Bibliothek:Stalin Werke, Band 1/Die Klasse der Proletarier und die Partei der Proletarier (Zu Punkt 1 des Parteistatuts)

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Die Klasse der Proletarier und die Partei der Proletarier (Zu Punkt 1 des Parteistatuts)
Written byJosef Stalin
First published1. Januar 1905
TypeArtikel ohne Unterschrift
Sourcehttps://web.archive.org/web/20070520111959/http://www.stalinwerke.de/band01/b01-010.html


Vorüber ist die Zeit, wo man forsch vom "einigen und unteilbaren Russland" sprach. Jetzt weiß auch ein Kind, dass es ein "einiges und unteilbares" Russland nicht gibt, dass es schon längst in zwei einander entgegengesetzte Klassen zerfallen ist: in Bourgeoisie und Proletariat. Jetzt ist es für niemand ein Geheimnis, dass der Kampf zwischen diesen beiden Klassen zu der Achse geworden ist, um die sich unser gegenwärtiges Leben bewegt.

Trotzdem war alles das bis heute schwer zu bemerken, und zwar deshalb, weil wir in der Kampfarena bis jetzt nur einzelne Gruppen gesehen haben, denn es kämpften nur einzelne Gruppen in einzelnen Städten und Winkeln, aber Proletariat und Bourgeoisie als Klassen waren nicht zu sehen, sie waren schwer zu bemerken. Nun aber haben sich die Städte und Gebiete vereinigt, die verschiedenen Gruppen des Proletariats haben einander die Hand gereicht, gemeinsame Streiks und Demonstrationen sind ausgebrochen, und vor uns hat sich das großartige Bild des Kampfes zwischen den beiden Russland eröffnet, dem bürgerlichen Russland und dem proletarischen Russland. In der Kampfarena sind zwei große Armeen angetreten: die Armee der Proletarier und die Armee der Bourgeois, und der Kampf zwischen diesen beiden Armeen hat unser ganzes gesellschaftliches Leben erfasst.

Da eine Armee ohne Führer nicht operieren kann und da jede Armee ihren Vortrupp hat, der ihr voranmarschiert und ihr den Weg beleuchtet, so ist es klar, dass zusammen mit diesen Armeen auch die entsprechenden Gruppen von Führern, die entsprechenden Parteien, wie man gewöhnlich sagt, auftreten mussten.

Demnach sieht das Bild folgendermaßen aus: auf der einen Seite die Armee der Bourgeois mit der Liberalen Partei an der Spitze, auf der anderen Seite die Armee der Proletarier mit der Sozialdemokratischen Partei an der Spitze, und jede Armee wird in ihrem Klassenkampf von ihrer eigenen Partei geleitet. (Wir sagen nichts von den anderen Parteien Russlands, da es bei der Klarstellung der von uns untersuchten Fragen durchaus nicht notwendig ist, von ihnen zu sprechen.)

Wir haben alles dies berührt, um die Partei der Proletarier mit der Klasse der Proletarier zu vergleichen und dadurch kurz das Gesamtgepräge der Partei klarzustellen.

Das Gesagte hat in genügendem Maße klargestellt, dass die Partei der Proletarier als eine Kampfgruppe von Führern erstens ihrer Mitgliederzahl nach viel kleiner sein muss als die Klasse der Proletarier; zweitens muss sie ihrem Klassenbewusstsein und ihren Erfahrungen nach höher stehen als die Klasse der Proletarier; und drittens muss sie eine geschlossene Organisation darstellen.

Das Gesagte bedarf unserer Meinung nach keiner Beweise, da es sich von selbst versteht, dass, solange die kapitalistische Ordnung existiert, die stets von Elend und Rückständigkeit der Volksmassen begleitet ist, das ganze Proletariat sich nicht bis zu dem wünschenswerten Klassenbewusstsein erheben kann, dass folglich eine Gruppe klassenbewusster Führer notwendig ist, die die Armee der Proletarier sozialistisch aufklärt, sie zusammenschließt und sie während des Kampfes leitet. Klar ist ferner auch, dass die Partei, die es sich zum Ziel gesteckt hat, das kämpfende Proletariat zu führen, keine zufällige Anhäufung von Einzelgängern darstellen darf, sondern eine geschlossene zentralisierte Organisation sein muss, damit ihre Arbeit nach einem einheitlichen Plan geleitet werden kann.

Das ist, kurz gesagt, das Gesamtgepräge unserer Partei.

Seien wir alles dessen eingedenk und gehen wir zu unserer Hauptfrage über: Wen können wir Parteimitglied nennen? Punkt 1 des Parteistatuts, zu dem dieser Artikel geschrieben wurde, betrifft eben diese Frage.

