pence überstiege, eine Summe, die damals nicht um 2 Pence mehr Silber enthielt als die gleichnamige Summe in unserer Zeit. Indes fand man bald, daß die Weizenausfuhr bis zu jenem niedrigen Preis zurückzuhalten, sie in der Tat ganz verhindern hieß. Deshalb wurde 1562, im fünften Regierungsjahre Elisabeths, die Ausfuhr des Weizens aus gewissen Häfen für den Fall gestattet, daß der Preis des Malters 10 Schilling nicht überstiege, d. h. etwa dasselbe Silberquantum, das jetzt die gleichnamige Summe enthält. Mithin galt dieser Preis damals für den sogenannten mäßigen und billigen Weizenpreis. Es stimmt das ziemlich mit der Schätzung des Northumberlandbuches vom Jahre 1512.

Daß ebenso in Frankreich der Durchschnittspreis des Korns um das Ende des 15. und zu Beginn des 16. Jahrhunderts viel niedriger war, als in den beiden vorhergehenden Jahrhunderten, wurde sowohl von Duprè de St. Maur, als auch vom geschmackvollen Verfasser des Versuchs über die Politik des Getreides beobachtet. Wahrscheinlich war sein Preis während derselben Periode in den meisten Teilen Europas ebenso gesunken.

Dieses Steigen des Silberwertes im Verhältnis zu dem des Getreides kann seinen Grund entweder im Zunehmen der Nachfrage nach diesem Metall, einer Folge der zunehmenden Kultur haben, während der Silbervorrat in derselben Zeit derselbe blieb; oder es mag seinen Grund darin gehabt haben, daß die Nachfrage zwar die nämliche wie früher blieb, der Vorrat aber nach und nach abnahm, weil die meisten, der Welt damals bekannten Bergwerke sehr erschöpft waren, und folglich die Betriebskosten stark zugenommen hatten; oder es kann endlich seinen Grund zum Teil in dem einen und zum Teil in dem anderen dieser beiden Umstände haben. Gegen das Ende des 15. und zu Beginn des 16. Jahrhunderts näherte sich der größte Teil der europäischen Länder einer festeren Regierungsform, als er sie Jahrhunderte lang gehabt hatte. Die größere Sicherheit mußte natürlich auch den Gewerbfleiß und die Landeskultur heben, und die Nachfrage nach edlen Metallen, so wie nach allen anderen Luxus- und Schmucksachen mußte natürlich mit dem Zunehmen des Reichtums stärker werden. Um ein größeres jährliches Produkt in Umlauf zu bringen, war eine größere Quantität Geld nötig, und eine größere Anzahl reicher Leute mußte eine größere Menge silberner Geschirre und Schmucksachen begehren. Auch ist natürlich anzunehmen, daß die meisten Bergwerke, die damals den europäischen Markt mit Silber versorgten, sehr erschöpft waren und höhere Betriebskosten erheischten. Viele von ihnen waren seit der Römerzeit abgebaut worden.

Trotzdem hat die Mehrzahl derer, die über die Warenpreise in alten Zeiten geschrieben haben, die Meinung gehegt, daß der Wert des Silbers von der Eroberung, ja vielleicht schon von dem Einfalle Julius Cäsars an bis zur Entdeckung Amerikas in steter Abnahme begriffen war. Zu dieser Ansicht scheinen sie teils durch die Beobachtungen gekommen zu sein, die sie über die Preise des Getreides und einiger anderer Rohprodukte des Landes zu machen in der Lage waren, teils durch die volkstümliche Anschauung, daß in dem Maße, als in jedem Lande mit dem Zunehmen des Wohlstandes natürlicher Weise die Menge des Silbers zunimmt, auch sein Wert abnimmt.

Bei ihren Bemerkungen über die Getreidepreise scheinen dreierlei Umstände sie oft irregeleitet zu haben.

Erstens: In früheren Zeiten wurden fast alle Renten in natura entrichtet, in einer bestimmten Quantität Getreide, Vieh, Geflügel usw. Mitunter kam es jedoch vor, daß der Grundeigentümer sich die Freiheit ausbedang, die jährliche Zahlung vom Pächter entweder in natura zu fordern, oder statt dessen eine bestimmte Summe Geldes. Der Preis, zu dem auf diese Weise die Zahlung in eine bestimmte Geldsumme verwandelt wurde, heißt in Schottland der Konversionspreis. Weil nun der Grundeigentümer immer die Wahl hat, entweder die Sache, oder ihren Preis zu nehmen, so erfordert es die Sicherheit des Pächters, daß der Konversionspreis eher unter als über dem durchschnittlichen Marktpreise stehe. Er beträgt demnach auch an vielen Orten nicht viel mehr als die Hälfte dieses Preises. Im größten Teile Schottlands besteht diese Sitte noch für das Geflügel, und an einigen Orten für das Vieh. Sie würde wahrscheinlich auch für das Getreide fortbestanden haben, wenn nicht die Einrichtung der öffentlichen Fiars dem ein Ende gemacht hätte. Es sind dies jährliche, nach dem Urteil einer Kommission gemachte Schätzungen des durchschnittlichen Preises der verschiedenen Getreidearten und ihrer verschiedenen Sorten in Gemäßheit des tatsächlichen Marktpreises in den verschiedenen Grafschaften. Diese Einrichtung machte es für den Pächter unbedenklich und für den Grundeigentümer viel bequemer, die von ihnen sogenannte Getreiderente lieber nach dem jeweiligen Preise der Fiars eines jeden Jahres, als nach irgend einem festen Preise zu konvertieren. Aber die Schriftsteller, die die Getreidepreise früherer Zeiten sammelten, scheinen oft das, was in Schottland der Konversionspreis heißt, mit dem tatsächlichen Marktpreis verwechselt zu haben. Fleetwood räumt gelegentlich ein, daß er diesen Irrtum begangen habe. Da er jedoch sein Buch in einer besonderen Absicht schrieb, so hielt er es nicht für geeignet, dieses Geständnis eher zu machen, als bis er diesen Konversionspreis bereits fünfzehnmal abgeschrieben hatte. Der Preis beträgt 8 Schilling für den Malter Weizen. Diese Summe enthielt im Jahre 1423, mit dem er den Anfang macht, so viel Silber, wie jetzt 16 Schilling. Dagegen enthielt sie 1562, das Jahr, mit dem er schließt, nicht mehr, als die gleichnamige Summe heute enthält.

Zweitens: Sie ließen sich durch die nachlässige Art irreleiten, in der einige alte Taxordnungen manchmal von faulen Kopisten abgeschrieben, und vielleicht auch von den Gesetzgebern selbst verfaßt waren.

Die alten Taxordnungen scheinen stets mit der Festsetzung angefangen zu haben, welche Höhe der Preis des Brotes und Bieres haben solle, wenn der Weizen- und Gerstenpreis am niedrigsten stände, und scheinen dann stufenweise zu den Bestimmungen fortgegangen zu sein, welche Höhe er haben solle, sowie die Preise dieser beiden Getreidearten sich stufenweise über ihren niedrigsten Satz erheben. Allein die Abschreiber jener Ordnungen scheinen es oft für hinreichend gehalten zu haben, die Bestimmung nur bis zu den drei oder vier ersten niedrigsten Preisen zu kopieren, indem sie sich auf diese Weise ihre Arbeit sparten und, wie ich glaube, dachten, daß es genug sei, um das Verhältnis zu zeigen, das bei allen höheren Preisen eingehalten werden sollte.

So wurde in der Brot- und Bierordnung aus dem 51. Regierungsjahre Heinrichs III. der Brotpreis entsprechend den verschiedenen Weizenpreisen zwischen 1 und 20 Schilling damaligen Geldes für den Malter reguliert. In den Manuskripten aber, nach denen die verschiedenen Ausgaben der Verordnungen, die der von Ruffhead vorausgingen, gedruckt wurden, waren die Abschreiber nie über den Preis von 12 Schilling hinausgegangen. Einige Schriftsteller, die durch diese mangelhafte Abschrift irregeleitet waren, schlossen daher ganz natürlich, daß der mittlere Preis, nämlich 6 Schilling der Malter, gleich etwa 18 Schilling unseres Geldes, zu jener Zeit der gewöhnliche oder Durchschnittspreis des Weizens war.

In der Tauchschemel- und Pranger-Verordnung, die etwa um dieselbe Zeit erlassen wurde, wird der Bierpreis nach jedesmaligem Steigen des Gerstenpreises um 6 Pence, von 2 Schilling auf 4 Schilling für den Malter reguliert. Daß jedoch 4 Schilling nicht für den höchsten Preis gehalten wurden, bis zu dem die Gerste zu jenen Zeiten öfters steigen mochte, und daß diese Preise nur als ein Beispiel des Verhältnisses gegeben wurden, das bei allen anderen höheren oder niedrigeren Preisen eingehalten werden sollte, läßt sich aus den letzten Worten der Verordnung schließen: »et sic deinceps crescetur vel diminuetur per sex denarios«. Der Ausdruck ist sehr nachlässig, aber der Sinn ist deutlich genug: »es soll der Bierpreis in dem Maße steigen oder fallen, als der Gerstenpreis um je 6 Pence steigt oder fällt.« Die Gesetzgeber scheinen bei der Abfassung dieses Statuts eben so nachlässig gewesen zu sein, wie die Kopisten beim Abschreiben der anderen.

In einem alten Manuskript des Regiam Majestatem, eines alten schottischen Gesetzbuches, findet sich eine Taxordnung, in der der Preis des Brotes für alle verschiedenen Weizenpreise bestimmt ist, von 10 Pence bis zu 3 Schilling für den schottischen Boll, gleich etwa einem halben englischen Malter. 3 schottische Schillinge waren zur Zeit, als diese Taxordnung erlassen wurde, so viel als etwa 9 Schilling Sterling unseres jetzigen Geldes. Ruddiman S. dessen Vorrede zu Andersons Diplomata Scotiae. scheint hieraus zu schließen, daß 3 Schilling der höchste Preis waren, den der Weizen zu jener Zeit überhaupt erreichte, und daß 10 Pence, 1 Schilling, oder höchstens 2 Schilling die gewöhnlichen Preise waren. Sieht man das Manuskript aber näher an, so wird es ganz klar, daß alle diese Preise nur als Beispiele des Verhältnisses verzeichnet wurden, das zwischen den jeweiligen Weizen- und Brotpreisen festgehalten werden sollte. Die letzten Worte der Verordnung lauten: »reliqua judicabis secundum praescripta habendo respectum ad pretium bladi«. »Man beurteile die übrigen Fälle nach obigem unter Berücksichtigung des Getreidepreises.«

Drittens: Es scheint auch, daß sie sich durch den sehr niedrigen Preis, zu welchem der Weizen zuweilen in sehr früher Zeit verkauft wurde, haben irre führen lassen und zu dem Glauben gekommen sind, daß, da sein niedrigster Preis damals niedriger war als in späterer Zeit, auch sein gewöhnlicher Preis viel niedriger gewesen sein müsse. Sie hätten indes finden können, daß in jenen alten Zeiten sein höchster Preis ebensoweit über, als der niedrigste unter dem stand, was je in späteren Zeiten bekannt geworden ist. So gibt uns Fleetwood für das Jahr 1270 zwei Preise für den Malter Weizen. Der eine ist 4 Pfund 16 Schilling im Gelde jener Zeit, gleich 14 Pfund 8 Schilling im unsrigen, der andere 6 Pfund 8 Schilling, gleich 19 Pfund 4 Schilling unseres jetzigen Geldes. Es läßt sich kein Preis am Ende des 15. oder am Anfang des 16. Jahrhunderts finden, der die Absonderlichkeit dieses erreicht. Der Getreidepreis ist zwar stets der Veränderung unterworfen, ändert sich aber am meisten in jenen unruhigen und ungeordneten Gesellschaften, wo die Unterbrechung alles Handels und aller Verbindung den Überfluß des eines Landesteils daran hindert, den Mangel eines anderen zu beheben. In dem ungeordneten Zustande Englands unter den Plantagenets, die es von der Mitte des 12. bis gegen das Ende des 15. Jahrhunderts beherrschten, konnte der eine Distrikt Überfluß haben, während in geringer Entfernung ein anderer, der seine Ernte entweder durch Zufälle der Witterung und durch den Einfall irgend eines benachbarten Barons zerstört sah, alle Schrecken einer Hungersnot erdulden mochte; und doch konnte der eine, wenn das Land eines feindlichen Herrn dazwischen lag, dem anderen nicht den geringsten Beistand leisten. Unter der kraftvollen Verwaltung der Tudors, die während des letzten Teils des 15. und das ganze 16. Jahrhundert hindurch England beherrschten, war kein Baron mächtig genug, um es wagen zu können, die öffentliche Sicherheit zu stören.

Am Ende dieses Kapitels wird der Leser alle von Fleetwood von 1202 bis 1597 – mit Einschluß beider – gesammelten Weizenpreise finden, und zwar auf unser heutiges Geld reduziert und nach der Zeitfolge in sieben Abteilungen von je zwölf Jahren gebracht. Auch findet er am Ende jeder Abteilung den Durchschnittspreis der zwölf Jahre, aus denen sie besteht. In diesem langen Zeitraum hat Fleetwood die Preise von nicht mehr als achtzig Jahren zusammenzubringen vermocht, so daß vier Jahre fehlen, um die letzten zwölf Jahre vollzumachen. Darum habe ich aus den Rechnungen des Eton College die Preise von 1598, 1599, 1600 und 1601 hinzugesetzt. Das ist der einzige Zusatz, den ich gemacht habe. Daraus nun wird der Leser sehen, daß vom Anfang des 13. bis nach der Mitte des 16. Jahrhunderts der Durchschnittspreis von je zwölf Jahren stufenweise niedriger und niedriger wird und daß er sich gegen das Ende des 16. Jahrhunderts wieder zu heben beginnt. Freilich scheinen die Preise, welche Fleetwood zusammenzubringen imstande war, vornehmlich solche zu sein, die wegen ungewöhnlicher Teuerung oder Wohlfeilheit merkwürdig waren, und ich will nicht behaupten, daß sich irgend welche ganz sichere Schlüsse daraus ziehen lassen. So weit sie jedoch überhaupt etwas beweisen, bestärken sie die Aufstellung, welche ich zu geben suchte. Fleetwood selbst hingegen, sowie die meisten anderen Schriftsteller, scheint geglaubt zu haben, daß während dieser ganzen Periode der Wert des Silbers sich wegen seines immer wachsenden Überflusses stetig verringert habe. Doch stimmen die Getreidepreise, die er selber gesammelt hat, mit dieser Meinung gewiß nicht überein. Sie stimmen aber vortrefflich mit der Meinung des Duprè de St. Maur und derjenigen überein, welche ich darzulegen suchte. Bischof Fleetwood und Duprè de St. Maur sind die beiden Schriftsteller, die mit der meisten Sorgfalt und Treue die Preise der Dinge in alten Zeiten gesammelt zu haben scheinen. Es ist etwas sonderbar, daß, obgleich ihre Meinungen so sehr verschieden sind, ihre Daten, so weit sie sich wenigstens auf die Getreidepreise beziehen, so ganz genau zusammentreffen sollten.

Indes sind es nicht sowohl die niedrigen Preise des Getreides, als die mancher anderen Rohprodukte des Landes, aus denen die scharfsinnigsten Schriftsteller den großen Wert des Silbers in jenen ganz alten Zeiten gefolgert haben. Da das Getreide eine Art von Manufakturartikel ist, so war es, sagte man, in jenen rohen Zeiten verhältnismäßig weit teurer als der größte Teil der anderen Waren; gemeint ist, wie ich glaube, der größte Teil der nicht durch Manufaktur entstandenen Waren, wie Vieh, Geflügel, Wildpret aller Art usw. Daß diese in jenen Zeiten der Armut und Barbarei verhältnismäßig viel wohlfeiler als Getreide waren, ist ohne Zweifel richtig. Aber diese Wohlfeilheit war nicht die Wirkung des hohen Silberwertes, sondern die des niedrigen Wertes jener Waren. Der Grund war nicht der, daß das Silber in solchen Zeiten eine größere Quantität Arbeit gekauft oder vorgestellt hätte, sondern der, daß solche Waren eine weit geringere Quantität kauften oder vorstellten, als in Zeiten größerer Wohlhabenheit und Kultur. Das Silber muß sicherlich im spanischen Amerika wohlfeiler sein als in Europa, d. h. in dem Lande, wo es hervorgebracht wird, wohlfeiler als in dem Lande, wohin es mit den Kosten einer langen Land- und Seefracht, der Verladung und der Assekuranz gebracht wird. 21½ Pence Sterling waren jedoch, wie wir von Ulloa erfahren, noch vor einigen Jahren in Buenos-Ayres der Preis eines aus einer Herde von 3 bis 400 Stück ausgesuchten Ochsen. 16 Schilling Sterling waren, wie uns Byron berichtet, der Preis eines guten Pferdes in der Hauptstadt von Chile. In einem von Natur fruchtbaren Lande, dessen größter Teil jedoch durchaus unkultiviert ist, können Vieh, Geflügel, Wildpret aller Art usw., da sie mit einer sehr geringen Quantität Arbeit erworben werden können, auch nur eine sehr geringe Quantität kaufen oder sich dienstbar machen. Der niedrige Geldpreis, für den sie verkauft werden können, ist kein Beweis dafür, daß der wirkliche Wert des Silbers dort sehr hoch steht, sondern nur dafür, daß der wirkliche Wert jener Waren sehr niedrig ist.

Die Arbeit, das muß stets hervorgehoben werden, und nicht irgend eine Ware oder Gattung von Waren ist das wahre Maß für den Wert des Silbers sowohl, als für den aller anderen Waren.

Da in vorwiegend öden oder nur dünn bevölkerten Ländern Vieh, Geflügel, Wildpret aller Art usw. freiwillige Erzeugnisse der Natur sind, so bringt diese sie oft in weit größeren Quantitäten hervor, als der Verbrauch der Einwohner es erfordert. Bei einem solchen Zustande der Dinge übersteigt die Zufuhr gewöhnlich die Nachfrage. Daher werden in verschiedenen Zuständen der Gesellschaft auf verschiedenen Stufen der Kultur solche Waren immer sehr verschiedene Quantitäten von Arbeit vorstellen oder aufwiegen.

Bei jedem Zustande der Gesellschaft, auf jeder Stufe der Kultur ist Getreide das Erzeugnis der menschlichen Tätigkeit. Es ist aber das durchschnittliche Produkt jeder Art von Tätigkeit immer mehr oder weniger genau dem durchschnittlichen Verbrauch angemessen, die durchschnittliche Zufuhr der durchschnittlichen Nachfrage. Hierzu kommt, daß auf jeder besonderen Stufe der Kultur die Erzeugung gleicher Getreidequantitäten bei demselben Boden und Klima durchschnittlich fast gleiche Arbeitsquantitäten, oder, was auf dasselbe hinauskommt, den Preis fast gleicher Quantitäten erfordern wird, da die stets zunehmenden Produktivkräfte der Arbeit bei fortgeschrittener Kultur mehr oder weniger durch den stets zunehmenden Preis des Viehes, des hauptsächlichsten Werkzeuges der Agrikultur, aufgewogen werden. Aus allen diesen Gründen können wir daher überzeugt sein, daß gleiche Quantitäten Getreide bei jedem Zustande der Gesellschaft und auf jeder Stufe der Kultur weit eher gleiche Quantitäten Arbeit vorstellen oder aufwiegen werden, als gleiche Quantitäten von irgend einem andern Teile des Rohproduktes des Bodens. Mithin ist das Getreide, wie bereits bemerkt worden, auf all den verschiedenen Stufen des Wohlstandes und der Kultur ein genaueres Wertmaß als irgend eine andere Ware oder Gattung von Waren. Folglich können wir auf allen jenen verschiedenen Stufen den wirklichen Wert des Silbers besser beurteilen, wenn wir ihn mit Getreide, als wenn wir ihn mit irgend einer anderen Ware oder Gattung von Waren vergleichen.

Hierzu kommt, daß Getreide oder was sonst das gewöhnliche und allgemein beliebte vegetabilische Nahrungsmittel des Volkes ist, in jedem zivilisierten Lande den Hauptbestandteil des Unterhaltes der Arbeiter bildet. Infolge der Ausbreitung des Landbaues bringt der Boden eines jeden Landes eine viel größere Quantität vegetabilischer, als animalischer Nahrung hervor, und der Arbeiter lebt überall vorzugsweise von dem gesunden Nahrungsmittel, welches das wohlfeilste und reichlichste ist. Fleisch bildet, außer in den blühendsten Ländern, oder da, wo die Arbeit sehr hoch entlohnt wird, nur einen unbedeutenden Teil seines Unterhaltes; Geflügel ist ein noch kleinerer Teil davon und Wildpret gar keiner. In Frankreich und selbst in Schottland, wo die Arbeit etwas besser als in Frankreich entlohnt wird, ißt der arbeitende Arme, außer an Feiertagen und bei anderen außerordentlichen Gelegenheiten, selten Fleisch. Daher hängt der Geldpreis der Arbeit weit mehr von dem durchschnittlichen Geldpreis des Getreides, des Unterhaltes der Arbeiter, als von dem des Fleisches oder irgend eines anderen Teils der Rohprodukte des Bodens ab. Es hängt also der wirkliche Wert des Goldes und Silbers, das wirkliche Quantum von Arbeit, das sie kaufen oder erwerben können, weit mehr von der Quantität Getreide ab, das sie kaufen oder erwerben können, als von der Quantität Fleisch oder anderer Teile des Rohproduktes des Bodens.

Indes würden solche unbedeutende Beobachtungen über die Preise des Getreides oder anderer Waren wahrscheinlich nicht so viele einsichtsvolle Schriftsteller irregeleitet haben, wenn diese nicht gleichzeitig von der populären Anschauung beeinflußt worden wären, daß, da die Quantität des Silbers natürlicherweise in jedem Lande mit der Zunahme des Wohlstandes wächst, auch sein Wert sich in dem Maße vermindere, als seine Quantität wächst. Diese Meinung scheint aber durchaus grundlos zu sein.

Die Quantität der edlen Metalle kann in jedem Lande aus zweierlei Ursachen wachsen: entweder, erstens, durch die wachsende Ergiebigkeit der Bergwerke, aus denen sie kommen; oder, zweitens durch den zunehmenden Wohlstand des Volkes, durch das zunehmende Produkt seiner jährlichen Arbeit. Die erste dieser Ursachen hängt ohne Zweifel notwendig mit der Verringerung des Wertes der edlen Metalle zusammen; die zweite aber nicht.

Wenn ergiebigere Bergwerke entdeckt werden, kommt eine größere Quantität edler Metalle zu Markte, und da die Quantität der Lebensbedarfs- und Genußgüter, gegen die sie eingetauscht werden müssen, die nämliche bleibt wie früher, so müssen gleiche Quantitäten der Metalle gegen geringere Quantitäten von Waren eingetauscht werden. Soweit also die Zunahme der Quantität der edlen Metalle in irgend einem Lande von der gesteigerten Ergiebigkeit der Bergwerke herkommt, ist sie notwendig mit einer gewissen Verringerung ihres Wertes verbunden.

Wenn umgekehrt der Wohlstand eines Landes wächst, wenn das jährliche Produkt seiner Arbeit stufenweise größer und größer wird, so wird eine größere Quantität gemünzten Geldes nötig, damit eine größere Quantität von Waren zirkulieren könne, und die Leute werden, da sie es tun können, weil sie mehr Waren dafür geben können, natürlich auch immer mehr Gerät von edlem Metall kaufen. Die Quantität ihres gemünzten Geldes wird aus Bedürfnis wachsen, die Quantität des Geräts aus edlem Metall aber aus Eitelkeit und Prunk, oder aus demselben Grunde, aus dem wahrscheinlich die Menge schöner Statuen, Gemälde, jedes andern Luxus und jeder anderen Liebhaberei unter ihnen zunimmt. Da aber Bildhauer und Maler in Zeiten des Wohlstandes und des Gedeihens wahrscheinlich nicht schlechter entlohnt werden, als in Zeiten der Armut und des Niederganges, so wird man auch Gold und Silber wahrscheinlich nicht schlechter bezahlen.

Da der Preis des Goldes und Silbers, wenn er nicht durch die zufällige Entdeckung ergiebiger Bergwerke heruntergedrückt wird, ganz natürlich mit dem Wohlstand jedes Landes steigt, so ist er, wie immer auch der Zustand der Bergwerke sei, zu allen Zeiten in einem reichen Lande seiner Natur nach höher, als in einem armen. Gold und Silber suchen natürlich, wie alle anderen Waren, den Markt, wo der beste Preis für sie bezahlt wird, und der beste Preis wird für jedes Ding gewöhnlich in dem Lande bezahlt, das dies am leichtesten tun kann. Am Ende ist es doch immer die Arbeit der Preis, das darf nicht vergessen werden, der für alle Dinge bezahlt wird, und in Ländern, wo die Arbeit gleich gut bezahlt wird, wird der Geldpreis der Arbeit im Verhältnis zu dem der Lebensmittel der Arbeiter stehen. Gold und Silber werden aber in einem reichen Lande natürlich gegen eine größere Menge von Lebensmitteln in Tausch gehen als in einem armen, in einem Lande, das an Lebensmitteln Überfluß hat, gegen eine größere, als in einem, das nur mäßig damit versorgt ist. Sind die beiden Länder weit von einander entfernt, so kann die Differenz sehr groß sein, weil, wenn die Metalle auch von selbst von dem schlechteren zu dem besseren Markte wandern, es doch schwer sein mag, sie in genügenden Quantitäten dahin zu bringen, um ihren Preis an beiden Orten auszugleichen. Liegen die beiden Länder dagegen nahe bei einander, so wird die Differenz geringer und manchmal kaum merkbar sein, weil der Transport in diesem Falle leicht ist. China ist ein weit reicheres Land, als irgend ein Teil von Europa, und die Differenz zwischen dem Preise der Lebensmittel in China und Europa ist sehr groß. Der Reis ist in China weit wohlfeiler, als der Weizen irgendwo in Europa. England ist ein viel reicheres Land als Schottland, aber die Differenz zwischen dem Geldpreise des Getreides ist in diesen beiden Ländern weit geringer und nur gerade noch merkbar. Im Verhältnis zur Quantität oder zum Maße scheint das schottische Korn beträchtlich wohlfeiler zu sein als das englische; aber im Verhältnis zur Qualität ist es gewiß etwas teurer. Schottland erhält fast alle Jahre sehr reiche Zufuhren aus England, und jede Ware muß in der Regel in dem Lande, wohin es gebracht wird, etwas teurer sein, als in dem, woher es kommt. Daher muß das englische Korn in Schottland teurer sein als in England und kann nach Verhältnis seiner Qualität, oder der Quantität und Güte des feinen oder groben Mehls, das daraus bereitet werden kann, in der Regel dort nicht teurer verkauft werden als das schottische Getreide, das mit ihm auf dem Markte konkurriert.