Betrachten wir also diese Frage.

Wen können wir also als Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands bezeichnen, d.h. welches sind die Pflichten eines Parteimitglieds?

Unsere Partei ist eine sozialdemokratische Partei. Das bedeutet, dass sie ihr eigenes Programm hat (nächste Ziele und Endziele der Bewegung), ihre eigene Taktik (Kampfmethoden) und ihr eigenes Organisationsprinzip (Form der Vereinigung). Die Einheit der programmatischen, taktischen und organisatorischen Ansichten ist der Boden, auf dem unsere Partei sich aufbaut. Nur die Einheit dieser Ansichten kann die Parteimitglieder zu einer zentralisierten Partei zusammenschließen. Zerfällt die Einheit der Ansicht, so zerfällt auch die Partei. Folglich kann als Parteimitglied nur derjenige bezeichnet werden, der das Parteiprogramm, die Taktik und das Organisationsprinzip der Partei restlos akzeptiert. Nur derjenige, der die programmatischen, taktischen und organisatorischen Ansichten unserer Partei genügend studiert und restlos akzeptiert hat, kann in den Reihen unserer Partei und zugleich damit auch in den Reihen der Führer der Armee der Proletarier stehen.

Genügt jedoch für ein Parteimitglied nur die Annahme des Parteiprogramms, der Taktik und der organisatorischen Ansichten? Kann man einen solchen Menschen als wirklichen Führer der Armee der Proletarier bezeichnen? Natürlich nicht! Erstens weiß jedermann, dass es auf der Welt nicht wenige Schwätzer gibt, die mit Vergnügen ein Parteiprogramm, eine Taktik und organisatorische Ansichten "akzeptieren", aber zu nichts anderem als Schwätzereien fähig sind. Es wäre eine Schändung des Allerheiligsten der Partei, einen solchen Schwätzer als Parteimitglied (d. h. als Führer der Armee der Proletarier) zu bezeichnen! Und außerdem ist ja unsere Partei keine philosophische Schule oder religiöse Sekte. Ist denn etwa unsere Partei nicht eine Partei des Kampfes? Und wenn dem so ist, ist es dann nicht von selbst klar, dass die platonische Annahme ihres Programms, ihrer Taktik und ihrer organisatorischen Ansichten unsere Partei nicht befriedigen wird, dass sie zweifellos von ihrem Mitglied die Verwirklichung der akzeptierten Ansichten verlangen wird? Wer also Mitglied unserer Partei sein will, darf sich nicht mit der Annahme der programmatischen, taktischen und organisatorischen Ansichten unserer Partei zufrieden geben, sondern muss darangehen, diese Ansichten zu verwirklichen, sie in die Tat umzusetzen.

Was aber heißt das für ein Parteimitglied, die Parteiansichten verwirklichen? Wann kann es diese Ansichten verwirklichen? Nur dann, wenn es kämpft, wenn es gemeinsam mit der ganzen Partei der Armee des Proletariats voranschreitet. Kann man vereinzelt, kann man getrennt kämpfen? Natürlich nicht! Im Gegenteil, zuerst vereinigen sich die Menschen, zuerst organisieren sie sich, und erst dann ziehen sie in den Kampf. Ohne das ist jeder Kampf fruchtlos. Es ist klar, dass auch die Parteimitglieder nur dann werden kämpfen und folglich die Parteiansichten verwirklichen können, wenn sie sich zu einer geschlossenen Organisation vereinigen. Klar ist ferner, je geschlossener die Organisation ist, in der sich die Parteimitglieder vereinigen, desto besser werden sie kämpfen, desto vollständiger werden sie folglich das Programm, die Taktik und die organisatorischen Ansichten der Partei verwirklichen. Nicht umsonst sagt man, dass unsere Partei eine Organisation von Führern, und nicht eine Anhäufung von Einzelgängern ist. Ist unsere Partei aber eine Organisation von Führern, so ist es klar, dass nur derjenige als Mitglied dieser Partei, dieser Organisation gelten kann, der in dieser Organisation arbeitet, der es folglich für seine Pflicht hält, seine Wünsche mit den Wünschen der Partei zu verschmelzen und gemeinsam mit der Partei zu handeln.