Die Differenz zwischen dem Geldpreise der Arbeit in China und in Europa ist noch größer als die zwischen dem Geldpreise der Lebensmittel, weil der wirkliche Lohn der Arbeit in Europa höher ist als in China, da der größte Teil Europas im Fortschreiten begriffen ist, während China still zu stehen scheint. In Schottland ist der Geldpreis der Arbeit niedriger als in England, weil der wirkliche Lohn der Arbeit weit niedriger ist; denn wenn Schottland auch zu größerem Wohlstand fortschreitet, so schreitet es doch viel langsamer fort als England. Die Häufigkeit der Auswanderungen aus Schottland und ihre Seltenheit aus England tut deutlich dar, daß die Nachfrage nach Arbeit in beiden Ländern sehr verschieden ist. Das Verhältnis des wirklichen Lohnes der Arbeit in verschiedenen Ländern richtet sich, das darf nicht vergessen werden, nicht nach ihrem damaligen Wohlstand oder ihrer Armut, sondern danach, ob sie fortschreiten, stille stehen, oder im Niedergange begriffen sind.

Wie Gold und Silber natürlich bei den reichsten Nationen den größten Wert haben, so haben sie natürlich den geringsten bei den ärmsten. Bei den Wilden, die die ärmsten aller Nationen sind, haben sie fast keinen Wert.

In großen Städten ist das Getreide immer teurer als in abgelegenen Teilen des Landes. Das ist jedoch nicht die Folge der wirklichen Wohlfeilheit des Silbers sondern der wirklichen Teuerung des Korns. Es kostet nicht weniger Arbeit, Silber in eine große Stadt, als in die abgelegenen Teile des Landes zu bringen; aber es kostet beträchtlich mehr, Getreide dahin zu bringen.

In vielen reichen und handeltreibenden Ländern, wie in Holland und dem Gebiete von Genua, ist das Getreide aus demselben Grunde teuer wie in großen Städten. Sie bringen nicht genug für den Unterhalt ihrer Einwohner hervor. Sie sind reich an Gewerbfleiß und Geschicklichkeit ihrer Künstler und Gewerbetreibenden, reich an jeder Art von Maschinen, die die Arbeit zu erleichtern und abzukürzen vermögen, reich an Schiffen und allen anderen Werkzeugen und Mitteln des Transportes und Handels; aber sie sind arm an Korn, das, da es aus fernen Ländern dahin gebracht werden muß, durch einen Aufschlag auf seinen Preis die Fracht aus jenen Ländern zu zahlen hat. Es kostet nicht weniger Arbeit, Silber nach Amsterdam zu bringen als nach Danzig, aber es kostet bedeutend mehr, Getreide dahin zu bringen. Die wirklichen Kosten des Silbers müssen an beiden Plätzen fast die nämlichen, die des Getreides aber sehr verschieden sein. Man vermindere den wirklichen Reichtum Hollands oder Genuas und lasse dabei die Zahl ihrer Einwohner dieselbe bleiben; man vermindere ihre Fähigkeit, sich aus fernen Ländern zu versorgen: und der Preis des Getreides wird, anstatt mit dieser Verringerung in der Quantität ihres Silbers, die jene Abnahme notwendig entweder als Ursache oder als Wirkung begleiten muß, zu sinken, bis auf den Preis einer Hungersnot steigen. Wenn wir am Notwendigen Mangel leiden, müssen wir uns von allem Überflüssigen losmachen, und so wie dessen Wert in Zeiten des Reichtums und Gedeihens steigt, so sinkt er in Zeiten der Armut und des Elends. Anders ist es mit dem Notwendigen. Sein wirklicher Preis, die Quantität von Arbeit, die es kaufen oder sich dienstbar machen kann, steigt in Zeiten der Armut und des Elends und sinkt in Zeiten der Wohlhabenheit und des Gedeihens, die stets Zeiten großen Überflusses sind; sonst könnten sie nicht Zeiten der Wohlhabenheit und des Gedeihens sein. Das Getreide ist etwas Notwendiges, das Silber nur etwas Überflüssiges.

Wie groß also auch immer die Zunahme in der Quantität der edlen Metalle gewesen sein mag, die in der Zeit zwischen der Mitte des 14. und der des 16. Jahrhunderts aus der Zunahme des Wohlstandes und der Kultur hervorging, so konnte sie dennoch nicht die Tendenz haben, ihren Wert in Großbritannien oder irgend einem anderen Teile Europas zu verringern. Hatten daher diejenigen, die die Preise der Dinge in alten Zeiten sammelten, keinen Grund, in jener Periode die Verringerung des Silberwertes aus Beobachtungen zu folgern, die sie über die Preise des Getreides oder anderer Waren angestellt hatten, so hatten sie noch weit weniger Grund, sie aus irgend einer angeblichen Zunahme des Wohlstandes und der Kultur zu folgern.

Zweite Periode.

So verschieden aber auch die Meinungen der Gelehrten über das Fortschreiten des Silberwertes während dieser ersten Periode waren, so stimmen sie hinsichtlich seiner während der zweiten Periode überein.

Von etwa 1570 bis etwa 1640, während eines Zeitraums von etwa 70 Jahren, nahm die Änderung in dem Verhältnis des Silberwertes zum Getreidewerte eine ganz entgegengesetzte Richtung. Das Silber sank in seinem wirklichen Werte oder ging gegen eine geringere Quantität von Arbeit als früher in Tausch, und das Getreide stieg in seinem Nominalpreise und wurde, statt für etwa 2 Unzen Silber der Malter, oder für etwa 10 Schilling unseres heutigen Geldes, für 6 und 8 Unzen Silber, oder etwa 30 und 40 Schilling unseres heutigen Geldes verkauft.

Die Entdeckung der reichen amerikanischen Gruben scheint die einzige Ursache der Verringerung des Silberwertes im Verhältnis zu dem des Getreides gewesen zu sein. So wird die Sache von jedermann erklärt, und es erhob sich weder über das Faktum selbst, noch über seine Ursache jemals ein Streit. Der größte Teil Europas machte in jenem Zeitraume in Gewerbfleiß und Kultur Fortschritte und die Nachfrage nach Silber mußte darum auch stets im Zunehmen sein. Allein die Zunahme des Vorrats hatte, wie es scheint, die der Nachfrage so sehr überschritten, daß der Wert jenes Metalles bedeutend fiel. Die Entdeckung der amerikanischen Bergwerke scheint, wie bemerkt werden muß, auf die Preise der Dinge in England bis nach 1570 keinen sehr fühlbaren Einfluß gehabt zu haben, obgleich sogar die Gruben von Potosi mehr als 20 Jahre früher entdeckt worden waren.

Von 1595 bis 1620, mit Einschluß beider Jahre, betrug der Durchschnittspreis des Malters von 9 Scheffeln des besten Weizens, wie aus den Rechnungen des Eton College hervorgeht, auf dem Markte zu Windsor 2 l. 1 sh. 6 9/13 d. Läßt man von dieser Summe den Bruch weg, und zieht ein Neuntel oder 4 sh. 7? d. ab, so kommt heraus, daß der Preis des Malters von 8 Scheffeln 1 l. 16 sh. 10? d. betrug. Läßt man von dieser Summe ebenfalls den Bruch weg und zieht ein Neuntel oder 4 sh. 1 1/9 d. für die Differenz zwischen dem Preise des besten Weizens und dem des Mittelweizens ab, so kommt heraus, daß der Preis des Mittelweizens 1 l. 12 sh. 8 8/9 d., oder etwa 6 Unzen und eine Drittel Unze Silbers betrug.

Von 1621 bis 1636, mit Einschluß beider Jahre, betrug, wie aus denselben Rechnungen hervorgeht, der Durchschnittspreis des gleichen Maßes vom besten Weizen auf demselben Markte 2 l. 10 sh.; macht man hiervon dieselben Abzüge wie im vorhergehenden Falle, so kommt heraus, daß der Durchschnittspreis des Malters von 8 Scheffeln Mittelweizen 1 l. 19 sh. 6 d. oder etwa 7 und zwei Drittel Unzen Silbers betrug.

Dritte Periode.

Zwischen 1630 und 1640, oder um 1636, scheint die Wirkung der Entdeckung der amerikanischen Gruben auf die Erniedrigung des Silberwertes zu Ende gewesen, und der Wert dieses Metalles im Verhältnis zu dem des Getreides niemals tiefer gesunken zu sein, als er es um diese Zeit war. Er scheint im Laufe des gegenwärtigen Jahrhunderts sich etwas gehoben zu haben und hatte damit wahrscheinlich schon einige Zeit vor dem Ende des vorigen angefangen.

Von 1637 bis 1700, mit Einschluß beider Jahre, also in den 64 letzten Jahren des vorigen Jahrhunderts, war, wie aus den nämlichen Rechnungen hervorgeht, der Durchschnittspreis des Malters von 9 Scheffeln vom besten Weizen auf dem Markte zu Windsor 2 l. 11 sh. ? d., was nur 1 sh. ? d. höher ist, als er während der vorhergehenden 16 Jahre gewesen war. Aber im Verlaufe dieser 64 Jahre traten zwei Begebenheiten ein, die einen weit größeren Mangel an Getreide hervorbringen mußten, als der Witterungsverlauf ihn sonst hervorgebracht hätte, und aus denen sich, ohne daß man deshalb eine weitere Abnahme im Silberwerte anzunehmen braucht, jene kleine Erhöhung des Preises sehr wohl erklären läßt.

Die erste dieser Begebenheiten war der Bürgerkrieg, der dadurch, daß er den Ackerbau entmutigte und den Handel unterbrach, den Preis des Getreides viel höher hinaufgetrieben haben muß, als es durch den Witterungsverlauf sonst verursacht worden wäre. Er mußte diese Wirkung mehr oder weniger auf all die verschiedenen Märkte des Königreichs haben, insbesondere aber auf die in der Nähe von London, die sich ihren Vorrat aus der größten Entfernung verschaffen müssen. Es war demnach auch nach denselben Berichten 1648 der Preis des besten Weizens auf dem Markte zu Windsor 4 l. 5 sh., und 1049 4 l. für den Malter von 9 Scheffeln. Der Überschuß dieser beiden Jahre über 2 l. 10 sh., (dem Durchschnittspreis der 16 vor 1637 vorhergehenden Jahre), beträgt 3 l. 5 sh., was, auf die 64 letzten Jahre des vorigen Jahrhunderts verteilt, schon allein jene kleine Preiserhöhung erklärt, die stattgefunden zu haben scheint. Diese Preise sind aber, wenngleich die höchsten, keineswegs die einzigen hohen Preise, die durch die Bürgerkriege verursacht zu sein scheinen.

Die zweite Begebenheit war die auf die Getreideausfuhr im Jahre 1688 bewilligte Prämie. Diese Prämie mag, wie viele Leute geglaubt haben, dadurch, daß sie zum Ackerbau ermutigte, eine lange Reihe von Jahren hindurch eine größere Fülle und folglich eine größere Wohlfeilheit des Getreides auf dem heimischen Markte hervorgebracht haben, als ohne sie stattgehabt hätte. Inwiefern die Prämie zu irgend einer Zeit diese Wirkung haben konnte, werde ich später untersuchen; für jetzt will ich nur bemerken, daß sie zwischen 1688 und 1700 keine Zeit hatte, eine solche Wirkung hervorzubringen. In diesem kurzen Zeitraume konnte ihre Wirkung nur die sein, daß sie, indem sie zur Ausfuhr des Überschußerzeugnisses eines jeden Jahres aufmunterte und dadurch den Überfluß des einen Jahres verhinderte, den Mangel des anderen auszugleichen, den Preis auf dem heimischen Markte hinauftrieb. Der Mangel, der in England von 1693 bis 1699 mit Einschluß beider Jahre herrschte, mußte, obgleich er ohne Zweifel vorzugsweise der schlechten Witterung zuzuschreiben ist und sich darum über einen großen Teil von Europa erstreckte, durch die Prämie etwas vergrößert werden. Daher wurde auch 1699 die weitere Getreideausfuhr auf 9 Monate verboten.

Noch eine dritte Begebenheit trat in demselben Zeiträume ein, die, wenn sie auch keinen Getreidemangel, noch auch vielleicht eine Vermehrung in der wirklichen Quantität des dafür üblicherweise bezahlten Silbers veranlassen konnte, doch notwendig eine Vermehrung der nominellen Summe veranlaßt haben muß. Diese Begebenheit war die große Verschlechterung der Silbermünzen durch Beschneiden und Abnutzen. Dieses Übel hatte unter der Regierung Karls II. begonnen und ununterbrochen bis 1695 fortgedauert; zu dieser Zeit war, wie wir von Lowndes erfahren, die gangbare Silbermünze durchschnittlich fast 25 Prozent unter dem gesetzlichen Wert. Nun wird aber die nominelle Summe, die den Marktpreis jeder Ware bildet, notwendigerweise nicht sowohl durch die Quantität Silber bestimmt, die dem Münzfuße gemäß in ihr enthalten sein sollte, als durch die, welche erfahrungsgemäß wirklich in ihr enthalten ist. Diese nominelle Summe ist daher notwendig höher, wenn die Münze durch Beschneiden und Abnutzen sehr verschlechtert, als wenn sie ihrem gesetzlichen Werte nahe ist.

Im Verlauf des gegenwärtigen Jahrhunderts ist die Silbermünze nie tiefer unter ihrem gesetzlichen Gewicht, gewesen als jetzt. So sehr sie aber auch verschlechtert ist, so wurde ihr Wert doch durch den der Goldmünze, mit der sie vertauscht wird, aufrecht erhalten. Denn wenn auch die Goldmünze vor der letzten Umprägung beträchtlich verschlechtert war, so war sie es doch weniger als das Silber. Im Jahre 1695 dagegen wurde der Wert der Silbermünze nicht durch die Goldmünze aufrecht erhalten; damals wurde eine Guinee gewöhnlich gegen 30 Schilling des abgenutzten und beschnittenen Silbers eingewechselt. Vor der letzten Umprägung des Goldes war der Preis des Barrensilbers selten höher als 5 Schilling und 7 Pence die Unze, was nur 5 Pence über den Münzpreis ist. Im Jahre 1695 aber war der gewöhnliche Preis des Barrensilbers 6 Schilling und 5 Pence die Unze Lowndes's Essay on the Silver Coin p. G8., was 15 Pence mehr ist, als der Münzpreis. Selbst vor der letzten Umprägung des Goldes stand also das Geld, Gold und Silber zusammen, wenn es mit Barrensilber verglichen wurde, angeblich nicht mehr als 8 Prozent unter seinem gesetzlichen Werte. Dagegen nahm man 1695 an, daß es beinahe 25 Prozent unter diesem Werte sei. Aber zu Beginn des gegenwärtigen Jahrhunderts, d. h. unmittelbar nach der großen Umprägung zu König Wilhelms Zeit, muß das meiste gangbare Silbergeld seinem gesetzlichen Gewichte noch näher gestanden haben als jetzt. Auch gab es im Verlauf des gegenwärtigen Jahrhunderts keine große öffentliche Kalamität, wie den Bürgerkrieg, die vom Ackerbau hätte abschrecken, oder den inneren Handel des Landes unterbrechen können. Und obgleich die Prämie, die den größten Teil dieses Jahrhunderts hindurch bestand, den Preis des Getreides stets etwas höher hinauf treiben mußte, als er sonst bei dem dermaligen Stande des Ackerbaus sein würde, so läßt sich doch, da die Prämie während dieses Jahrhunderts Zeit genug hatte, all die guten Wirkungen, die man ihr gewöhnlich zuschreibt, zu offenbaren, also zum Ackerbau aufzumuntern und dadurch, die Quantität des Getreides auf dem heimischen Markte zu vermehren, nach dem Prinzipien, des Systems, das ich später auseinanderzusetzen und zu prüfen gedenke, annehmen, daß sie etwas dazu beigetragen habe, den Preis dieser Ware auf der einen Seite eben so zu verringern, als auf der anderen zu erhöhen. Viele glauben, sie habe noch mehr dazu beigetragen. In den 64 Jahren des gegenwärtigen Jahrhunderts scheint daher der Durchschnittspreis des Malters von 9 Scheffeln des besten Weizens auf dem Markte zu Windsor nach den Rechnungen des Eton College 2 l. 0 s. 6 19/32 d. gewesen zu sein, was etwa 10 Schilling und 6 Pence, oder mehr als 25 Prozent wohlfeiler ist, als er während der letzten 64 Jahre des vorigen Jahrhunderts gewesen war; etwa 9 Schilling und 6 Pence wohlfeiler, als er in den 16 vor 1636 vorhergehenden Jahren gewesen war, wo die Entdeckung der reichen amerikanischen Gruben, wie man annehmen kann, ihre volle Wirkung geoffenbart hatte; und etwa 1 Schilling wohlfeiler, als er in den 26 vor 1620 vorhergehenden Jahren gewesen war, ehe, wie man annehmen kann, jene Entdeckung ihre volle Wirkung geoffenbart hat. Bei dieser Rechnung kommt heraus, daß der Durchschnittspreis des Mittelweizens während jener ersten 64 Jahre des gegenwärtigen Jahrhunderts etwa 32 Schillinge für den Malter von 8 Scheffeln betrug.

So scheint also der Wert des Silbers im Verhältnis zu dem des Getreides im gegenwärtigen Jahrhundert etwas gestiegen zu sein, und er hatte damit wahrscheinlich schon einige Zeit vor dem Ende des vorigen angefangen.

Im Jahre 1687 betrug der Preis des Malters von 9 Scheffeln des besten Weizens auf dem Markte zu Windsor 1 l. 5 sh. 2 d., was der niedrigste Preis ist, den er seit 1595 jemals gehabt hat.

Im Jahre 1688 schätzte Gregory King, ein wegen seiner Kenntnisse in diesen Dingen sehr angesehener Mann, daß der Durchschnittspreis des Weizens in Jahren mäßiger Fülle für den Produzenten 3 sh. 6 d. der Scheffel, oder 28 sh. der Malter sei. Unter dem Produzentenpreis verstehe ich das, was man zuweilen den Kontraktpreis nennt, oder den Preis, zu dem ein Pächter sich verpflichtet, dem Händler mehrere Jahre hintereinander eine bestimmte Quantität Getreide zu liefern. Da ein Kontrakt dieser Art dem Pächter die Kosten und Mühe des Marktbesuchs erspart, so ist der Kontraktpreis gewöhnlich niedriger als der durchschnittliche Marktpreis. King nahm an, daß 28 sh. für den Malter zu jener Zeit der gewöhnliche Kontraktpreis in Jahren mäßiger Fülle war. Vor der durch die letzte Aufeinanderfolge ungewöhnlich schlechter Jahre verursachten Knappheit war dies, wie mir versichert wurde, der übliche Kontraktpreis in allen gewöhnlichen Jahren.

Im Jahre 1688 wurde vom Parlament die Prämie auf die Getreideausfuhr bewilligt. Die Landedelleute, die damals einen noch größeren Teil der gesetzgebenden Versammlung bildeten als jetzt, hatten bemerkt, daß der Geldpreis des Getreides im Fallen war. Die Prämie war ein Mittel, es künstlich auf den hohen Preis zu bringen, zu dem das Getreide oft in der Zeit Karl I. und II. verkauft worden war. Sie sollte daher solange bestehen, bis der Weizen auf 48 sh. für den Malter gestiegen, d. i. bis er 20 sh., oder um 5/7 teurer war, als King in demselben Jahre den Produzentenpreis für Zeiten mäßiger Fülle berechnet hatte. Wenn seine Berechnungen den guten Ruf einigermaßen verdienen, den sie sich allgemein erworben haben, so waren 48 sh. für den Malter ein Preis, der ohne ein Mittel wie die Prämie zu jener Zeit nur in Jahren ungewöhnlichen Mangels erwartet werden konnte. Allein die Regierung König Wilhelms war damals noch nicht völlig gesichert. Sie war nicht in der Lage, den Landedelleuten, bei denen sie gerade damals die Festsetzung der jährlichen Landsteuer betrieb, etwas abschlagen zu können.

Es ist demnach der Wert des Silbers im Verhältnis zu dem des Getreides vor dem Ende des letzten Jahrhunderts wahrscheinlich etwas gestiegen, und es scheint dabei während des größten Teils des Verlaufes des jetzigen geblieben zu sein, obgleich die notwendige Wirkung der Prämie dieses Steigen daran gehindert haben muß, so merklich zu werden, als es sonst bei dem dermaligen Zustande der Landwirtschaft gewesen sein würde.

In reichen Jahren erhöht die Prämie dadurch, daß sie zu einer ungewöhnlichen Ausfuhr antreibt, den Preis des Getreides mehr, als es sonst in diesen Jahren der Fall sein würde. Der ausgesprochene Zweck dieser Einrichtung war, der Landwirtschaft durch Hochhalten der Getreidepreise selbst in den reichsten Jahren eine Aufmunterung zuteil werden zu lassen.

In Jahren großen Mangels wurde die Prämie allerdings gewöhnlich suspendiert. Sie mußte jedoch auch auf die Preise mancher dieser Jahre einigen Einfluß haben. Durch die außerordentliche Ausfuhr, die sie in Jahren der Fülle verursachte, mußte sie oft verhindern, daß die Fülle des einen Jahres den Mangel des anderen ausglich.

Sowohl in Jahren der Fülle als in denen des Mangels erhöht also die Prämie den Preis des Getreides über die Höhe, die er bei dem dermaligen Zustande der Landwirtschaft natürlich haben würde. Wenn daher der Durchschnittspreis in den ersten 64 Jahren des gegenwärtigen Jahrhunderts niedriger gewesen ist, als in den letzten 64 Jahren des letzten, so hätte er bei dem nämlichen Zustande der Landwirtschaft noch weit niedriger sein müssen, wäre jene Wirkung der Prämie nicht gewesen.

Aber, kann man sagen, ohne die Prämie würde der Zustand der Landwirtschaft nicht der nämliche gewesen sein. Welche Wirkungen diese Einrichtung auf die Landwirtschaft des Landes gehabt haben kann, will ich später zu erklären suchen, wenn ich dazu komme von den Prämien im besonderen zu sprechen. Für jetzt will ich nur bemerken, daß dieses Steigen im Werte des Silbers im Verhältnis zu dem des Getreides für England nicht charakteristisch gewesen ist. Es ist von drei sehr getreuen, glaubwürdigen und fleißigen Sammlern der Getreidepreise, Dupre de St. Maur, Messance und dem Verfasser des Versuchs über die Getreidepolitik beobachtet worden, daß es in Frankreich zur selben Zeit und beinahe im nämlichen Verhältnis stattgefunden hat. Dennoch war in Frankreich bis 1764 die Ausfuhr von Getreide gesetzlich verboten, und es ist etwas schwer, anzunehmen, daß fast dieselbe Verringerung des Preises, die in dem einen Lande trotz dieses Verbotes statthatte, in dem anderen der dadurch gebotenen, ungewöhnlichen Aufmunterung zur Ausfuhr zuzuschreiben sei.

Es würde vielleicht angemessener sein, diese Änderung in dem durchschnittlichen Geldpreise des Getreides als die Wirkung eines stufenweisen Steigens des wirklichen Silberwertes auf dem europäischen Markte anzusehen, denn als die Wirkung eines Fallens des wirklichen Durchschnittswertes des Getreides. Das Getreide ist, wie bereits bemerkt wurde, in weit auseinander liegenden Zeitabschnitten ein genaueres Wertmaß als Silber oder vielleicht irgendeine andere Ware. Als nach der Entdeckung der so ergiebigen amerikanischen Gruben das Getreide einen drei bis viermal höheren Geldpreis als zuvor erlangte, schrieb man diesen Wechsel allgemein nicht einem Steigen des wirklichen Getreidewertes, sondern einem Fallen des wirklichen Silberwertes zu. Wenn daher in den ersten 64 Jahren des gegenwärtigen Jahrhunderts der durchschnittliche Geldpreis des Getreides etwas niedriger geworden ist, als er es während des größten Teils des vorigen Jahrhunderts gewesen war, so sollten wir ebenso diesen Wechsel nicht einem Fallen des wirklichen Getreidewertes, sondern einem Steigen des wirklichen Silberwertes auf dem europäischen Markte zuschreiben.

Der hohe Preis des Getreides während der letzten 10 oder 12 Jahre hat allerdings die Vermutung erregt, daß der wirkliche Silberwert auf dem europäischen Markte noch immer im Fallen sei. Dieser hohe Preis des Getreides scheint jedoch offenbar nur eine Wirkung der außergewöhnlichen Ungunst der Witterung gewesen zu sein und sollte daher nicht als eine dauernde, sondern als eine vorübergehende und zufällige Erscheinung angesehen werden. Die Witterung war in den letzten 10 oder 12 Jahren im größten Teil Europas ungünstig, und die Unruhen in Polen haben den Mangel in all den Ländern, die sich in teuren Jahren von diesem Markte her zu versorgen pflegten, sehr vermehrt. Eine so lang anhaltende schlechte Witterung ist zwar keine sehr gewöhnliche Erscheinung, aber auch keineswegs etwas ganz Besonderes, und wer sich viel mit der Geschichte der Getreidepreise in früheren Zeiten beschäftigt hat, dem wird es nicht schwer fallen, manche andere Beispiele derselben Art aufzufinden. Zudem sind ja auch 10 Jahre ungewöhnlichen Mangels nicht wunderbarer als 10 Jahre ungewöhnlicher Fülle. Der niedrige Preis des Getreides von 1741 bis 1750, einschließlich beide Jahre, kann sehr wohl seinem hohen Preise in den letzten 8 oder 10 Jahren gegenübergestellt werden. Von 1741 bis 1750 war, wie aus den Rechnungen des Eton College hervorgeht, der Durchschnittspreis des Malters von 9 Scheffeln des besten Weizens auf dem Markte zu Windsor nur 1 l. 13 sh. 9? d., was beinahe 6 Schilling und 3 Pence unter dem Durchschnittspreise der ersten 64 Jahre des jetzigen Jahrhunderts ist. Nach dieser Rechnung ergibt sich, daß der Durchschnittspreis des Malters von 8 Scheffeln Mittelweizen in jenen 10 Jahren nur 1 l. 6 sh. 8 d. betrug.

Zwischen 1741 und 1750 mußte jedoch die Prämie den Preis des Getreides daran hindern, auf dem heimischen Markte so tief zu fallen, als er natürlicherweise hätte fallen müssen. Wie sieh aus den Zollbüchern ergibt, betrug in jenen 10 Jahren die Quantität aller Sorten ausgeführten Getreides nicht weniger als 8 029 156 Malter und 1 Scheffel. Die dafür bezahlte Prämie belief sich auf 1 514 962 l., 17 s. 4½ d. Daher bemerkte im Unterhause 1749 Pelham, damals Premierminister, daß in den drei letzten Jahren eine ungewöhnlich große Summe als Prämie für die Getreideausfuhr bezahlt worden sei. Er hatte guten Grund, diese Bemerkung zu machen, und hätte im folgenden Jahre noch besseren gehabt. In diesem einen Jahre belief sich die ausgezahlte Prämie auf nicht weniger als 324 176 l. 10 s. 6 d. Siehe Tracts on the Corn Trade; Tract. 3d. Es braucht nicht bemerkt zu werden, wie sehr diese erzwungene Ausfuhr den Getreidepreis über den Stand hinauftreiben mußte, den er sonst auf dem heimischen Markte eingenommen haben würde.

Am Ende der diesem Kapitel beigegebenen Aufstellungen wird der Leser die besondere Aufstellung für diese 10 Jahre von den übrigen getrennt finden. Er wird dort auch die besondere Aufstellung über die vorhergehenden 10 Jahre finden, deren Durchschnitt wahrscheinlich niedriger, wenn auch nicht viel niedriger ist, als der Durchschnitt der ersten 64 Jahre des Jahrhunderts. Dagegen war das Jahr 1740 ein Jahr außergewöhnlichen Mangels. Jene 20 Jahre vor 1750 können also sehr wohl den 20 Jahren vor 1770 gegenübergestellt werden. Wie die ersteren, trotz der Dazwischenkunft von einem oder zwei teuren Jahren, beträchtlich unter dem allgemeinen Durchschnitt des Jahrhunderts waren, so waren die letzteren trotz der Dazwischenkunft von einem oder zwei billigen, z. B. von 1759, weit über ihm. Wenn die ersteren nicht ebensoviel unter dem allgemeinen Durchschnitt zurückblieben, als die letzteren über ihm standen, so haben wir das wahrscheinlich der Prämie zuzuschreiben. Auch ist die Veränderung offenbar zu schnell gewesen, als daß sie einem Wechsel im Werte des Silbers, der allezeit langsam und allmählich ist, zugeschrieben werden könnte. Die Plötzlichkeit der Wirkung kann nur aus einer Ursache, die plötzlich wirkt, aus der zufälligen Witterungsänderung erklärt werden.

Der Geldpreis der Arbeit ist im Laufe des gegenwärtigen Jahrhunderts in Großbritannien allerdings gestiegen. Das scheint jedoch weniger die Folge einer Verringerung im Werte des Silbers auf dem europäischen Markte gewesen zu sein, als die einer Zunahme der Nachfrage nach Arbeit in Großbritannien, die aus dem starken und fast allgemeinen Gedeihen des Landes entsprang. In Frankreich, einem nicht ganz so gut gedeihenden Lande, hat man bemerkt, daß der Geldpreis der Arbeit seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts stufenweise mit dem durchschnittlichen Geldpreise des Getreides fiel. Sowohl im vorigen wie im gegenwärtigen Jahrhundert soll der Tagelohn für gemeine Arbeit fast ohne Veränderung etwa den 20. Teil des durchschnittlichen Preises des Septier Weizen betragen haben, eines Maßes, das etwas mehr als 4 Winchester Scheffel enthält. In Großbritannien hat, wie bereits gezeigt worden, die wirkliche Entlohnung der Arbeit, die wirklichen Quantitäten von Lebensbedarfs- und Genußgütern, die dem Arbeiter gegeben werden, im Laufe des gegenwärtigen Jahrhunderts beträchtlich zugenommen. Das Steigen in ihrem Geldpreise scheint nicht die Wirkung einer Verringerung des Silberwertes auf dem allgemeinen europäischen Markte, sondern die eines Steigens im wirklichen Preise der Arbeit auf dem besonderen Markte Großbritanniens gewesen zu sein, was den besonders glücklichen Umständen des Landes zu danken ist.

Einige Zeit nach der ersten Entdeckung Amerikas wurde das Silber weiterhin zu seinem früheren, oder nicht viel unter seinem früheren Preise verkauft. Die Bergwerksprofite waren eine Zeitlang sehr groß und weit über ihrem natürlichen Satze. Indes fanden die, welche dies Metall nach Europa brachten, bald, daß die ganze jährliche Einfuhr nicht zu diesem hohen Preise abgesetzt werden konnte. Silber wurde stufenweise gegen eine immer geringere Quantität von Gütern eingetauscht. Sein Preis sank tiefer und tiefer, bis er auf seinen natürlichen Preis, d. h. auf den Betrag fiel, der gerade hinreichend war, um, entsprechend ihren natürlichen Sätzen, den Arbeitslohn, die Kapitalprofite und die Grundrente zu bezahlen, die bezahlt werden mußten, um es vom Bergwerk auf den Markt zu bringen. In den meisten Silbergruben von Peru verschlingt, wie bereits bemerkt worden ist, die Abgabe an den König von Spanien, die sich auf ein Zehntel des Rohertrags beläuft, die ganze Grundrente. Diese Abgabe bestand ursprünglich in der Hälfte; bald nachher fiel sie auf ein Drittel, dann auf ein Fünftel und zuletzt auf ein Zehntel, den Satz, den sie noch heute behauptet. Dies ist, wie es scheint, in den meisten peruanischen Silbergruben alles, was übrig bleibt, nachdem das Kapital des Unternehmers des Werks samt seinen üblichen Profiten wiedererstattet ist; und es scheint allgemein anerkannt zu sein, daß diese Profite, die einst sehr hoch waren, jetzt so niedrig sind, als es sich mit der Fortführung der Werke verträgt.

Die Abgabe an den König von Spanien wurde 1504 Solorzano, Vol. 11., 41 Jahre vor 1545, dem Jahre der Entdeckung der Bergwerke von Potosi, auf den fünften Teil des registrierten Silbers herabgesetzt. Innerhalb 90 Jahren, oder vor 1636, hatten diese Bergwerke, die ergiebigsten in ganz Amerika, Zeit genug, ihre volle Wirkung zu üben, oder den Wert des Silbers auf dem europäischen Markte so weit herabzudrücken, als er eben fallen konnte, während es fortfuhr, diese Abgabe an den König von Spanien zu zahlen. 90 Jahre sind Zeit genug, um eine Ware, für die es kein Monopol gibt, auf ihren natürlichen, d. h. auf den niedrigsten Preis herabzubringen, zu dem sie, während sie eine besondere Abgabe zahlt, eine beträchtliche Zeit hindurch verkauft werden kann.

Der Preis des Silbers hätte vielleicht auf dem europäischen Markte noch tiefer fallen, und es hätte nötig werden können, entweder die Abgabe darauf nicht nur auf ein Zehntel, wie im Jahre 1736, sondern ganz so wie bei dem Golde auf ein Zwanzigstel herabzusetzen, oder den Abbau des größten Teils der amerikanischen Gruben, die gegenwärtig abgebaut werden, aufzugeben. Wahrscheinlich ist die stufenweise Zunahme der Nachfrage nach Silber, oder die stufenweise Vergrößerung des Marktes für das Produkt der amerikanischen Silbergruben der Grund, der dies verhinderte und der nicht nur den Wert des Silbers auf dem europäischen Markte auf seiner Höhe erhielt, sondern ihn vielleicht sogar etwas höher steigerte, als er um die Mitte des vorigen Jahrhunderts gewesen war.

Seit der ersten Entdeckung Amerikas ist der Markt für das Produkt seiner Silbergruben stufenweise immer ausgedehnter geworden.

I. Der europäische Markt ist stufenweise immer ausgedehnter geworden. Seit der Entdeckung Amerikas hat der größte Teil Europas sehr an Kultur zugenommen. England, Holland, Frankreich und Deutschland, selbst Schweden, Dänemark und Rußland haben in Agrikultur und Manufaktur bedeutende Fortschritte gemacht. Italien scheint nicht zurückgegangen zu sein. Der Verfall Italiens ging der Eroberung von Peru vorher. Seit dieser Zeit scheint es sich eher etwas erholt zu haben. Von Spanien und Portugal glaubt man freilich, daß sie zurückgegangen seien. Indes ist Portugal nur ein kleiner Teil von Europa, und der Niedergang Spaniens ist vielleicht nicht so groß, als gewöhnlich geglaubt wird. Im Anfange des 16. Jahrhunderts war Spanien sogar im Vergleiche mit Frankreich, das seit jener Zeit so sehr fortgeschritten ist, ein sehr armes Land. Der Kaiser Karl V., der so oft durch beide Länder gereist war, machte die wohlbekannte Bemerkung, daß in Frankreich an allen Dingen Überfluß, in Spanien an allen Dingen Mangel wäre. Der wachsende Ertrag des Ackerbaues und der Gewerbe in Europa mußte notwendig eine allmähliche Zunahme der Quantität von Silbermünzen, die zu seiner Zirkulation dienen, erfordern; und die wachsende Zahl wohlhabender Leute mußte eine gleiche Zunahme in der Quantität silbernen Gerätes und Schmuckes erfordern.

II. Amerika ist selbst ein neuer Markt für das Produkt seiner eigenen Silbergruben, und da es im Ackerbau, im Gewerbfleiß und in der Bevölkerung weit schnellere Fortschritte macht als die blühendsten Länder Europas, so muß auch seine Nachfrage weit schneller zunehmen. Die englischen Kolonien sind ein durchaus neuer Markt, der teils für Münzen teils für Gerät eine stets wachsende Silberzufuhr in einem großen Gebiete erfordert, wo früher nie eine Nachfrage gewesen war. Auch die meisten spanischen und portugiesischen Kolonien sind durchaus neue Märkte. Neu-Granada, Yucatan, Paraguay und Brasilien waren, ehe sie von den Europäern entdeckt wurden, von wilden Völkerschaften bewohnt, die weder Gewerbe noch Ackerbau hatten. Von beiden ist jetzt ein beträchtlicher Teil bei ihnen allen eingeführt worden. Selbst Mexiko und Peru sind, wenn sie auch nicht als durchaus neue Märkte betrachtet werden können, doch gewiß jetzt weit größere Märkte, als sie es jemals vorher waren. Wer nach all den wunderbaren Erzählungen, die über den glänzenden Zustand dieser Länder in alten Zeiten veröffentlicht worden sind, mit einem einigermaßen nüchternen Urteil die Geschichte ihrer ersten Entdeckung und Eroberung liest, wird mit Sicherheit erkennen, daß ihre Bewohner in Gewerben, im Ackerbau und im Handel weit unwissender waren, als es heute die Tartaren der Ukraine sind. Selbst die Peruaner, das zivilisiertere der beiden Völker, hatten, obgleich sie Gold und Silber zum Schmuck gebrauchten, doch keinerlei gemünztes Geld. Sie betrieben all ihren Handel tauschweise, und es gab deshalb bei ihnen auch kaum irgend eine Arbeitsteilung. Die, welche den Boden bestellten, waren genötigt, sich ihre eigenen Häuser selbst zu bauen, ihren eigenen Hausrat, ihre eigenen Kleider, Schuhe und Ackergeräte selbst zu verfertigen. Die wenigen Handwerker unter ihnen sollen vom Fürsten, von den Adeligen und den Priestern erhalten worden sein, und waren wahrscheinlich deren Diener oder Sklaven. Alle die alten Gewerbe von Mexiko und Peru haben nie auch nur eine einzige Manufakturware nach Europa geliefert. Die spanischen Armeen, die doch kaum jemals mehr als 500 Mann zählten und sich oft nicht auf halb so viel beliefen, fanden fast überall große Schwierigkeit bei der Beschaffung ihrer Lebensmittel. Die Hungersnöte, die sie beinah überall, wohin sie kamen, verursacht haben sollen, selbst in Gegenden, die gleichzeitig als sehr bevölkert geschildert werden, beweisen hinlänglich, daß die Geschichte von jenem Volksreichtum und jener hohen Kultur zum großen Teil erdichtet ist. Die spanischen Kolonien stehen unter einer Regierung, die in vieler Hinsicht dem Ackerbau, der Kultur und Bevölkerung weniger günstig ist, als jene der englischen Kolonien. Gleichwohl scheinen sie in all dem weit schnellere Fortschritte zu machen, als irgend ein Land Europas. Auf einem fruchtbaren Boden und unter einem günstigen Klima ist, wie es scheint, der große Überfluß und die Wohlfeilheit des Landes, ein Umstand, der allen neuen Kolonien gemeinsam ist, ein so großer Vorteil, daß er viele Mängel der Zivilverwaltung wieder wett macht. Frezier, der Peru 1713 besuchte, sagt von Lima, daß es zwischen 25 000 und 28 000 Einwohner habe. Ulloa, der sich in demselben Lande zwischen 1740 und 1746 aufhielt, sagte von ihm, daß es mehr als 50 000 habe. Der Unterschied in ihren Aufstellungen über die Bevölkerung mancher anderen Hauptstädte in Chile und Peru ist ziemlich derselbe; und da kein Grund vorhanden zu sein scheint, an der richtigen Information der beiden zu zweifeln, so deutet das auf eine Zunahme, die kaum hinter der der englischen Kolonien zurücksteht. Es ist also Amerika für das Produkt seiner eigenen Silbergruben ein neuer Markt, dessen Nachfrage weit schneller zunehmen muß, als die der blühendsten Länder Europas.

III. Ostindien ist ein weiterer Markt für das Produkt der amerikanischen Silbergruben, und ein Markt, der seit der Zeit der ersten Entdeckung dieser Gruben beständig eine immer größere Menge Silber in Anspruch nahm. Seit jener Zeit hat der direkte Handel zwischen Amerika und Ostindien, der auf den Acapulco-Schiffen betrieben wird, stets zugenommen, und der indirekte Verkehr über Europa ist in noch stärkerem Maße gewachsen. Während des 16. Jahrhunderts waren die Portugiesen die einzige europäische Nation, die einen regelmäßigen Handel nach Ostindien betrieb. In den letzten Jahren dieses Jahrhunderts fingen die Holländer an, dieses Monopol anzugreifen, und vertrieben sie innerhalb weniger Jahre aus ihren hauptsächlichsten Besitzungen in Indien. Während der größeren Hälfte des vorigen Jahrhunderts teilten diese beiden Nationen sich in den ansehnlichsten Teil des ostindischen Handels, wobei der Handel der Holländer in einem noch stärkeren Maße wuchs, als der der Portugiesen abnahm. Die Engländer und Franzosen trieben zwar im vorigen Jahrhundert einigen Handel mit Indien, aber er ist erst im Laufe des jetzigen stark ausgedehnt worden. Der Ostindienhandel der Schweden und Dänen begann im Laufe des jetzigen Jahrhunderts. Selbst die Moskowiter treiben jetzt einen regelmäßigen Handel mit China mittels einer Art von Karawanen, die über Land durch Sibirien und die Tartarei nach Peking ziehen. Der Ostindienhandel aller dieser Nationen hat, wenn wir den der Franzosen, den der letzte Krieg beinahe vernichtet hatte, ausnehmen, fast ununterbrochen zugenommen. Die zunehmende Konsumtion ostindischer Güter ist in Europa, wie es scheint, so groß, daß sie jenen allen eine stufenweise wachsende Beschäftigung gewährt. So war der Tee z. B. ein Artikel, den man vor der Mitte des vorigen Jahrhunderts nur wenig brauchte. Gegenwärtig beläuft sich der Wert des von der englisch-ostindischen Kompagnie alle Jahre für den Gebrauch ihrer eigenen Landsleute eingeführten Tees auf mehr als anderthalb Millionen; und selbst das reicht nicht hin; denn aus den Häfen Hollands, von Gothenburg in Schweden und auch von den Küsten Frankreichs, wurde, wenigstens solange die französisch-ostindische Kompagnie gedieh, beständig noch viel mehr in das Land eingeschmuggelt. In fast demselben Verhältnis ist der Konsum des Porzellans aus China, der Gewürze von den Molukken, der Stückgüter aus Bengalen und unzähliger anderer Artikel gewachsen. Daher war auch der Tonnengehalt aller im Ostindienhandel beschäftigten europäischen Schiffe vielleicht zu keiner Zeit im vorigen Jahrhundert viel größer als der der englisch-ostindischen Kompagnie vor der letzten Verringerung ihrer Schiffe.

Aber der Wert der edlen Metalle war in Ostindien, zumal in China und Hindostan, zu der Zeit, als die Europäer mit jenen Ländern Handel zu treiben anfingen, weit höher als in Europa, und er ist es auch noch heute. In Reisländern, die gewöhnlich zwei, zuweilen drei Ernten im Jahre liefern, jede reicher als eine gewöhnliche Getreideernte, muß die Fülle von Nahrungsmitteln weit größer sein, als in irgend einem Getreidelande von gleicher Ausdehnung. Solche Länder sind daher auch weit stärker bevölkert. In ihnen haben auch die Reichen, da ihnen ein größerer Überschuß von Nahrungsmitteln über das Maß dessen hinaus, was sie selbst verzehren können, zu Gebote steht, die Mittel, eine weit größere Menge der Arbeit anderer Leute zu kaufen. Daher ist auch das Gefolge eines chinesischen oder hindostanischen Großen, allen Nachrichten zufolge, weit zahlreicher und glänzender als das der reichsten Untertanen in Europa. Derselbe Überschuß an Nahrungsmitteln, über den sie verfügen, setzt sie in den Stand, eine größere Quantität davon für alle jene eigenartigen und seltenen Produkte hinzugeben, die die Natur nur in sehr geringen Quantitäten liefert, wie z. B. für die edlen Metalle und Steine, diesen Haupt-Gegenstand des Wettbewerbs unter den Reichen. Wenn daher auch die Bergwerke, welche den indischen Markt versorgten, ebenso ergiebig gewesen wären, als die, welche den europäischen Markt versorgten, so würden jene Waren doch in Indien gegen eine größere Quantität von Nahrungsmitteln in Tausch gehen als in Europa. Aber die Bergwerke, welche den indischen Markt mit edlen Metallen versorgten, scheinen beträchtlich weniger, und die, welche ihn mit Edelsteinen versorgten, beträchtlich mehr ergiebig gewesen zu sein, als die, welche den europäischen versorgten. Natürlich mußten daher die edlen Metalle in Indien gegen eine etwas größere Quantität von Edelsteinen und gegen eine noch größere Quantität von Nahrungsmitteln in Tausch gehen, als in Europa. Der Geldpreis der Diamanten, dieses überflüssigsten Dinges, mußte in dem einen Lande etwas geringer, und der der Nahrungsmittel, dieses notwendigsten Dinges, beträchtlich geringer sein, als in dem anderen. Aber, wie bereits bemerkt worden, ist der wirkliche Preis der Arbeit, das wirkliche Quantum von Lebenserfordernissen, das den Arbeitern gegeben wird, in China und Hindostan, den beiden großen Märkten Indiens, niedriger als in den meisten Teilen Europas. Der Lohn des Arbeiters wird dort eine geringere Quantität von Nahrungsmitteln kaufen; und da der Geldpreis der Nahrungsmittel in Indien weit niedriger ist als in Europa, so ist der Geldpreis der Arbeit dort aus einem doppelten Grunde niedriger, nämlich wegen der geringen Quantität von Nahrungsmitteln, die dafür zu haben ist, und des geringen Preises dieser Nahrungsmittel. Aber in Ländern von gleicher Kunst und gleichem Gewerbfleiß wird der Geldpreis der meisten Manufakturwaren sich nach dem Geldpreise der Arbeit richten, und wenn auch China und Hindostan an Kunst und Gewerbfleiß in den Manufakturen zurück sind, so scheinen sie doch nicht gegen irgend einen Teil Europas sehr zurück zu sein. Daher wird natürlich der Geldpreis der meisten Manufakturwaren in diesen großen Reichen weit niedriger sein als irgendwo in Europa. Auch vermehrt im größten Teil Europas die Ausgabe für Landfracht den wirklichen und den Nominalpreis der meisten Manufakturwaren beträchtlich. Es kostet mehr Arbeit, und darum auch mehr Geld, erst das Material und dann die fertige Ware zu Markte zu bringen. In China und Hindostan spart die Ausdehnung und Vielseitigkeit der Binnen-Schiffahrt den größten Teil dieser Arbeit und dieses Geldes und verbilligt dadurch sowohl den wirklichen als den Nominalpreis des größten Teils ihrer Manufakturwaren noch weiter. Aus allen diesen Gründen sind die edlen Metalle eine Ware, deren Ausfuhr von Europa nach Indien jederzeit sehr vorteilhaft war und es noch heute ist. Es gibt schwerlich irgend eine Ware die dort einen besseren Preis bringt, oder die, im Verhältnis zur Quantität von Arbeit und Waren, die sie in Europa kostet, eine größere Quantität von Arbeit und Waren in Indien zu erkaufen vermag. Auch ist es weit vorteilhafter, Silber hinüber zu bringen, als Gold, weil in China und auf den meisten anderen indischen Märkten das Verhältnis zwischen reinem Silber und reinem Golde nur wie 10 oder höchstens wie 12 zu 1 ist, während es in Europa wie 14 oder 15 zu 1 ist. In China und auf den meisten anderen indischen Märkten kauft man für 10 oder höchstens 12 Unzen Silber 1 Unze Gold; in Europa braucht man dazu 14 bis 15 Unzen. Deshalb bildet das Silber in den Ladungen der meisten europäischen Schiffe, die nach Indien segeln, gewöhnlich einen der wertvollsten Artikel. Es ist der wertvollste Artikel auf den Acapulco-Schiffen, die nach Manila segeln. So scheint das Silber des neuen Kontinents eine der wichtigsten Waren zu sein, in denen zwischen den beiden äußersten Enden des alten Handel getrieben wird, und zu einem großen Teil trägt es dazu bei, jene so weit voneinander entfernten Teile der Welt miteinander in Verbindung zu bringen.

Um einen so weit ausgedehnten Markt zu versorgen, muß die jährlich aus den Bergwerken gebrachte Silbermenge nicht nur groß genug sein, jene stete Zunahme sowohl an gemünztem Gelde als an Gerät, die in allen aufblühenden Ländern gefordert wird, zu tragen, sondern auch die stete Abnützung und den Verbrauch des Silbers zu ersetzen, die in allen Ländern, wo dies Metall gebraucht wird, stattfinden.

Der stete Verbrauch der edlen Metalle in Münzen durch den Gebrauch, und im Geräte durch den Gebrauch und das Reinigen ist sehr fühlbar, und würde bei Waren, deren Verwendung soweit ausgedehnt ist, allein eine sehr große jährliche Zufuhr erfordern. Der Verbrauch dieser Metalle in einigen besonderen Manufakturen ist, obwohl er vielleicht im ganzen nicht größer ist als jener allmähliche Verbrauch, doch weit fühlbarer, weil er viel rascher ist. Allein in den Manufakturen von Birmingham soll die Quantität Gold und Silber, die jährlich zum Vergolden und Platieren verwendet und dadurch unfähig gemacht wird, jemals wieder in der Gestalt dieser Metalle zu erscheinen, sich auf mehr als 50 000 Pfund Sterling belaufen. Daraus können wir uns eine Vorstellung machen, wie groß der jährliche Verbrauch in all den verschiedenen Teilen der Welt sein muß, entweder für solche Waren, wie die von Birmingham, oder für Tressen, Stickereien, Gold- und Silberstoffe, das Vergolden von Büchern usw. Auch muß alle Jahre eine große Menge dieser Metalle beim Transport von einem Ort zum andern, zu Wasser und zu Lande, verloren gehen. Dazu muß in den meisten asiatischen Staaten, die fast allgemein verbreitete Sitte, Schätze in der Erde an Stellen zu vergraben, deren Kenntnis oft mit der Person stirbt, die sie vergraben hat, den Verlust einer noch größeren Menge hervorrufen.