Also, um Mitglied der Partei zu sein, muss man das Programm, die Taktik und die organisatorischen Ansichten der Partei verwirklichen; um die Ansichten der Partei zu verwirklichen, muss man für diese Ansichten kämpfen; um für diese Ansichten zu kämpfen, muss man in der Parteiorganisation arbeiten und gemeinsam mit der Partei arbeiten. Es ist klar, dass für die Mitgliedschaft in der Partei der Eintritt in eine der Parteiorganisationen notwendig ist. (Wie jeder komplizierte Organismus aus einer zahllosen Menge einfachster Organismen besteht, so besteht auch unsere Partei als eine komplizierte und gemeinsame Organisation aus einer Vielheit von Gebiets- und Ortsorganisationen, die Parteiorganisationen genannt werden, wenn sie vom Parteitag oder vom Zentralkomitee bestätigt worden sind. Wie man sieht, werden nicht nur die Komitees als Parteiorganisation bezeichnet. Damit die Arbeit dieser Organisationen nach einem einheitlichen Plan gelenkt wird, gibt es das Zentralkomitee, vermittels dessen diese örtlichen Parteiorganisationen eine große zentralisierte Organisation bilden.) Erst dann, wenn wir in eine der Parteiorganisationen eintreten und somit unsere persönlichen Interessen mit den Interessen der Partei verschmelzen, erst dann können wir Parteimitglieder und zugleich damit auch richtige Führer der Armee der Proletarier werden.

Ist unsere Partei keine Anhäufung schwatzender Einzelgänger, sondern eine Organisation von Führern, die vermittels des Zentralkomitees die Armee der Proletarier würdig vorwärts führt, so ist alles oben Gesagte von selbst klar.

Es ist notwendig, noch folgendes zu bemerken.

Bis zum heutigen Tage ähnelte unsere Partei einer gastfreundlichen patriarchalischen Familie, die bereit war, alle Sympathisierenden aufzunehmen. Nachdem unsere Partei aber zu einer zentralisierten Organisation geworden ist, hat sie das patriarchalische Gepräge abgestreift und ist restlos einer Festung gleich geworden, deren Tore sich nur Würdigen öffnen. Das aber ist für uns von großer Bedeutung. In einer Zeit, wo die Selbstherrschaft sich bemüht, das Klassenbewusstsein des Proletariats durch "Tradeunionismus", Nationalismus, Klerikalismus usw. zu zersetzen, während anderseits die liberale Intelligenz hartnäckig bestrebt ist, die politische Selbständigkeit des Proletariats zu ertöten und die Vormundschaft über das Proletariat zu erlangen, in einer solchen Zeit müssen wir äußerst wachsam sein und dürfen nicht vergessen, dass unsere Partei eine Festung ist, deren Tore sich nur Erprobten öffnen.

Wir haben zwei notwendige Bedingungen (Anerkennung des Programms und Arbeit in einer Parteiorganisation) für die Mitgliedschaft in der Partei klargestellt. Fügen wir noch die dritte Bedingung hinzu, die das Parteimitglied verpflichtet, sie materiell zu unterstützen, so haben wir alle diejenigen Bedingungen, die das Recht geben, sich Parteimitglied zu nennen.

Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands kann sich also nennen, wer das Programm dieser Partei anerkennt, die Partei materiell unterstützt und sich an einer der Parteiorganisationen beteiligt.

Das ist die Formulierung von Punkt 1 des Parteistatuts, wie Genosse Lenin sie gegeben hat. (Lenin ist ein hervorragender Theoretiker und Praktiker der revolutionären Sozialdemokraten.)

Diese Formulierung ergibt sich, wie man sieht, völlig aus der Ansicht, der zufolge unsere Partei eine zentralisierte Organisation und nicht eine Anhäufung von Einzelgängern ist.

Darin liegt der größte Vorzug dieser Formulierung.

Nun aber haben sich einige Genossen gefunden, die die Leninsche Formulierung als "zu eng" und "unbequem" verwerfen und ihre eigene Formulierung vorschlagen, die, sollte man meinen, weder "eng" noch "unbequem" sein wird. Wir sprechen von der Formulierung Martows (Martow ist einer der Redakteure der "Iskra".), zu deren Analyse wir jetzt übergehen.