Die Menge des nach Cadix und Lissabon eingeführten Goldes und Silbers (einschließlich des Betrages, den man als eingeschmuggelt annehmen kann, nicht nur dessen, der registriert wird), beläuft sich nach den besten Rechnungen auf etwa 6 000 000 Sterling im Jahre.

Nach Meggens Nachtrag zum Universal Merchant p. 15 u. 16. Dieser Nachtrag wurde erst 1756, drei Jahre nach der Herausgabe des Buches, das niemals eine zweite Auflage erfuhr, gedruckt. Der Nachtrag findet sich daher nur in wenigen Exemplaren; er berichtigt einige Irrtümer des Buches. betrug die jährliche Einfuhr der edlen Metalle nach Spanien in einem Durchschnitt von 6 Jahren, nämlich von 1748 bis 1753 mit Einschluß beider Jahre, und die nach Portugal in einem Durchschnitt von 7 Jahren, nämlich von 1747 bis 1753 mit Einschluß beider Jahre, an Silber 1 101 107 Pfund und an Gold 49 940 Pfund. Das Silber, zu 62 sh. das Troy-Pfund, beträgt 3 413 431 l. 10 sh. Sterling. Das Gold, zu 44½ Guineen das Troy-Pfund, beträgt 2 333 446 l. 14 sh. Sterling. Beide zusammen betragen 5 746 878 l. 4 sh. Sterling. Der Nachweis des Betrages, der laut Register eingeführt worden ist, versichert er uns, sei genau. Es gibt uns eine eingehende Auskunft über die einzelnen Plätze, von denen das Gold und Silber gebracht wurde, und über die einzelnen Quantitäten jedes Metalls, das jeder dieser Plätze den Registern zufolge lieferte. Er berechnet auch die Quantität jedes Metalls, die, wie er glaubt, eingeschmuggelt worden ist. Die große Erfahrung dieses verständigen Kaufmanns verleiht seiner Meinung ein bedeutendes Gewicht.

Nach dem beredten und zuweilen gut unterrichteten Verfasser der »Philosophischen und politischen Geschichte der Niederlassung der Europäer in den beiden Indien« betrug die jährliche Einfuhr von registriertem Gold und Silber nach Spanien in einem Durchschnitt von 11 Jahren, nämlich von 1754 bis 1764, mit Einschluß beider Jahre, 13 984 185? Piaster (zu 10 Realen). Mit Hinzurechnung dessen, was eingeschmuggelt sein kann, mag sich jedoch, wie er annimmt, der Betrag der gesamten jährlichen Einfuhr auf 17 000 000 Piaster belaufen haben, was, wenn man den Piaster zu 4 sh. 6 d. rechnet, eine Summe von 3 825 000 l. Sterling macht. Er gibt auch ausdrücklich die einzelnen Plätze, von denen das Gold und Silber gebracht wurde, und die einzelnen Quantitäten jedes Metalles an, die den Registern zufolge jeder von ihnen lieferte. Er belehrt uns auch, daß, wenn wir über die jährlich von Brasilien nach Lissabon eingeführte Quantität Gold nach dem Betrage der an den König von Portugal entrichteten Auflage urteilen dürften, die, wie es scheint, ein Fünftel des reinen Metalls ausmacht, wir sie auf 18 000 000 Cruzados oder 45 000 000 französischer Livres, also etwa 2 000 000 Sterling veranschlagen könnten. Auf Rechnung dessen jedoch, was eingeschmuggelt worden sein mag, können wir, sagt er, getrost noch ein Achtel oder 250 000 l. Sterling hinzutun, so daß das Ganze sich auf 2 250 000 l. Sterling belaufen würde. Nach dieser Rechnung beträgt daher die ganze jährliche Einfuhr der edlen Metalle nach Spanien und Portugal etwa 6 075 000 l. Sterling.

Einige andere sehr gut beglaubigte, wenn auch nur handschriftliche Rechnungen, stimmen, wie man mir versichert hat, darin überein, daß sie diesen Betrag der gesamten jährlichen Einfuhr im Durchschnitt auf etwa 6 000 000 Sterling, zuweilen etwas mehr, zuweilen etwas weniger, angeben.

Die jährliche Einfuhr an edlen Metallen nach Cadix und Lissabon ist freilich nicht dem gesamten jährlichen Produkte der amerikanischen Bergwerke gleich. Ein Teil wird jährlich auf den Acapulco-Schiffen nach Manila geschafft, ein Teil wird im Kontrebandehandel, den die spanischen Kolonien mit denen anderer europäischer Völker treiben, verwendet, und ein Teil bleibt zweifellos im Lande selbst. Überdies sind die amerikanischen Bergwerke keineswegs die einzigen Gold- oder Silberbergwerke der Welt. Doch sind sie die weitaus ergiebigsten. Das Produkt aller anderen bekannten Gruben ist, wie zugestanden wird, in Vergleich mit ihnen unbedeutend, und es wird auch der bei weitem größte Teil ihres Produktes, wie gleichfalls zugestanden wird, nach Cadix und Lissabon gebracht. Nun ist der Verbrauch Birminghams allein, zu dem Satze von 50 000 Pfund im Jahr, der hundertundzwanzigste Teil jener jährlichen Einfuhr zu dem Satze von 6 000 000 im Jahr. Es mag also der gesamte jährliche Verbrauch von Gold und Silber in all den verschiedenen Ländern der Welt, wo man diese Metalle benutzt, dem gesamten jährlichen Produkt ziemlich gleich sein. Der Rest wird nicht mehr als gerade hinreichend sein, um die wachsende Nachfrage aller aufblühenden Länder zu befriedigen. Er bleibt vielleicht so weit hinter dieser Nachfrage zurück, daß er den Preis dieser Metalle auf dem europäischen Markte etwas in die Höhe treibt.

Die Menge Kupfer und Eisen, die jährlich aus den Bergwerken auf den Markt gebracht wird, ist unverhältnismäßig größer, als die des Goldes und Silbers. Wir glauben aber darum nicht, daß diese gemeinen Metalle sich vielleicht über die Nachfrage hinaus vermehren, oder etwa allmählich immer wohlfeiler werden. Warum sollten wir glauben, daß dies etwa bei den edlen Metallen der Fall sein werde? Freilich wird von den gemeinen Metallen, wenn sie auch gröber sind, ein um so gröberer Gebrauch gemacht, und man trägt für ihre Erhaltung, da sie geringen Wert haben, auch nur geringere Sorgfalt. Indes sind die edlen Metalle nicht notwendig unzerstörbarer als sie, sondern ebensogut auf allerlei Weise dem Verluste, der Abnutzung und dem Verbrauche ausgesetzt.

Der Preis aller Metalle, obwohl langsamen und allmählichen Veränderungen unterworfen, ändert sich weniger von Jahr zu Jahr, als der der meisten anderen Rohprodukte des Bodens; auch ist der Preis der edlen Metalle plötzlichen Veränderungen weniger ausgesetzt, als der der gemeinen. Der Grund dieser außerordentlichen Beständigkeit des Preises liegt in der Dauerhaftigkeit der Metalle. Das im letzten Jahre zu Markt gebrachte Getreide wird noch lange vor Ende des Jahres ganz oder beinahe ganz konsumiert. Dagegen kann ein Teil des Eisens, das vor zwei- oder dreihundert Jahren aus dem Bergwerk gefördert wurde, noch im Gebrauche sein, und vom Golde vielleicht manches, das schon vor zwei- oder dreitausend Jahren von dort gebracht wurde. Die Massen Korns, die in den einzelnen Jahren den Konsum der Welt versorgen müssen, werden fast immer im Verhältnis zum Ertrage dieser Jahre stehen; dagegen wird das Verhältnis zwischen den verschiedenen Massen Eisens, die in zwei verschiedenen Jahren gebraucht werden, nur sehr wenig durch die zufällige Differenz im Ertrage der Eisengruben dieser beiden Jahre berührt; und noch weniger wird das Verhältnis der Massen Goldes durch eine Differenz im Ertrage der Goldminen verändert. Obgleich daher der Ertrag der meisten Metallgruben vielleicht von Jahr zu Jahr noch mehr wechselt, als der der meisten Getreidefelder, so haben diese Veränderungen doch nicht denselben Einfluß auf den Preis der einen Art von Waren, wie auf den der anderen.

Veränderungen in dem Verhältnis zwischen den respektiven Werten des Goldes und des Silbers.

Vor der Entdeckung der amerikanischen Bergwerke wurde der Wert des reinen Goldes zum reinen Silber in den verschiedenen europäischen Münzen nach dem Verhältnis von 1: 10, oder von 1: 12 bestimmt, d. h. 1 Unze feinen Goldes wurde zu 10 bis 12 Unzen feinen Silbers geschätzt. Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts wurde es nach dem Verhältnis von 1: 14 und 1: 15 bestimmt, d. h. 1 Unze feinen Goldes wurde zu 14 bis 15 Unzen feinen Silbers geschätzt. Das Gold stieg in seinem Nominalwerte oder in der Quantität von Silber, die dafür gegeben wurde. Beide Metalle fielen in ihrem wirklichen Werte, oder in der Menge Arbeit, die man dafür kaufen konnte; aber Silber sank mehr als Gold. Obgleich sowohl die Gold- als die Silbergruben Amerikas alle anderen bis dahin bekannten an Ergiebigkeit übertrafen, so scheint doch die Ergiebigkeit der Silbergruben verhältnismäßig noch größer gewesen zu sein, als die der Goldgruben.

Die großen jährlich von Europa nach Indien gebrachten Silbermengen haben in einigen englischen Niederlassungen den Wert dieses Metalles im Verhältnis zum Gold stufenweise erniedrigt. In der Münze von Calcutta wird 1 Unze feinen Goldes zu 15 Unzen feinen Silbers geschätzt, ganz wie in Europa. Vielleicht wird es in der Münze für den Wert, den es auf dem bengalischen Markte hat, zu hoch angeschlagen. In China ist das Verhältnis des Goldes zum Silber weiterhin 1: 10 oder 1: 12. In Japan soll es wie 1: 8 sein.

Das Verhältnis zwischen den Mengen von Gold und Silber, die jährlich nach Europa eingeführt werden, ist nach Meggens Berechnung beinahe wie 1: 22, d. h. auf 1 Unze Gold werden etwas mehr als 22 Unzen Silber eingeführt. Die große Menge Silber, die alle Jahre nach Ostindien geschickt wird, bringt, wie er glaubt, diejenigen Mengen dieser Metalle, die in Europa zurückbleiben, auf das Verhältnis von 1:14 oder 15, das Verhältnis ihrer Werte, herab. Das Verhältnis zwischen ihren Werten muß, so scheint er zu glauben, notwendigerweise dasselbe sein, wie das zwischen ihren Quantitäten und würde daher wie 1: 22 stehen, wenn jene größere Silberausfuhr nicht wäre.

Allein das gewöhnliche Verhältnis zwischen den respektiven Werten zweier Waren ist nicht notwendig dasselbe wie das zwischen den Quantitäten von ihnen, die gewöhnlich auf dem Markte sind. Der Preis eines Ochsen, zu 10 Guineen gerechnet, ist etwa sechzigmal so groß als der Preis eines Lammes, dieses zu 3 sh. 6 d. gerechnet. Es wäre aber unsinnig, daraus zu schließen, daß auf 1 Ochsen gewöhnlich 60 Lämmer auf dem Markte sind, und es wäre ebenso unsinnig, zu schließen, daß, weil für 1 Unze Gold gewöhnlich 14 oder 15 Unzen Silber zu haben sind, gewöhnlich auch nur 14 oder 15 Unzen Silber auf 1 Unze Gold auf dem Markte sind.

Das Verhältnis des auf dem Markte gewöhnlich vorhandenen Silberquantums zum Goldquantum ist wahrscheinlich weit größer, als das des Wertes eines bestimmten Goldquantums zu dem eines gleichen Silberquantums. Die ganze Quantität einer wohlfeilen, zu Markte gebrachten Ware ist gewöhnlich nicht nur größer sondern auch von größerem Werte als die einer teueren. Die ganze Quantität des jährlich zu Markte gebrachten Brotes ist nicht nur größer, sondern auch von größerem Werte als die ganze Quantität des Fleisches, die ganze Quantität des Fleisches als die ganze Quantität des Hausgeflügels, und die ganze Quantität des Hausgeflügels wieder als die des wilden Geflügels. Es gibt soviel mehr Käufer für die wohlfeile als die teuere Ware, daß gewöhnlich nicht nur eine größere Quantität, sondern auch ein größerer Wert davon verkauft werden kann. Daher muß die ganze Quantität der wohlfeilen Waren im Verhältnis zu der ganzen Quantität der teueren größer sein als der Wert einer bestimmten Quantität der teueren es zu dem Werte einer gleichen Quantität der wohlfeilen ist. Wenn wir die edlen Metalle miteinander vergleichen, so ist das Silber eine wohlfeile, das Gold eine teuere Ware. Wir müssen daher auch erwarten, daß auf dem Markte stets nicht nur eine größere Quantität, sondern auch ein größerer Wert von Silber als von Gold vorhanden sein wird. Man lasse einen Menschen, der von beiden etwas hat, sein Silber-, mit seinem Goldgerät vergleichen, und er wird wahrscheinlich finden, daß nicht nur die Quantität sondern auch der Wert beim ersteren weit größer ist als beim letzteren. Dazu kommt, daß viele Leute, die kein Goldgerät haben, ziemlich viel Silbergerät haben, wobei jenes auch bei denen, die es haben, sich im allgemeinen auf Uhrgehäuse, Tabaksdosen und ähnlichen Kram beschränkt, deren ganzer Betrag selten von großem Werte ist. In den britischen Münzen überwiegt allerdings der Wert des Goldes bei weitem, aber das ist nicht in denen aller anderen Länder der Fall. In den Münzen einiger Länder ist der Werth beider Metalle ziemlich gleich. In der schottischen Münze überwog zwar, wie aus den Münzrechnungen hervorgeht, vor der Union mit England das Gold, aber nur um ein Geringes Siehe: Ruddimans Vorrede zu Andersons Diplomata etc. Scotiae.. In der Münze vieler Länder überwiegt das Silber. In Frankreich werden die größten Summen gewöhnlich in diesem Metall gezahlt, und es ist dort schwer, mehr Gold zu bekommen, als man in seiner Tasche bei sich zu führen nötig hat. Doch wird der höhere Wert des Silbergerätes gegenüber dem des Goldgerätes, der in allen Ländern statthat, das Überwiegen der Goldmünze über die Silbermünze, das nur in wenigen Ländern statthat, mehr als ausgleichen.

Obgleich in einem Sinne des Wortes Silber immer viel wohlfeiler gewesen ist, und es wahrscheinlich auch stets sein wird, als Gold, so kann man doch in einem andern Sinne vielleicht sagen, daß Gold auf dem spanischen Markte bei seinem jetzigen Zustande etwas wohlfeiler ist als Silber: Man kann eine Ware nicht nur nach der absoluten Höhe oder Tiefe ihres üblichen Preises, sondern auch teurer oder wohlfeiler nennen, je nachdem dieser Preis mehr oder weniger über dem niedrigsten steht, zu dem sie sich eine beträchtliche Zeit hindurch auf den Markt bringen läßt. Dieser niedrigste Preis ist derjenige, der mit mäßigem Profite das Kapital wieder ersetzt, das dazu gebraucht wurde, sie dahin zu bringen. Es ist der Preis, der für den Grundbesitzer nichts abwirft, in dem die Rente keinerlei Bestandteil ausmacht, weil er in Arbeitslohn und Profit aufgeht. Nun ist aber auf dem spanischen Markte bei seinem jetzigen Zustande Gold diesem niedrigsten Preise gewiß etwas näher als Silber. Die Abgabe auf Gold an den König von Spanien ist nur der 20. Teil vom reinen Metall oder 5%, während seine Abgabe auf Silber den 10. Teil oder 10% beträgt. Auch ist bereits bemerkt worden, daß in diesen Abgaben die ganze Rente der meisten Gold- und Silbergruben des spanischen Amerikas besteht, und daß die auf Gold noch schlechter bezahlt wird, als die auf Silber. Es müssen auch die Profite der Unternehmer von Goldgruben, da sie weit seltener zu Vermögen kommen, im allgemeinen noch mäßiger sein als die der Unternehmer von Silbergruben. Es muß also der Preis des spanischen Goldes, da es weniger Rente und auch weniger Profit abwirft, auf dem spanischen Markte dem niedrigsten Preise, zu dem es dahin geschafft werden kann, etwas näher stehen, als der Preis des spanischen Silbers. Wenn man alle Ausgaben zusammenrechnet, so kann die ganze Quantität des einen Metalls, wie es scheint, dort nicht mit so viel Vorteil abgesetzt werden, als die ganze Quantität des anderen. Die Abgabe auf das brasilianische Gold an den König von Portugal ist in der Tat die nämliche wie die alte Abgabe auf das mexikanische und peruanische Silber an den König von Spanien, oder der 5. Teil des reinen Metalls. Es ist daher ungewiß, ob die ganze Masse des amerikanischen Goldes, wenn sie auf den allgemeinen europäischen Markt kommt, sich mehr dem niedrigsten Preise nähert, zu dem sie dahin gebracht werden kann, als die ganze Masse des amerikanischen Silbers.

Der Preis von Diamanten und anderen Edelsteinen mag sich vielleicht noch mehr dem niedrigsten Preise nähern, zu dem sie zu Markte gebracht werden können, als selbst der Preis des Goldes.

Obgleich es nicht sehr wahrscheinlich ist, daß eine Abgabe, die nicht nur auf eines der geeignetsten Besteuerungsobjekte, einen reinen Luxus und etwas ganz Überflüssiges, gelegt ist, sondern auch eine so bedeutende Einnahme gewährt, wie die Abgabe auf Silber, je aufgegeben werden wird, solange es möglich ist, sie zu zahlen, so kann doch dieselbe Unmöglichkeit, sie zu zahlen, die es 1736 nötig machte, sie von einem Fünftel auf ein Zehntel herabzusetzen, es mit der Zeit nötig machen, sie noch weiter herabzusetzen, gerade so, wie sie es nötig machte, die Abgabe auf Gold auf ein Zwanzigstel herabzusetzen. Daß der Bau der Silbergruben von Spanisch-Amerika, wie der aller anderen Gruben, wegen der größeren Tiefen, bis zu denen der Bau fortgesetzt werden muß, und wegen der größeren Kosten, die bei diesen Tiefen das Auspumpen des Wassers und die Versorgung mit frischer Luft macht, immer kostspieliger wird, gibt jeder zu, der den Zustand dieser Gruben untersucht hat.

Diese Umstände, die einer zunehmenden Knappheit des Silbers gleichkommen (denn man kann von einem Gute sagen, daß es knapper wird, wenn es schwieriger und kostspieliger wird, eine bestimmte Quantität davon zu sammeln), müssen mit der Zeit einen oder den andern von folgenden drei Fällen hervorrufen. Es muß die Zunahme der Kosten entweder, erstens gänzlich durch eine entsprechende Zunahme im Preise des Metalls ausgeglichen werden, oder, zweitens gänzlich durch eine entsprechende Verringerung der Abgabe auf Silber ausgeglichen werden, oder, drittens teils durch die eine, teils durch die andere dieser beiden Möglichkeiten ausgeglichen werden. Dieser dritte Fall ist sehr möglich. Wie Gold in seinem Preise im Verhältnis zum Silber, trotz der großen Verringerung der Abgabe auf Gold, stieg, so kann das Silber in seinem Preise im Verhältnis zu Arbeit und Waren, ungeachtet einer gleichen Verringerung der Abgabe auf Silber, steigen.

Doch müssen solche allmähliche Herabsetzungen der Abgabe, wenn sie auch das Steigen des Silberwertes auf dem europäischen Markte nicht gänzlich verhindern, es doch jedenfalls mehr oder weniger verzögern. Es können infolge solcher Herabsetzungen manche Bergwerke abgebaut werden, die man früher, weil sie die alte Abgabe nicht zu zahlen vermochten, nicht hatte abbauen können, und es wird die Quantität des jährlich zu Markt gebrachten Silbers immer etwas größer, und darum auch der Wert jeder gegebenen Quantität etwas geringer sein, als er es sonst gewesen sein würde. Infolge der Herabsetzung im Jahre 1736 ist der Wert des Silbers auf dem europäischen Markte, wenn er auch heute nicht niedriger sein mag als vor jener Herabsetzung, doch wahrscheinlich um 10% niedriger, als er sein würde, wenn der spanische Hof weiter die alte Abgabe erhoben hätte.

Daß ungeachtet jener Herabsetzung der Wert des Silbers im Laufe des gegenwärtigen Jahrhunderts, auf dem europäischen Markte etwas zu steigen begonnen habe, das lassen mich die oben angeführten Tatsachen und Gründe glauben, oder vielmehr vermuten; denn die beste Meinung, die ich mir über diesen Gegenstand bilden kann, verdient wohl kaum den Namen Vermutung. In der Tat ist das Steigen, angenommen, daß überhaupt eines stattgefunden hat, bisher so geringfügig gewesen, daß nach allem, was bisher gesagt worden, es wohl noch manchem ungewiß erscheinen mag, ob dieser Fall wirklich eingetreten sei. ja ob nicht das Gegenteil eingetreten sei, oder ob nicht der Wert des Silbers auf dem europäischen Markte noch immer im Fallen sei.

Es muß indes bemerkt werden, daß, welche jährliche Einfuhr von Gold und Silber man auch annehmen mag, ein Zeitpunkt eintreten muß, in welchem der jährliche Verbrauch dieser Metalle ihrer jährlichen Einfuhr gleichkommt. Ihr Verbrauch muß steigen, wie ihre Masse zunimmt, oder sogar in einem noch stärkeren Maße. In dem Maße, als ihre Masse zunimmt, vermindert sich ihr Wert. Sie werden mehr gebraucht und weniger geschont, und ihr Verbrauch wächst dadurch in einem stärkeren Maße als ihre Masse. Mithin muß also nach einer bestimmten Zeit der jährliche Verbrauch dieser Metalle ihrer jährlichen Einfuhr gleichkommen, vorausgesetzt, daß die Einfuhr nicht im steten Wachsen begriffen ist, was für unsere Zeit nicht angenommen wird.

Sollte, wenn der jährliche Verbrauch der jährlichen Einfuhr gleich geworden ist, die jährliche Einfuhr sich allmählich vermindern, so kann der jährliche Verbrauch eine Zeitlang die jährliche Einfuhr übersteigen. Es kann sich die Masse dieser Metalle allmählich und unmerklich vermindern, und ihr Wert allmählich und unmerklich steigen, bis die jährliche Einfuhr wieder stationär wird, und der jährliche Verbrauch sich dem Grade, den diese jährliche Einfuhr vertragen kann, allmählich und unmerklich anpaßt.

Gründe für die Vermutung, daß der Wert des Silbers noch im Fallen ist.

Die Zunahme des Wohlstandes in Europa und die populäre Anschauung, daß so, wie der Wert der edlen Metalle mit dem Wachsen des Wohlstandes natürlicherweise wächst, auch ihr Wert sich vermindert wenn ihre Quantität wächst, kann manchen zu dem Glauben gebracht haben, daß ihr Wert auf dem europäischen Markte noch weiter im Fallen sei; und der immer noch allmählich steigende Preis vieler Rohprodukte des Bodens kann ihn in dieser Meinung bestärken.

Daß jene Zunahme in der Quantität der edlen Metalle, die aus der Zunahme des Wohlstandes in einem Lande entspringt, nicht die Wirkung hat, ihren Wert zu verringern, habe ich bereits zu zeigen versucht. Gold und Silber ziehen sich natürlich in ein reiches Land, und zwar aus demselben Grunde, aus dem alle Arten von Gegenständen des Luxus und der Liebhaberei dahin fließen: nicht weil sie wohlfeiler sind als in ärmeren Ländern, sondern weil sie teurer sind, oder weil ein besserer Preis für sie gegeben wird. Es ist der höhere Preis, der sie anzieht, und sobald dieser aufhört, hören auch sie notwendigerweise auf, dahin zu gehen.

Ich habe bereits zu zeigen gesucht, daß mit Ausnahme von Getreide und solchen Vegetabilien, die ausschließlich durch menschlichen Fleiß hervorgebracht werden, alle übrigen Arten von Rohprodukten, wie Vieh, Geflügel, Wildpret aller Art, die nützlichen Fossilien und Mineralien der Erde usw. in dem Grade teurer werden, als die Gesellschaft an Wohlstand und Kultur zunimmt. Obgleich daher solche Waren gegen eine größere Quantität Silber in Tausch gehen als früher, so folgt daraus doch noch nicht, daß das Silber wirklich wohlfeiler geworden, oder daß weniger Arbeit als früher dafür zu kaufen ist, sondern daß solche Waren teurer geworden sind, oder daß mehr Arbeit als früher dafür zu kaufen ist. Nicht bloß ihr Nominalpreis, sondern auch ihr wirklicher Preis ist es, der mit dem Portschritt der Kultur steigt. Das Steigen ihres Nominalpreises ist nicht die Wirkung einer Verringerung des Silberwertes, sondern die des Steigens ihres wirklichen Preises.

Verschiedene Wirkungen des Fortschrittes der Kultur für dreierlei Arten von Rohprodukten.

Die verschiedenen Arten von Rohprodukten lassen sich in drei Klassen einteilen. Die erste begreift diejenigen in sich, deren Vermehrung durch menschlichen Fleiß so gut wie unmöglich ist; die zweite diejenigen, die sich durch Fleiß im Verhältnis zur Nachfrage vermehren lassen; die dritte diejenigen, bei welchen die Wirkung des Fleißes beschrankt oder unsicher ist. Bei dem Fortschreiten des Wohlstandes und der Kultur kann der wirkliche Preis der ersteren eine außerordentliche Höhe erreichen und scheint durch keine bestimmte Grenze beschränkt werden zu können. Die Produkte der zweiten Klasse können zwar sehr hoch steigen, haben aber doch eine bestimmte Grenze, über die sie nicht für längere Zeit hinausgehen können. Die der dritten Klasse haben zwar die natürliche Tendenz, bei fortschreitender Kultur zu steigen, es kommt aber auch vor, daß sie auf derselben Kulturstufe bald sogar fallen, bald unverändert bleiben, und bald mehr oder weniger steigen, je nachdem verschiedene Zufälligkeiten die Anstrengungen menschlichen Fleißes, diese Art von Rohprodukten zu vermehren, mehr oder weniger erfolgreich machen.

Erste Art.

Die erste Art von Rohprodukten, deren Preis bei fortschreitender Kultur steigt, ist diejenige, deren Vermehrung durch menschlichen Fleiß so gut wie unmöglich ist. Sie besteht aus den Dingen, die die Natur nur in gewissen Quantitäten hervorbringt, und von denen man, da sie sehr vergänglicher Art sind, unmöglich das Produkt vieler einzelner Jahreszeiten zusammen aufhäufen kann. Dahin gehören die meisten seltenen und eigentümlichen Vögel und Fische, manche Arten von Wildpret, fast alles wilde Geflügel, insbesondere alle Zugvögel und viele andere Dinge. Wenn der Wohlstand und der damit verbundene Luxus zunimmt, so ist anzunehmen, daß die Nachfrage nach jenen zugleich stärker wird, und keine Anstrengung des menschlichen Fleißes kann bewirken, daß der Vorrat davon größer werde, als er es vor dem Wachsen der Nachfrage war. Da nun die Quantität solcher Waren die nämliche oder beinahe die nämliche bleibt, während die Konkurrenz beim Kaufe stetig wächst, so kann ihr Preis eine außerordentliche Höhe erreichen und scheint durch keine bestimmte Grenze beschränkt werden zu können. Wenn die Schnepfen so sehr in die Mode kämen, daß man das Stück mit zwanzig Guineen verkaufte, so wäre doch keine Anstrengung des menschlichen Fleißes imstande, die Zahl der auf den Markt kommenden weit größer zu machen, als sie gegenwärtig ist. Auf diese Weise läßt sich der hohe Preis, den die Römer in den Zeiten ihrer größten Machtentfaltung für seltene Vögel und Fische bezahlten, leicht erklären. Diese Preise waren nicht die Folgen des niedrigen Silberwertes in jenen Zeiten, sondern die des hohen Wertes solcher Seltenheiten und Liebhabereien, die menschlicher Fleiß nicht nach Belieben vermehren konnte. Der wirkliche Wert des Silbers war in Rom einige Zeit vor und nach dem Untergange der Republik höher, als er es gegenwärtig im größten Teil von Europa ist. 3 Sestertii, etwa 6 Pence Sterling, waren der Preis, den die Republik für den Modius oder Peck des sizilianischen Zehntweizens zahlte. Dennoch war dieser Preis wahrscheinlich unter dem durchschnittlichen Marktpreise, da die Verpflichtung, ihren Weizen zu diesem Satze zu liefern, als ein den sizilianischen Pächtern auferlegter Tribut betrachtet wurde. Wenn daher die Römer in die Lage kamen, mehr Getreide kommen zu lassen, als der Zehntweizen betrug, waren sie durch Vertrag gehalten, den Überschuß mit dem Satz von 4 Sestertii oder 8 Pence Sterling für den Peck zu bezahlen, und dies wurde wahrscheinlich für einen mäßigen und billigen, d. h. für den gewöhnlichen oder durchschnittlichen Kontraktpreis in jenen Zeiten gehalten; es ist das etwa so viel wie 21 Schilling für den Malter. 28 Schillinge für den Malter waren vor den letzten Jahren des Mangels der gewöhnliche Kontraktpreis für englischen Weizen, der dem sizilianischen an Qualität nachsteht und auf dem europäischen Markte in der Regel zu einem niedrigeren Preise verkauft wird. Der Wert des Silbers muß daher in jenen alten Zeiten sich zu dessen Werte in unserer Zeit wie umgekehrt 3: 4 verhalten haben, d. h. für 3 Unzen Silber mußte damals die nämliche Quantität Arbeit und Waren zu kaufen sein, als jetzt für 4 Unzen. Wenn wir daher im Plinius lesen Lib. X. c. 29., daß Seius als ein Geschenk für die Kaiserin Agrippina eine weiße Nachtigall zum Preise von 6000 Sestertii, gleich etwa 50 Pfund unseres jetzigen Geldes kaufte, und daß Asinius Celer Lib. IX. c. 17. eine Meerbarbe für 8000 Sestertii, gleich etwa 66 l. 13 sh. 4 d. unseres jetzigen Geldes kaufte, so überrascht uns zwar die außerordentliche Höhe dieser Preise, muß uns aber noch um etwa ein Drittel geringer zu erscheinen, als sie wirklich waren. Ihr wirklicher Preis, die Quantität von Arbeit und Lebensmitteln, die dafür gegeben wurde, betrug etwa ein Drittel mehr, als ihr Nominalpreis uns heutzutage auszudrücken pflegt. Seius gab für die Nachtigall die Verfügung über eine so große Quantität von Arbeit und Lebensmitteln, als gegenwärtig für 66 l. 13 sh. 4 d. zu haben sein würde; und Asinius Celer gab für die Meerbarbe die Verfügung über eine so große Quantität, als jetzt für 88 l. 17 sh. 9? d. zu haben sein würde. Was die außerordentliche Höhe dieser Preise verursachte, war nicht sowohl der Überschuß an Silber, als der Überschuß an Arbeit und Lebensmitteln, über den jene Römer, über den Betrag dessen hinaus, was zu ihrem eigenen Bedarf nötig war, zu verfügen hatten. Die Quantität Silber, die ihnen zu Gebote stand, war um vieles geringer, als die ist, die ihnen heute die Verfügung über eine gleiche Quantität Arbeit und Lebensmittel würde verschaffen können.

Zweite Art.

Die zweite Art von Rohprodukten, deren Preis mit der fortschreitenden Kultur steigt, ist die, welche der menschliche Fleiß im Verhältnis zur Nachfrage vervielfältigen kann. Sie besteht aus jenen nützlichen Pflanzen und Tieren, welche die Natur in unkultivierten Ländern in so verschwenderischer Fülle hervorbringt, daß sie nur wenig oder gar keinen Wert haben und die daher auch, sobald die Bebauung fortschreitet, anderen einträglicheren Produkten Platz machen müssen. Ihre Quantität ist eine geraume Zeit hindurch bei fortschreitender Kultur in steter Abnahme begriffen, während zu gleicher Zeit die Nachfrage nach ihnen fortwährend wächst. Es steigt daher auch allmählich ihr wirklicher Wert, die wirkliche Quantität Arbeit, die für sie zu haben ist, bis er zuletzt so hoch wird, daß er sie zu einem eben so gewinnreichen Produkte macht, als irgend etwas anderes, was menschlicher Fleiß auf dem fruchtbarsten und bestkultivierten Lande hervorbringen kann. Wenn er so hoch geworden ist, so kann er nicht gut höher steigen. Geschähe es, so würde bald mehr Land und mehr Fleiß auf die Vergrößerung ihrer Quantität verwendet werden.

Wenn z. B. der Preis des Viehes so hoch steigt, daß es eben so vorteilhaft wird, Land zur Erzeugung von Viehfutter, als zur Erzeugung von menschlichen Nahrungsmitteln zu bebauen, so kann er nicht wohl höher steigen. Geschähe es, so würde bald mehr Getreideland in Weide verwandelt werden. Die Ausdehnung des Ackerbaues verringert dadurch, daß sie die Quantität wilden Weidelandes vermindert, die Quantität Fleisch, die das Land ohne Arbeit und Kultur von selbst hervorbringt, und vermehrt dadurch, daß sie die Zahl derjenigen vergrößert, die Getreide, oder, was auf dasselbe hinauskommt, den Preis des Getreides dafür in Tausch zu geben haben, die Nachfrage. Es muß daher der Preis des Fleisches, und folglich auch der des Viehes, immer mehr steigen, bis er so hoch geworden ist, daß es eben so vorteilhaft wird, das fruchtbarste und bestkultivierte Land zur Erzeugung von Viehfutter zu verwenden, als wie zur Erzeugung von Getreide. Aber die Kultur muß weit fortgeschritten sein, bis der Ackerbau soweit ausgedehnt wird, daß der Preis des Viehes diese Höhe erreicht; und bis er sie erreicht hat, muß dessen Preis, wenn das Land überhaupt fortschreitet, ununterbrochen steigen. Es gibt vielleicht Gegenden in Europa, in denen der Preis des Viehes diese Höhe noch immer nicht erreicht hat. In keinem Teile Schottlands war diese Höhe vor der Union erreicht. Wäre das schottische Vieh immer auf den Markt Schottlands beschränkt geblieben, eines Landes, in welchem die Menge des Bodens, der zu keinem anderen Zweck als zur Viehfütterung gebraucht werden kann, im Verhältnis zu demjenigen, der sich zu anderen Zwecken eignet, so groß ist, so ist es vielleicht kaum möglich, daß ihr Preis je hätte hoch genug steigen können, um die Bodenkultur für den Anbau von Viehfutter einträglich zu machen. In England scheint, wie bereits bemerkt wurde, der Preis des Viehes in der Nähe von London diese Höhe zu Anfang des vorigen Jahrhunderts erreicht zu haben; aber wahrscheinlich erreichte er sie erst viel später in den meisten der entlegeneren Grafschaften, in deren mancher er sie wohl heute noch nicht erreicht haben mag. Dennoch ist unter allen den Dingen, aus denen diese zweite Art von Rohprodukten besteht, das Vieh vielleicht dasjenige, dessen Preis bei fortschreitender Kultur zuerst auf diese Höhe steigt.

In der Tat scheint es, bevor der Preis des Viehes diese Höhe erreicht hat, kaum möglich, daß der größte Teil selbst derjenigen Böden, die der höchsten Kultur fähig sind, vollständig kultiviert werden kann. Auf allen Pachtgütern, die zu weit von einer Stadt entfernt sind, als daß Dünger aus ihr dahin gebracht werden könnte, d. h. auf den meisten Pachtgütern eines ausgedehnten Landes, muß die Quantität des gutkultivierten Bodens der Quantität des Düngers entsprechen, den das Pachtgut selbst erzeugt, und dieser muß wieder dem Kapital an Vieh, welches auf ihm gehalten wird, entsprechen. Der Boden wird entweder dadurch gedüngt, daß man das Vieh auf ihm weidet, oder dadurch, daß man es im Stalle füttert und seinen Dung von dort hinausschafft. Wenn aber der Preis des Viehes nicht hinreicht, die Rente und den Profit kultivierten Landes zu bezahlen, so vermag der Pächter nicht, es darauf zu weiden; und er vermag noch viel weniger, es im Stalle zu füttern. Nur mit dem Produkte angebauten und kultivierten Landes kann das Vieh im Stalle gefüttert werden, weil es zu viel Arbeit erfordern und zu kostspielig sein würde, die spärlichen und zerstreuten Produkte eines öden und unangebauten Bodens zu sammeln. Wenn daher der Preis des Viehes nicht hinreicht, das Produkt eines angebauten und kultivierten Bodens zu bezahlen, sobald man es dahin auf die Weide schickt, so wird dieser Preis noch weniger hinreichen, dieses Produkt zu bezahlen, wenn es mit einem reichlichen Mehr an Arbeit gesammelt und in den Stall gebracht werden muß. Deswegen kann unter solchen Umständen nicht mehr Vieh im Stalle mit Profit gefüttert werden, als zum Ackerbau nötig ist. Dieses aber kann nie genug Dünger erzeugen, um alles Land, das es zu bearbeiten fähig wäre, fortwährend in gutem Stande zu erhalten. Da, was es erzeugt, für das ganze Gut unzureichend ist, so wird es natürlich für den Boden aufgespart, auf dem es am vorteilhaftesten und passendsten angewandt werden kann, also auf dem fruchtbarsten, oder etwa auf dem, der an den Pachthof angrenzt. Dieser wird also beständig in gutem Stande und anbaufähig erhalten. Den übrigen läßt man größtenteils öd liegen, da er höchstens noch etwas elendes Viehfutter abwirft, gerade genug, um ein darauf vereinzelt grasendes, halb verhungertes Vieh am Leben zu erhalten; und das Gut ist, wenn auch im Verhältnis zu dem Grade, wie ihn seine vollständige Kultur erfordern würde, mit einem viel zu kleinen, dennoch sehr oft im Verhältnis zu seinem dermaligen Ertrage mit einem zu großen Viehstande versorgt. Doch kann ein Teil dieses öden Landes, wenn es in dieser schlechten Weise sechs oder sieben Jahre abgeweidet worden ist, umgepflügt werden, wo es vielleicht ein oder zwei ärmliche Ernten schlechten Hafers oder einer anderen gemeinen Getreideart liefert, und dann, wenn es gänzlich erschöpft ist, muß es wie vorher wieder ausruhen und abgeweidet werden und ein anderer Teil umgepflügt werden, der wieder auf dieselbe Weise erschöpft wird, um darauf seinerseits auszuruhen. Das war das landwirtschaftliche Betriebssystem im ganzen schottischen Flachlande vor der Union. Der stets gutgedüngte und in gutem Stande erhaltene Boden bildete selten mehr als den dritten oder vierten Teil des ganzen Gutes und betrug mitunter nicht einmal den fünften oder sechsten Teil davon. Der Rest wurde niemals gedüngt, aber ein bestimmter Teil davon wurde in dieser Reihenfolge trotzdem regelmäßig bebaut und erschöpft. Es ist klar, daß bei diesem Betriebssysteme selbst derjenige Teil des schottischen Bodens, der einer guten Kultur fähig ist, im Vergleiche mit dem, was er hätte hervorbringen können, nur wenig hervorzubringen vermochte. So unvorteilhaft aber dieses System auch erscheinen mag, so scheint der niedrige Preis des Viehes vor der Union es doch beinahe unvermeidlich gemacht zu haben. Wenn es, ungeachtet der bedeutenden Erhöhung seines Preises, in einem großen Teile des Landes auch jetzt noch vorherrscht, so ist das an manchen Orten ohne Zweifel der Unwissenheit und der Anhänglichkeit an alte Gewohnheiten zuzuschreiben, an den meisten Orten aber den unvermeidlichen Hindernissen, die der natürliche Lauf der Dinge der unmittelbaren und eiligen Einführung eines besseren Systems entgegen setzt: erstens, der Armut der Pächter, oder dem Umstand, daß sie noch nicht Zeit hatten, sich ein Viehkapital anzuschaffen, das groß genug wäre, ihre Ländereien vollständiger zu bebauen, weil dasselbe Steigen des Preises, das es für sie vorteilhaft machen würde, ein größeres Viehkapital zu unterhalten, es wieder schwierig macht, es zu beschaffen; und zweitens dem Umstand, daß sie, angenommen, sie hätten es beschaffen können, noch nicht Zeit hatten, ihre Ländereien so einzurichten, daß dieses größere Viehkapital darauf ordentlich unterhalten werden könnte. Die Zunahme des Kapitals und der Landeskultur sind zwei Momente, die Hand in Hand gehen müssen, und von denen nirgends das eine dem anderen weit vorauseilen kann. Ohne eine Zunahme des Kapitals kann es kaum eine Melioration des Landes geben, aber es kann keine namhafte Zunahme des Kapitals geben, außer als Folge einer namhaften Melioration des Landes, weil der Boden es sonst nicht erhalten könnte. Diese natürlichen Hindernisse, die der Einführung eines besseren Systems entgegenstehen, lassen sich nur durch eine lange fortgesetzte Sparsamkeit und Arbeitsamkeit beseitigen, und es muß ein halbes oder auch wohl ein ganzes Jahrhundert darüber vergehen, bis das alte System, das allmählich schwindet, in allen Teilen des Landes vollständig abgeschafft werden kann. Unter all den kommerziellen Vorteilen, die Schottland aus der Union mit England gezogen hat, ist diese Erhöhung der Viehpreise vielleicht der größte. Er hat nicht nur den Wert aller Hochlandsgüter vergrößert, sondern ist vielleicht auch die Hauptursache der Melioration des Flachlandes gewesen.

In allen neuen Kolonien macht die große Menge öden Landes, das viele Jahre lang zu nichts anderem, als zur Viehfütterung gebraucht werden kann, das Vieh bald ausnehmend zahlreich, und überall ist ja Wohlfeilheit eine notwendige Folge von großem Überfluß. Obgleich alles Vieh der europäischen Kolonien in Amerika ursprünglich von Europa eingeführt wurde, so vermehrte es sich dort bald so sehr und sank so stark im Werte, daß man selbst die Pferde wild in den Wäldern herumlaufen ließ, ohne daß irgendein Besitzer es für der Mühe wert hielt, sie zu beanspruchen. Es kann erst lange Zeit, nachdem solche Kolonien gegründet worden sind, einträglich werden, mit den Produkten kultivierten Landes Vieh zu füttern. Es führen daher dort dieselben Ursachen, nämlich der Mangel an Dünger und das Mißverhältnis zwischen dem in die Kultur gesteckten Kapital und dem Boden, zu dessen Kultur es bestimmt ist, ein landwirtschaftliches System herbei, welches dem nicht unähnlich ist, das noch heute in manchen Teilen Schottlands platzgreift. Der schwedische Reisende Kalm, der über die Landwirtschaft einiger englischer Kolonien in Amerika, wie er sie 1749 fand, berichtet, bemerkt daher, daß er dort nur mit Mühe den Charakter der in all den verschiedenen Zweigen der Agrikultur so geschickten englischen Nation wiederzufinden vermag. Man bringt dort, sagt er, fast gar keinen Dünger auf die Getreidefelder; aber wenn man ein Stück Land durch stetes Ernten erschöpft hat, so lichtet und kultiviert man ein anderes Stück jungfräulichen Landes, und wenn dieses erschöpft ist, macht man sich an ein drittes. Sein Vieh läßt man in den Wäldern und auf dem übrigen unangebauten Boden herumlaufen, wo es halb verhungert; denn man hat längst fast alles jährlich wachsende Gras dadurch vernichtet, daß man es zu zeitig im Frühling aberntete, ehe es Zeit hatte, zu blühen und seinen Samen auszustreuen Kalms Reisen, Bd. 1. S. 343, 344.. Das jährlich wachsende Gras war, wie es scheint, das beste natürliche Gras in jenem Teile Nordamerikas, und zu der Zeit, als die Europäer sich dort niederließen, pflegte es sehr dicht zu wachsen und drei oder vier Fuß hoch zu werden. Ein Stück Landes, das zu der Zeit, als er schrieb, nicht eine einzige Kuh ernähren konnte, würde früher, wie er sich sagen ließ, deren vier ernährt haben, von denen jede viermal so viel Milch gegeben haben würde, als diese eine zu geben imstande war. Die Armut des Weidelandes war seiner Meinung nach schuld an der Entartung ihres Viehes, das zusehends von einer Generation zur anderen schlechter wurde. Es war wahrscheinlich jener verbutteten Rasse nicht unähnlich, die vor dreißig bis vierzig Jahren in ganz Schottland verbreitet war, und die jetzt in den meisten Teilen des Flachlandes nicht so sehr durch eine Änderung der Rasse, (obgleich man an einigen Orten auch dieses Mittel angewendet hat), als durch eine reichlichere Methode der Fütterung so sehr verbessert worden ist.

Wenn es also auch lange dauert, bis das Vieh bei fortschreitender Kultur einen so hohen Preis haben kann, daß es einträglich wird, Land seiner Fütterung wegen anzubauen, so ist es doch unter all den Dingen, aus denen diese zweite Art der Rohprodukte besteht, vielleicht das erste, das einen solchen Preis aufbringt; denn es scheint unmöglich zu sein, daß die Melioration, bevor es diesen Preis aufbringt, auch nur jenen Grad von Vollkommenheit erreichen kann, die sie in manchen Teilen Europas erreicht hat.

Wie das Vieh zu den ersten, so gehört das Wild vielleicht zu den letzten Teilen dieser Art von Rohprodukten, die einen solchen Preis einbringen. Der Preis des Wildes ist in Großbritannien, so außerordentlich hoch er auch erscheinen mag, nicht einmal ausreichend, um die Kosten eines Tiergartens zu ersetzen, wie alle, die in der Wildfütterung einige Erfahrung haben, wohl wissen. Wenn es anders wäre, so würde die Wildfütterung bald eine Sache der gewöhnlichen Pachtwirtschaft werden, gerade so, wie es bei den alten Römern die Fütterung jener kleinen Vögel war, die sie turdi nannten. Varro und Columella berichten uns, daß dies eine sehr einträgliche Sache war. Das Füttern der Ortolane, Zugvögel, die mager in das Land kommen, soll in einigen Gegenden Frankreichs etwas derartiges sein. Wenn das Wildpret in der Mode bleibt, und der Wohlstand und Luxus Großbritanniens so wächst, wie es seit einiger Zeit der Fall war, so kann sein Preis sehr wohl noch höher steigen, als er jetzt ist.

Zwischen jener Periode des Fortschrittes, die den Preis einer so notwendigen Sache, wie Vieh, zu solcher Höhe treibt, und derjenigen, die den Preis einer so überflüssigen Sache, wie Wild, hinauftreibt, ist ein sehr langer Zwischenraum, in dessen Verlauf viele andere Arten von Rohprodukten, die einen früher, die anderen später, je nach den verschiedenen Umständen allmählich zu ihrem höchsten Preise gelangen.

So pflegen auf jedem Gute die Abfälle der Scheunen und Ställe eine bestimmte Anzahl von Geflügel zu erhalten. Dieses ist, da es mit dem, was sonst verloren gehen würde, gefüttert wird, ein reines Sparmittel; und da es den Pächter kaum etwas kostet, so ist er imstande, es sehr billig zu verkaufen. Beinahe alles, was er dafür bekommt, ist reiner Gewinn, und sein Preis kann kaum so niedrig werden, daß er ihn abhalten könnte, jene Anzahl aufzuziehen. Nun ist aber in schlecht kultivierten und daher nur dünn bewohnten Ländern das so ohne alle Kosten gefütterte Geflügel oft vollkommen hinreichend, die ganze Nachfrage zu befriedigen. Bei diesem Stande der Dinge ist es dann oft so wohlfeil wie Schlachtfleisch, oder irgendeine andere Art tierischer Nahrung. Allein die ganze Menge Geflügel, die das Gut auf diese Weise ohne Kosten hervorbringt, muß immer viel geringer sein, als die ganze Quantität Schlachtfleisch, das darauf erzeugt wird; und in Zeiten des Wohlstandes und des Luxus wird immer das Seltene, wenn es nur von ziemlich gleicher Güte ist, dem Gewöhnlichen vorgezogen. Wenn daher Wohlstand und Luxus infolge der Meliorationen und der Kultur zunimmt, so steigt der Preis des Geflügels allmählich über den des Schlachtfleisches, bis er zuletzt so hoch wird, daß es vorteilhaft wird, das Land seiner Zucht wegen zu bebauen. Hat er diese Höhe erreicht, so kann er kaum höher steigen. Geschähe es, so würde bald mehr Land für diesen Zweck bestimmt werden. In einigen französischen Provinzen wird die Geflügelzucht für eine sehr wichtige Sache in der Landwirtschaft und für vorteilhaft genug gehalten, um den Pächter zu bewegen, daß er zu diesem Zwecke eine ansehnliche Quantität Mais und Buchweizen pflanzt. Ein mittlerer Pächter hat auch manchmal vierhundert Stück Federvieh auf seinem Hofe. In England scheint die Zucht des Geflügels noch nicht allgemein für eine Sache von so großer Wichtigkeit gehalten zu werden. Und doch ist es in England teurer als in Frankreich, da England aus Frankreich namhafte Zufuhren erhält. Bei fortschreitender Kultur muß die Periode, in welcher jede Art von tierischer Nahrung am teuersten ist, diejenige sein, die unmittelbar dem allgemeinen Brauch, Boden ihrer Erzeugung wegen zu bebauen, vorhergeht. Denn bevor dieser Brauch allgemein wird, muß der Mangel notwendig den Preis steigern. Ist er aber erst allgemein geworden, so verfällt man gewöhnlich auf neue Fütterungsmethoden, die den Pächter instandsetzen, auf einer gleich großen Quantität Land eine weit größere Quantität von dieser besonderen Art tierischer Nahrung zu erzeugen. Die große Menge zwingt ihn dann nicht nur, wohlfeiler zu verkaufen, sondern sie setzt ihn auch durch jene Verbesserungen in den Stand, wohlfeiler zu verkaufen; denn wäre er dazu nicht imstande, so würde die große Menge nicht von langer Dauer sein. Wahrscheinlich hat auf diese Weise die Einführung des Klees, der Wasserrüben, der Möhren, des Kohls usw. dazu beigetragen, den gewöhnlichen Preis des Schlachtfleisches auf dem Londoner Markte etwas unter den Stand herabzudrücken, den es im Anfang des vorigen Jahrhunderts innehatte.

Das Schwein, das seine Nahrung im Unrat findet und viele Dinge, die jedes andere nützliche Tier verschmäht, gierig verschlingt, wird, wie das Geflügel, ursprünglich als ein Sparmittel gehalten. Solange die Zahl solcher Tiere, die mit wenig oder gar keinen Kosten aufgezogen werden können, groß genug ist, um der Nachfrage zu genügen, kommt diese Art von Schlachtfleisch zu einem weit niedrigeren Preise auf den Markt als jede andere. Wenn aber die Nachfrage größer wird, als diese Quantität befriedigen kann, wenn es nötig wird, zum Aufziehen und Mästen der Schweine Futter zu bauen, wie dies zum Aufziehen und Mästen anderen Viehes geschehen muß, so steigt notwendigerweise der Preis und wird im Verhältnis höher oder niedriger als der des anderen Schlachtfleisches, je nachdem die Natur des Landes und der Zustand seiner Ackerwirtschaft das Aufziehen von Schweinen mehr oder weniger kostspielig machen, als das von anderem Vieh. In Frankreich ist nach Buffon der Preis des Schweinefleisches fast ebenso hoch, als der des Rindfleisches. In den meisten Gegenden Großbritanniens ist er gegenwärtig etwas höher.