Martows Formulierung zufolge "gilt als Mitglied der SDAPR jeder, der ihr Programm anerkennt, die Partei mit materiellen Mitteln unterstützt und ihr regelmäßig unter der Leitung einer ihrer Organisationen persönlichen Beistand leistet". Wie man sieht, ist in dieser Formulierung die dritte notwendige Bedingung der Mitgliedschaft in der Partei ausgelassen, der zufolge, die Mitglieder der Partei verpflichtet sind, sich an einer der Parteiorganisationen zu beteiligen. Martow hat diese bestimmte und notwendige Bedingung, wie sich herausstellt, für überflüssig befunden und an ihrer Stelle in seine Formulierung den schleierhaften und fragwürdigen "persönlichen Beistand unter der Leitung einer der Parteiorganisationen" hineingebracht. Es ergibt sich, dass, man Mitglied der Partei sein kann, ohne irgendeiner Parteiorganisation anzugehören (das wäre eine "Partei"!) und ohne sich für verpflichtet zu halten, sich dem Willen der Partei zu unterwerfen (das wäre eine "Parteidisziplin"!)! Wie kann aber die Partei "regelmäßig" diejenigen Personen leiten, die keiner einzigen Parteiorganisation angehören und die sich folglich nicht für unbedingt verpflichtet halten, sich der Parteidisziplin zu fügen?

Das ist die Frage, an der die von Martow gegebene Formulierung von Punkt 1 des Parteistatuts zerschellt, und die meisterhaft gelöst worden ist in der Formulierung Lenins, da sie die Beteiligung an einer der Parteiorganisationen entschieden als die dritte und notwendige Bedingung für die Mitgliedschaft in der Partei anerkennt.

Wir brauchen bloß aus der Formulierung Martows seinen schleierhaften und jedes Sinnes baren "persönlichen Beistand unter der Leitung einer der Parteiorganisationen" hinauszuwerfen. Ohne diese Bedingung bleiben in Martows Formulierung nur zwei Bedingungen übrig (Annahme des Programms und materielle Unterstützung), die an sich keinerlei Wert haben, da jeder Schwätzer das Parteiprogramm "anerkennen" und der Partei materiellen Beistand leisten kann, was ihm durchaus nicht das Recht gibt, Parteimitglied zu sein.

Da habt ihr die "bequeme" Formulierung!

Wir sagen, dass wirkliche Parteimitglieder sich auf keinen Fall allein mit der Annahme des Parteiprogramms zufrieden geben dürfen, dass sie unbedingt bemüht sein müssen, das angenommene Programm zu verwirklichen. Martow antwortet: Ihr verfahrt äußerst streng, da für ein Parteimitglied die Verwirklichung des angenommenen Programms nicht gerade so notwendig ist, wenn es der Partei den materiellen Beistand und dergleichen nicht versagt. Martow bedauert gleichsam gewisse "sozialdemokratische" Schwätzer und will ihnen die Türen zur Partei nicht verschließen.

Wir sagen weiter: Da es zur Verwirklichung des Programms des Kampf es und zum Kampf der Vereinigung bedarf, so ist es Pflicht des künftigen Parteimitglieds, einer der Organisationen beizutreten, seine Wünsche mit den Wünschen der Partei zu verschmelzen und gemeinsam mit der Partei die Kampfarmee der Proletarier zu führen, d.h. sich in wohlgegliederten Abteilungen der zentralisierten Partei zu organisieren. Martow antwortet: Für Parteimitglieder ist es nicht gerade so notwendig, sich in wohlgegliederten Abteilungen zu organisieren, sich zu Organisationen zu vereinigen, man kann auch mit dem Einzelkampf auskommen.

Was ist nun also unsere Partei? fragen wir. Eine zufällige Anhäufung von Einzelgängern oder eine geschlossene Organisation von Führern? Und wenn sie eine Organisation von Führern ist, kann dann als Mitglied dieser Organisation derjenige gelten, der ihr nicht angehört, der es also nicht für seine unerlässliche Pflicht hält, sich ihrer Disziplin zu fügen? Martow antwortet, dass die Partei keine Organisation ist, oder richtiger, dass die Partei eine unorganisierte Organisation ist (da habt ihr den "Zentralismus"!).

Offenbar ist unsere Partei Martows Ansicht nach keine zentralisierte Organisation, sondern eine Anhäufung örtlicher Organisationen und "sozialdemokratischer" Einzelgänger, die unser Parteiprogramm usw. akzeptiert haben. Wenn aber unsere Partei keine zentralisierte Organisation ist, so wird sie keine Festung darstellen, deren Tore sich nur Erprobten öffnen. In der Tat, für Martow ist die Partei, wie man aus seiner Formulierung ersieht, keine Festung, sondern ein Bankett, zu dem jeder Sympathisierende freien Zutritt hat. Ein wenig Kenntnisse, ebensoviel Sympathie, etwas materielle Unterstützung und die Sache ist in Ordnung, ihr habt das volle Recht, als Parteimitglied zu zählen. Hört nicht, ermuntert Martow die erschrockenen "Parteimitglieder", hört nicht auf einige Leute, nach deren Meinung ein Parteimitglied verpflichtet sei, einer der Parteiorganisationen beizutreten und somit seine Wünsche den Wünschen der Partei unterzuordnen. Erstens falle es einem Menschen schwer, sich mit diesen Bedingungen einverstanden zu erklären, ist es doch kein Spaß, seine Wünsche den Wünschen der Partei unterzuordnen! Zweitens aber habe ich schon in meiner Erläuterung bemerkt, dass die Meinung dieser gewissen Leute irrig ist. Also bitte sehr, meine Herrschaften, hereinspaziert - zum Bankett!