Das starke Steigen in dem Preise der Schweine und des Geflügels hat man in Großbritannien häufig der Verringerung der Zahl der kleinen Häusler und anderen Landbesitzer zugeschrieben; einer Erscheinung, die in ganz Europa der unmittelbare Vorläufer der Melioration und besseren Kultur war, die aber zu gleicher Zeit dazu beigetragen haben mag, den Preis dieser Artikel etwas früher und etwas schneller zum Steigen zu bringen, als er sonst gestiegen sein würde. Wie die ärmste Familie oft ohne alle Kosten eine Katze oder einen Hund halten kann, so können die ärmsten Landbesitzer gewöhnlich mit sehr geringen Kosten etwas Geflügel oder eine Sau und ein Paar Ferkel halten. Die kleinen Abfälle ihres Tisches, ihre Molken, ihre abgerahmte Milch und Buttermilch liefern für diese Tiere einen Teil ihrer Nahrung, und sie finden das übrige auf den nahegelegenen Feldern, ohne jemandem einen merklichen Schaden zu tun. Durch Verminderung der Zahl dieser kleinen Besitzer muß daher auch die Menge dieser Art von Lebensmitteln, die so mit wenigen oder ohne alle Kosten erzeugt werden, um ein gut Teil geringer geworden sein, und es muß infolgedessen ihr Preis früher und schneller gestiegen sein, als er sonst gestiegen sein würde. Indes muß er bei fortschreitender Kultur früher oder später in jedem Falle die äußerste Höhe erreicht haben, die er zu erreichen fähig ist, oder den Preis, mit welchem die Arbeit und die Kosten des Anbaues desjenigen Bodens, der ihr Futter liefert, so gut bezahlt werden, als sie auf dem. meisten übrigen angebauten Boden bezahlt werden.

Das Meiereigeschäft wird ursprünglich, wie das der Schweine- und Geflügelzucht, als ein Sparmittel betrieben. Das auf dem Gute notwendigerweise gehaltene Vieh gibt mehr Milch, als das Aufziehen seiner eigenen Jungen oder die Konsumtion der Pächterfamilie erfordert; und es liefert davon besonders in einer bestimmten Jahreszeit viel. Nun ist aber von allen Produkten des Landes Milch vielleicht das am leichtesten verderbliche. In der warmen Jahreszeit, wo am meisten davon da ist, hält sie sich kaum vierundzwanzig Stunden. Indem der Pächter frische Butter daraus macht, kann er einen kleinen Teil davon eine Woche lang, indem er gesalzene Butter daraus macht, ein Jahr lang, und indem er Käse daraus macht, kann er einen viel größeren Teil davon mehrere Jahre lang aufbewahren. Ein Teil vor alledem wird zum Gebrauch für seine eigene Familie zurückgelegt. Das übrige kommt auf den Markt, um dort zum besten Preise verkauft zu werden, der zu erhalten ist, und der kann kaum so niedrig sein, daß er ihn abhalten könnte, hinzuschicken, was über den Bedarf seiner eigenen Familie hinausgeht. Ist er freilich sehr niedrig, so wird er geneigt sein, seine Meierei auf eine sehr liederliche und schmutzige Art führen, und es vielleicht kaum der Mühe wert halten, ein eigenes Zimmer oder Gebäude dazu zu halten, sondern wird das Geschäft mitten im Rauch, Schmutz und Unrat seiner Küche treiben lassen; das war der Fall in den meisten Meiereien von Pächtern in Schottland vor dreißig oder vierzig Jahren, und ist bei vielen noch heute der Fall. Dieselben Ursachen, die ein allmähliches Steigen des Preises beim Schlachtfleisch bewirken, die Zunahme der Nachfrage und, als eine Folge der Melioration, die Verringerung der Menge, welche mit wenig oder gar keinen Kosten aufgezogen werden kann, bewirken auf dieselbe Weise ein Steigen der Meiereiprodukte, deren Preis natürlich mit dem des Schlachtfleisches, oder mit den Kosten, die die Viehzucht macht, zusammenhängt. Das Steigen des Preises bezahlt ein höheres Maß von Arbeit, Sorgfalt und Reinlichkeit. Die Meierei wird dadurch mehr der Aufmerksamkeit des Pächters wert, und die Qualität ihres Produktes wird allmählich besser. Am Ende erreicht der Preis eine solche Höhe, daß es der Mühe lohnt, einen Teil des fruchtbarsten und bestkultivierten Landes dazu zu verwenden, Vieh bloß der Meierei wegen aufzuziehen; und hat er diese Höhe erlangt, so kann er nicht wohl höher steigen. Geschähe es, so würde bald mehr Land demselben Zwecke gewidmet werden. Diese Höhe nun scheint er in den meisten Gegenden Englands, wo gewöhnlich viel gutes Land auf diese Weise benutzt zu werden pflegt, erreicht zu haben. Nimmt man die Nachbarschaft einiger namhafter Städte aus, so scheint er in Schottland noch nirgends diese Höhe erreicht zu haben, da dort gewöhnliche Pächter selten viel gutes Land zur Erzeugung von Viehfutter bloß für Meiereizwecke verwenden. Der Preis des Produktes ist, so stark er auch seit wenigen Jahren gestiegen ist, wahrscheinlich doch noch zu niedrig, um das zu erlauben. Die Minderwertigkeit der Qualität entspricht allerdings, wenn man sie mit der des Produktes von englischen Meiereien vergleicht, der Niedrigkeit des Preises. Aber diese Minderwertigkeit der Qualität ist wohl eher die Wirkung der Niedrigkeit des Preises, als die Ursache davon. Wenn auch die Qualität viel besser wäre, so könnte doch, glaube ich, bei den gegenwärtigen Verhältnissen des Landes der größte Teil dessen, was zu Markte gebracht wird, zu keinem viel besseren Preise verkauft werden, und der gegenwärtige Preis würde wahrscheinlich nicht genügen, um die zur Erzeugung einer viel besseren Qualität nötigen Ausgaben für die Arbeit und den Boden zu bezahlen. Im größten Teile von England wird die Meierei ungeachtet der größeren Höhe des Preises nicht für eine einträglichere Nutzung des Bodens gehalten, als der Getreidebau, oder die Viehmast, die beiden Hauptgebiete der Landwirtschaft. Mithin kann sie bis jetzt im größten Teile von Schottland noch nicht einmal so einträglich sein.

Es ist klar, daß in keinem Lande der Boden eher vollständig kultiviert und melioriert werden kann, als bis der Preis eines jeden Produktes, das menschlicher Fleiß darauf zu erzeugen genötigt ist, eine solche Höhe erreicht hat, daß er die Kosten einer vollständigen Kultur und Melioration bezahlt. Um dies zu können, muß der Preis eines jeden Produktes hoch genug sein, um erstens die Rente des guten Getreidelandes zu bezahlen, da dieses es ist, welches die Rente des meisten übrigen kultivierten Bodens regelt, und zweitens die Arbeit und die Kosten des Pächters ebensogut zu bezahlen, wie sie gewöhnlich auf gutem Getreidelande bezahlt werden, oder mit anderen Worten, um ihm das hineingesteckte Kapital samt den üblichen Profiten zurückzuerstatten. Dieses Steigen in dem Preise jedes einzelnen Produktes muß offenbar der Melioration und Kultur des zu seiner Erzeugung bestimmten Bodens vorhergehen. Der Zweck jener Melioration ist Gewinn, und nichts kann diesen Namen verdienen, was notwendig Verlust zur Folge hat. Verlust muß aber notwendig daraus folgen, wenn man den Boden eines Produktes wegen melioriert, dessen Preis die Kosten nie wiedererstatten könnte. Wenn die vollständige Kultur und Melioration des Landes das größte öffentliche Glück ist, wie es höchst wahrscheinlich der Fall ist, so sollte man das Steigen in dem Preise aller dieser verschiedenen Arten von Rohprodukten nicht für ein öffentliches Unglück, sondern für den Vorläufer und Begleiter des größten öffentlichen Glückes halten.

Auch ist das Steigen in dem nominellen oder in dem Geldpreise aller dieser verschiedenen Arten von Rohprodukten nicht die Folge einer Verringerung im Silberwerte, sondern die eines Steigens in ihrem wirklichen Preise gewesen. Sie sind nicht nur eine größere Quantität Silber, sondern eine größere Quantität Arbeit und Lebensmittel wert geworden, als früher. Da es eine größere Quantität Arbeit und Lebensmittel kostet, sie auf den Markt zu bringen, so stellen sie auch, wenn sie dahin gebracht worden sind, eine größere Quantität vor, oder sind ihr gleichwertig.

Dritte Art.

Die dritte und letzte Art von Rohprodukten, deren Preis bei fortschreitender Kultur naturgemäß steigt, ist die, bei welcher die Wirksamkeit menschlichen Fleißes, der ihre Quantität vermehren will, entweder beschränkt oder unsicher ist. Obgleich also der wirkliche Preis dieser Art von Rohprodukten bei fortschreitender Kultur naturgemäß zu steigen strebt, so kann es doch, je nachdem die Anstrengungen menschlichen Fleißes, der ihre Quantität vermehren will, durch allerlei Zufälligkeiten mehr oder weniger erfolgreich ausfallen, bisweilen sich ereignen, daß er in sehr verschiedenen Kulturperioden einmal sogar fällt, ein andermal sich gleich bleibt, und manchmal in ein und derselben Periode mehr oder weniger steigt.

Es gibt gewisse Arten von Rohprodukten, die die Natur gewissermaßen zu Anhängseln anderer Arten gemacht hat, so daß die Quantität, die ein Land von der einen hervorbringen kann, notwendig durch die der anderen beschränkt wird. So wird z. B. die Quantität von Wolle oder rohen Häuten, die ein Land hervorbringen kann, notwendig durch die Zahl des großen oder kleinen Viehes, das darin gehalten wird, beschränkt. Der Zustand seiner Kultur und die Natur seines Ackerbaues bestimmen wieder notwendig jene Zahl.

Man sollte glauben, daß dieselben Ursachen, die den Preis des Schlachtfleisches bei fortschreitender Kultur allmählich steigern, dieselbe Wirkung auf die Preise der Wolle und rohen Häute haben und sie fast in demselben Maße steigern müßten. So würde es wahrscheinlich sein, wenn in den rohen Anfängen der Kultur der Markt für die letzteren Waren auf ebenso enge Grenzen beschränkt wäre, als der für die ersteren. Aber die Ausdehnung dieser beiden Märkte ist gewöhnlich außerordentlich verschieden.

Der Markt für Schlachtfleisch zeigt sich fast überall auf das Land beschränkt, das es erzeugt. Zwar treiben Irland und einige Gegenden von Britisch-Amerika einen beträchtlichen Handel mit gesalzenen Lebensmitteln; aber sie sind, wie ich glaube, die einzigen Länder in der handeltreibenden Welt, die das tun, d. h. die einen beträchtlichen Teil ihres Schlachtfleisches nach fremden Ländern ausführen.

Dagegen ist der Markt für Wolle und rohe Häute in den ersten Anfängen der Kultur sehr selten auf das Land beschränkt, das sie erzeugt. Sie können leicht in ferne Länder gebracht werden: die Wolle ohne alle vorhergehende Zurichtung, und die rohen Häute mit sehr geringer; und da sie das Material zu mancherlei Manufakturen sind, so kann der Fleiß fremder Länder eine Nachfrage nach ihnen veranlassen, wenn auch der des Landes, das sie erzeugt, keine darbietet.

In schlecht kultivierten und darum nur dünn bevölkerten Ländern ist der Preis der Wolle und Häute im Verhältnis zu dem des ganzen Tieres immer weit größer, als in Ländern, wo die Kultur und Bevölkerung weiter fortgeschritten sind, und daher eine größere Nachfrage nach Schlachtfleisch herrscht. Hume bemerkt, daß in der Zeit der Angelsachsen das Vließ auf ? des Wertes vom ganzen Schaf geschätzt wurde, und daß dies das Verhältnis der heutigen Schätzung weit übersteigt. In einigen spanischen Provinzen werden, wie man mir versichert hat, die Schafe oft bloß des Vließes und Talges wegen geschlachtet. Das Fleisch wirft man weg und läßt es am Boden verfaulen, oder von Raubtieren und Vögeln fressen. Geschieht dies zuweilen sogar in Spanien, so geschieht es fast immer in Chile, in Buenos-Ayres und in vielen anderen Teilen von Spanisch-Amerika, wo das Hornvieh fast immer nur der Häute und des Talges wegen geschlachtet wird. Dies pflegte auch fast immer in Hispaniola zu geschehen, solange es von den Boucaniers beunruhigt wurde, und bevor die Ansiedlung, Kultur und Bevölkerung der französischen Pflanzungen, (die sich jetzt entlang der Küste beinahe der ganzen westlichen Hälfte der Insel erstrecken), dem Vieh der Spanier, die noch immer, nicht nur den östlichen Teil der Küste, sondern auch den ganzen inneren und gebirgigen Teil des Landes in Besitz haben, einigen Wert gegeben hatte.

Wenn auch der Preis des ganzen Tieres bei fortschreitender Kultur und Bevölkerung notwendig steigt, so wird von diesem Steigen doch der Preis des Fleisches wahrscheinlich weit mehr betroffen, als der der Wolle und der Haut. Der Markt für das Fleisch, der sich in dem rohen Zustande der Gesellschaft immer auf das Land, wo es erzeugt wird, beschränkt, muß sich im Verhältnis zur Kultur und Bevölkerung dieses Landes notwendig ausdehnen; aber da der Markt für Wolle und Häute, selbst eines barbarischen Landes, sich oft auf die ganze handeltreibende Welt erstreckt, kann er sich selten in demselben Verhältnis erweitern. Doch kann der Zustand der ganzen handeltreibenden Welt selten von dem Fortschritt eines einzelnen Landes stark berührt werden, und der Markt für solche Waren kann nach solchen Fortschritten derselbe, oder so ziemlich derselbe bleiben wie vorher. Indes dürfte er sich dadurch bei dem natürlichen Lauf der Dinge eher im ganzen um ein weniges ausdehnen. Wenn namentlich die Manufakturen, für die jene Waren die Materialien abgeben, je in dem Lande zur Blüte kommen, so wird der Markt sich zwar nicht sehr erweitern, aber er wird doch wenigstens dem Orte der Produktion weit näher gebracht werden, als früher; und der Preis jener Materialien kann wenigsten um soviel steigen, als die Kosten ihres Transports nach fernen Ländern zu betragen pflegten. Wenn er daher auch nicht in demselben Maße steigt, als der des Schlachtfleisches, so dürfte er doch wohl um etwas steigen und dürfte sicherlich nicht fallen.

Dennoch ist in England, trotz des blühenden Zustandes seiner Wollmanufaktur, der Preis englischer Wolle seit der Zeit Eduards III. sehr beträchtlich gefallen. Es gibt viele urkundliche Nachrichten, aus denen erhellt, daß unter der Regierung dieses Fürsten (um die Mitte des 14. Jahrhunderts, oder um 1339) dasjenige, was man als einen mäßigen und billigen Preis des Tod oder von 28 Pfund englischer Wolle ansah, nicht weniger als 10 Schilling des Geldes jener Zeit Siehe: Smith's Memoirs of Wool. Vol. I. c. 5, 6 u. 7; und Vol. II. c. 176. betrug, das, nach dem Satze von 20 Pence die Unze, 6 Unzen Silber Towergewicht enthielt, also etwa 30 Schilling unseres heutigen Geldes. In unseren Tagen können 21 Schilling für den Tod als ein guter Preis für sehr gute englische Wolle angesehen werden. Es verhält sich also der Geldpreis der Wolle zur Zeit Eduard III. zu ihrem Geldpreise in unseren Tagen wie 10: 7. Die Überlegenheit ihres wirklichen Preises war noch größer. Nach dem Satze von 6 Schilling und 8 Pence für den Malter waren 10 Schilling in jener alten Zeit der Preis von 12 Scheffeln Weizen. Nach dem Satze von 28 Schilling für den Malter sind 21 Schilling in unseren Tagen der Preis von nur 6 Scheffeln. Mithin ist das Verhältnis zwischen den wirklichen Preisen der alten und neuen Zeit wie 12: 6 oder wie 2:1. In jenen alten Zeiten würde der Tod Wolle zweimal soviel Lebensmittel gekauft haben, als er heute kauft, und folglich auch zweimal soviel Arbeit, wenn die wirkliche Entlohnung der Arbeit in beiden Zeiten die nämliche gewesen wäre.

Diese Herabsetzung des wirklichen und Nominalwertes der Wolle hätte niemals als Folge des gewöhnlichen Laufs der Dinge eintreten können. Sie ist eine Folge des Zwanges und künstlicher Mittel gewesen: erstens des absoluten Verbotes, Wolle aus England auszuführen, zweitens der Erlaubnis, sie aus Spanien zollfrei einzuführen, drittens des Verbotes, sie aus Irland nach irgend einem anderen Lande als England auszuführen. Infolge dieser Maßnahmen wurde der Markt für englische Wolle, statt sich infolge der steigenden Kultur Englands etwas auszudehnen, auf den inländischen Markt beschränkt, wo man die Wolle einiger anderen Länder mit ihr in Konkurrenz treten läßt und die irische zur Konkurrenz mit ihr zwingt. Da auch die irischen Wollmanufakturen so weit entmutigt werden, als es sich nur irgend mit Gerechtigkeit und Ehrlichkeit verträgt, so können die Irländer auch nur einen kleinen Teil ihrer eigenen Wolle im Lande verarbeiten und sehen sich gezwungen, den größten Teil derselben nach Großbritannien, dem einzigen ihnen eingeräumten Markte, zu schicken.

Ich bin nicht imstande gewesen, ähnliche urkundliche Nachrichten über den Preis der rohen Häute in alter Zeit zu finden. Wolle wurde gewöhnlich als eine Steuer an den König entrichtet, und ihre Bewertung bei dieser Steuer gibt wenigstens einigermaßen Aufschluß darüber, was ihr gewöhnlicher Preis war. Dies scheint aber bei rohen Häuten nicht der Fall gewesen zu sein. Indes gibt uns Fleetwood ihren Preis, wie er, nach einer Abrechnung zwischen dem Prior von Burcester Oxford und einem seiner Canonici im Jahre 1425 wenigstens für diesen besonderen Fall festgelegt wurde, nämlich 5 Ochsenhäute zu 12 sh., 5 Kuhhäute zu 7 sh. 3 d., 36 Häute von zweijährigen Schafen zu 9 sh., 16 Kalbshäute zu 2 sh. 1425 enthielten aber 12 Schilling etwa dieselbe Quantität Silber wie 24 Schilling unseres heutigen Geldes. Eine Ochsenhaut wurde also in jener Berechnung mit derselben Silbermenge bewertet wie 4? Schilling unseres heutigen Geldes. Ihr Nominalpreis war um vieles niedriger als gegenwärtig. Aber nach dem Satze von 6 Schilling und 8 Pence für den Malter würden für 12 Schilling in jener Zeit 14? Scheffel Weizen zu haben gewesen sein, die, den Scheffel zu 3 Schilling und 6 Pence gerechnet, gegenwärtig 51 sh. 4 d. kosten würden. Es war also damals für eine Ochsenhaut so viel Korn zu haben, als gegenwärtig für 10 Schilling und 3 Pence zu haben sein würde. Ihr wirklicher Wert war gleich 10 Schilling und 3 Pence unseres heutigen Geldes. Man kann für jene Zeit, wo das Vieh den größten Teil des Winters hindurch halb verhungert war, nicht annehmen, daß es sonderlich stark war. Gegenwärtig wird eine Ochsenhaut, die vier Stein zu je 16 Pfund avoir-du-pois wiegt, nicht für schlecht gehalten, und in jener alten Zeit würde man sie wahrscheinlich für sehr gut gehalten haben. Den Stein aber zu einer halben Krone gerechnet, was ich gegenwärtig (Februar 1773) als den gewöhnlichen Preis ansehe, würde eine solche Haut heute nur 10 Schilling kosten. Obgleich daher ihr Nominalpreis heute höher ist, als in jener alten Zeit, so ist ihr wirklicher Preis, die wirkliche Quantität von Lebensmitteln, die sie kaufen oder sich dienstbar machen kann, eher etwas niedriger. Der Preis der Kuhhäute, wie er in obiger Berechnung aufgeführt wird, steht so ziemlich im üblichen Verhältnis zu dem der Ochsenhäute. Der der Schafhäute steht bedeutend höher. Wahrscheinlich wurden sie mit der Wolle verkauft. Der der Kalbshäute dagegen steht weit darunter. In Ländern, wo der Preis des Viehes sehr niedrig ist, werden die Kälber, die man nicht zur Vermehrung der Herde aufzuziehen beabsichtigt, im allgemeinen sehr jung geschlachtet, wie das vor zwanzig oder dreißig Jahren in Schottland der Fall war. Man erspart dadurch die Milch, die deren Preis nicht bezahlt machen würde. Daher sind ihre Häute gewöhnlich wenig brauchbar.

Der Preis der rohen Häute ist jetzt beträchtlich niedriger, als er vor wenigen Jahren war, was wahrscheinlich daher kommt, daß der Zoll auf Seehundsfelle aufgehoben, und die zollfreie Einfuhr roher Häute aus Irland und den Kolonien auf eine bestimmte Zeit erlaubt wurde; dies geschah 1769. Nimmt man den Durchschnitt des gegenwärtigen Jahrhunderts, so war ihr wirklicher Preis wahrscheinlich etwas höher als in jener alten Zeit. Die Natur der Ware macht sie nicht so geeignet für den Transport nach fernen Märkten als Wolle. Sie leidet mehr durch Aufbewahrung. Eine gesalzene Haut wird weniger geschätzt als eine frische, und zu einem niedrigeren Preise verkauft. Dieser Umstand muß notwendig dazu führen, den Preis roher Häute, die in einem Lande erzeugt werden, welches sie nicht verarbeitet, sondern sie auszuführen gezwungen ist, herabzudrücken, und umgekehrt den solcher zu steigern, welche in einem Lande, wo sie verarbeitet werden, erzeugt werden. Er muß also dazu führen, ihren Preis in einem Barbarenlande herabzudrücken und ihn in einem zivilisierten und gewerbetreibenden Lande zu steigern. Folglich mußte er gewissermaßen dazu führen, ihn in alter Zeit herabzudrücken und ihn in neuerer Zeit zu steigern. Hierzu kommt noch, daß es unseren Gerbern nicht so gut, wie unseren Tuchmachern gelungen ist, die Weisheit der Nation zu überzeugen, daß das Wohl des Gemeinwesens von dem Gedeihen ihrer besonderen Manufaktur abhänge. Sie wurden darum auch viel weniger begünstigt. Die Ausfuhr der rohen Häute wurde freilich verboten und für eine Nuisance erklärt; aber ihre Einfuhr aus fremden Ländern wurde einem Zolle unterworfen; und obgleich die aus Irland und den Kolonien kommenden von diesem Zolle befreit waren (nur für die kurze Zeit von fünf Jahren), so wurde doch Irland für den Verkauf seiner überschüssigen Häute, oder derjenigen, die nicht im Lande verarbeitet werden, nicht auf den Markt von Großbritannien beschränkt. Die Häute von gemeinem Vieh sind erst seit diesen wenigen Jahren zu den bestimmten Waren gerechnet worden, die die Kolonien nur nach dem Mutterlande schicken dürfen; und der Handel Irlands ist noch bis heute nicht derartig zugunsten der großbritannischen Manufakturen unterdrückt worden.

Alle Maßnahmen, die darauf hinwirken, den Preis der Wolle oder der rohen Häute über den Punkt hinabzudrücken, auf dem er natürlicherweise stehen würde, müssen in einem kultivierten und fortgeschrittenen Lande ein wenig darauf hinwirken, den Preis des Schlachtfleisches zu erhöhen. Der Preis des Groß- wie des Kleinviehes, das auf kultiviertem und melioriertem Boden aufgezogen wird, muß hinreichen, die Rente, welche der Grundherr, und den Profit, welchen der Pächter von kultiviertem und melioriertem Boden erwarten können, zu bezahlen. Ist das nicht der Fall, so werden sie bald aufhören, Vieh zu züchten. Der Teil dieses Preises, der nicht durch die Wolle und die Haut bezahlt wird, muß durch das Fleisch bezahlt werden. Je weniger für das eine bezahlt wird, desto mehr muß für das andere bezahlt werden. In welcher Weise dieser Preis auf die verschiedenen Teile des Tieres zu verteilen ist, ist für die Grundherrn und Pächter gleichgültig, wenn er ihnen nur zur Gänze bezahlt wurde. Es kann daher in einem kultivierten und fortgeschrittenen Lande, obgleich ihr Interesse als Konsumenten bei dem Steigen des Lebensmittelpreises beteiligt ist, ihr Interesse als Grundherrn und Pächter von solchen Maßnahmen nicht sonderlich berührt werden. Ganz anders wäre jedoch die Sache in einem unkultivierten und nicht fortgeschrittenen Lande, wo der größte Teil der Ländereien nur zur Viehzucht genutzt werden könnte, und wo die Wolle und Haut den Hauptteil vom Werte dieses Viehes ausmachen. In diesem Falle würde ihr Interesse als Grundherrn und Pächter durch solche Maßnahmen sehr stark und ihr Interesse als Konsumenten sehr wenig betroffen werden. Das Fallen des Preises der Wolle und Haut würde in diesem Falle den Preis des Fleisches nicht steigern, weil der größte Teil des Landes zu nichts anderem als zur Viehzucht taugte, und daher weiterhin die gleiche Zahl Vieh aufgezogen werden würde. Es käme weiterhin dieselbe Quantität Schlachtfleisch auf den Markt. Die Nachfrage danach würde nicht größer sein, als vorher. Sein Preis würde daher derselbe sein wie vorher. Der ganze Preis des Viehes, und mit ihm die Rente und der Profit all des Bodens, dessen Hauptprodukt Vieh war, d. h. des größten Teils des Bodens im Lande, würde fallen. Das fortwährende Verbot der Wollenausfuhr, das man gewöhnlich, wiewohl sehr mit Unrecht, Eduard III. zuschreibt, würde bei den damaligen Zuständen des Landes die verderblichste Maßnahme gewesen sein, die man hätte ersinnen können. Sie würde nicht nur den damaligen Wert des größten Teils des Bodens im Königreiche vermindert, sondern sie würde durch die Verminderung des Preises der hauptsächlichsten Gattung von Kleinvieh die spätere Melioration sehr stark verzögert haben.

Die schottische Wolle fiel in ihrem Preise sehr erheblich infolge der Union mit England, durch die sie von dem großen europäischen Markte ausgeschlossen und auf den engen großbritannischen eingeschränkt wurde. Hätte nicht das Steigen des Schlachtfleischpreises den sinkenden Wollpreis vollkommen ausgeglichen, so würde der Wert der meisten Ländereien in den südlichen Grafschaften Schottlands, die hauptsächlich Schafzucht treiben, durch jenes Ereignis sehr hart getroffen worden sein.

Wie die Wirksamkeit menschlichen Fleißes bei der Vermehrung der Wolle oder der rohen Häute beschränkt ist, soweit sie von dem Ertrage des Landes abhängt, wo sie erzeugt werden, so ist sie unsicher, soweit sie von dem Ertrage anderer Länder abhängt. Sie hängt insofern nicht sowohl von der Quantität, die sie hervorbringen, als von der, die sie nicht verarbeiten, und von den Beschränkungen ab, die sie der Ausfuhr dieser Art von Rohprodukten aufzuerlegen möglicherweise für gut finden. Da diese Umstände sämtlich von dem einheimischen Fleiße unabhängig sind, so machen sie notwendig die Wirksamkeit seiner Anstrengungen mehr oder weniger unsicher. Es ist also die Wirksamkeit menschlichen Fleißes bei der Vermehrung dieser Art von Rohprodukten nicht nur beschränkt, sondern unsicher.

Bei der Vermehrung einer anderen sehr wichtigen Art von Rohprodukten, der Quantität von Fischen nämlich, die zu Markte gebracht werden, ist sie gleicherweise sowohl beschränkt als unsicher. Beschränkt wird sie durch die örtliche Lage des Landes, durch die geringere oder größere Entfernung der einzelnen Provinzen vom Meere, durch die Zahl seiner Seen und Flüsse, und durch die Ergiebigkeit oder Unergiebigkeit dieser Meere, Seen und Flüsse mit Bezug auf diese Art von Rohprodukten. In dem Maße, als die Bevölkerung zunimmt, als das jährliche Produkt des Bodens und der Arbeit im Lande größer und größer wird, wächst auch die Zahl der Fischkäufer, und diese Käufer haben eine größere Menge und Mannigfaltigkeit von anderen Gütern, oder, was auf dasselbe hinauskommt, den Preis einer größeren Menge und Mannigfaltigkeit von anderen Gütern, um damit zu kaufen. Es wird aber im allgemeinen unmöglich sein, den großen und ausgedehnten Markt zu versorgen, ohne eine unverhältnismäßig größere Menge Arbeit aufzubieten, als zur Versorgung des engen und beschränkten Marktes aufgewendet wurde. Ein Markt, der früher nur 1000 Tonnen und dann jährlich 10 000 Tonnen erfordert, kann selten versorgt werden, ohne Aufwendung der mehr als zehnfachen Arbeit, die vorher zu seiner Versorgung genügte. Die Fische müssen im allgemeinen in einer weiteren Entfernung gesucht, größere Schiffe müssen dazu verwendet, und kostspieligere Werkzeuge aller Art gebraucht werden. Dadurch steigt natürlich der wirkliche Preis dieser Ware mit der Zunahme der Kultur. Wie ich glaube, ist das in jedem Lande mehr oder weniger der Fall gewesen.

Obgleich der Erfolg eines nur eintägigen Fischfangs eine sehr unsichere Sache sein mag, sollte man vielleicht glauben, daß, bei gegebener örtlicher Lage des Landes, das Ergebnis des auf die Zur-Marktbringung einer gewissen Menge von Fischen verwendeten Fleißes, wenn man ein ganzes Jahr oder mehrere Jahre zusammenrechnet, im allgemeinen sicher genug ist; und ohne Zweifel ist dies der Fall. Da er jedoch mehr von der örtlichen Lage des Landes, als von seinem jeweiligen Wohlstand und Fleiß abhängt, da er aus diesem Grunde in einem Lande in verschiedenen Kulturperioden der gleiche, und wieder in ein und derselben Periode sehr verschieden sein kann, so ist sein Zusammenhang mit dem Stande der Kultur unsicher, und diese Art von Unsicherheit ist es, von der ich hier spreche.

Bei Vermehrung der Quantität der verschiedenen Mineralien und Metalle, die aus dem Innern der Erde herausgeschafft werden, zumal derjenigen der edleren Metalle, scheint die Wirksamkeit des menschlichen Fleißes nicht beschränkt, wohl aber durchaus unsicher zu sein.

Die Quantität der edlen Metalle, die sich in einem Lande findet, wird in nichts durch seine örtliche Lage, also etwa durch die Ergiebigkeit oder Unergiebigkeit seiner eigenen Bergwerke, beschränkt. Diese Metalle sind oft in Ländern, die keine Bergwerke besitzen, im Überfluß vorhanden. Ihre Quantität scheint in jedem einzelnen Lande von zweierlei Umständen abzuhängen: erstens von seiner Kaufkraft, von dem Zustande seines Gewerbefleißes, von dem jährlichen Produkte seines Bodens und seiner Arbeit, durch die es befähigt wird, eine größere oder geringere Quantität von Arbeiten und Lebensmitteln aufzubieten, um solche überflüssige Dinge, wie Gold und Silber, entweder aus seinen eigenen Bergwerken zu schaffen, oder aus denen anderer Länder zu kaufen; und zweitens von der Ergiebigkeit oder Unergiebigkeit der Bergwerke, die gerade zu einer bestimmten Zeit die handeltreibende Welt mit diesen Metallen versorgen. Die Quantität dieser Metalle muß in den Ländern, die von den Bergwerken am meisten entfernt sind, mehr oder weniger durch diese Ergiebigkeit oder Unergiebigkeit bestimmt werden, weil der Trausport dieser Metalle wegen ihres geringen Umfangs und großen Wertes leicht und wohlfeil ist. Ihre Quantität muß in China und Hindostan mehr oder weniger durch den Reichtum der amerikanischen Bergwerke bestimmt worden sein.

Soweit ihre Quantität in irgendeinem Lande von dem ersteren jener beiden Umstände (der Kaufkraft) abhängt, wird wahrscheinlich ihr wirklicher Preis, gleich dem aller anderen Gegenstände des Luxus und Überflusses, mit dem Wohlstand und Aufschwung des Landes steigen, und mit seiner Armut und seinem Niedergang fallen. Länder, die eine große Quantität Arbeit und Lebensmittel übrig haben, sind in der Lage, eine bestimmte Quantität jener Metalle durch Verausgabung einer größeren Quantität von Arbeit und Lebensmitteln zu kaufen, als Länder, die weniger übrig haben.

Soweit ihre Quantität in irgendeinem Lande von dem letzteren jener beiden Umstände (der Ergiebigkeit oder Unergiebigkeit der Bergwerke, die gerade die handeltreibende Welt versorgen) abhängt, wird ihr wirklicher Preis, die wirkliche Quantität von Arbeit und Lebensmitteln, welche dafür zu kaufen oder einzutauschen ist, ohne Zweifel, im Verhältnis zu der Ergiebigkeit jener Bergwerke mehr oder weniger fallen, und im Verhältnis zu ihrer Unergiebigkeit steigen.

Aber die Ergiebigkeit oder Unergiebigkeit der Bergwerke, die gerade zu einer bestimmten Zeit die handeltreibende Welt versorgen, ist ein Umstand, welcher, das ist augenscheinlich, mit dem Stande des Gewerbfleißes in einem bestimmten Lande keinerlei Zusammenhang hat. Er scheint sogar mit dem der ganzen Welt keinen sehr notwendigen Zusammenhang zu haben. Wenn freilich Gewerbe und Handel sich allmählich über einen immer größeren Teil der Erde erstrecken, mag das über eine weitere Fläche ausgedehnte Aufsuchen neuer Gruben eine etwas bessere Aussicht auf Erfolg haben, als es hatte, solange es in engere Grenzen eingeschlossen war. Aber die Entdeckung neuer Gruben nach der allmählichen Erschöpfung der alten ist eine höchst ungewisse Sache, und kann durch menschliche Geschicklichkeit oder Fleiß durchaus nicht verbürgt werden. Anerkanntermaßen sind alle Anzeichen zweifelhaft, und nur die tatsächliche Entdeckung und der glückliche Abbau einer neuen Grube geben erst Gewißheit über die Realität ihres Wertes, ja sogar ihrer Existenz. Es scheinen bei diesem Suchen der mögliche Erfolg oder die mögliche Täuschung menschlichen Fleißes keine sicheren Grenzen zu haben. Es ist möglich, daß im Laufe eines oder zweier Jahrhunderte neue Gruben entdeckt werden, die ergiebiger sind als alle bisher bekannten; und es ist ebenso möglich, daß die bis dahin bekannten ergiebigsten Gruben unergiebiger werden, als irgendeine, die man vor der Entdeckung der amerikanischen Gruben abbaute. Ob zufällig der eine oder der andere dieser beiden Fälle eintritt, ist für den wahren Wohlstand und das wahre Gedeihen der Welt, für den wirklichen Wert des jährlichen Produktes des Bodens und der Arbeit des Menschengeschlechtes von sehr geringem Belang. Sein Nominalwert, die Quantität Gold und Silber, durch welche sein jährliches Produkt ausgedrückt und vorgestellt wird, würde ohne Zweifel sehr verschieden sein; aber sein wirklicher Wert, die wirkliche Quantität Arbeit, die es kaufen oder sich dienstbar machen könnte, würde ganz genau derselbe sein. Ein Schilling würde in dem einen Falle nicht mehr Arbeit vorstellen, als es heute ein Penny tut, und ein Penny würde in dem anderen ebensoviel vorstellen, als es heute ein Schilling tut. Aber in dem einen Falle würde der, welcher einen Schilling in der Tasche hätte, nicht reicher sein, als der, welcher heute einen Penny hat; und in dem anderen würde, wer einen Penny hätte, ebenso reich sein, als der, welcher heute einen Schilling hat. Die Wohlfeilheit und der Überfluß an Gold- und Silbergerät wäre der einzige Vorteil, den die Welt aus dem einen Fall zöge, und die Teuerung und der Mangel an diesen unbedeutenden Überflüssigkeiten der einzige Nachteil, den sie um des anderen willen zu tragen hätte.

Schluß des Exkurses über die Veränderungen des Silberwertes.

Die meisten Schriftsteller, die die Geldpreise der Dinge in alter Zeit gesammelt haben, scheinen den niedrigen Geldpreis des Getreides und der Güter überhaupt, oder, mit anderen Worten, den hohen Wert des Goldes und Silbers, als einen Beweis nicht nur für den Mangel dieser Metalle, sondern auch für die Armut und Barbarei des Landes, in dem er vorkam, angesehen zu haben. Diese Vorstellung hängt mit dem System der politischen Ökonomie zusammen, das den Volkswohlstand als den Überfluß, und die Volksarmut als den Mangel an Gold und Silber darstellt, ein System, das ich in dem vierten Buche dieser Untersuchung ausführlich zu besprechen und zu prüfen versuchen werde. Für jetzt will ich nur bemerken, daß der hohe Wert der edlen Metalle zu der Zeit, in der er vorkommt, kein Beweis für die Armut oder Barbarei eines bestimmten Landes sein kann. Er ist nur ein Beweis für die Unergiebigkeit der Bergwerke, die gerade die handeltreibende Welt versorgen. Wie ein armes Land nicht mehr Gold und Silber kaufen kann, als ein reiches, so ist es ebensowenig imstande, dafür mehr zu bezahlen; und es ist deshalb nicht wahrscheinlich, daß der Wert dieser Metalle in dem ersteren höher ist, als in dem letzteren. In China, einem Lande, das weit reicher ist, als irgendein Teil Europas, ist der Wert der edlen Metalle weit höher, als in irgendeinem Teil Europas. Freilich hat sich in Europa, wie der Wohlstand seit der Entdeckung der amerikanischen Bergwerke sehr gewachsen ist, der Wert des Goldes und Silbers allmählich vermindert. Allein diese Verminderung ihres Wertes ist nicht dem Wachstum des wirklichen Wohlstandes in Europa, des jährlichen Produktes seines Bodens und seiner Arbeit zuzuschreiben, sondern der zufälligen Entdeckung von Bergwerken, die ergiebiger waren, als alle bis dahin bekannten. Die Zunahme der Gold- und Silbermenge in Europa und die Zunahme seiner Manufakturen und seiner Landwirtschaft sind zwei Tatsachen, die zwar ziemlich um dieselbe Zeit eintraten, aber sehr verschiedene Ursachen und kaum irgendeinen natürlichen Zusammenhang miteinander haben. Die eine entsprang einem reinen Zufall, woran weder Klugheit noch Wirtschaftspolitik irgendeinen Anteil hatten oder haben konnten; die andere dem Falle des Feudalsystems und dem Aufkommen einer Regierung, welche dem Gewerbfleiße die einzige Aufmunterung, die er braucht, nämlich eine leidliche Sicherheit dafür, daß er die Früchte seiner eigenen Arbeit genießen werde, zuteil werden ließ. Polen, wo sich das Feudalsystem noch immer behauptet, ist heute ein ebenso bettelarmes Land, als es vor der Entdeckung Amerikas war. Dennoch ist dort der Geldpreis des Getreides gestiegen, und der wirkliche Wert der edlen Metalle gefallen, genau so, wie in anderen Teilen Europas. Es muß also ihre Quantität dort ebenso wie an anderen Orten, und fast in demselben Verhältnisse zu dem jährlichen Produkte seines Landes und seiner Arbeit, zugenommen haben. Allein diese Zunahme in der Quantität dieser Metalle hat, wie es scheint, nicht das jährliche Produkt vermehrt, hat auch nicht die Manufakturen und die Landwirtschaft des Landes gehoben, noch die Lebensverhältnisse seiner Einwohner verbessert. Spanien und Portugal, die Länder, die die Bergwerke besitzen, sind nächst Polen vielleicht die beiden bettelärmsten Länder in Europa. Dennoch muß der Wert der edlen Metalle in Spanien und Portugal niedriger sein, als in irgendeinem anderen Teil Europas, da sie von jenen Ländern aus nicht nur mit den Kosten der Fracht und der Versicherung, sondern auch, da ihre Ausfuhr verboten oder einer Abgabe unterworfen ist, mit den Kosten des Schmuggels belastet nach allen übrigen Teilen Europas kommen. Ihre Quantität muß daher in jenen Ländern im Verhältnis zu dem jährlichen Produkte des Bodens und der Arbeit größer sein, als in irgendeinem Teil Europas; und doch sind jene Länder ärmer als diese. Obwohl das Feudalsystem in Spanien und Portugal abgeschafft ist, so ist kein viel besseres an seine Stelle getreten.

Wie demnach der niedrige Wert des Goldes und Silbers kein Beweis für den Wohlstand und die blühende Lage des Landes ist, wo er vorkommt, so ist auch ihr hoher Wert, oder der niedrige Geldpreis der Güter im allgemeinen, oder des Kornes im besonderen, kein Beweis für ihre Armut und Barbarei.

Ist aber auch der niedrige Geldpreis der Güter im allgemeinen oder des Kornes im besonderen kein Beweis für die Armut oder Barbarei der Zeiten, so ist doch der niedrige Geldpreis einiger bestimmter Arten von Gütern, wie der des Viehes, Geflügels, Wildprets aller Art usw. in seinem Verhältnis zu dem des Korns ein sehr entscheidender. Er zeigt deutlich: erstens ihre große Menge im Vergleich zu der des Kornes, und folglich die große Ausdehnung des Bodens, den sie einnahmen, im Verhältnis zu dem, der vom Korn eingenommen wurde; und zweitens den niedrigen Wert dieses Bodens im Verhältnis zu dem des Getreidelandes, und folglich den unkultivierten und unmeliorierten Zustand des bei weitem größten Teils vom Boden des Landes. Er zeigt deutlich, daß das Kapital und die Bevölkerung des Landes nicht in demselben Verhältnis zur Ausdehnung des Gebietes standen, das sie in zivilisierten Ländern zu haben pflegten, und daß die Gesellschaft zu jener Zeit und in jenem Lande erst in ihrer Kindheit war. Aus dem hohen oder niedrigen Preise der Güter im allgemeinen und des Korns im besonderen kann man nur schließen, daß die Bergwerke, die gerade zu jener Zeit die handeltreibende Welt mit Gold und Silber versorgten, ergiebig oder unergiebig waren, nicht aber, daß das Land reich oder arm war. Dagegen kann man aus dem hohen oder niedrigen Geldpreise einiger Arten von Gütern im Vergleich zu dem anderer mit einem Grade von Wahrscheinlichkeit, der sich stark der Gewißheit nähert, schließen, daß es reich oder arm war, daß der größte Teil seiner Ländereien kultiviert oder unkultiviert war, und daß es sich entweder in einem mehr oder weniger barbarischen, oder in einem mehr oder weniger zivilisierten Zustande befand.

Ein Steigen des Geldpreises der Güter, das ganz aus der Verringerung des Silberwertes hervorginge, würde alle Arten von Gütern gleichmäßig treffen und ihren Preis gleichmäßig um ein Drittel, ein Viertel oder ein Fünftel erhöhen, je nachdem das Silber um ein Drittel, ein Viertel oder ein Fünftel an seinem früheren Werte verlöre. Aber das Steigen der Lebensmittelpreise, worüber man so viel hin und her geredet hat, trifft nicht alle Arten von Lebensmitteln gleichmäßig. Nimmt man den Durchschnitt des ganzen jetzigen Jahrhunderts, so ist der Preis des Getreides, wie selbst von denjenigen anerkannt wird, die sein Steigen aus der Verringerung des Silberwertes erklären, viel weniger gestiegen, als der einiger anderer Arten von Lebensmitteln. Das Steigen des Preises jener anderen Arten von Lebensmitteln kann folglich nicht allein an der Verringerung des Silberwertes schuld sein. Man muß vielmehr einige andere Ursachen mit in Rechnung ziehen, und die oben bezeichneten sind vielleicht, ohne mit der angeblichen Verringerung des Silberwertes in Verbindung zu stehen, hinreichend, das Steigen bei jenen besonderen Arten von Lebensmitteln sattsam zu erklären, deren Preis tatsächlich im Verhältnis zum Kornpreise gestiegen ist.

Was den Preis des Korns selbst betrifft, so war er in den ersten 64 Jahren des jetzigen Jahrhunderts und vor der letzten ungewöhnlichen Aufeinanderfolge schlechter Jahre etwas niedriger, als er während der letzten 64 Jahre des vorigen Jahrhunderts war. Diese Tatsache wird nicht nur durch die Rechnungen des Marktes von Windsor, sondern auch durch die öffentlichen Fiars all der verschiedenen schottischen Grafschaften und durch die Rechnungen mancher Märkte Frankreichs, die Messance und Dupré de St. Maur mit großem Fleiße und großer Genauigkeit gesammelt haben, bezeugt. Die Beweismittel sind vollständiger, als man sie hätte bei einer Sache erwarten können, die ihrer Natur nach so überaus schwer zu erhärten ist.

Was den hohen Kornpreis während dieser letzten 10 oder 12 Jahre betrifft, so erklärt er sich vollkommen aus der schlechten Witterung, ohne daß man eine Verringerung des Silberwertes anzunehmen braucht.

Mithin scheint die Ansicht, daß das Silber fortwährend in seinem Werte gesunken sei, sich nicht auf gute Beobachtungen die man über die Preise von Korn, oder über die von anderen Lebensmitteln angestellt hat, zu gründen.

Man kann vielleicht sagen, daß selbst nach der eben hier angestellten Berechnung gegenwärtig für die gleiche Quantität Silber eine viel kleinere Quantität einiger Arten von Lebensmitteln zu haben sei, als während eines Teils des vorigen Jahrhunderts; und zu behaupten, daß an dieser Änderung entweder ein Steigen im Werte jener Güter, oder ein Fallen im Werte des Silbers schuld sei, heißt nur eine leere und nutzlose Unterscheidung aufstellen, die einem Menschen, der für seine Einkäufe nur eine bestimmte Menge Silber, oder ein bestimmtes festes Einkommen in Geld hat, nicht im geringsten von Nutzen sein kann. Ich behaupte sicherlich nicht, daß die Kenntnis dieses Unterschiedes ihn instandsetzen wird, wohlfeiler zu kaufen. Aber sie ist deshalb doch noch nicht ganz nutzlos.

Sie kann dem Publikum dadurch einigen Nutzen bringen, daß sie einen bequemen Beweis für die glückliche Lage des Landes liefert. Wenn das Steigen des Preises einiger Arten von Lebensmitteln allein von einem Fallen des Silberwertes herkommt, so rührt es von einem Umstande her, aus dem sich auf nichts weiter als auf die Ergiebigkeit der amerikanischen Bergwerke schließen läßt. Der wirkliche Reichtum des Landes, das jährliche Produkt seines Bodens und seiner Arbeit, kann ungeachtet dieses Umstandes entweder, wie in Portugal oder Polen, allmählich abnehmen, oder, wie in den meisten anderen Teilen Europas, allmählich zunehmen. Wenn aber das Steigen des Preises einiger Arten von Lebensmitteln von einem Steigen des wirklichen Wertes des Bodens, auf dem sie erzeugt werden, von seiner vermehrten Fruchtbarkeit, oder davon herrührt, daß er infolge einer ausgedehnteren Melioration und besseren Kultur zum Kornbau geeignet gemacht worden ist, so ist es einem Umstande zuzuschreiben, der aufs klarste das Gedeihen und den Fortschritt des Landes anzeigt. Der Boden bildet den bei weitem größten, wichtigsten und dauerhaftesten Teil des Reichtums in jedem ausgedehnten Lande. Es kann gewiß einigermaßen nützlich sein, oder kann wenigstens dem Publikum einige Genugtuung gewähren, einen so entscheidenden Beweis für den wachsenden Wert des bei weitem größten, wichtigsten und dauerhaftesten Teils seines Reichtums zu haben.

Auch kann es für das Publikum durch die Regelung des Geldlohns einiger seiner geringeren Diener einigermaßen nützlich sein. Wenn dieses Steigen des Preises einiger Arten von Lebensmitteln von einem Sinken des Silberwertes herrührt, so müßte ihre Entlohnung in Geld, vorausgesetzt, daß sie früher nicht zu groß war, unstreitig im Verhältnis zur Größe dieses Sinkens erhöht werden. Wird sie nicht erhöht, so wird ihre wirkliche Belohnung offenbar um ebensoviel vermindert. Wenn jenes Steigen des Preises hingegen der Wertsteigerung zuzuschreiben ist, welche sich aus der vermehrten Fruchtbarkeit des Bodens ergibt, der solche Lebensmittel erzeugt, so wird es eine weit bedenklichere Sache, darüber zu urteilen, in welchem Verhältnis die Entlohnung in Geld erhöht werden soll, oder ob sie überhaupt erhöht werden soll. Wie die Ausdehnung der Melioration und Kultur notwendig den Preis jeder Art tierischer Nahrung im Verhältnis zum Kornpreise mehr oder weniger steigert, so verbilligt sie eben so notwendig, wie ich glaube, jede Art pflanzlicher Nahrung. Sie erhöht den Preis der tierischen Nahrung, weil ein großer Teil des Bodens, der sie erzeugt, wenn er zum Kornbau geeignet gemacht wird, dem Grundherrn und Pächter die Rente und den Profit von Kornland abwerfen muß. Sie erniedrigt aber den Preis der pflanzlichen Nahrung, weil sie dadurch, daß sie die Fruchtbarkeit des Bodens vergrößert, seinen Überschuß vermehrt. Auch führt die Verbesserung des Landbaues manche Arten von pflanzlicher Nahrung ein, die weniger Land und nicht mehr Arbeit als das Getreide erfordern und daher weit wohlfeiler auf den Markt kommen. Dahin gehören die Kartoffeln und der Mais, oder das sogenannte indianische Korn, die beiden wichtigsten Verbesserungen, die der Landbau Europas, ja Europa selbst durch die große Ausdehnung seines Handels und seiner Schiffahrt erfuhr. Ferner gelangen manche Arten pflanzlicher Nahrung, die in dem rohen Zustande des Ackerbaues auf den Gemüsegarten beschränkt sind und nur mit dem Spaten gezogen werden, in seinem fortgeschrittenen Zustande zur Einführung in die großen Felder und zur Bearbeitung mit dem Pflug, so z. B. Rüben, Möhren, Kohl, usw. Wenn also bei fortschreitender Kultur der wirkliche Preis der einen Art von Nahrungsmitteln notwendig steigt, so fällt ebenso notwendig der der anderen, und es wird eine heikle Sache, zu beurteilen, inwiefern das Steigen der einen durch das Fallen der anderen ausgeglichen wird. Sobald der wirkliche Preis des Schlachtfleisches einmal seine Höhe erreicht hat (was, wenn man etwa das Schweinefleisch ausnimmt, bei allen übrigen Arten in den meisten Teilen Englands seit mehr als einem Jahrhundert stattgefunden zu haben scheint), kann irgend ein Steigen, das später bei einer anderen Art tierischer Nahrung eintritt, die Lage der unteren Volksklassen nur wenig berühren. Die Lage der Armen kann in einem großen Teil Englands gewiß durch eine Preissteigerung des Federviehes, der Fische, des wilden Geflügels oder Wildprets nicht so sehr beeinträchtigt werden, als sie durch das Fallen des Kartoffelpreises erleichtert werden muß.