Es ist Martow gleichsam leid um gewisse Professoren und Gymnasiasten, die sich nicht entschließen können, ihre Wünsche den Wünschen der Partei unterzuordnen, und er schlägt damit eine Bresche in die Festung unserer Partei, durch die sich diese verehrten Herrschaften in unsere Partei einschleichen können. Er öffnet die Türen dem Opportunismus, und das zu einer Zeit, wo Tausende von Feinden das Klassenbewusstsein des Proletariats bedrängen.

Aber nicht genug damit. Die Sache ist die, dass durch Martows zweifelhafte Formulierung der Opportunismus in unserer Partei auch von einer anderen Seite her möglich wird.

In Martows Formulierung ist, wie wir wissen, nur von der Annahme des Programms die Rede, von der Taktik und der Organisation aber kein Wort, während für die Einheit der Partei die Einheit der organisatorischen und taktischen Ansichten in demselben Maße notwendig ist wie die Einheit ihrer programmatischen Ansichten. Man wird uns sagen, auch in der Formulierung des Genossen Lenin werde hiervon nicht gesprochen. Richtig! Aber in der Formulierung des Genossen Lenin ist es ja auch nicht notwendig, darüber zu sprechen! Ist es nicht von selbst klar, dass derjenige, der in einer der Parteiorganisationen arbeitet, also auch gemeinsam mit der Partei kämpft und sich der Parteidisziplin fügt, keiner anderen Taktik und keinen anderen Organisationsprinzipien folgen kann als der Taktik der Partei und den Organisationsprinzipien der Partei? Was aber werdet ihr von einem "Parteimitglied" sagen, das das Parteiprogramm akzeptiert hat, jedoch keiner Parteiorganisation angehört? Welche Garantie ist gegeben, dass dieses "Mitglied" die Taktik und die organisatorischen Ansichten der Partei vertreten wird, und keine anderen?! Das ist es, was uns Martows Formulierung nicht erklären kann! Martows Formulierung muss die Folge haben, dass uns eine seltsame "Partei" in den Händen bleibt, deren "Mitglieder" das gleiche Programm haben (das ist noch eine Frage!), während ihre taktischen und organisatorischen Ansichten verschieden sind! Eine ideale Vielfältigkeit! Wodurch wird sich dann unsere Partei von einem Bankett unterscheiden?

Nur nach einem muss man fragen: Wohin soll man jenen ideologischen und praktischen Zentralismus werfen, den uns der II. Parteitag zum Gebot gemacht hat und dem Martows Formulierung grundlegend widerspricht? Zweifellos würde es, wenn es zur Wahl kommt, richtiger sein, Martows Formulierung hinauszuwerfen.

Eine solche absurde Formulierung tischt Martow uns als Gegengewicht gegen die Formulierung des Genossen Lenin auf!

Für ein Resultat ungenügender Elberlegung halten wir den Beschluss des II. Parteitags, der (der Parteitag) Martows Formulierung angenommen hat, und sprechen die Hoffnung aus, dass der III. Parteitag den Fehler des II. zweifellos korrigieren und die Formulierung des Genossen Lenin annehmen wird.

Wiederholen wir kurz das Gesagte. In der Kampfarena ist die Armee der Proletarier aufmarschiert. Bedarf jede Armee ihres Vortrupps, so musste auch diese Armee eines solchen Vortrupps bedürfen. So entstand eine Gruppe proletarischer Führer - die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Russlands. Als der Vortrupp einer bestimmten Armee muss diese Partei erstens mit einem eigenen Programm, einer eigenen Taktik und eigenen Organisationsprinzipien gewappnet sein, und zweitens muss sie eine geschlossene Organisation darstellen. Fragen wir, wen wir als Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands bezeichnen sollen, so kann diese Partei nur eine Antwort geben: denjenigen, der das Parteiprogramm anerkennt, die Partei materiell unterstützt und in einer der Parteiorganisationen arbeitet.

Ebendieser offenkundigen Wahrheit hat Genosse Lenin in seiner vortrefflichen Formulierung Ausdruck gegeben.