In der gegenwärtigen Zeit des Mangels leiden die Armen ohne Zweifel unter dem hohen Kornpreise. Aber in Zeiten mäßiger Fülle, wo das Korn seinen gewöhnlichen oder durchschnittlichen Preis hat, kann das natürliche Steigen in dem Preise irgendeiner anderen Art von Rohprodukten sie nicht sonderlich berühren. Sie leiden vielleicht mehr durch das künstliche Steigen, welches die Abgaben bei den Preisen einiger Manufakturwaren verursacht haben, so z. B. auf Salz, Seife, Leder, Kerzen, Malz, Bier und Ale usw.

Wirkungen der fortschreitenden Kultur auf den wirklichen Preis der Manufakturwaren.

Es ist nun aber die natürliche Wirkung der Kultur, daß sie den wirklichen Preis fast aller Manufakturwaren allmählich vermindert. Der Preis der Manufakturarbeit vermindert sich vielleicht in ihnen allen ohne Ausnahme. Infolge besserer Maschinen, größerer Geschicklichkeit und angemessener Teilung und Verteilung der Arbeit, was alles die natürliche Wirkung der Kultur ist, wird eine weit geringere Menge Arbeit zur Herstellung jedes einzelnen Stückes nötig; und sollte auch infolge des Gedeihens der Gesellschaft der wirkliche Preis der Arbeit sehr beträchtlich steigen, so wird doch die große Verminderung der Quantität das größte Steigen, das beim Preise eintreten kann, gewöhnlich mehr als ausgleichen.

Es gibt in der Tat einige Manufakturwaren, bei denen das notwendige Steigen des wirklichen Preises der Rohstoffe alle Vorteile, welche die Kultur bei der Ausführung der Arbeit mit sich bringen kann, mehr als ausgleicht. Bei der Arbeit der Zimmerleute und Schreiner und bei den geringeren Arten der Kunsttischlerarbeit pflegt das infolge der Bodenmelioration notwendige Steigen des wirklichen Preises von trockenem Bauholz alle die Vorteile, die man aus den besten Maschinen, der größten Geschicklichkeit und der angemessensten Teilung und Verteilung der Arbeit ziehen kann, mehr als aufzuwiegen.

In allen Fällen hingegen, wo der wirkliche Preis der Rohstoffe entweder überhaupt nicht steigt, oder nicht sehr stark steigt, sinkt der der Manufakturwaren sehr erheblich.

Diese Preisverringerung ist im Laufe des gegenwärtigen und vorigen Jahrhunderts in denjenigen Manufakturen sehr merklich gewesen, bei denen der Rohstoff aus den gröberen Metallen besteht. Man kann jetzt vielleicht für 20 Schilling ein besseres Uhrwerk bekommen, als man um die Mitte des vorigen Jahrhunderts für 20 Pfund hätte kaufen können. Bei den Arbeiten der Messerschmiede und Schlosser, bei all den kleineren Waren, die aus den gröberen Metallen gemacht werden, und bei allen den Gütern, die im allgemeinen unter dem Namen der Birminghamer und Sheffielder Waren bekannt sind, ist in der nämlichen Periode eine sehr große Preisverringerung eingetreten, wenn auch eine nicht ganz so große wie bei den Uhrwerken. Sie war jedoch hinreichend, um die Gewerbsleute des übrigen Europas in Staunen zu setzen, die in vielen Fällen anerkennen, daß sie für den doppelten und selbst für den dreifachen Preis keine so gute Arbeit herstellen könnten. Es gibt vielleicht keine Manufakturen, bei denen die Arbeitsteilung weitergetrieben werden kann, oder bei denen die angewandten Maschinen mannigfachere Verbesserungen zulassen, als die, deren Rohstoffe die gröberen Metalle sind.

In der Zeugmanufaktur hat in der nämlichen Periode keine so merkliche Preisverringerung stattgefunden. Man hat mir im Gegenteil versichert, daß der Preis des superfeinen Tuches in den letzten 25 bis 30 Jahren im Verhältnis zu seiner Qualität etwas gestiegen ist, woran, wie man sagte, eine bedeutende Preissteigerung des Materials, das ganz aus spanischer Wolle besteht, schuld ist. Der Preis des Yorkshirer Tuches, das ganz aus englischer Wolle gefertigt wird, soll freilich im Laufe des gegenwärtigen Jahrhunderts im Verhältnis zu seiner Qualität um ein gut Teil gefallen sein. Indes ist Qualität eine so unbestimmbare Sache, daß ich alle Angaben dieser Art als ungewiß ansehe. In der Zeugmanufaktur ist die Arbeitsteilung gegenwärtig so ziemlich dieselbe, wie sie vor einem Jahrhundert war, und die dabei angewendeten Maschinen sind nicht viel anders. Indes können wohl einige kleine Verbesserungen bei beiden vorgekommen sein, die eine Preisverringerung zur Folge gehabt haben können.

Die Verringerung wird aber viel merklicher und unleugbarer erscheinen, wenn man den Preis dieser Manufakturware in jetziger Zeit mit dem vergleicht, was er in einer weit früheren Zeit, nämlich gegen das Ende des 15. Jahrhunderts war, wo die Arbeit wahrscheinlich weit weniger geteilt, und die verwendeten Maschinen weit unvollkommener waren, als sie heute sind.

Im Jahre 1487, dem vierten Regierungsjahre Heinrichs VII., wurde verordnet, daß »jeder, der im Kleinhandel eine Elle breit vom feinsten scharlachfarbigen oder anderem echtfarbigem Zeug der feinsten Arbeit zu mehr als 16 sh. verkaufe, eine Strafe von 40 sh. für jede so verkaufte Elle verwirkt haben solle.« Es wurden also 16 sh., die ungefähr ebensoviel Silber enthielten wie 24 sh. unseres heutigen Geldes, damals als ein nicht unbilliger Preis für die Elle des feinsten Zeuges angesehen; und da dies ein Aufwandsgesetz ist, so ist es wahrscheinlich, daß solches Zeug etwas teurer verkauft zu werden pflegte. Gegenwärtig kann man eine Guinee als den höchsten Preis ansehen. Wenn man daher auch annimmt, daß die Qualität der Tücher gleich war, – und die jetzige ist wahrscheinlich weit besser, – so scheint doch auch unter dieser Voraussetzung der Geldpreis des feinsten Zeuges seit dem Ende des 15. Jahrhunderts bedeutend gesunken zu sein. Sein wirklicher Preis ist aber noch weit mehr gesunken. 6 sh. und 8 d. galten damals und noch viel später für den Durchschnittspreis eines Malters Weizen. 16 sh. waren also der Preis von 2 Maltern, und mehr als 3 Scheffeln Weizen. Schätzt man den Malter Weizen gegenwärtig zu 28 sh., so muß der wirkliche Preis einer Elle feinen Zeuges damals wenigstens 3 l. und 6½ sh. unseres jetzigen Geldes gewesen sein. Wer es kaufte, mußte dafür die Verfügung über eine so große Quantität von Arbeit und Lebensmitteln hingeben, als man heute für diese Summe kaufen könnte.

Die Erniedrigung des wirklichen Preises der gemeineren Manufakturware war zwar beträchtlich, doch nicht so groß als die der feineren.

Im Jahre 1463, dem dritten Regierungsjahre Eduards IV., wurde verordnet, daß »kein Dienstbote auf dem Lande, kein gemeiner Arbeiter, kein Dienstbote bei einem Handwerker, der außerhalb einer Stadt oder Burg wohnte, für seine Kleidung Zeug brauchen oder verwenden sollte, von dem die Elle breit mehr als 2 sh. koste«. Im dritten Jahre Eduards IV. enthielten 2 sh. etwa dieselbe Quantität Silber wie 4 unseres jetzigen Geldes. Aber das Yorkshire-Zeug, von dem jetzt die Elle mit 4 sh. bezahlt wird, ist wahrscheinlich weit besser, als irgendeines, das damals zur Kleidung für die ärmste Klasse gemeiner Dienstboten gemacht wurde. Es mag daher sogar der Geldpreis ihrer Kleidung, im Verhältnis zu ihrer Qualität, gegenwärtig etwas wohlfeiler sein, als er es in jenen alten Zeiten war. Der wirkliche Preis ist gewiß um ein gut Teil wohlfeiler. 10 d. galten damals für einen mäßigen und billigen Preis des Scheffels Weizen. 2 sh. waren also der Preis von 2 Scheffeln und etwa 2 Pecks Weizen, die gegenwärtig, der Scheffel zu 3½ sh. gerechnet, 8 sh. und 9 d. wert sein würden. Für eine Elle dieses Tuches muß der arme Dienstbote damals die Verfügung über eine ebenso große Quantität von Lebensmitteln hingegeben haben, als heute 8 sh. und 9 d. kaufen würden. Das ist aber noch dazu ein Aufwandsgesetz, das dem Luxus und der Verschwendung der Armen steuert. Ihre Kleidung ist daher für gewöhnlich noch weit kostspieliger gewesen.

Durch das nämliche Gesetz wurde derselben Volksklasse verboten, eine Fußbekleidung zu tragen, deren Preis 14 d. für das Paar, also etwa 28 d. unseres heutigen Geldes überstiege. Nun waren aber 14 d. damals der Preis von einem Scheffel und etwa 2 Pecks Weizen, der gegenwärtig, den Scheffel zu 3½ sh. gerechnet, 5 sh. und 3 d. machen würde. Wir würden das heute als einen sehr hohen Preis für ein Paar Strümpfe für einen Dienstboten der ärmsten und niedrigsten Klasse betrachten. Dennoch muß er damals so viel dafür bezahlt haben, als diesem Preise wirklich entsprach.

Zur Zeit Eduards IV. war das Strumpfstricken in Europa wahrscheinlich noch nirgends bekannt. Man machte die Fußbekleidung aus gemeinem Zeug, und das war wohl eine der Ursachen, warum sie so teuer waren. In England soll die erste Person, die gestrickte Strümpfe trug, die Königin Elisabeth gewesen sein. Sie erhielt sie von dem spanischen Gesandten zum Geschenk.

In der Manufaktur sowohl grober als feiner Wollen waren die verwendeten Werkzeuge damals weit unvollkommener als sie heute sind. Es sind ihr seitdem hauptsächlich drei Verbesserungen zuteil geworden, wozu man wahrscheinlich noch manche kleinere zu rechnen hat, deren Zahl oder Wichtigkeit sich schwer angeben läßt. Die drei hauptsächlichsten Verbesserungen sind: erstens die Vertauschung des Rockens und der Spindel mit dem Spinnrade, das bei gleicher Quantität Arbeit ein mehr als doppelt so großes Ergebnis liefert; zweitens, der Gebrauch einiger sehr sinnreicher Maschinen, die das Winden des Woll- und Kammwollgarns, oder die angemessene Zurichtung der Kette und des Einschlags, ehe sie auf den Stuhl kommen, noch mehr erleichterten und abkürzten; diese Operation mußte vor der Erfindung jener Maschine äußerst langwierig und mühsam gewesen sein; drittens die Anwendung der Walkmühle zur Verdichtung des Tuches statt des früher üblichen Tretens im Wasser. Wind- oder Wassermühlen irgendeiner Art waren vor dem Anfange des 16. Jahrhunderts weder in England bekannt, noch, so viel ich weiß, in dem Teil Europas nördlich der Alpen. Nach Italien waren sie etwas früher gekommen.

Die Betrachtung dieser Umstände macht es uns vielleicht einigermaßen deutlich, warum der wirkliche Preis der groben und feinen Manufakturwaren in jener alten Zeit so viel höher war als in der heutigen. Es kostete eine größere Menge Arbeit, die Güter auf den Markt zu bringen. Und darum mußten sie, einmal dahin gebracht, für den Preis einer größeren Menge gekauft werden.

Die grobe Manufaktur wurde in jenen alten Zeiten in England wahrscheinlich eben so betrieben, wie sie immer in Ländern betrieben wurde, wo die Künste und Manufakturen in den Kinderschuhen stecken. Sie war wahrscheinlich eine Hausmanufaktur, deren jeder einzelne Teil von allen Gliedern fast jeder abgesonderten Familie gelegentlich getrieben wurde; aber so, daß nur dann daran gearbeitet wurde, wenn sie weiter nichts zu tun hatten, und nicht als ihr Hauptgeschäft, aus dem irgendeiner den größten Teil seines Unterhalts bezog. Eine so gearbeitete Sache kommt, wie bereits bemerkt wurde, immer viel wohlfeiler auf den Markt, als eine, die die hauptsächlichste oder einzige Quelle des Lebensunterhalts für den Arbeiter ist. Andererseits wurde die feine Manufaktur zu jener Zeit nicht in England, sondern in dem reichen und handeltreibenden Lande Flandern betrieben, und wahrscheinlich wurde sie ebenso wie jetzt von Leuten getrieben, die davon ganz oder größtenteils ihren Unterhalt bezogen. Es war noch dazu eine fremde Manufaktur, und es lag eine Abgabe an den König darauf, wenigstens der alte Tonnen- und Pfundzoll. Diese Abgabe war wahrscheinlich nicht sehr groß. Die Politik Europas ging damals nicht darauf aus, durch hohe Abgaben die Einfuhr fremder Manufakturwaren zu beschränken, sondern sie vielmehr aufzumuntern, damit die Kaufleute imstande wären, die großen Herren mit den Genußmitteln und Luxusgegenständen, die sie brauchten, und die ihnen der Gewerbfleiß ihres eigenen Landes nicht schaffen konnte, so wohlfeil als möglich zu versorgen.

Die Beachtung dieser Umstände mag es uns vielleicht einigermaßen erklären, warum in jenen alten Zeiten der wirkliche Preis der groben Manufakturwaren im Verhältnis zu dem der feinen soviel niedriger war, als gegenwärtig.

Schluß des Kapitels.

Ich will dieses sehr lange Kapitel mit der Feststeilung schließen, daß jede Verbesserung der gesellschaftlichen Zustände mittelbar oder unmittelbar dahinführt, die wirkliche Grundrente zu erhöhen, den wirklichen Reichtum des Grundherrn, seine Macht, die Arbeit oder das Arbeitsprodukt anderer Leute zu kaufen, zu vergrößern.

Die Ausdehnung der Verbesserungen und der Kultur führt unmittelbar zu dieser Erhöhung. Der Anteil des Grundherrn an dem Produkte wächst notwendig mit der Zunahme des Produktes.

Das Steigen des wirklichen Preises von denjenigen Rohprodukten des Bodens, das zuerst die Wirkung einer ausgedehnten Verbesserung und Kultur, und später die Ursache ist, daß diese sich immer weiter ausdehnen, also z. B. das Steigen des Viehpreises, führt gleichfalls unmittelbar und in noch weit höherem Grade dahin, daß die Grundrente größer wird. Nicht nur der wirkliche Wert des Anteils, den der Grundherr erhält, d. h. seine wirkliche Verfügung über die Arbeit anderer Leute, steigt mit dem wirklichen Werte des Produktes, sondern es steigt zugleich auch das Verhältnis seines Anteils zu dem ganzen Produkte. Die Einheimsung dieses Produktes erfordert nach dem Steigen seines wirklichen Preises nicht mehr Arbeit als zuvor. Es ist daher schon ein kleinerer Teil davon hinreichend, das diese Arbeit beschäftigende Kapital mit dem üblichen Profit wiederzuerstatten. Daher muß ein größerer Teil dem Grundherrn zufallen.

Alle jene Verbesserungen in den Produktivkräften der Arbeit, die unmittelbar dahin streben, den wirklichen Preis der Manufakturwaren zu erniedrigen, streben mittelbar dahin, die wirkliche Grundrente zu erhöhen. Der Grundherr vertauscht denjenigen Teil seiner Rohprodukte, den er zu seiner eigenen Konsumtion nicht nötig hat, oder, was auf dasselbe herauskommt, den Preis dieses Teils gegen Manufakturerzeugnisse. Alles, was den wirklichen Preis der letzteren erniedrigt, erhöht den der ersteren. Eine gleiche Quantität der ersteren wird dadurch einer größeren Quantität der letzteren gleichwertig, und der Grundherr wird in den Stand gesetzt, eine größere Menge von Genußmitteln, Zierraten und Luxusgegenständen, die er zu haben wünscht, zu kaufen.

Jede Zunahme des wirklichen Reichtums der Gesellschaft, jede Zunahme der in ihr beschäftigten Menge nützlicher Arbeit führt mittelbar zur Erhöhung der wirklichen Grundrente. Ein gewisser Teil dieser Arbeit kommt natürlich dem Boden zugute. Bei seiner Kultur wird eine größere Zahl von Menschen und Vieh beschäftigt, das Produkt wächst mit dem so bei seiner Erzeugung beschäftigten größeren Kapital, und die Rente wächst mit dem Produkte.

Anderseits führen die entgegengesetzten Umstände, die Vernachlässigung der Verbesserung und Kultur, das Fallen des wirklichen Preises bei irgendeinem Teile des Rohproduktes des Bodens, das durch den Niedergang des Manufakturgewerbes und Gewerbfleißes verursachte Steigen des wirklichen Preises der Manufakturwaren, die Abnahme des wirklichen Reichtums der Gesellschaft dahin, die wirkliche Grundrente zu erniedrigen, den wirklichen Reichtum des Grundherrn zu verkleinern, seine Fähigkeit, die Arbeit oder das Arbeitsprodukt anderer Leute zu kaufen, zu verringern.

Das ganze jährliche Produkt des Bodens und der Arbeit jeglichen Landes, oder, was auf dasselbe herauskommt, der ganze Preis dieses jährlichen Produktes zerfällt, wie bereits gezeigt worden ist, naturgemäß in drei Teile: die Grundrente, den Arbeitslohn und die Kapitalprofite, und bildet ein Einkommen für drei verschiedene Volksklassen: die, welche von der Rente leben, die, welche vom Lohn leben, und die, welche vom Profit leben. Dies sind die drei großen, ursprünglichen Klassen, aus denen jede civilisirte Gesellschaft besteht, und von deren Einkommen schließlich das Einkommen jeder anderen Klasse herrührt.

Das Interesse der ersten dieser drei großen Klassen ist, wie aus dem eben Gesagten hervorgeht, mit dem allgemeinen Interesse der Gesellschaft eng und unzertrennlich verbunden. Was dem einen förderlich oder hinderlich ist, das ist notwendig auch dem anderen förderlich oder hinderlich. Wenn von seiten der Öffentlichkeit eine den Handel oder die Politik betreffende Maßnahme beraten wird, so können die Grundeigentümer sie hier niemals in der Absicht, das Interesse ihres eigenen, besonderen Standes dadurch zu fördern, irreführen wollen; wenigstens dann nicht, wenn sie auch nur eine leidliche Einsicht in dieses Interesse haben. Freilich sind sie auch mit Bezug auf diese leidliche Einsicht manchmal schlecht beraten. Sie sind der einzige Stand unter den dreien, dessen Einkommen ihnen weder Arbeit noch Sorge kostet, sondern sozusagen ganz von selbst und ohne irgendwelche Pläne und Entwürfe ihrerseits zu ihnen kommt. Diese Indolenz, die die natürliche Wirkung ihrer bequemen und sicheren Lage ist, macht sie allzuoft nicht nur unwissend, sondern auch unfähig, jene Anstrengung des Geistes auf sich zu nehmen, die notwendig ist, um die Folgen einer öffentlichen Maßnahme vorherzusehen und zu verstehen.

Das Interesse der zweiten Klasse, derjenigen, die vom Lohne lebt, ist ebenso eng mit dem Interesse der Gesellschaft verknüpft, als das der ersten. Der Lohn des Arbeiters ist, wie bereits gezeigt wurde, niemals so hoch, als wenn die Nachfrage nach Arbeit in stetem Zunehmen ist, oder die verwendete Quantität von Jahr zu Jahr ansehnlich wächst. Bleibt dieser wirkliche Reichtum der Gesellschaft stationär, so sinkt sein Lohn bald soweit, daß er ihn eben noch instand setzt, eine Familie durchzubringen oder das Arbeitergeschlecht fortzupflanzen. Gerät die Gesellschaft in Verfall, so sinkt der Lohn sogar noch tiefer. Die Klasse der Grundeigentümer mag vielleicht bei dem Gedeihen der Gesellschaft noch mehr gewinnen, als die der Arbeiter; aber keine Klasse leidet so schrecklich unter ihrem Verfall. Obgleich indes das Interesse des Arbeiters so eng mit dem der Gesellschaft verknüpft ist, so ist er doch unfähig, dieses Interesse zu begreifen oder dessen Zusammenhang mit dem seinigen zu verstehen. Seine Lebenslage läßt ihm keine Zeit, sich darüber gehörig zu unterrichten, und Erziehung und Gewohnheiten sind bei ihm gewöhnlich so, daß sie ihn ganz unfähig machen, sich ein Urteil zu bilden, selbst wenn er aufs beste unterrichtet wäre. Daher wird bei öffentlichen Beratungen auf seine Stimme nur wenig gehört und geachtet, außer in einigen bestimmten Fällen, wo seine Arbeitgeber nicht in seinem, sondern in ihrem eigenen besonderen Interesse sein Geschrei erregen, anfeuern und unterhalten.

Seine Arbeitgeber bilden die dritte Klasse, die derjenigen, welche vom Profit leben. Es ist das auf Profit angelegte Kapital, das den größten Teil der nützlichen Arbeit in jeder Gesellschaft in Gang bringt. Die Pläne und Entwürfe derer, welche Kapitalien anlegen, regeln und leiten die wichtigsten Verrichtungen der Arbeit, und Profit ist der bei allen diesen Plänen und Entwürfen beabsichtigte Zweck. Allein der Profitsatz steigt nicht, wie die Rente und der Arbeitslohn, mit dem Gedeihen der Gesellschaft, und sinkt nicht mit ihrem Verfall. Er ist im Gegenteil seiner Natur nach in reichen Ländern niedrig, und in armen hoch; und in Ländern, die am schnellsten ihrem Untergang entgegeneilen, ist er stets am höchsten. Darum hat das Interesse dieser dritten Klasse keinen solchen Zusammenhang mit dem allgemeinen Interesse der Gesellschaft, als das der beiden anderen. Kaufleute und Manufakturisten sind in dieser Klasse die beiden Volksgruppen, die gewöhnlich die größten Kapitalien anlegen, und sich durch ihren Reichtum den größten Anteil an der öffentlichen Achtung erwerben. Da sie sich ihr ganzes Leben lang mit Plänen und Entwürfen tragen, haben sie häufig mehr Verstandesschärfe als die meisten Landedelleute. Weil ihre Gedanken sich aber gewöhnlich mehr mit dem Interesse ihres eigenen, besonderen Geschäftszweiges beschäftigen, als mit dem der Gesellschaft, so kann man sich auf ihr Urteil, selbst wenn es mit der größten Aufrichtigkeit gegeben wird, (was nicht in allen Fällen geschehen ist), viel mehr in betreff des ersteren der beiden Gegenstände verlassen, als in betreff des letzteren. Ihre Überlegenheit über den Landedelmann besteht nicht so sehr in ihrer besseren Einsicht in die öffentlichen Interessen, als darin, daß sie ihre eigenen Interessen besser kennen, als jener die seinen. Durch diese überlegene Kenntnis ihres eigenen Interesses haben sie oft seine Großmut hintergangen und ihn überredet, sein eigenes und das Interesse der Allgemeinheit aufzugeben, aus dem einfältigen aber ehrenwerten Glauben heraus, daß ihr Interesse und nicht das seinige das der Allgemeinheit sei. Und doch ist das Interesse der Händler in jedem einzelnen Zweige des Handels und der Manufaktur stets in gewisser Hinsicht von dem allgemeinen Interesse verschieden und ihm sogar entgegengesetzt. Es liegt immer im Interesse der Händler, den Markt zu erweitern und die Konkurrenz zu verengen. Die Erweiterung des Marktes kann oft mit dem allgemeinen Interesse ganz im Einklang sein; aber die Verengung der Konkurrenz widerstreitet ihm immer, und kann nur dazu dienen, den Händlern dadurch, daß sie ihre Profite größer macht, als sie natürlicherweise wären, Gelegenheit zu geben, ihres eigenen Vorteils wegen ihren Mitbürgern eine alberne Abgabe aufzuladen. Auf einen Vorschlag zu einem neuen Gesetz oder einer neuen Vorschrift betreffend den Handel, die von dieser Klasse ausgeht, sollte man jederzeit nur mit der größten Vorsicht hören und sollte ihn niemals annehmen, bevor man ihn nicht nur mit der größten Gewissenhaftigkeit, sondern auch mit dem größten Argwohn lange und reiflich geprüft hätte. Denn er kommt von einer Klasse, deren Interesse niemals ganz mit dem allgemeinen zusammenfällt; die gewöhnlich ein Interesse hat, das Publikum zu täuschen und sogar zu unterdrücken, und die es demgemäß bei vielen Gelegenheiten getäuscht und auch unterdrückt hat.

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